(D. Nill) Wald-Wildnis und Vogelwelt

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Transkript:

(D. Nill) Wald-Wildnis und Vogelwelt W. Scherzinger, 2016

Wildnis hatte - bisher - keinen gesellschaftlichen Stellenwert. Wildwuchs und Verwildern negativ besetzte Begriffe (unnütz, unfruchtbar, unzugänglich, unbewohnbar, unheimlich, unübersichtlich, ungepflegt, unschön, gefährlich, unkontrollierbar, ungeplant, unbeherrschbar, chaotisch). Neu Sehnsucht nach Wildnis: für Abenteuer, Erlebnis, Erbauung, Forschung und als Naturschutz-Konzept

Mit der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (2009) hat die Bundesregierung Deutschlands die Entwicklung von Wildnis auf > 2% der Landesfläche (entspricht 7.140km2) bzw. > 5% der Waldfläche (entspricht 5.538km2) zum mittelfristigen Ziel erklärt.

neben alpinem Urland, Hochmooren und Flussauen repräsentieren speziell Wälder das primäre Naturerbe Mitteleuropäischer Landschaften

Erster Deutscher Nationalpark Bayerischer Wald (gegr. 1970, erweitert 1997 auf 240km 2 ) Entwicklungs-Nationalpark : nach IUCN 1972 können selbst bisher bewirtschaftete Gebiete als Nationalpark eingerichtet werden, soweit sie über ein Potential zur Entfaltung naturnaher Lebensgemeinschaften verfügen ( Re-Wilding, über Prozessschutz zur Wildnis )

zur Abschätzung des künftigen Lebensraum-Potentials im Wald-Nationalpark - Bestandserhebung der Vogelwelt in Gründungsjahren - in 5 Urwald-Relikten Vögel als günstige Indikatoren- Gruppe für Waldentwicklung eingestuft Artendichte je Hektar Beispiel Mittelsteighütte (rund 46ha, 14 Begänge, 50 Arten)

50 Arten Artendichte der Vögel im Urwald 45 Arten 45 Arten 36 Arten 33 Arten

(R. Simonis) 7 Spechtarten im Nationalpark Bayerischer Wald

1974 77 Gitternetz-Kartierung von 7 Spechtarten im Nationalpark Bayerischer Wald (130km 2 )

Präferenz lückiger, strukturreicher Altbestände

Auerhuhn - Charakterart des lückigen Bergfichtenwaldes mit lang-kronigem Altholz (S. Klaus) 25 20 Flächennutzung % 15 10 5 0 Aufichte, Altholz locker Bergmischw., Altholz locker Waldbestand Fi-Bu-Altholz, bodenkahl Fi-Bu, mittlere Altersklasse Fi-Bu, Stangenholz Bergfichte, mit Heidelbeere Bergfichte, vergrast Hochmoor (Hochlagen) Wiese, landw. genutzt Sept.-Okt. Juni-Aug. März-Mai Nov.-Februar Jahreszeiten

zunehmende Vielfalt an Vogelarten im Rahmen der Langzeitentwicklung von Wäldern Freif. Verj. Dickung Schluß Optimalphase Plenterphase Klimax (2%) 2% 10% 5% 20% Naturwald 33% Wirschaftswald Schwarzsp Haselhuhn (Buntsp.) Buntspecht Buntspecht Buntspecht Birkhuhn Fitis Sperber Dreizehenspecht Dreizehenspecht Dreizehenspecht (Auerhuhn)Schwanzmeise Habicht Weißrückenspecht Weißrückenspecht Ziegenmelker Zwergschnäpper Schwarzspecht Schwarzspecht Zilpzalp Waldlaubsänger Hohltaube Hohltaube Heidelerche (Hohltaube) Rauhfußkauz Rauhfußkauz (Baumpieper) (Waldkauz) Habicht Habicht Trauerschnäpper Auerhuhn Waldlaubsänger Waldkauz (Waldkauz) Sperlingskauz (Sperlingskauz) Trauerschnäpper (Auerhuhn) Waldlaubsänger

Nationalpark-Philosophie in den Gründungsjahren orientiert am Ideal eines urewig-stabilen Klimax-Stadiums : Schrittweiser Rückzug menschlicher Einflussnahme und Nutzung - ermöglicht eine ungelenkte Waldentwicklung. Diese führt - ganz automatisch zu bestmöglicher Stabilität durch Gleichgewicht, einer gebietstypischen Artenvielfalt und natürlichen Schönheit sowie einer attraktiven Erholungslandschaft.

Sturmereignis 1983 - mit nur 170ha scheinbar unbedeutend; in Folgejahren jedoch überdurchschnittlich hohe Temperaturen in den Sommermonaten. 1986 - erster Befall durch Borkenkäfer (Buchdrucker Ips typographus) ab 1995/96 - großflächiges Absterben von Fichten-Altbeständen

Befalls-Schwerpunkt im autochthonen und naturnah strukturierten Bergfichtenwald der Kammlagen. Borealer Lebensraum-Typ mit feucht-kühler Sommerund schneereicher Wintersaison. (Fotos: birds-online-ch; H. Glader)

Kartierung der Spechtarten 1974-1977 im Nationalpark Bayerischer Wald (130km 2 ) Kontrollgebiet Gr. Spitzberg (75ha) 1989 2000, 301 Begänge zwischen März und Juni [Januar bis September]

F E D C 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Dichte und Verteilung der Spechtarten (Kontrollgebiet > 75ha Rastergröße = 1ha) B A 1989 1989 = 33 Begänge (max. 4 Arten/Raster) Scaling Buntspecht Dreizehenspecht Schwarzspecht Kleinspecht Grauspecht (Weißrückenspecht)

1989 1993 1994 1996 1998 2000

F E D 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Dichte und Verteilung der Spechtarten (Kontrollgebiet > 75ha Rastergröße 1ha) C B A 1989 1989 = 33 Begänge I-VI (max. 4 Arten/Raster) F 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 E D C B A 1994 1994 = 20 Begänge I-VI (max. 3 Arten/Raster) rasches Abklingen der Attraktivität der Katastrophenfläche für Spechte - trotz weiterhin anwachsenden Beuteangebots durch sukzessiven Neubefall von Fichten durch den Buchdrucker

Versteppung des Hochlagenwaldes: Totholz im Überfluss aber großflächig abgedorrte Fichten-Skelette bieten den Spechten weder Nahrung noch Deckung gegen Witterung und Prädatoren.

Bestandsentwicklung der Spechte im Frühlings-Halbjahr, 1989-2000 14 1995 / 96 Fichten-Mastjahr 12 10 Individuen 8 6 4 2 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 Jahre 1998 1999 2000 Grauspecht Weißrückenspecht Kleinspecht Schwarzspecht Dreizehenspecht Buntspecht Buntspecht Dreizehenspecht Schwarzspecht Kleinspecht Weißrückenspecht Grauspecht

50 40 Wie reagiert die Gesamt-Artenzahl Vogelwelt 1989-2000, Winter : Brutzeit auf diese drastische Lebensraum-Veränderung im Hochlagenwald? Arten im Sommerbestand 1989-2000 Birds-online.ch y = 0,7692x + 32,5 Artenzahl 30 20 Birds-online.ch 10 y = -0,2832x + 16,591 0 Arten im Winterbestand 1989-2000 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 Jahre Vogelarten Winter Vogelarten Brutzeit Gesamtartenzahl Linear (Vogelarten Winter) Linear (Vogelarten Brutzeit )

31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Gartenrotschwanz Kleinspecht Eichelhäher Kohlmeise Fitis Ringdrosse l Ringeltaube Vergleich der Rasterfrequenz von Brutzeit- und Winterbestand 1989-1999 Amsel Birkenzeisig Baumpieper Zilpzalp (Birds-online.ch) Schwarzspecht Haubenmeise Vogelarten Vogelarten Singdrossel Mönchs. Kleiber Sommergoldhähnchen Gimpel Buntspecht Waldlaubsänger Misteldrossel Heckenbr. Dreizehenspecht Fichtenkreuzschnabel Waldbaumläufer Rotkehl. Zaunk Vogelarten Tannenms. Wintergoldhähnchen Kleinspecht Haubenmeise Gimpel Kleiber Kohlmeise Wintergoldhähnchen Buntspecht Waldbaumläufer Dreizehenspecht Fichtenkreuzschnabel Schwarzspecht Buchfink Erlenzeisig Tannenmeise Erlenzeisig -100-80 -60-40 -20 0 20 40 60 80 100-100 -80-60 -40-20 0 20 40 60 80 100 Rasterfrequenz in % Rasterfrequenz in % Brutzeitbestand 1989 Brutzeitbestand 1999 Winterbestand 1989 Winterbestand 1999

Individuendichte nach Migrations-Gilden, Brutzeit 1989-2000 Individuendichte nach Migrations-Gilden (Brutzeit 1989 2000) 160 140 birds-online.ch 120 100 Indioviduen Individuen 80 60 y = 5,3252x + 19,636 y = -4,1294x + 95,591 40 20 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 Standvögel Zugvögel Linear (Standvögel) Linear (Zugvögel ) komplementärer Verlauf der Gradienten für Stand- und Zugvögel

250 200 Sorgenkind Auerhuhn: (zur Verhinderung eines weiteren Bestandesrückgangs - Aufstockung durch Auswilderung ab 1985) Effekte des Stützungsprogramms für den Auerhuhnbestand Bestandshöhe 150 100 50 0 1945 1955 1965 1975 1985 1995 2005 Zeit Geschätzter Bestand Min. Bestand Max. Bestand NP-Kapazität Fichten-Totholz-Flächen bis 2000

erhebliche Prognosen-Unsicherheit zur Habitateignung für Auerhühner: Wintersituation = kein ausreichendes Angebot an Nahrung und Deckung! Sommersituation = günstige Brut- und Aufzuchtsgebiete

Kartierungsprojekt 2009-2011 Nach genetischer Identifizierung = min. 220 Individuen in den Nationalparks Bayerischer Wald und Böhmerwald (auf rund 900km 2 ) Rösler (Univ. Marburg) Auerhuhn überdauert den Winter und vermag die überdurchschnittlichen Reproduktionsbedingungen im Sommer voll auszunutzen!

nach dem Dynamik-Konzept ist im Naturwald nichts konstant außer der Wandel

Zulassen autogener Prozesse - bereichert Angebot an Sonderstrukturen und Kurzzeit-Habitaten für spezialisierte Arten der Zerfalls- und Zusammenbruchsphasen

Freif. Verj. Dickung Schluß Optimalphase (2%) 2% 10% 5% 20% Naturwald Wirschaftswald Umtriebszeit im Wirtschaftswald Freif. Verj. Dickung Schluß Optimalphase Plenterphase Klimax (2%) 2% 10% 5% 20% Naturwald 33% natürliche Waldentwicklung kennt keinen Stillstand Freif. Verj. Dickung Schluß Optimalphase Plenterphase Klimax Zerfallsphase Zusam. Br. Freif. (2%) 2% 10% 5% 20% 33% 22% 8% 2% Naturwald Wirschaftswald Schwarzsp Haselhuhn (Buntsp.) Buntspecht Buntspecht Buntspecht Buntspecht Buntspecht Birkhuhn Fitis Sperber Dreizehenspecht Dreizehenspecht Dreizehenspecht Dreizehenspecht Dreizehenspecht (Auerhuhn)Schwanzmeise Habicht Weißrückenspecht Weißrückenspecht Weißrückenspecht Schwarzspecht Ziegenmelker Zwergschnäpper Schwarzspecht Schwarzspecht Schwarzspecht Grauspecht Zilpzalp Waldlaubsänger Hohltaube Hohltaube Kleinspecht Grünspecht Heidelerche (Hohltaube) Rauhfußkauz Rauhfußkauz Hohltaube Kleinspecht (Baumpieper) (Waldkauz) Habicht Habicht Rauhfußkauz Wendehals Trauerschnäpper Auerhuhn Sperlingskauz Waldkauz Waldlaubsänger Waldkauz Waldkauz Habichtskauz (Waldkauz) Sperlingskauz Habicht Waldohreule (Sperlingskauz) Trauerschnäpper Schreiadler Mäusebussard (Auerhuhn) Waldlaubsänger Auerhuhn Wespenbussard die Diversität des Lebensraum-Gesamtpotentials entfaltet sich aus dem Wechselspiel aus Konstanz und Störung Haselhuhn Gartenrotschwanz Trauerschnäpper Baumpieper (Grauspecht) Haselhuhn Auerhuhn Gartenrotschwanz Grauschnäpper Baumpieper Heidelerche

Zulassen naturgegebener Alterung in nutzungsfreien Wäldern Baumart Ernte-Alter arttypische Lebenserwartung maximal nachgewiesenenes Höchstalter Eibe x 400-500 1.000-3.000 Wacholder x 300-500 1.200-2.000 Eichen 140-180 300-500 1.500-2.000 800-1.000 Linden 80-120 250-400 (1.500) 500-800 (1.500) Ulmen 80-120 200-300 Zirbe x 400-600 1.200 Rotbuche 120-160 250-300 500-900 Waldkiefer 80-120 250-300 500-600 Weißtanne 90-120 200-250 300-400 Fichte (60) 100-150 180-250 300-600 Pappeln 50-80 150-200 200-400 Erlen 60-100 80-100 100-150 Weiden 60-80 80-100 150

Böhm & Kalko Kronendach-Rauigkeit

Natürliche Alterung von Bäumen und Beständen - ermöglicht autogene Differenzierung Lebensraum-bestimmender Strukturmerkmale (wie Kronendach-Rauigkeit, Borken-Rauigkeit, Höhlenbildung, Spalten, Risse, Bruchstellen, Totäste, Epiphyten, starkastige Kronen, Stelzwurzeln)

(ÖKO-Linz) Baumhöhlen Äste, Baumkronen Boden, Fels Nicht-Singvögel Gänsesäger Waldwasserläufer Uhu 38 Arten Zwergohreule Kormoran Ziegenmelker Wendehals Graureiher Kranich (20 Wald-gebunden) Raufußkauz Kaiseradler Birkhuhn Sperlingskauz Steinadler Haselhuhn Habichtskauz Seeadler Auerhuhn Schwarzspecht Fischadler Waldschnepfe Grauspecht Schwarzmilan Dreizehenspecht Sakerfalke Weißrückenspecht Wanderfalke Mittelspecht Baumfalke Kleinspecht Schwarzstorch Blauracke Hohltaube Habicht Zwergadler Schreiadler Rotmilan Wespenbussard Singvögel Gartenbaumläufer Sprosser Wasseramsel 19 Arten Gartenrotschwanz Wintergoldhähnchen Baumpieper Dohle Sommergoldhähnchen Heidelerche (14 Wald-gebunden) Tannenmeise Ringdrossel Halsbandschnäpper Fichtenkreuzschnabel Trauerschnäpper Gimpel Zwergschnäpper Zitronenzeisig Waldbaumläufer Tannenhäher Hoher Bedarf an Höhlen, Spalten, Rissen, breitastigen Baumkronen sowie Sonderstrukturen (Stelzwurzeln, Astausbrüche, Efeu- oder Hopfenranken) als Nistplatz und Versteck für waldbewohnende Vogelarten

Neubewertung von Totholz als vielseitige Lebensgrundlage und Bodenbildner. Dichte an Spechten und anderen Höhlenbrütern in Relation zum Totholzangebot (nach Komdeur u. Luder) %

Wie viel Totholz ist genug? Anteil in Prozent der Nekromasse Differenzierung Verteilungs-Muster Gesamt-Holzmasse in m 3 /ha nach Qualität von Totholz * 3-5% (Baumstümpfe, * wirtschaftlich tolerabel * Risiko-Abschätzung tote Einzelbäume Kronen- u. Astholz) Horste toter Bäume * 15% (auch Starkholz, * Schwellenwerte für * Bedeutung für Biodiversität: Totholz-patches Lagerholz) Besiedlung durch Xylobionte: Nadelholz oder Laubholz feinkörniges Mosaik >15-20m 3 /ha (relevant Totholz stehend oder grob-gerastertes Mosaik * bis 30% (Leitbild Urwald) für Spechte) liegend Totholz großflächig * > 90% auf Katastrophenflächen Kalkulations-Ansätze zu Mindestmengen >40m3/ha (relevant * für Totholz besonnt u.trocken, Totholz landschaftsweit spezialisierte Totholzkäfer) schattig u. feucht (* 15 fm = Dreizehenspecht > 60 fm = Weißrückenspecht) Schwach- oder Starkholz Totholz mit Borke oder entrindet Totholz verpilzt Moderholz, Mulm

Intensität Zeit Raum (Wind - Orkan, Blitzschlag, Vulkanausbruch), (Gewitter, Überschwemmung, Dürreperiode), (Suhle, Käfernest, Sturmwurf; global change) entscheiden, ob sich eine ökosystemare Störung nur punktuell / lokal auswirkt oder zur großräumigen Katastrophe wird. Stabilität Stability Dynamik Dynamics Streß Irritation Störung Katastrophe (disaster) (perturbation) (disturbance) (catastrophe) Widerstand Resistance Konstanz Constancy Persistenz Persistence Elastizität Elasticity Resilienz Resilience

Kurzzeithabitate für Arten der Pionierstadien (durchsonnte, warme und nährstoffreiche Standorte)

Lawinenstrich natürliche Dynamik impliziert mitunter einschneidende Veränderungen

Birkhuhnbestand und Balzplatzzählungen im Thüringer Wald 1950-1988 z. B. kurzlebige Birkhuhn Habitate von hoher Qualität auf großen Sturmwurfflächen ( Katastrophen-Art ) (nach Klaus 1994)

birds-online.ch, L- Mraz, tierstimmen.de Auf der Katastrophen-Fläche - hoher Reichtum an Kleinstrukturen und Mikroklimaten durch Vielfalt an Nadelstreu, Dürrreisig, Lagerholz, Borkenplatten. Kurzlebiges Angebot an Blüten-, Beeren- und Samen. Rasche Sukzession der Vegetation mit Moosen, Bärlapp, Zwergsträuchern. Gräsern, Hochstauden Pionierbäumen und ersten Sämlingen von Waldbäumen

wachsende Bedeutung nutzungsfreier Landschaften mit Prozessschutz bzw. Wildnis-Entwicklung: Wiedergutmachung an ausgebeuteter Natur für emotionales Naturerleben (Neugier, Faszination, wilde Ästhetik, Stille, Kontemplation) * für Forschung (autogene Vegetationsentwicklung, Störungsökologie, Resilienz und Elastizität, Reaktion auf Klimawandel) * für Langzeit-Monitoring (Wechselwirkung von Witterung, Boden, Fauna und Nutzungsgeschichte im Rahmen ökosystemarer Selbstorganisation ) * als Rückzug und Quellgebiet für Arten dynamischer Sonderstandorte * als Orte naturbelassener Evolutions-Bedingungen

Segregation: Prozessschutz zur Wildnis-Entwicklung beschränkt auf strenge Schutzgebiete

zur Sicherung der Wald-spezfischen Biodiversität können selbst alle Waldschutzgebiete zusammen genommen nicht ausreichen: periphere Verteilung, meist marginale Standorte und fehlende Repräsentativität der Habitat-Typen. Die Zukunft der Artenausstattung unserer Wälder wird somit im Wirtschaftswald entschieden: große Flächeneinheiten, weiträumige Verteilung über nahezu alle Wuchsgebiete

Integration von Naturschutz-relevanten Mehr- und Sonderleistungen (über Vertragsnaturschutz abzugelten) Auch im Wirtschaftswald: soviel Wildnis wie möglich; Prozessschutz ohne Lenkung, inklusive Rückkehr der wilden Tiere

Sicherung des Naturerbes in Wäldern durch Kombination von nutzungsfreien Schutzgebieten und Integration von Naturschutzleistungen in Wirtschaftsflächen (Schweighofer) Segregations Naturschutz auf Schutzgebiete beschränkt Naturschutzleistung Modell (Altholzinseln, Naturwald-Reservate, im Forst beschränkt auf Wald-Nationalparks, Wald-Wildnis) "Kielwasser"-Effekte Integrations- Naturschutz als Wald-Funktion Modell (Waldbau und -Nutzung im Rahmen Waldbewirtschaftung der "Guten fachlichen Praxis" und Abgeltung von Sonderleistungen) Vertragsnaturschutz Kombinations- Netzwerk aus Wirtschaftswäldern Waldbewirtschaftung Modell unterschiedlichen Betriebs-Typs, mit Integration von Schutzmaßnahmen, Vertragsnaturschutz sowie Ausweisung nutzungsfreier Waldgebiete Prozessschutz unterschiedlicher Größe, dazu Sondergebiete mit spezifischer Naturschutzfunktion Pflege u. Biotopgestaltung

Verantwortung für das Naturerbe unserer Wälder resultiert in der Verpflichtung zur Kooperation von Forstwirtschaft und Naturschutz, denn die Sicherung der Wald-spezifischen Biodiversität muss auf ganzer Fläche - als Wald-Funktion - festgeschrieben werden