Schulentwicklung ist Stadtteilentwicklung

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Transkript:

Schulentwicklung ist Stadtteilentwicklung

Senatorin Renate Jürgens-Pieper im Interview mit Reporterinnen der Grundschule Robinsbalje zur Eröffnung des Quartiersbildungszentrums Liebe Leserinnen und Leser, Schulentwicklung ist Stadtteilentwicklung der Titel der vorliegenden Informationsbroschüre soll darauf hinweisen, dass Schulen mehr bieten als Unterrichtsräume. Eine gute Schule ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche lernen, forschen, experimentieren, entspannen, Sport treiben, spielen, sich musisch und künstlerisch betätigen, praktische Arbeiten erlernen, die höchstmöglichen Schulabschlüsse erreichen können und gut auf das spätere Leben vorbereitet werden. Eine Schule im Stadtteil ist aber auch noch mehr: Sie ist ein Anziehungspunkt und ein Ort der Beteiligung für Bewohnerinnen und Bewohner, Nachbarinnen und Nachbarn. Beispiele gibt es viele: Eltern engagieren sich in Vereinen, die Schulen unterstützen und fördern. Andere betreiben Schulkioske oder kochen in Mensen. Menschen aus dem Quartier bringen spezielle Fähigkeiten in Nachmittagsangebote der Ganztagsschulen oder in Arbeitsgemeinschaften ein. Da bietet ein Vater in der Grundschule eine Computer-AG an, Mütter mit Migrationshintergrund bestücken das Büfett beim Schulfest mit Leckereien aus fernen Ländern. Auch Sportangebote von Vereinen bereichern das Schulleben. Auf Turnieren und Sportfesten wird der Nachwuchs gesichtet. Werder Bremen engagiert sich in Kooperationen mit Schulen. Da trainieren Jungen und Mädchen die Ballbeherrschung. Nicht zu vergessen all die Seniorinnen und Senioren, die auf Freiwilligenbasis als Lese- und Mathehelfer an unseren Schulen in den Stadtteilen unterwegs sind. Die musischen und künstlerischen Angebote in den Schulen zeigen Außenwirkung. Schulorchester, Theateraufführungen, Ausstellungen, Tanzaufführungen und Auftritte von Chören finden viel Publikum. Die jungen Akteure sind stolz und ihre Eltern erst recht. Schülerinnen und Schüler unserer Werkschulen, einem Bildungsgang, den ich 2009 eingeführt habe, produzieren schöne Produkte vom Stehpult bis zum Gartenschmuck aus Metall. Sie beköstigen auch mal die ganze Nachbarschaft und laden zum Adventsstollen in die Schule ein oder servieren Fingerfood beim Bürgerfest. Schulen bieten Räume, die Bürger im Stadtteil mitnutzen können. Sportvereine freuen sich über unsere sanierten Hallen, die Volkshochschule nutzt Unterrichtsräume in den Abendstunden für Kurse. Eltern treffen sich in den Schulen und lernen Deutsch. Schulhöfe sind auch nach Schulschluss zum Spielen geöffnet. Mit dieser Broschüre möchte ich Sie darüber informieren, was der Senat in den vergangenen vier Jahren in den Stadtteilen für die Schulentwicklung durch Baumaßnahmen auf den Weg gebracht hat. Es wurden Mensen gebaut und saniert, Freizeiträume für Ganztags schulen gestaltet und viele Fassaden und Fenster erneuert, um die Energiebilanz zu verbessern. Ein Höhepunkt war Ende 2010 die Eröffnung des ersten Quartiersbildungszentrums in Huchting. Zwei weitere sind in Osterholz und Gröpelingen im Entstehen. Dass wir mehr als 200 Millionen Euro für Sanierungen und Bauvorhaben einsetzen konnten, verdanken wir nicht nur den Mitteln aus dem Gebäudesanierungsprogramm der Senatorin für Finanzen und unseren eigenen Mitteln als Bildungsbehörde, sondern auch dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung. In nebenstehender Spalte fi nden Sie eine genaue Liste, welches Geld aus welchem Topf kam und wie viel wir insgesamt einsetzen konnten. Darüber hinaus sind 4,6 Millionen Euro in die Ausstattung der Schulen gegangen vor allem in naturwissenschaftliche Sammlungen, Turnhallen, Werkschulen und Computer-Beschaffung. Außerdem wollen wir mit der vorliegenden Broschüre zeigen, was sich im Inneren der Schulen verändert hat. Die Bremische Bürgerschaft hat mit dem neuen Schulgesetz 2009 eine tiefgreifende Schulreform auf den Weg gebracht. Die Reform hat inzwischen Fahrt aufgenommen. Menschen, die sich an den Schulen einsetzen von der Schulleiterin über die Sprachberaterin bis zum Mensabetreiber berichten von den Veränderungen. Sie erzählen in Interviews, wie sie sich engagieren, was sie erreicht haben und was sie noch bewegen wollen. Alle gemeinsam, für eine gute Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen in jedem Stadtteil. Schulentwicklung ist Stadtteilentwicklung. Ich wünsche Ihnen beim Anschauen und Lesen viel Freude. Ihre Renate Jürgens-Pieper Schülerinnen empfangen Senatorin Renate Jürgens-Pieper zur Eröffnung der neuen Freizeiträume für den Ganztagsunterricht im Alten Gymnasium Die Stadtgemeinde Bremen auf einen Blick: In den Stadtteilen wurden für Bau- und Sanierungsmaßnahmen seit 2007 insgesamt 202,4 Millionen Euro im Haushalt bereitgestellt. Davon kamen 96,49 Millionen Euro aus dem Gebäudesanierungsprogramm des Senats 51,3 Millionen Euro aus Mitteln der Bildungsbehörde 22,65 Millionen Euro aus dem Bauunterhalt des Senats 26,2 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II des Bundes 5,76 Millionen Euro aus Drittmitteln Soziale Stadt, Stadtumbau West und Mitteln der Europäischen Union. Schulinfrastrukturmaßnahmen aus dem Konjunkturprogramm II: Gebäudesanierung Euro Fenster- und Fassadensanierungen 9.448.353 Beleuchtungsanlagen 2.311.209 energetische und statische Sanierungen 4.561.572 Wärmeerzeugungsanlagen 124.314 Mittagessenversorgung 3.566.490 naturwissenschaftliche Räume 2.808.920 Turnhallen 2.195.950 Neue Oberschule Gröpelingen 1.188.000 Insgesamt 26.204.808

Ursula Henschen, Schulleiterin der Grundschule an der Robinsbalje: Wir laden die Menschen ein, wenn sie Hilfe brauchen Sie haben an Ihrer schönen Grundschule ein neues Vis-à-vis, das Quartiersbildungszentrum. Was bedeutet das für Sie und für die Arbeit an Ihrer Schule? Ursula Henschen: Das Zentrum ist genau das, was unser Quartier braucht. Ein echtes Angebot für die Familien, die hier leben. Unsere Mensa und die Aula sowie Klassenräume sind in dem zweigeschossigen Gebäude untergebracht. Es ist auch ein Treffpunkt für Eltern und Kinder und bündelt soziale und gesundheitliche Versorgung. Der Schularzt hat hier seine Praxis, die Säuglingsberatung wird hier sein. Die Schuldnerberatung kann Sprechstunden anbieten, die Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales veranstaltet Integrationskurse und Elternbildungsangebote, die Bagis kann ebenso wie das Amt für Soziale Dienste Sprechstunden vor Ort abhalten und das Haus der Familie realisiert Wünsche und Anregungen der Bewohnerinnen und Bewohner Quartiersbildungszentrum QBZ In Huchting ist das erste Quartiersbildungszentrum (QBZ) entstanden. Es ist ein Netzwerk rund um die Grundschule und die Kindertagesstätte Robinsbalje, an dem mehrere Kooperationspartner darunter Kita Bremen, der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst und das Haus der Familie beteiligt sind. Der Neubau bietet auch Räume für die Ganztagsgrundschule Robinsbalje und eine Mensa, die 500 Essen täglich ausgeben kann. Die Bausumme von 3,7 Millionen Euro ist überwiegend durch Mittel aus dem Ganztagsschul- sowie dem Sanierungsprogramm des Senats finanziert worden. Hinzu kamen 1,3 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die Schulreform nimmt Fahrt auf! im direkten Kontakt. Die Schule sieht sich als ein Vermittler und Motor der Aktivitäten im Quartiersbildungszentrum. Warum ist das für Huchting so wichtig? Ursula Henschen: Es geht um das Persönliche, um die Würde. Die Menschen bekommen das Gefühl, eingeladen zu sein, wenn sie Hilfe brauchen. Die ist ohne hohe Hemmschwellen dann unter einem Dach möglich. So wirkt das Quartiersbildungszentrum in den Stadtteil hinein. Den Veranstaltungsraum, den die Schule als Mensa nutzt, kann man zum Beispiel auch für private Feiern anmieten. Welches sind die besonderen Probleme des Stadtteils? Ursula Henschen: Die Kinder können nicht richtig draußen spielen. Bei vielen Häusern dürfen sie auf Anweisung der Immobilienbesitzer den Rasen nicht betreten. Wir müssen etwas tun, damit die Kinder menschenwürdig leben. 70 Prozent unserer Kinder erhalten kostenloses Mittagessen, weil die Eltern arm sind. Ich bin froh, dass sie die warme Mahlzeit bekommen und sich nicht die Nase an der Fensterscheibe plattdrücken müssen. Frau Henschen, das schmeckt so gut, sagen meine Kinder. Sie sind richtig dankbar. Was wir neben der Versorgung mit einer Mahlzeit und einer schön gestalteten Umgebung auch geben müssen, sind Bildungschancen, also Voraussetzungen für eine gute Biographie. Das sind keine verlorenen Kinder. Dafür fühle ich mich verantwortlich. Wie kam es zur Gründung des Quartiersbildungszentrums? Ursula Henschen: Ich habe die Schulleitung 2004 übernommen und von Anfang an mit der Leiterin der Kindertagesstätte, Frau Brigitte Grziwa, an einem Strang gezogen. Wir haben von den holländischen Vensterscholen gehört, sind gemeinsam mit dem Ortsamtsleiter, der Koordinatorin für Wohnen in Nachbarschaften und der Leiterin des Förderzentrums Grolland nach Groningen gefahren und waren beeindruckt. Das war die Initialzündung. Zuvor habe ich schon so viele Angebote wie möglich hier in meine Schule geholt. Frauenfrühstück, Elternbildungskurse, Kurse für Lesen, Schreiben, Rechnen und Alphabetisierungskurse. Wir haben gefragt, was brauchen die Menschen im Quartier? Unser Fußballprojekt zum Beispiel, da sind hunderte Jugendliche auf den Sportplatz gekommen, das war ein riesiger Andrang. Oder unsere Trommelgruppe. Wenn die trommelt, dann kommen die Leute aus den Häusern gelaufen und sind begeistert. Familien treffen sich im Sommer auf unserem Schulhof und machen Picknick. Wir sind ein echter Treffpunkt. 50 Prozent der Menschen im Quartier haben einen Migrationshintergrund. Welche besonderen Herausforderungen bringt das für die schulische Arbeit mit sich? Ursula Henschen: Wir sind eine Ganztagsschule und voll bis auf den letzten Platz. Wenn Eltern aus der Mittelschicht zum Tag der offenen Tür zu uns kommen und überlegen, ob sie ihr Kind bei uns anmelden sollen, dann meinen manche, es seien zu viele Ausländer hier. Ich sage ihnen dann, das hat Vorteile und Reize und es tut gar nicht weh. Ich lade diese Eltern gern ein, unsere Schule und die Kinder bei vollem Betrieb kennenzulernen. Die Kinder haben oft soziale Ressourcen, die überraschend sind. Sie kümmern sich zum Beispiel um ihre kleinen Geschwister, die zum Teil noch im Säuglingsalter sind. Ich begegne den Familien mit Respekt, mache aber auch die Regeln klar, an die sich jeder halten muss. Das funktioniert. In der Mensa haben wir auch klare Regeln und bringen den Kindern bei, die Schüsseln am Tisch herumzureichen und sich gegenseitig Essen aufzutun. Manche müssen den Gebrauch des Bestecks erst lernen. Da ist es toll, wenn ein Kind mir stolz sagen kann: Frau Henschen, ich kann jetzt mit dem Messer essen!

Karin Vormdohre, Abteilungsleiterin für hauswirtschaftliche Bildungsgänge und die Werkschule im Schulzentrum Blumenthal: Die Werkschule lädt zum Nachbarschaftsfest ein Werkschule An neun Standorten in Bremen wurde, beginnend mit dem Schuljahr 2009/10, der Bildungsgang Werkschule eröffnet. Die Werkschulen sind an Berufl iche Schulen angebunden. Inzwischen hat in den meisten Werkschulen bereits der zweite Jahrgang den Unterricht begonnen. In Bremen besuchen aktuell 245 Schülerinnen und Schüler die Werkschule. Die Schulreform nimmt Fahrt auf! Der zweite Jahrgang ist mit Schuljahresbeginn in die Werkschule gekommen. Wie schätzen Sie diesen Bildungsgang ein? Karin Vormdohre: Für mich ist es nach wie vor Bildung mit Zukunft. Wie funktioniert die Werkschule? Karin Vormdohre: Es ist ein dreijähriger Bildungsgang von Klasse 9 bis Klasse 11. Besonderen Wert legen wir auf die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. Das heißt, die Arbeit in Projekten ist eng an der Wirklichkeit orientiert. Wir nennen es Arbeit in Lernsituationen. Können Sie eine solche Situation beschreiben? Karin Vormdohre: Die Schülerinnen und Schüler aus dem 9. Jahrgang haben gerade das Projekt Marmelade unter Anleitung unseres Küchenmeisters Thomas Albers und unserer Lehrmeisterin Maike Booken-Lange abgeschlossen. Da suchen sich unsere Werkschülerinnen und Werkschüler zunächst passende Rezepte aus dem Netz oder aus Kochbüchern heraus und besprechen diese. Dann werden die Mengen auf die gewünschte Personenzahl umgerechnet, Preise für den Verkauf berechnet und schließlich wird gekocht und verkauft. Ein größeres Projekt ist jetzt unser erster Elternabend. Die Werkschülerinnen und Werkschüler der Klasse 10.1 haben sich entschieden, für alle Flammkuchen anzubieten. Das haben sie vorher natürlich schon mal getestet und für gut befunden. Sie haben den Text für die Einladungen erstellt und diese als Karten gestaltet. Während des Elternabends werden sie nicht nur perfekte Gastgeber sein und ihre Eltern bedienen, sondern zugleich durch die Schule führen und diese präsentieren. Sie sehen, wie weit die Lernsituation reicht. Natürlich unterrichten wir an zwei Tagen in der Woche auch ganz normal Englisch, Deutsch und Mathematik. Für welche Schülerinnen und Schüler ist die Werkschule gedacht? Karin Vormdohre: Es sind jene, die gezielt Förderung und Anleitung brauchen und deren Leistungen in der allgemeinbildenden Schule bereits so waren, dass man nicht wusste, ob sie einen Abschluss schaffen würden. Bei uns werden sie nicht nur praxis orientiert unterrichtet, sondern erhalten auch Betreuung und Beratung durch eine Sozialpädagogin. Die ist dann auch bei der Arbeit in der Küche dabei. Das ist sehr wichtig, denn viele unserer Schülerinnen und Schüler leben in schwierigen häuslichen Situationen und haben eine komplizierte Geschichte. Das hindert sie am Lernen. Nur wenn sie diese Defi zite aufarbeiten, können sie auch Erfolge erzielen. Es ist gut, dass der Bildungsgang Werkschule bereits in der 9. Klasse beginnt. Je früher diese Schülerinnen und Schüler zu uns kommen, desto besser. Welche Abschlüsse können sie bei Ihnen erwerben? Karin Vormdohre: Nach der 10. Klasse erhalten en sie bei entsprechenden Leistungen automatisch die Einfache Berufsbildungsreife, früher Hauptschulabschluss genannt. Am Ende der 11. Klasse wird eine Projektprüfung durchgeführt, diese besteht aus theoretischen und praktischen Anteilen. Einige Standards aus den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch werden darin abgebildet sein. Bestehabehen die Lernenden diese Projektprüfung und in den anderen Fächern ausreichende Noten, ten sie den nächst höheren Abschluss, die Erweiterte erhal- Berufsbildungsreife. Was ist das Ziel? Karin Vormdohre: Ich hoffe, dass so viele wie möglich am Ende die Projektprüfung schaffen. Ich wünsche mir, dass alle Werkschüler, die unsere Schule verlassen, auch ausbildungsfähig sind, dass sie pünktlich, zuverlässig und belastbar sind. Das wollen wir in den drei Jahren gemeinsam schaffen. Dafür ist unser Ansatz ganz wichtig: Wir suchen nicht die Defi zite, sondern fi nden die besonderen Fähigkeiten eines jeden. Wie wirkt die Werkschule in den Stadtteil hinein? Karin Vormdohre: Unsere Projekte sind häufig stadtteilbezogen, weil sich dadurch eine reale Bewährungssituation herstellen lässt. Beim letzten Nachbarschaftsfest hatten wir 80 Gäste aus der Siedlung hier in der Schule, die sich an einem kalt-warmen Büfett erfreuen konnten. Wir laden regelmäßig zum Adventskaffeetrinken und zum Grünkohlessen ein. Die Werkschülerinnen und Werkschüler stellen alles selbst her und übernehmen während der Veranstaltungen den Service. Sie tragen ihre Kochkleidung mit den roten Schürzen sehr gerne. Es ist für sie eine Form, sich mit unserer Schule zu identifizieren. Wir erleben, wie sie dabei zunehmend selbstbewusster werden. Zum Beispiel stehen sie in der Cafeteria hinter dem Tresen und bedienen die weitaus älteren Schüler der Sekundarstufe II. Es ist eine Freude, zu erleben, wie sie sich entwickeln. Ich glaube, die Schule ist ein guter Nährboden dafür.

BLUMENTHAL Der Stadtteil auf einen Blick Oberschule In den Sandwehen Lehmhorster Straße wird Oberschule Das Schulzentrum an der Lehmhorster Straße wird 2011/2012 eine attraktive vierzügige Oberschule mit Jahrgangsteams. Die Schule soll schrittweise ausgebaut werden. 6,7 Millionen Euro stehen bereit. Die Fassaden werden energetisch saniert. Durch Umbau und Anbau von Klassenzimmern werden fünf Jahrgangshäuser entstehen. Diese können auch von der Volkshoch schule, sowie von Kultur- und Stadtteil initiativen genutzt werden. 3,5 Mio. Neue Fenster und energetische Sanierung Insgesamt wurden im Stadtteil 16,6 Millionen Euro investiert. Grundschule Farge-Rekum 700.000 Tami-Oelfken-Grundschule 1,0 Mio. 6,4 Mio. Blumenthal hat künftig zwei Oberschulen. Abitur: Im Stadtteil kann das Abitur am Schulzentrum des Sekundarbereichs II Blumenthal erworben werden. Sanierung der Turnhalle Neue Mensa und Küche, energetische Sanierung der Turnhalle Schulzentrum des Sekundarbereichs II Blumenthal Werkschule: Am Schulzentrum des Sekundarbereichs II Blumenthal gibt es einen Werkschul-Bildungsgang mit der Fachrichtung Hauswirtschaft. In Blumenthal gibt es drei Ganztagsschulen. Blumenthal besteht aus den Ortsteilen Blumenthal, Lüssum, Rönnebeck, Farge und Rekum und hat mehr als 31.000 Einwohner. Es erstreckt sich in Süd- Nord-Richtung über gut zehn Kilometer. Im Stadtteil sind von der Grundschule bis zum Schulzentrum des Sekundarbereichs II (der Egge ) alle Schularten vertreten und werden von insgesamt 3.654 Schülern besucht. Der Stadtteil ist auch heute noch geprägt von den Spuren der Vergangenheit insbesondere vom Bunker Valentin und von der Bremer Woll- Kämmerei, die in ihren besten Zeiten bis zu 5.000 Menschen Arbeit bot. Landschaftlich reizvoll ist die besondere Nähe zur Weser. Grundschule Rönnebeck 600.000 Sanierung der Turnhalle 700.000 Aufbau des Bildungsgangs Werkschule Blumenthal seit dem Schuljahr 2009/2010 Brandschutz- und Fassadensanierung in Planung Inklusion: Einrichtung von zwei Zentren für unter stützende Pädagogik (ZuP) am Schulzentrum Lehmhorster Straße und an der Grundschule am Pürschweg im Verbund mit der Tami-Oelfken-Grundschule und der Grundschule an der Wigmodistraße. Weitere ZuPs sind in Planung.

VEGESACK Oberschule an der Lerchenstraße Der Stadtteil auf einen Blick 2,6 Mio. Umbau der naturwissenschaftlichen Räume und Turnhallensanierung. Aufbau einer eigenen Oberstufe seit dem Schuljahr 2009/2010 Grundschule Schönebeck Werkschule Vegesack seit 2009/2010 Bauliche Veränderungen im Schulzentrum des Sekundarbereichs II Vegesack Schulzentrum des Sekundarbereichs II Vegesack Das ReBUZ Nord wird künftig im ehemaligen Förderzentrum Kerschensteiner Straße untergebracht. Deshalb werden Klassen des Gymnasiums Vegesack und des Förderzentrums Am Wasser, die bislang dort unterrichtet wurden, in den Nebentrakt der Berufsbildenden Schule Kerschensteiner Straße verlegt. Dafür werden umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. Außerdem wird das Dach des Werkstattgebäudes erneuert und der Klassentrakt, in dem die Sanitär- und Heizungsbauer unterrichtet werden, saniert. Vegesack mit den Ortsteilen Grohn, Aumund-Hammersbeck, Fähr-Lobbendorf und Schönebeck liegt im Bremer Norden an der Mündung der Lesum in die Weser. Der Vegesacker Hafen war der erste künstlich angelegte Hafen Deutschlands und ist heute ein Museumshafen. Einige der großen Bremer Firmen haben in Grohn ihren Sitz, wie zum Beispiel die Norddeutsche Steingut, die Bremer Textilfabrik und das Entsorgungsunternehmen Nehlsen. In Grohn wurde auch 1999 die Jacobs University, eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit internationaler Ausrichtung, gegründet. Der Stadtteil hat 34.000 Einwohner, 4.400 davon sind Schülerinnen und Schüler, denen neben sechs Grundschulen zwei Oberschulen, ein Gymnasium und ein Berufl iches Schulzentrum für eine gute schulische und berufliche Ausbildung zur Verfügung stehen. 2,5 Mio. 1,0 Mio. Grundschule Am Wasser Fenster- und Fassadensanierung Turnhallensanierung Gerhard-Rohlfs-Oberschule Neue Ganztagsschule seit dem Schuljahr 2009/2010 und Oberschule, Ausbau der Mensa 800.000 1,3 Mio. Insgesamt wurden im Stadtteil 12,7 Millionen Euro investiert. In Vegesack gibt es zwei Oberschulen. Abitur: Im Stadtteil kann das Abitur am Gymnasium Vegesack erworben werden. Zusätzlich baut die Oberschule an der Lerchenstraße eine eigene Oberstufe auf. Werkschule: Am Schulzentrum des Sekundarbereichs II Vegesack gibt es einen Werkschul-Bildungsgang mit der Fachrichtung Metallverarbeitung. In Vegesack gibt es zwei Ganztagsschulen. Inklusion: Einrichtung von zwei Zentren für unter stützende Pädagogik (ZuP) am Gymnasium Vegesack und an der Grundschule Borchshöhe. Weitere ZuPs sind in Planung.

BURGLESUM Oberschule Lesum 4,2 Mio. Der Stadtteil auf einen Blick Förderzentrum an der Louis-Seegelken-Straße 2,3 Mio. Turnhallen sanierung und Sanierung der natur wissen schaftlichen Räume. Fenster- und Fassaden sanierung am Standort Heisterbusch. Oberschule an der Helsinkistraße Grundschule St. Magnus Schwimmbad-Sanierung 2,2 Mio. Umweltfreundlicher Umbau, Ausbau und Sanierung. Vorübergehend sind Container aufgestellt worden. So soll es mal werden: Die Schulleitung betrachtet die Pläne. Schulzentrum des Sekundarbereichs II an der Bördestraße 7,1 Mio. Fenster- und Fassadensanierung, Erneuerung der naturwissenschaftlichen Räume Oberschule im Stadtteil Grundschule Am Mönchshof 500.000 Fenster- und Fassadensanierung Insgesamt wurden im Stadtteil 20,1 Millionen Euro investiert. Burglesum hat zwei Oberschulen. Abitur: Im Stadtteil kann das Abitur an den Schulzentren des Sekundarbereichs II an der Alwin-Lonke-Straße und an der Bördestraße erworben werden. Werkschule: Am Schulzentrum des Sekundarbereichs II an der Alwin-Lonke-Straße gibt es einen Werkschul-Bildungsgang mit der Fachrichtung Bautechnik, Garten- und Landschaftstechnik, Gestaltungstechnik und Holztechnik. In Burglesum gibt es zwei Ganztagsschulen. Das Bild des Stadtteils Burglesum ist durch ursprüngliche Landschaftsformen geprägt. Rund um die Lesum, einem Zufluss der Weser, liegen die Ortsteile Burg- Grambke, Burgdamm, St. Magnus, Werderland und Lesum. Der Lesumer Süden ist eingebettet in eine Marschenlandschaft. Die Ortsteile nördlich von Lesum gehören zur Bremer Schweiz. Hier verläuft auch der Rand der Wesermünder Geest, eines eiszeitlichen Endmoränengebietes. Auch heute noch sind in Burg-Grambke die typischen dörfl ichen Strukturen zu fi nden. Gleichzeitig grenzt es an den Bremer Industriepark, zu dem unter anderem das Bremer Stahlwerk ArcelorMittal gehört. In Burglesum leben heute 33.000 Menschen. Neben fünf Grundschulen gibt es auch zwei Ober schulen, sodass im allgemeinbildenden Bereich 3.500 Schülerinnen und Schüler beschult werden können. Die zwei großen Schulzentren im Sekundarbereich II werden von weiteren 2.700 Schülerinnen und Schülern besucht. Werkschule Burg-Grambke seit dem Schuljahr 2009/2010 Schulzentrum des Sekundarbereichs II an der Alwin-Lonke-Straße

Schülerinnen beim Eröffnungsfest der Neuen Oberschule Gröpelingen Senatorin Renate Jürgens-Pieper überreicht einen Scheck für die Robotic-AG Sabine Jacobsen, Schulgründerin und Leiterin der Neuen Oberschule Gröpelingen: Für mich muss eine Schule schön sein Oberschule Neustart im Bremer Westen: Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper hatte einen Gründungsauftrag für eine weitere Oberschule im Bremer Westen vergeben. Die Schule hat mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 bereits ihre Arbeit aufgenommen. Das Schulgebäude war vorhanden und wurde, den Anforderungen entsprechend, saniert. Eltern haben das neue Angebot sehr gerne angenommen, die Schule, ursprünglich vierzügig geplant, musste aufstocken und fünf Klassen aufmachen. Die Schulreform nimmt Fahrt auf! Sabine Jacobsen hat gemeinsam mit ihrer Kollegin, Elke Wolf-Rooney, den Gründungsauftrag der Bildungssenatorin für eine neue Oberschule in Gröpelingen in die Tat umgesetzt. Seit Schuljahresbeginn 2010/2011 hat an der Ernst-Waldau-Straße das abwechslungsreiche Ganztags-Schulleben begonnen. Fünf Klassen des fünften Jahrgangs werden in hellen Räumen unterrichtet, die in den Farben Curry und Karminrot gestaltet sind. Hinter Glas ist die Gruppenarbeit zu sehen, die unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer winken sich auch einmal zu. Es herrscht eine freundliche Wohlfühlatmosphäre. 110 Schülerinnen und Schüler werden von 12 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Fragen an die Schulleiterin: Frau Jacobsen, wie geht man vor, wenn man eine Schule neu gründen will? Sabine Jacobsen: Erst einmal braucht man ein gutes Team. Das habe ich. Und ich habe ein kreatives, junges Team. Bis auf eine Ausnahme sind alle Lehrerinnen und Lehrer, die hier mitarbeiten, frisch aus der Ausbildung gekommen. Ganz toll ist, dass wir zwei türkischstämmige Lehrkräfte dabei haben, die unsere Brückenbauer zur Elternschaft im Stadtteil sind. Nach welchen Kriterien haben Sie Ihr Team zusammengestellt? Sabine Jacobsen: Alle fühlen sich den Merkmalen guter Schule verpfl ichtet, wie zum Beispiel dem individualisierten Lernen und dem Umgang mit Heterogenität. Wir haben 70 Prozent Migranten unter den Schülerinnen und Schülern. Lehrkräfte, die davor Angst haben, passen nicht zu uns. Stattdessen eint Sabine Jacobsen (links) gemeinsam mit Stellvertreterin, Elke Wolf-Rooney uns die Haltung: Die Mischung ist interessant, und wir müssen neue Antworten darauf fi nden. Es heißt immer, der Raum sei pädagogisch ebenso wichtig wie die Lehrkraft, stimmt das? Sabine Jacobsen: Unbedingt. Das Raumkonzept war ein Punkt, auf den wir bei der Gründung besonderen Wert gelegt haben. Wir haben uns gemeinsam mit den Architekten die Verglasungen in der Grundschule Auf den Heuen in Oslebshausen angesehen und gedacht, das brauchen wir auch. Durch die Transparenz im Jahrgangstrakt wird deutlich, wir sind eine Lerngemeinschaft. Die Sichtbarkeit bringt Ruhe und Entspannung mit sich, lästiges Klopfen entfällt, man kann ohne Worte mit Zeichensprache schnell mal ein Signal geben. Und die Schülerinnen und Schüler sehen natürlich, die lernen in den anderen Klassen auch. Das verstärkt das Gemeinschaftsgefühl. Auch die Projektarbeit wird auf Augenhöhe leichter. Wie haben Sie die Akzeptanz im Stadtteil Gröpelingen erlebt? Sabine Jacobsen: Am Anfang war das für mich nicht leicht. Ich kannte keinen im Stadtteil und musste alle Beziehungen zu den Meinungsträgern erst aufbauen. Soziale Einrichtungen, das Bürgerhaus Oslebshausen, Freizeitheime wir sind zu Veranstaltungen gegangen und haben uns vorgestellt. Sehr gute Resonanz haben wir von Anfang an in den Grundschulen gefunden, das hat uns gefreut. Schließlich hatten Frau Wolf-Rooney und ich sogar einen Stand auf dem Adventsmarkt, den wir mit unseren Flyern und Luftballons gestaltet haben. Eben echte Marketingarbeit. Neue Erfahrungen, es hat sich gelohnt. Nach welchem Konzept arbeitet die Neue Oberschule Gröpelingen? Sabine Jacobsen: Wie bereits gesagt, orientieren wir uns an den Merkmalen guter Schule. Dementsprechend lautet der Leitsatz unseres Schulkonzepts: Lernen für die Zukunft unft in einer Gemeinschaft der Vielfalt. Ganz wichtig für das Schulleben sind unter anderem fest verabredete Rituale. Kinder brauchen verlässliche Regeln, das vermittelt Orientierung und Sicherheit. Können Sie ein Beispiel geben? Sabine Jacobsen: Wer morgens zu spät kommt, weiß, dass er sich an einen Tisch im Vorraum setzen und die Begründung fürs Zuspätkommen auf einen Zettel schreiben muss. Die Schüler sind durch die gläsernen Wände hindurch sichtbar, sie klopfen nicht, sondern geben den Zettel dann wortlos beim Lehrer ab, der Unterricht wird nicht gestört. Dann haben wir zum Beispiel einmal in der Woche Klassenrat, klar strukturiert ich lobe, ich kritisiere, ich wünsche. Da werden Unterricht und Schulleben aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler beleuchtet. Unsere loben immer ganz viel! Wir haben einen Trinkwasserautomaten und halten die Kinder an, viel Wasser zu trinken. Zum Schulleben gehört, dass wir die Straßenschuhe ausziehen und alle Hausschuhe tragen, dass wir die Fußböden und Räume schonen und Respekt vor den Dingen haben. Eine Schule muss schön sein, das ist meine Auffassung. Worauf freuen Sie sich bei der weiteren Entwicklung? Sabine Jacobsen: Auf den Aufbau einer eigenen Oberstufe, den wir vorhaben. Auf die Möglichkeit, Kindern, die unser Vertrauen gewonnen haben, den bestmöglichen Abschluss zu ermöglichen bis hin zum Abitur. Und ich freue mich schon jetzt, wenn Eltern uns Rückmeldung geben und loben: Was Sie sagen, das setzen Sie auch in die Praxis um.

GRÖPELINGEN Grundschule am Halmerweg 5,7 Mio. Der Stadtteil auf einen Blick Berufsschule für Metalltechnik Energetische Sanierung beginnt 2011 Neue Oberschule Gröpelingen Werkschule Oslebshausen seit dem Schuljahr 2009/2010 Gesamtschule Bremen-West Insgesamt wurden im Stadtteil 18,4 Millionen Euro investiert. Gröpelingen hat künftig drei Oberschulen. 1,7 Mio. Oberschule im Park Aus dem ehemaligen Förderzentrum wird im Schuljahr 2011/2012 eine dreizügige Oberschule. Die Schule erarbeitet derzeit das Gründungskonzept. Gröpelingen wurde in der Vergangenheit besonders geprägt durch die benachbarten Häfen und Industriebetriebe und hat durch den Niedergang der Werftindustrie, insbesondere der AG Weser, gelitten. Es wohnen hier aber nach wie vor unverändert viele Arbeitnehmer, die in den Betrieben der Hafenwirtschaft arbeiten, außerdem hat der Stadtteil eine besondere multikulturelle Ausrichtung erfahren. Im Stadtteil leben 35.000 Menschen. Die Schulen des Gebietes fünf Grundschulen und ab 2011 drei Oberschulen sowie eine Berufliche Schule besuchen 3.000 Schülerinnen und Schüler. Umbau nach offenem Konzept, Deputationsbeschluss zur Entwicklung einer Ganztagsschule 2010 erfolgt Umbau und Neubau Ganztagsschule ab 2010/2011 Oberschule seit dem Schuljahr 2009/2010 Grundschule an der Fischerhuder Straße 4,1 Mio. So haben die Schulkinder ihre Schule gemalt. Machbarkeitsstudie für die Ganztagsschule an der Fischerhuder Straße Neuschaffung eines Speiseraums mit Küche unter Anschluss an das Schulgebäude Variante 1 - Aufstockung um ein Geschoss für das Quartiersbildungszentrum ANSICHT FEUERWEHRZUFAHRT - NORD/WEST - M. 1:200 Planung eines Quartiersbildungszentrums Morgenlandstraße Werkschule: An der Berufsschule für Metalltechnik gibt es auch einen Werkschul-Bildungsgang mit der Fachrichtung Metalltechnik. In Gröpelingen gibt es sechs Ganztagsschulen. Inklusion: Einrichtung von drei Zentren für unter stützende Pädagogik (ZuP) an der Neuen Oberschule Gröpelingen und an der Gesamtschule Bremen-West sowie an der Grundschule an der Fischerhuder Straße im Verbund mit den Grundschulen am Halmerweg und am Pastorenweg. Weitere ZuPs sind in Planung.

Jantje Mehlhop, Leiterin der Grundschule an der Admiralstraße, über die Verlässliche Grundschule PLUS : Ein stabiles Angebot, das Eltern entlastet und Kinder voranbringt Was verbirgt sich hinter dem geplanten Angebot Verlässliche Grundschule PLUS? Jantje Mehlhop: Es wird ein Angebot für 60 Schülerinnen und Schüler unserer Grundschule sein. Sie können über die Zeit der Verlässlichen Grundschule hinaus, nämlich nach 13 Uhr, noch für zwei weitere Stunden bis 15 Uhr an der Schule bleiben. Sie erhalten jeden Tag ein frisch angeliefertes gesundes Mittagessen. In der Zeit bis 15 Uhr gibt es zusätzliche pädagogische Angebote. Wer kann daran teilnehmen? Jantje Mehlhop: Wir haben seit elf Jahren einen pädagogischen Mittagstisch, der von Eltern fi nanziert wird. Wir erhalten Ergänzungsmittel von der Sozialsenatorin, weil es auch ein offenes Hortangebot ist. Dieser Mittagstisch stand immer wieder aus unterschiedlichen Gründen vor dem Aus. Probleme bei der Finanzierung oder Organisation und eine Verlässliche Grundschule PLUS Ab dem Schuljahr 2010/2011 startet die Grundschule an der Admiralstraße mit dem Projekt Verlässliche Grundschule PLUS. Aus einem ehemaligen offenen Hort soll ein Angebot werden, das Schülerinnen und Schülern mehr Lernzeit ermöglicht. In der Zeit von 13 bis 15 Uhr werden Lehrkräfte der Schule den Kindern gezielte Angebote zum Fördern und Fordern machen. Ein Mittagessen gehört dazu. Für die Verlässliche Grundschule PLUS gilt das Prinzip der Freiwilligkeit. Die Grundschule an der Admiralstraße erprobt das Modell, drei weitere Grundschulen werden folgen. Die Schulreform nimmt Fahrt auf! fehlende langfristige Perspektive für Schüler, Eltern und Mitarbeiter waren besonders belastend. Mit Beginn des neuen Schuljahres können wir den Kindern, die dort angemeldet sind, ein stabiles Angebot machen und die Eltern entlasten. Außerdem können wir noch zusätzlich 20 weitere Kinder aufnehmen. Es geht darum, in diesen zwei Stunden Förderangebote zu organisieren, aber auch besondere Begabungen und Leistungen zu erkennen und zu fördern. Wir brauchen eine gute Mischung. Was soll konkret in den zwei frühen Nachmittagsstunden angeboten werden? Jantje Mehlhop: Wichtig sind der Förder- und Forderaspekt. Im Rahmen der zugewiesenen Stunden werden wir künftig Hausaufgabenhilfe und zusätzliche, über den Unterricht hinausgehende Aufgaben und Übungen anbieten. Wir können zum Beispiel für die Mathematikolympiade trainieren. Hinzu sollen Möglichkeiten im Bereich Sport, Sprache, Kunst und Musik kommen. So wollen wir mit Findorffer Vereinen eng zusammenarbeiten, ebenso mit der Musikschule und auch mit Künstlern. Ich bin gespannt, welche weiteren interessanten Angebote wir noch von Außenstehenden aus der Nachbarschaft aufnehmen können. Natürlich soll es auch Erholungs- und Entspannungszeiten in der Verlässlichen Grundschule PLUS geben. Wie kommt die Idee bei den Eltern an? Jantje Mehlhop: Die Eltern waren dankbar, dass die Bildungssenatorin für unseren bedrohten pädagogischen Mittagstisch so eine schnelle Lösung gefunden hat. Durch die Lehrerstunden, die wir zusätzlich zur Verfügung haben, wird das Angebot weiter aufgewertet. Es gibt sowohl pädagogische Angebote als auch verlässliche Betreuung. Hier fängt bei einigen Eltern allerdings die Sorge an, sie könnten keinen Platz mehr bekommen. Wir berücksichtigen natürlich insbesondere die Eltern, die beide berufstätig oder alleinerziehend und berufstätig sind oder sich bisher aktiv in die Aufrechterhaltung des Mittagstisches eingebracht haben. Außerdem haben Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen Vorrang. Eine Arbeitsgruppe ist gerade dabei, gemeinsam mit Kollegen, pädagogischen Mitarbeitern und Eltern ein Konzept zu erarbeiten. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Jantje Mehlhop: Ich wünsche mir, dass sich unsere Kinder in der Verlässlichen Grundschule PLUS gut wiederfi nden. Für den Starttermin August 2011 wünsche ich mir entsprechend hergerichtete Räume. Besonders würde es mich freuen, wenn das Angebot im Stadtteil positiv angenommen wird und viele Stadtteileinrichtungen mit uns zusammenarbeiten möchten. Wie stehen Sie und Ihr Kollegium zur Ganztagsschule? Jantje Mehlhop: Wir wissen, dass das geplante Angebot ein Zwischenschritt ist. An der Ganztagsschule kommt man heute langfristig nicht mehr vorbei. Das ist europäischer Standard, und wir sind auf einem guten Weg. Was bedeutet es für Sie, Modellprojekt für das Angebot zu sein? Jantje Mehlhop: Das Konzept muss gut werden. Wir sind Vorreiter und ich weiß, dass noch andere Grundschulen an der Verlässlichen Grundschule PLUS Interesse haben. Es ist ein sanfter, schrittweiser Einstieg in den Ganztag und für bestimmte Schulstandorte in besonderer Weise geeignet.

WALLE Schulzentrum des Sekundarbereichs II am Rübekamp Walle ist ein Stadtteil, der in erster Linie als Wohngebiet diente und heute 28.000 Einwohner hat. In Walle gab es immer die besondere Anbindung an die rechtsseitigen Weserhäfen. Nachdem die Häfen weitestgehend ihre Funktion verloren und teilweise zugeschüttet wurden, entsteht auf dem Areal derzeit die Überseestadt ein Magnet für Wirtschaftsunternehmen aber auch für gehobene Wohnbebauung. Aus schulischer Sicht ist Walle heute der bedeutendste Standort für Berufliche Schulen in Bremen, die von insgesamt 9.600 Schülerinnen und Schülern besucht werden. Dazu kommen noch mehr als 3.000 Schülerinnen und Schüler im allgemeinbildenden Bereich. Der Stadtteil auf einen Blick Werkschule Walle seit dem Schuljahr 2010/2011 Schulzentrum des Sekundarbereichs II Walle Schule an der Vegesacker Straße 3,4 Mio. Oberschule an der Helgolander Straße 1,4 Mio. Insgesamt wurden im Stadtteil 13,3 Millionen Euro investiert. Walle hat zwei Oberschulen. Abitur: Im Stadtteil kann das Abitur an den Schulzentren des Sekundarbereichs II Walle, Rübekamp, Utbremen und Grenzstraße erworben werden. 190.000 Chemieraum und Pausenhof erneuert Oberschule am Waller Ring Werkschule: Am Schulzentrum des Sekundarbereichs II am Rübekamp gibt es einen Werkschul-Bildungsgang mit der Fachrichtung Nahrungsmittel. 1,9 Mio. Umbau zum Regionalen Beratungsund Unterstützungszentrum (ReBUZ), Sanierung des alten Schul gebäudes von 1911 und Neubau In Walle gibt es zwei Ganztagsschulen. Schulzentrum des Sekundarbereichs II an der Grenzstraße 2,9 Mio. Sanierung der Aula und der naturwissenschaftlichen Räume Energetische Sanierung Bau von Mensa, Küche und Bibliothek

FINDORFF Grundschule an der Augsburger Straße Der Stadtteil auf einen Blick Oberschule Findorff 1,4 Mio. 2,0 Mio. Insgesamt wurden im Stadtteil 8,3 Millionen Euro investiert. Neubau von Mensa, Küche und Musikräumen Neue Ganztagsschule seit dem Schuljahr 2010/2011, Gesamtsanierung und Neubau von Mensa und Küche sind in Planung (Beginn 2011) Grundschule Am Weidedamm 3,6 Mio. Findorff hat eine Oberschule. Abitur: Im Stadtteil kann das Abitur an der Oberschule Findorff erworben werden. In Findorff gibt es zwei Ganztagsschulen. Inklusion: Einrichtung eines Zentrums für unter stützende Pädagogik (ZuP) an der Grundschule an der Augsburger Straße. Weitere ZuPs sind in Planung. Neubau als Ersatz maroder Mobilbauten Neue Ganztagsschule seit dem Schuljahr 2008/2009, Fenstersanierung, Aufbau einer eigenen Oberstufe seit dem Schuljahr 2009/2010 Grundschule an der Admiralstraße Die Besonderheiten Neubau einer Turnhalle Findorffs sind zum einen die Nähe zur Bremer Innenstadt, zum anderen die Nähe zu Bürgerpark und Blockland, was dem Stadtteil eine hohe Wohnqualität gibt. Über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt sind der Findorff-Markt und die Bürgerweide mit der Stadthalle, dem Kulturzentrum Schlachthof und dem jährlichen Freimarkt. Der Stadtteil Findorff hat fast 25.000 Bewohner. Die Oberschule Findorff bietet das Abitur an. Insgesamt besuchen 1.800 Schülerinnen und Schüler die Schulen im Stadtteil. Neu: Verlässliche Grundschule PLUS

WOLTMERSHAUSEN, STROM, Die Stadtteile auf einen Blick SEEHAUSEN Oberschule Roter Sand 1,7 Mio. Grundschule Rablinghausen Neuer Pausenhof 400.000 Insgesamt wurden in den Stadtteilen 6,4 Millionen Euro investiert. Woltmershausen hat eine Oberschule. Es gibt eine Ganztagsschule, die Oberschule Roter Sand. Grundschule an der Rechtenfl ether Straße 34.000 Brandschutzsanierung Woltmershausen, Strom und Seehausen erstrecken sich entlang der linken Weserseite und haben nahezu 13.000 Einwohner. Vor allem die unmittelbare Nähe zum Wasser hat die Entwicklung der Stadtteile beeinfl usst. Heute bestimmen die Neustädter Häfen und das Güterverkehrszentrum das wirtschaftliche Geschehen in den Stadtteilen. Neben den Dorfschulen Strom und Seehausen mit insgesamt knapp 50 Schülern gibt es hier zwei weitere Grundschulen und die Oberschule Roter Sand, die von rund 1.000 Schülerinnen und Schülern besucht werden. Mehrzweckhalle Roter Sand Hier entstand ein grünes Klassenzimmer Im Frühjahr 2008 begannen die Außenarbeiten für die Mehrzweckhalle Roter Sand, eröffnet wurde sie im Mai 2009. Die Halle besteht aus zwei Teilen, einer großen Doppelhalle für den Sport und einer kleineren Mehrzweckhalle, die auch die Schule für Veranstaltungen als Aula nutzt. Die Halle ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bildungsbehörde, des Sportamts, des Turn- und Sportvereins Woltmershausen und des Kulturhauses Pusdorf. 3,9 Mio.

Insa Gildemeister, Schulleiterin und Sprachberaterin der Grundschule an der Kantstraße: Bei uns rutscht kein Kind mit Sprachförderbedarf durch Frau Gildemeister, Sie sind Schulleiterin der Grundschule an der Kantstraße in der Neustadt, zugleich Sprachberaterin an ihrer Schule und geben zusätzlich noch Fortbildungen in diesem Bereich. Welche Aufgaben hat eine Sprachberaterin? Insa Gildemeister: Sie koordiniert an der Schule alle Aufgaben und Themen, die mit Sprache zu tun haben. Sei es, ein Kind hat eine diagnostizierte Lese- Rechtschreibschwäche, sei es, dass Eltern oder Kolleginnen und Kollegen Fragen zur individuellen Förderung einer Schülerin oder eines Schülers mit Migrationshintergrund haben. Wir sind mit 200 Schülerinnen und Schülern eine kleine Grundschule. Wir kennen jedes Kind sehr gut und arbeiten mit denen, die Unterstützung brauchen. Bei uns rutscht kein Kind durch, weil wir mehrere Testinstrumente haben, die aufeinander abgestimmt sind. Wir kontrollieren nicht nur den passiven Wortschatz, also das Hörverstehen, sondern auch den aktiven Wortschatz. Sprachberaterinnen gibt es an den Grundschulen ja erst seit zwei Jahren. Wie sind Sie miteinander verbunden? Insa Gildemeister: Wir sind verpfl ichtet, die Fortbildungsangebote vom Landesinstitut für Schule zu besuchen. Dort bilden wir uns in Diagnostik weiter fort, lernen spezielle Methoden zum Umgang mit Lese-Rechtschreib-Schwäche kennen oder begegnen neuen Unterrichtsformen, die sich für den integrativen Unterricht im Bereich Sprache anbieten. Außerdem sichten wir geeignetes Material für Sprachtraining an unseren Schulen. Wir sind in vier regionalen Arbeitsgruppen organisiert, sodass für den Austausch von Erfahrungen gesorgt ist. Sprachförderung Zur Schulreform gehört systematische frühe Sprachförderung. Bereits mit viereinhalb Jahren werden alle Kinder mit einem computergestützten Verfahren an den Grundschulen getestet. Wer Sprachförderbedarf hat, erhält sofort diese Förderung an der jeweiligen Kindertagesstätte. In der Grundschule werden diese Kinder nach der Einschulung nochmals getestet. Besteht weiterhin Bedarf, wird die individuelle Förderung fortgesetzt. An allen Grundschulen kümmern sich Sprachberaterinnen um die Abläufe und Konzepte. Die Schulreform nimmt Fahrt auf! Wie stellen Sie bei den Kindern eine mögliche Schwäche im Lesen und Schreiben fest? Insa Gildemeister: In allen zweiten Klassen wird bremenweit ein zentraler Test eingesetzt, der von der Universität unterstützt wird und die Kompetenzen von Kindern im Leseverstehen und beim Schreiben erfasst. Der Test wird von den Schulpsychologen vom Zentrum für schülerbezogene Beratung ausgewertet und mit jeder Schule besprochen. Anschließend setzt ein ganzes Jahr lang Förderung für die Schülerinnen und Schüler ein, bei denen Defizite erkannt worden sind. Das ist eine Stunde pro Woche in kleinen Gruppen zentral an einer Schule. Das funktioniert aber nur, wenn die Eltern bereit sind, ihr Kind nach dem Unterricht an diesen Förderort zu bringen. Manche Eltern machen das nicht, das ist für die Entwicklung des Kindes sehr schade. Die Sprachberaterinnen haben über diese Tätigkeiten hinaus aber noch andere neue Aufgaben bekommen? Insa Gildemeister: Ja, wir sind für die Durchführung des zentralen computergestützten Sprachtests an den Grundschulen verantwortlich. Für diesen Cito- Test werden Viereinhalbjährige aus den Kindertagesstätten an den Schulen getestet und erhalten bei Bedarf gleich anschließend Sprachförderung in der Kita. Unmittelbar nach der Einschulung werden sie nochmals getestet. Wir werten die Ergebnisse gemeinsam aus. Ich spreche dann mit den Lehrerinnen, die diese Kinder in ihren 1. Klassen haben, und wir stimmen die Maßnahmen ab. Ist es richtig, dass Sie an den Schulen auch eigene Sprachförderkonzepte entwickeln sollen? Insa Gildemeister: Manche Schulen haben bereits Konzepte, andere noch nicht. Es geht zunächst darum, alle Maßnahmen, die es an der Schule gibt, zu analysieren. Wie greifen sie ineinander? Sind die Materialien gut aufeinander abgestimmt? Dann müssen Strategien erarbeitet werden, wie Kinder mit Förderbedarf in der Sprache oder im Lesen und Schreiben direkt im Unterricht in ihrer Klasse gefördert werden können. Also, Förderung im Unterricht zum Beispiel durch unterschiedliche Aufgaben und zusätzliche Angebote, die dann auch mit den zusätzlichen Förderkräften in diesem Rahmen differenziert bearbeitet werden können. Wir haben viele unterschiedliche Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Das muss man sich zunutze machen. Wir haben bei uns an der Kantstraße ein Patensystem. Schülerinnen und Schüler der 1. und 3. Klassen und der 2. und 4. Klassen haben gemeinsame Lesestunden. Die Großen lesen den Kleinen vor, dann auch umgekehrt. Die Paten sind für den Fortschritt im Lesenlernen der jüngeren Schulkinder mit verantwortlich. Uns ist es wichtig, dass wir in unserer Schulfamilie füreinander da sind. Primo heißt die Figur, die die Kinder spielerisch durch den computergestützten Cito-Sprachtest führt.

+ 9,66 + 0,00 + 5,70 + 3,21 NUTZUNGSSPEZ. ERWEITERUNG ANPASSUNG GANZTAGSSCHULE + 12,85 + 10,06 + 3,34 + 5,90 + 5,11 + 12,82 + 2,50 NUTZUNGSSPEZ. ERWEITERUNG ANPASSUNG GANZTAGSSCHULE Bremer Shakespeare Company NEUSTADT Der Stadtteil auf einen Blick 6,6 Mio. Neubau einer Mensa und Ausbau der Oberstufe am Leibnizplatz bremer shakespeare company Ansicht Südost Ansicht Nordost bremer shakespeare company Ansicht Nordwest Für die Ganztagsschule am Leibnizplatz werden eine attraktive Mensa sowie Verwaltungs- und Fachräume gebaut. In das leergezogene ehemalige Polizeigebäude an der Schulstraße zieht die Oberstufe ein, die sich jetzt noch in der Delmestraße befindet. Wenn alles fertig ist, entsteht ein richtiger Schulcampus. Insgesamt wurden im Stadtteil 12,9 Millionen Euro in der Neustadt investiert. Werkschule Neustadt seit dem Schuljahr 2009/2010 Die Neustadt, als Stadterweiterung im 17. Jahrhundert auf der linken Weserseite angelegt, hat sich zu einem nachgefragten Stadtteil entwickelt. Einige der bekanntesten Bremer Firmen wie Hachez, Kraft Foods, EADS und InBev (Beck & Co) sind hier ebenso ansässig wie viele Neugründungen in dem Bereich um den Bremer Flughafen. Auch die Bremer Shakespeare Company, die Hochschule Bremen, das Hallenbad Süd, das Neue Museum Weserburg und das Rote-Kreuz-Krankenhaus gehören zum Bild des Stadtteils. Die vielen kleinen Straßen mit ihren Altbremer Häusern, der Teerhof und die jetzt begonnene Bebauung im Bereich des alten Wasserwerks, das im Volksmund auch Umgedrehte Kommode genannt wird, bieten für inzwischen fast 44.000 Einwohner Wohnraum. Die vier Grundschulen, die beiden Oberschulen und das Berufl iche Schulzentrum Neustadt werden von 3.500 Schülerinnen und Schülern besucht. Schulzentrum des Sekundarbereichs II Neustadt Der Bau der Mensa hat begonnen Wilhelm-Kaisen-Oberschule 3,2 Mio. Aufbau einer Oberschule seit dem Schuljahr 2009/2010 Pausenhofgestaltung, Fassadensanierung geplant Die Neustadt hat zwei Oberschulen. Abitur: Im Stadtteil kann das Abitur an der Oberschule Leibnizplatz am Standort Delmestraße erworben werden. Werkschule: Am Schulzentrum des Sekundarbereichs II Neustadt gibt es einen Werkschul-Bildungsgang mit der Fachrichtung personenbezogene Dienstleistungen. In der Neustadt gibt es vier Ganztagsschulen.

OBERVIELAND Neues Gymnasium Obervieland Brandschutz- und Pausenhofsanierung 550.000 Grundschule an der Alfred-Faust-Straße Oberschule Habenhausen 270.000 Entwicklung einer Oberschule seit dem Schuljahr 2010/2011, Beleuchtung und Sanierung Zu dem Stadtteil Obervieland gehören die auch heute noch sehr unterschiedlichen Ortsteile Arsten mit seinem dörflichen Charakter, Habenhausen, Kattenesch und das eher großstädtische Kattenturm. Die Weser, der Werdersee und die Landesgrenze zu Niedersachsen geben dem Stadtteil seine Konturen. Die Erdbeerbrücke, die Hauptverbindung zum übrigen Bremen, nimmt noch heute im Namen Bezug auf das früher ländlich geprägte Gebiet. Heute leben in Obervieland mehr als 35.000 Menschen. Die fast 5.000 Schülerinnen und Schüler des Stadtteils besuchen vier Grund schulen, eine Oberschule und ein Gymnasium. Grundschule Arsten 1,6 Mio. Der Stadtteil auf einen Blick Insgesamt wurden im Stadtteil 3,9 Millionen Euro investiert. Obervieland hat eine Oberschule. Abitur: Im Stadtteil kann das Abitur am Gymnasium Obervieland erworben werden. In Obervieland gibt es zwei Ganztagsschulen. Inklusion: Einrichtung von zwei Zentren für unter stützende Pädagogik (ZuP) an der Grundschule an der Alfred-Faust-Straße und am Neuen Gymnasium Obervieland. Weitere ZuPs sind in Planung. 375.000 Energetische Fassadensanierung der Turnhalle Gesamtsanierung

Annette McCallum, Schulleiterin der Oberschule an der Schaumburger Straße: Unser Jahrgangsteam arbeitet sehr professionell zusammen Die Oberschule an der Schaumburger Straße hatte zum Schuljahresbeginn phantastische Anwahlzahlen, die Beliebtheit der Schule nimmt weiter zu. Wie erklären Sie sich das? Annette McCallum: Sie müssen wissen, wir waren viele Jahre lang ein sehr traditionelles Schulzentrum. Wir sahen dann eine Chance auf Veränderung bei dem Projekt Schulen im Reformprozess und haben uns frühzeitig für die Oberschulentwicklung angemeldet. Mein Kollegium hat sich Maximalziele für den Umbau des Systems gesetzt. Wir waren sehr mutig. Dreiviertel des Kollegiums sind sehr jung. Ihre Ausbildung hat sich stark gewandelt, und sie sind reformorientiert. Was stand beim Umbau des Systems im Mittelpunkt? Annette McCallum: Integratives Lernen, alle gemeinsam, jedoch nicht im Gleichschritt. Wir sind aber bei diesem größtmöglichen Maß an individueller Freiheit trotzdem klar und gut strukturiert. Beides ergänzt sich. Das war das Zugpferd, was Menschen zu uns geholt hat. Sie mussten sogar noch zwei zusätzliche Klassen eröffnen, weil die Oberschulplätze im Stadtteil nicht ausgereicht haben? Annette McCallum: Ja, wir waren auch ohne Zögern dazu bereit. Das haben die Eltern, die ihre Kinder zu uns schicken wollten, auch honoriert. Wir machen keinen Unterschied zwischen Erstwahl und den Nachgerückten. Es gibt kein Zweiklassensystem. Wir erbringen eine Dienstleistung und sind serviceorientiert. Was hat sich mit dem Beginn der Oberschulentwicklung im Innern, also im Schulalltag geändert? Annette McCallum: Fragen Sie lieber, was sich nicht geändert hat. Also, das Kollegium ist dasselbe geblieben und wir haben unser beliebtes Profi l Gesundheit und Sport beibehalten. Alles andere folgt einem vollkommen neuen Konzept. Der Lernfortschritt des einzelnen Kindes steht im Mittelpunkt. Und der ist eben unterschiedlich. Innerhalb einer Gruppe streben wir nicht an, dass alle zur selben Zeit am selben Ziel sind, so wie das mancher vielleicht noch aus seiner eigenen Schulzeit kennt. Wir wollen einen möglichst großen Fortschritt für jede Schülerin und jeden Schüler erreichen. Ich meine das auch in der Hinsicht, dass manche viel weiter kommen, als das gesetzte Ziel vorgeben würde. Oberschule Wie organisieren Sie diese Umstellung? Annette McCallum: Die Schülerinnen und Schüler lernen in kooperativen Lernbüros, das heißt, wir stellen ihnen dort unterschiedliche Materialien zur Verfügung, aus denen sie auswählen können. Wir setzen aber auch für einen Themenschwerpunkt einen Zeitrahmen und überprüfen dann, wie weit die Kinder beim selbständigen Lernen gekommen sind. Die Überprüfung erfolgt auf vier unterschiedlichen Leistungsniveaus. Im Lernbüro sitzen Schülerinnen und Schüler häufi g an Gruppentischen, die Lehrkraft hält sich im Hintergrund und hilft nur dann, wenn Bedarf besteht. Die Bewertung der Schülerleistungen wird positiv formuliert. Um zu motivieren, werden vor allem die Fortschritte herausgestellt. Die naturwissenschaftlichen Fächer und den Gesellschafts- und Politikunterricht fassen wir zusammen zu einem neuen Fach, das Themenzentrierte Arbeiten. So haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ganzheitlich und aus verschiedenen Fachrichtungen ein Thema zu erfassen. Der musisch-künstlerische Bereich, sowie Arbeit und Technik werden in Werkstätten unterrichtet. Die Praxisorientierung steht im Mittelpunkt. Ist das nicht unheimlich viel zusätzliche Arbeit für Lehrerinnen und Lehrer, um Aufgaben und Leistungskontrollen auf unterschiedlichen Niveaus vorzubereiten? Annette McCallum: Ja, es war eine immense Vorarbeit zu leisten. Unser Jahrgangsteam arbeitet gut und sehr professionell zusammen. Wir haben mit André Sonnenburg einen Jahrgangsteamleiter, der mit Herzblut dabei ist. Im Team herrschen hohe Wertschätzung und gute Kommunikation untereinander. Die Bremische Bürgerschaft hat im Juni 2009 mit der Verabschiedung des neuen Schul gesetzes eine tiefgreifende Schulreform auf den Weg gebracht. Alle Schulen des Sekundarbereichs I werden sich bis zum Beginn des Schuljahres 2011/2012 in Oberschulen umwandeln. In der Stadtgemeinde Bremen wird es dann 31 Oberschulen geben. Im Innern dieser Schulen geht es darum, die Merkmale guter Schule umzusetzen und Schülerinnen und Schülern optimale Ent wick lungs möglichkeiten zu bieten. Die Schulreform nimmt Fahrt auf! Auf die Dauer wird die Arbeit dann auch leichter, eben gerade, weil man sich aufeinander abstimmen kann. Zur Attraktivität Ihrer Schule trägt auch eine Kooperation mit Werder Bremen bei? Annette McCallum: Werder Bremen bietet, seit wir Oberschule sind, zusätzliche Sportstunden an. In den speziellen Sportklassen sind das zwei Wochenstunden. Die Mädchen haben eine Trainerin, die sie in Richtung Handball führt. Die Trainerin wird von Werder Bremen bezahlt. Die Jungen werden auf Ballspiele und alle damit verbundenen körperlichen Fertigkeiten hin trainiert. Was wünschen Sie sich für Ihre Oberschule, damit es in Zukunft so weitergeht? Annette McCallum: Wir möchten unbedingt Ganztagsschule werden. Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, lange Zeit in der Gemeinschaft zu verbringen. Wir wollen eine verlässliche und qualitativ hochwertige Beschulung und Beschäftigung für Kinder den ganzen Tag. Das fördert ihre Entwicklung, gerade auch im Hinblick auf soziale Kompetenzen. Und es ist auch eine Dienstleistung für Eltern, damit sie arbeiten können. Dann wünsche ich mir noch Ruheräume für Kolleginnen und Kollegen, um Ent- spannungsphasen in den ganztägigen Schulbetrieb einbauen zu können. Die Gemeinschaft gibt erfahrungsgemäß auch im Kollegium noch mehr Raum für kreative Ideen. Und eine Oberstufe, vielleicht in Kooperation mit der Gesamtschule Mitte, könnte ich mir auch noch vorstellen.