Biss des Zaumzeuges aufgerissen und blutig. Es waren Tiere, die erbarmungslos gehetzt worden waren, Stunden und vielleicht Tage, ohne mehr als die allernotwendigsten Pausen und vielleicht nicht einmal diese. Der Mann an der Spitze der Gruppe zügelte plötzlich sein Pferd, hob die Hand und stieß einen kurzen, kehligen Laut aus. Nacheinander brachten die Reiter ihre Tiere zum Stehen und formierten sich zu einem lockeren Halbkreis um ihren Anführer. Die Pferde stampften unruhig; ein paar versuchten auszubrechen und zum Fluss zu laufen, um zu trinken, aber ihre Reiter hielten sie mit starker Hand zurück.»wir rasten hier«, befahl der Anführer.»Die Tiere brauchen eine Pause.«Der Mann unterschied sich äußerlich kaum von seinen Begleitern. Seine Kleidung war einfach wie
die ihre und ebenso abgerissen, seine Waffen zerschrammt und blind von Schmutz, der im Laufe vieler Wochen darauf eingetrocknet war, und auch in Wuchs und Statur kamen ihm die meisten seiner Begleiter gleich oder übertrafen ihn sogar. Das einzig Auffallende an ihm waren Helm und Schild beide waren schwarz wie seine übrige Kleidung und nicht nach Gesichtspunkten der Schönheit, sondern einzig der Zweckmäßigkeit gewählt. Der Helm war wuchtig, gekrönt von zwei mächtigen, aus schwarzem Eisen gehämmerten Adlerschwingen und schien fast zu groß für das kantige, von tief eingegrabenen Linien durchzogene und von einem sorgsam gestutzten Vollbart beherrschte Gesicht, sein Schild war rund, wie der Helm eine Spur zu groß und von zahllosen Scharten und Schrammen bedeckt;
ein Teil seiner metallverstärkten Rundung war herausgebrochen und bewies, dass er seinem Besitzer nicht allein zur Zierde diente. Er trug die Tracht seiner Heimat, die Kleidung und die Waffen eines Nordmannes wie immer, wenn er nicht im Auftrag des Königs unterwegs war: Wams, Waffengurt und Rock aus grobem, aber wärmendem Stoff, alles in tiefem Schwarz gehalten und bar jedes unnützen Zierates, dazu Handschuhe und Stiefel aus Leder, das mit schmalen Streifen ebenfalls geschwärzten Eisens verstärkt war. Um seine Schultern lag ein knöchellanger, schmuckloser Umhang, als einziges Teil seiner Kleidung nicht schwarz, sondern rot, wenn auch von einem so tiefen, düsteren Rot, dass er beinahe schon wieder schwarz wirkte. Nein äußerlich unterschied sich Hagen
von Tronje nicht von seinen Begleitern. Inmitten der hochgewachsenen, muskulösen Gestalten wirkte er im Gegenteil eher klein, nahezu unscheinbar, zum Mindesten unauffällig. Und trotzdem hätte jeder in diesem Mann den Führer der kleinen Truppe erkannt. Es war etwas in seiner Stimme, in seiner Art, sich zu bewegen, und vor allem im Blick seiner grauen, düsteren Augen, das ihn zum Führer machte.»so dicht vor dem Ziel, Herr?«, wandte ein braungesichtiger, kleinwüchsiger Mann in der einfachen Kleidung eines Knechtes ein.»es ist nicht mehr weit nach Worms. Wir könnten bis zur Mittagsstunde dort sein.trotzdem.«hagen stieg mit müden, schwerfälligen Bewegungen aus dem Sattel und hielt sich für die Dauer eines Herzschlages am Sattelrand fest, als wäre er
nicht mehr imstande, aus eigener Kraft auf den Beinen zu stehen. Er atmete hörbar ein.»oder vielleicht gerade deshalb. Es geziemt sich nicht für Männer wie uns, abgerissen wie die Bettler nach Hause zu kommen.«grimward, der kleinwüchsige Langobarde, mit dem er geredet hatte, lächelte dünn, wie immer, wenn er und Hagen verschiedener Meinung waren (und mit einem Anflug jenes trotzigen Spottes, den nur Leibeigene oder Sklaven ihren Herren gegenüber aufzubringen und zu verstehen imstande waren) schwang sich aber dann mit einem gehorsamen Nicken aus dem Sattel und ließ sich ohne Umschweife in den feuchten Sand sinken. Das Pferd schnaubte erleichtert, als es endlich von der Last seines Reiters befreit war, scharrte mit den Vorderhufen im Sand und lief ein paar Schritte, ehe es an den