1 Ausgangssituation zur Kaisererhebung - Situation im Frankenreich und Byzanz (byzant. Kaiser als Vater der Familie der Könige ) - Einhardzitat wollte Karl Kaiser werden? - Mythos Karl Idealkaiser (langer weißer Bart, starker fester Blick) Leben und Kaisererhebung Vorbildcharakter exakte Untersuchung der Vorgänge von Nöten (Investiturstreit) Quellenüberblick - Reichsannalen - Lorscher Annalen - Liber Pontificalis - Paderborner Epos zeitgenössische Quelle (noch kein Gedenken an Tod Liutgards 4.6.800, Karl nur rex, nicht imperator, kein Ergebnis der Reise bekannt), Dichter war Mitglied am Hofe (gute Kenntnisse des politischen Klimas) Gründe - angebliche Vakanz im Osten 797 Irene stürzt ihren Sohn und wird Kaiserin Lorscher Annalen: Weiberkaisertum = Vakanz - Machtfülle Karls Lorscher Annalen: Rom und die übrigen sedes imperii in Hand Karls Frankenreich durch Eroberungen vergleichbar mit Byzanz und Kalifat von Bagdad - nomen-res Problematik Vorstellung der Sache müsse mit Titel übereinstimmen ordo-gedanke (vgl. Königserhebung Pippins) - Jurisdiktion Karls in Rom nur Kaiser kann Kapitalverbrechen ahnden Aburteilung der Oppositionellen als erste Amtshandlung
2 Skizzieren Sie die Vorgeschichte (799-800) - 25.4.799 Überfall und Mißhandlung Papstes Leo III. in Rom wegen Simonievorwürfen (berechtigt) Römer reißen ihn während Prozession vom Pferd, versuchen ihn zu blenden und Zunge herauszureißen, ins Kloster gesperrt (kann fliehen) Abhängigkeit des Papstes vom fränk. König (hält Schicksal des Papsttums in Händen) - Flucht nach Paderborn (Juli Okt.) Beschluss über Vorgehensweise (Kaisertum?) König tritt Papst im Kriese seiner gerade siegreichen Krieger entgegen aber auch Gesandte der Ankläger in Paderborn Leo III. = Bittsteller, Gast, Angeklagter - 23.11.800 Karl kommt nach Rom (Empfang mit kaiserlichen Ehren) Empfang des Papstes 12 Meilen vor der Stadt (Kaiser wurden 6 Meilen vorher empfangen) Prozession zu Pferde durch Rom - 23.12.800 Reinigungseid Leos III. Problematik der Jurisdiktion Karls über den Papst aus dem Weg geräumt Reinigungseid nichts neues (Classen) + Ankläger wagen es nicht mehr aufzutreten - 24.12.800 Kaisererhebung (Krönung, Akklamation, Laudes) - Karl bleibt in Rom Verurteilung der Verschwörer (und Begnadigung auf Fürsprache des Papstes empfängt Gesandtschaften fremder Völker Gesandte des Kalifen Harun al-rashid aus Bagdad (waren mit 797 aufgebrochenen fränk. Gesandten zurückgekehrt), wahrscheinlich Schutz der Pilger als Ziel
3 Beschreiben und beurteilen Sie den Erhebungsakt Zeremonie in der Kirche des St.Peter - besonderer Anlaß wird durch Kirche unterstrichen - Krönung in Meßgottesdienst eingereiht Krönung durch Leo III. - Krönung erstmals 781 belegt (Ludwig und Pippin werden Unterkönige ) - erscheint durch Zeitpunkt als Auslöser für Akklamation und somit als rechtl. konstitutiver Akt - mindestens eine Betonung des Papstes bei der Kaisererhebung Salbung (?) - nur Theophanes (byzant. Bericht) berichtet davon (eher ironisch gemeint von Kopf bis zu den Füßen ) - unklar ob Salbung stattgefunden hat ist aber wiederholbar (Salbungen: 754, 768, 771) - Salbung der Kinder Karls zu Königen Akklamation durch die Römer - im byzantinischen Vorbild war sie das entscheidende vor der Krönung und außerhalb des Gottesdienstes (im Hippodrom) - in der hiesigen Reihenfolge erscheint sie als Anhängsel oder höchstens als Bestätigung der päpstlichen Krönung Laudes - kamen sicher nicht spontan (müssen eingeübt werden) - geplante Kaisererhebung
4 Problematisieren Sie das Einhardzitat ( Kaiser wider Willen ) Mögliche Gründe für Zitat Einhards - zunächst so zu wider Topos, nachweisbar für viele röm. Kaisererhebungen - Absicht des Papstes Formulierung des Titels, Reihenfolge der Handlungen, Ärger über polit. Konsequenzen - Tugend Karls, der Haß Byzanz erträgt, obwohl er selber angeblich kein Kaiser werden wollte (Beumann) Beispiele die für Kaisergedanken sprechen - Patricius-Titel Karl bekundet, dass er am kaiserl. Zeremoniell zu partizipieren gedenkt (Schneider) Hadrian I. hört 871 auf nach Regierungsjahre der oströmischer Kaiser zu datieren, Leo III. schickt nach seiner Wahl Schlüssel zum Petrusgrab und Banner der Stadt Rom an Karl Wiederherstellung des weströmischen Reiches verlockend für Papsttum (benötigt starken Rückhalt einer weltlichen Macht, um universalkirchl. Anspruch durchzusetzen) - Christianisierung und Herrschaftsgebiet Reich in Kriegen gegen Sachsen, Awaren, Sarazenen stark vergrößert (und auch Einfluss des Papstes), herrscht unangefochten über Italien, Gallien, Germanien - Alkuin Briefe imperium Christianum, stellt Königswürde Karls über den Papst und Kaisertum Byzanz (Ideal = alttestamentarisches Königtum) - Paderborner Epos Darstellung Karls als Kaiser (nur Titel fehlt noch), Leuchtturm, Spitze Europas, Höchster der Könige, augustus, Roma secunda - Selbstdarstellung Karls nach 800 Münzen - Kaisertitel
5 Beurteilen Sie die Folgen der Begründung des neuen Kaisertums im Westen Bedeutung des Kaisertums für Franken - Kaisertitel Karl, von Gott gekrönter allergnädigster und erhabener, großer und friedbringender Kaiser, der das römische Reich regiert, und auch durch die Gnade Gottes König der Franken und Langobarden (imperator Romanum gubernans imperium) Königstitel beibehalten Hinweis auf Grundlage seiner Macht, als germanischer Stammeskönig (Franken und Langobarden als Reichsvolk) coronatus dei gratia Papst wird umgangen (Versuch seine Rolle als Kaisermacher nichtig zu machen, Classen) Papsttum und Kaisertum - Karl sieht sich höherstehender als Papst Franken hatten Papsttum stets beschützt und gerettet (v.a. 800) 797 Brief Karls an Leo III. (von Alkuin verfasst) Karl als Schutzherr + Papst unterstützt durch Gebete (wie Moses) - Aachener Kaiseridee seit 808 Hauptresidenz, Ludwig d. Fromme in Aachen gekrönt (Akklamation durch Heer und geistl. Würdenträger (nicht Volk von Rom und Papst!) neue Tradition sollte begründet werden mit Aachen als Ort der Krönung, Sitz der Herrschaft und Grabmal - Papst sieht sich gleichwertig Mosaik Leos III. im Triklinium des Lateranpalastes Apsis: Christus sendet Apostel, links: Christus gibt kniendem Petrus (?) oder Sylvester I. pallium + kniendem Konstantin labarum, rechts: Leo pallium Karl vexillium Karl hat Stelle Konstantins eingenommen endgültige Trennung von Byzanz und Hinwendung zu den Franken (gleichrangig!) - Kaiererhebung als Prestigegew. Leos geschickte Variat. der byz. Kaiserkr. macht ihn zum Kaisermacher Datierung nach Kaiserjahren Karls und Münzen mit Papst auf der einen und Karl auf der anderen Seite
6 Beurteilen Sie die Folgen der Begründung des neuen Kaisertums im Westen (II) Zweikaiserproblem - Byzanz erkennt Karl nicht an (ein Papst, ein Kaiser + Römisches Reich ohne Rom absurd) Karl erkennt Ostrom grundsätzlich an und bemüht sich um eigene Anerkennung Leo III. als Kaisermacher inakzeptabel als einfacher Bischof Untertan des ostr. Kaisers - Gerücht von Heiratsplänen mit Irene (797-802) (Theophanes) vom Papst eingefädelt? wohl nur byzantinischer Hofklatsch, da fränk. Quellen nichts berichten - Nikephorus (802-811) Abbruch diplom. Bez. zum Frankenreich militär. Auseinandersetzungen wegen Venetien, Dalmatien, Istrien verlaufen ergebnislos Nikephorus fällt 26.7.811 im Bulgarienkrieg (Gegner mach aus Schädel Trinkgefäß) gesamtes oströmisches Heer vernichtet + Nachfolger muss Frieden suchen - 812 Michael I. erkennt Karl als Kaiser an, der auf Venetien/Dalmatien verzichtet byzant. Gesandte in Aachen übernehmen Vertragsurkunde und erweisen Karl kaiserl. Ehren Osttitel: Basileus Romaion Folgen - Vereidigung des Volkes auf nomen Caesaris unklare Ausführung - Trotz weniger weiterer Feldzüge (gegen Sachsen) betonte Innenpolitik Höhepunkt der Kapitulariengesetzgebung 813 5 Synoden nach Aachen - Folgen für europäische Geschichte Trennung vom Osten Höhepunkt der Einheit des größten Teils Europas Kulturraum - Folgen für dt. Geschichte Otto I. erster dt. Kaiser + feste Bindung an Italien Ficker/Sybel Kontroverse pro und contra Romzüge für die dt. Geschichte
7 Skizzieren Sie das Leben an Karls Hof - Aachener Hof = Eldorado der freien Liebe Karl verweigert seinen eigenen freien Lebensstil auch nicht seinen Töchtern (Ludwig d. F. musste kräftig aufräumen, um Sittenverfall zu bereinigen) (Schulze) - Karls Beziehung zu Frauen verehrt seine Mutter Bertha, gutes Verhältnis zu seiner Schwester Himiltrud (alamannisches Mädchen) in Jugendjahren 770/71 kurze Ehe mit Tochter von Desiderius (verstößt sie nach einem Jahr) 771-783 13jährige Schwäbin Hildegard stirbt nach 9 Schwangersch. mit 25 Jahren 784-794 ostfränkische Fastrada nach nicht einmal einem Trauerjahr geheiratet kränklich, herrschsüchtig und grausam, in Abwesenheit Karls eigene polit. Rolle 794-800 Schwäbin Luitgard (wohl vorher schon Geliebte) nach ihrem Tod heiratet 60jährige Karl nicht mehr hat aber 3 Beischläferinnen Karl war 5Mal verheiratet, verstieß zwei seiner Frauen, lebte zeitweilig mit einigen Nebenfrauen in eheähnlichen Beziehungen zusammen - liebt seine Kinder zärtlich - Töchter haben einige Liebschaften mit Großen des Hofes - Alkuin warnt scherzhaft seine an Hof gekommenen Zöglinge vor gekrönten Tauben, die Gemächer des Palastes flattern, auch Einhard erwähnt Lebenswandel zwischen den Zeilen - Rolle der Frau sicher nicht reine Objekte Bertha spielt große polit. Rolle während Lebzeiten ihres Mannes, danach Einfluss auf Reichspolitik, erst durch Sohn Karl zurückgedrängt Karls Frauen und Töchter polit. keine Bedeutung, treten aber auf Festen und Gesprächszirkeln in Erscheinung