Bundesforschungszentrum für Wald, Wien, download unter

Ähnliche Dokumente
9. Tantal SIMS-Ergebnisse RTP-GETEMPERTE SBT-PROBEN OFENGETEMPERTE SBT-PROBEN

Fläche in m 2 25 Millionen 4000 kg ,5 Millionen 400 kg g 1

Deposition von Schadstoffen

CO 2 -Freisetzung in Böden unter Laborbedingungen

Yara ZIM Plant Technology. HU Berlin. Humboldt-Universität zu Berlin FG Bodenkunde und Standortlehre. Kathleen Garz

Waldboden. Sucht unter einem Laubbaum Blätter in unterschiedlichem Zersetzungsgrad und klebt sie nacheinander auf ein großes Blatt Papier!

Tag der offenen Türe Dr. August Kaiser Schadstoffe in der Atmosphäre

Entwicklung der Bioatmosphäre

Die Genehmigungsbehörden haben dazu die Immissionsprognosen folgender Verfahren zur Einsichtnahme zur Verfügung gestellt.

1.1 Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden

Ermittlung des Kalkbedarfes

Quellen, Prozesse und Senken atmosphärischer Aerosolpartikel

Teil 1 - Mittels Wasserauszug die Bodenfruchtbarkeit selbst überprüfen! (nach Univ. Lek. DI Unterfrauner)

Verdichtungen oft Ursache für geringe Erträge

4 LÖSLICHKEITSPRODUKT

Möglichkeiten zur Berechnung von Stickstoffeinträgen in FFH Lebensräume. Tag der Umweltmeteorologie 2015 Dr. W. Straub, LANUV NRW

Was ist Archäologie? Wo sich archäologische Funde wohlfühlen. Arbeitsblatt ohne Aufgabenstellung

HFM. Temperatur- und Feuchtigkeitsmesser für Heu und Stroh

Nitratmessdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Werte in der zweiten Messung stark gesunken

Zeigen Sie mittles vollständiger Induktion, dass für jede natürliche Zahl n 1 gilt: n (2k 1) = n 2.

NMR - Seite 1. NMR (Kernresonanzspektroskopie) Allgemeines zur Theorie

2 NIEDERSCHLAGSQUALITÄT

Zusammenfassung vom

Betreff: Untersuchungen der Auswirkungen von wasserspeichernden Zusatzstoffen

Titans Atmosphäre. 10. Mai 2011

Zum Kalium-Natrium-Verhältnis in Demeter-Möhren

Dr. Robert Beck, Gitte Dirscherl, Veronika Ilmberger Waltraud Rinder, Heidi Scherzer Gois Detlef Seiffert, Sabine Topor Dr.

HFM Heufeuchte-Messgerät

Übungsprüfung A zur Physik-Prüfung vom 17. Januar 2012

Bestimmung der feuchte- und temperaturabhängigen Wärmeleitfähigkeit von Dämmstoffen

Stickstoffdüngung mit Ackerbohnenschrot zu Kartoffeln

Radioökologische Untersuchung Oberösterreichs unter Anwendung des Bioindikators Fichtennadeln

Chlorwasserstoffgas wirkt stark reizend bis ätzend auf die Haut, insbesondere auf die Augen und die oberen Atemwege.

Deponien und Isotope WASSER GEOTHERMIE MARKIERVERSUCHE SCHADSTOFFE FILTERTECHNIK LEBENSMITTEL NACHWACHSENDE ROHSTOFFE ISOTOPE

Nitratmessdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Teil 2 Nitratgehalte in der zweiten Messung gestiegen

Atomabsorptionsspektrometrie (AAS)

LeWis» ph-wert Berechnungen «Kapitel 5

Qualitätssicherung im Bereich Laboranalytik bei der BZE II Nils König, Egbert Schönfelder, Uwe Blum, Juliane Höhle

Martin Raiber Chemie Protokoll Nr Gruppe 2 (Schrankseite) Untersuchung von Glycin

Spezielle Relativität

Diffuser Stoffeintrag in Böden und Gewässer

0 Einleitung 0.1 Vorbemerkungen

Pflanzenökologische Experimente zur Umweltverschmutzung

Zusammenfassung des Badegewässerprofils

Ist Totenasche ökologisch bedenklich für den Wald?

Prüfbericht P Prüfung der Kohlenstoffdioxid- Diffusionsstromdichte von. Evocryl 200. gemäß DIN EN

BZE - Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wäldern und Waldböden. Andreas Bolte, Johannes Eichhorn, Joachim Block Thünen-Institut für Waldökosysteme

Wie entsteht ein Gewitter?

Beobachtungen zum Einfluss der einheimischen Begleitvegetation auf die Entwicklung von jungen Ginkgo biloba Pflanzen

5. Statistische Auswertung

Das sind vielleicht Zustände!

Biologie-Projekt. Saurer Regen ATHENE SAKELLARIOU HEIMBERGER HOLGER INA. -Team LANGLOTZ DANIEL VOLLBRECHT

Wissen schafft Fortschritt

Phosphor - Landwirtschaft Düngung Umwelt

Härter kurz, standardmäßig, lang, extra lang Verdünner für Acrylerzeugnisse standard, kurz, lang, extra lang

Natürliche ökologische Energie- und Stoffkreisläufe

Professur Radiochemie Sommersemester 2009

Standardisierte Vorgehensweisen und Regeln zur Gewährleistung von: Eindeutigkeit Schlussfolgerungen aus empirischen Befunden sind nur dann zwingend

Bearbeitung: UNI HRO, LUNG, LFA

Das Energiebilanzmodell MSCM

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Einflussfaktoren auf Ertrag und Inhaltsstoffe der Kartoffel

BUNDESENTSCHEID AGRAR- und GENUSSOLYMPIADE 2015

Dipl. Agraringenieur (FH) Jürgen Schwarzensteiner

Es liegt was in der Luft Emissionen, Schadstoffe und Grenzwerte

Chlorit / Chlorat im Badebeckenwasser

Als einfache Variante dieses Ansatzes ist hier die Dissoziation einer Säure H 2 A ohne Berücksichtigung der Autoprotolyse gezeigt.

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Ester - Aromastoffe aus dem Labor "im Gleichgewicht"

Das Chemische Gleichgewicht

Semi-volatile Organic Compound (SVOC) Aerosols. Verhalten von mittelflüchtigen Stoffen

Umweltaspekte der Vakuumerzeugung

Säuren und Basen SPF BCH am

Die Atmosphäre der Erde (7) - Luftmassen und Luftmassendynamik in Mitteleuropa

SUCHE NACH DER PERFEKTEN LÖSUNG

3.11 Einflussgröße: Elementarer Kohlenstoff (EC) und organischer Kohlenstoff

Tabelle 7.1 Typische Werte von ausgewählten Inhaltsstoffen ungereinigter Rauchgase [48]

Pflanzensoziologische Tabellenarbeit

Gewitter. Physik der Atmosphäre. Überblick. Entstehung Aufbau Gefahren. 1. Wolken: Entstehung eines Gewitters in Bildern. 2. Physik der Atmosphäre:

Gehalte und Vorräte von Schwermetallen in Waldböden Zustandsanalyse auf Basis der BZE II und zeitliche Veränderungen zur BZE I

Nitratsanierung WASSER GEOTHERMIE MARKIERVERSUCHE SCHADSTOFFE FILTERTECHNIK LEBENSMITTEL NACHWACHSENDE ROHSTOFFE ISOTOPE

Wählerstromanalyse Nationalratswahl A.Univ.Prof. Dr. Erich Neuwirth

1) Targetmasse für neutrinolosen doppelten β-zerfall:

Konzentrationsbestimmung mit Lösungen

Bodobert lernt Erde kennen

Die Einzelschutz im Wald - Erste Ergebnisse in Bulgarien

APPLICATION NOTE. Einfache Handhabung bis hin zur leistungsfähigen Auswertung: TG-FT-IR-Messung an Diclofenac-Natrium. Claire Strasser.

7) Anwendungen radioaktiver Strahlung in Wissenschaft und Technik (1) Analytische Anwendungen (Radiometrische Titration)

Holzasche. Zusammensetzung und Eigenschaften Verwertungs- und Rückführungsmöglichkeiten Erkenntnisse und Bedeutung für den Wald

Glossar. Cause of Effects Behandelt die Ursache von Auswirkungen. Debriefing Vorgang der Nachbesprechung der experimentellen Untersuchung.

Christina-Luise Roß. Karen Sensel-Gunke Verena Wilken Stefanie Krück Frank Ellmer. Christina-Luise Roß

Unterrichtsmaterial. Die Unterrichtssequenz enthält drei verschiedene Teile/ Experimente:

Depositionsmessungen in Oker und Harlingerode

Hydraulisch richtig berechnete Bewässerungssysteme und die Auswirkung der Bewässerungsarten auf die Düngung

Betrieb von Hochspannungserdkabelanlagen

Gruppe 1. Lies den folgenden Text aus einem Biologiebuch.

Untersuche den Kalkgehalt von Gartenerde, Sand und weiteren Bodenproben.

Radon in Wasserversorgungsanlagen. So sind die Mitarbeitenden geschützt

Über den Zn-, Cu-, Pb-, Mn-, Fe- und Sr-Gehalt des Sediments im Neusiedler See. M.Dinka

P-Düngung auf Entzug

Transkript:

AUFNAHM E VON SCHW EFELDIOXID DURCH DIE OBERFLÄCHE DER HUMUSSCHICHT UND IHRE ÖKOLOGISCHE BEDEUTUNG Von MATERNA J. Forschungsanstalt für Forstwirtschaft und Jagdwesen Zbraslav N. VLT. Z u s a m m e n f a s s u n g Eine Untersuchung über die Deposition von SO2 in den Fichtenhumus hat gezeigt, daß sie niedriger liegt, als es für den Mineralboden angegeben wird. Sie ist jedoch im Vergleich mit der nassen Deposition hoch genug, daß mit ihr bei der Beeinflussung des Bodens durch SO2 - Immissionen gerechnet werden muß. E i n l e i t u n g Eine breitere Auffassung der Immissionseinwirkung auf die Vegetationsdecke macht wieder die Untersuchung von jenen Prozessen aktuell, die durch die Immissionen im Boden hervorgerufen werden. Die erste Frage, die dabei auftritt, ist die, wie hoch die Menge der Stoffe, für die der Boden eine Senke ist, liegt. Ein Teil der gesamten Deposition, die mit den Niederschlägen in den Boden gelangt, kann ziemlich einfach bestimmt werden. Es gibt mehrere Veröffentlichungen, denen man die Bedeutung dieses Prozesses entnehmen kann (ULRICH 1979). Auch die erhöhte Anreicherung der Stoffe in der organischen Masse, in der sich während des Lebens des Organismus verschiedene luftverunreinigende Stoffe angereichert haben, kann ziemlich präzis durch wiederholte Probenentnahme in den Beständen festgestellt werden. Eine Zusammenfassung der vorliegenden Arbeiten von SCHWELA (1977)gibt einen Überblick über die bisherigen Ergebnisse sowie über Methoden, die bei den Untersuchungen angewendet wurden. Daraus sieht man, daß der überwiegende Teil der Ergebnisse von Untersuchungen aus Laborverhältnissen kommt und dadurch die Übertragung in die Praxis mit Unsicherheiten verbunden ist. Dies ist auch dadurch verursacht, daß teils ganz unreelle Konzentrationen in den Untersuchungen angewendet werden, die in der freien Atmosphäre kaum Vorkommen. 211

Jedoch kann man aus der Gesamtheit der Ergebnisse sowie aus Bilanzuntersuchungen des Schwefelkreislaufs in landwirtschaftlich genutzten Böden (KÜHN und WELLER 1977) die Schlußfolgerung ziehen, daß die Sorption des Schwefeldioxids durch die Bodenoberfläche einen bedeutenden Anteil der gesamten Deposition von Schwefelverbindungen darstellt. Jedoch konnten wir keine Angaben über die Verhältnisse in den Waldböden finden, speziell über die Schwefeldioxidaufnahme durch die Oberfläche der Humusschicht. Durch ihre Lagerung sowie durch die chemische Beschaffenheit unterscheidet sie sich weitgehend von dem Mineralboden wodurch die Menge des absorbierten Schwefeldioxids beeinflußt werden kann. Im Rahmen einer breiteren Untersuchung der Immissionseinwirkung auf die Fichtenökosysteme haben wir eine Untersuchung durchgeführt, um einige Angaben zu bekommen, die eine Orientierung über die Menge der Schwefelverbindungen, die auf diese Weise in den Waldboden gelangen, ermöglicht. Die Untersuchung stellt eine Grundlage für weitere methodische Entwicklungen von Bilanzuntersuchungen in Fichtenbeständen dar (MATERNA und KOHOUT, 1978). Wir haben uns dabei folgende Fragen gestellt: 1. Mit welcher Geschwindigkeit wird SO2 auf die Humusoberfläche gelagert, 2. welche Faktoren beeinflussen die Höhe der Schwefeldioxidaufnahme, 3. wie hoch sind die Aufnahmeunterschiede, die durch die unterschiedlichen Eigenschaften der Humusschicht verursacht sind, und 4. welche Elemente von der Humusschicht haben für die Aufnahme die größte Bedeutung. M e t h o d i k Unsere Untersuchungen, sowie auch die Mehrheit früherer Untersuchungen, wurden im geschlossenen Raum einer Kabine durchgeführt. Die Humusproben von einer konstanten Oberfläche wurden der Einwirkung einer Konzentration von 1 mg SO2.n1-3 ausgesetzt, d.h. einer Konzentration, die auch in den Waldkomplexen der Immissionsgebiete vorkommt. Die Geschwindigkeit der Aufnahme wurde durch ein S0 2 -registrierendes Gerät gemessen. Eine Zugabe von 3 5 sc> 2 zu dem benutzten Gas in einigen Versuchen ermöglichte auch die Kontrolle der Entweichung des aufgenommenen Gases aus der Humusschicht. Wir konnten dabei auch feststellen, wie tief das Schwefeldioxid in den Humus eindringt. Als Probematerial wurde Fichtenhumus aus einem reinen Fichtenbestand benutzt. Es handelte sich um einen Übergang zwischen Moor- und Modertyp mit einem ph-wert von 3,5. Für die Untersuchung der Unterschiede haben wir eine recht breite Variation von Humusproben aus Fichtenbeständen unterschiedlicher Standorte und auch mit beigemischten Laubholzarten mit ph-werten zwischen 3,5 und 5,2 benutzt. 212

Geschwindigkeit der Aufnahme E r g e b n i s s e Eine Übersicht über die Ergebnisse der Untersuchung von verschiedenen Humusproben ist in der Tabelle 1 enthalten. T a b e l l e 1 Sorption von SC^ durch verschiedene Proben von Fichtenhumus Probe Nr. Sorptionsgeschwindigkeit -1 cm s Aufnahme durch die Humusoberfläche im Jahr bei 0,1mg S0 m 3 t km 1. 0,0494 0,78 2. 0,1047 1,65 3. 0,0705 1, 1 1 4. 0,0436 0, 8 8 5. 0,0389 0,61 6. 0,0255 0,40 7. 0,0695 1,09 In den Experimenten wurden lufttrockene Humusproben angewendet. Natürlich gab es dabei Unterschiede in der Menge des gebundenen Wassers, aber die Versuchsanordnung entsprach den Verhältnissen in der Natur. Im allgemeinen ist die Depositionsgeschwindigkeit wesentlich niedriger,als sie im Mittel für Mineralböden angenommen wird (SCHWELA 1977). Beeinflussende Faktoren: Es ist natürlich, daß die Feuchtigkeit eine Rolle in der S0 2 ~Aufnähme spielt. Für die Wasseroberfläche wird eine S0 2 ~Depositionsgeschwindigkeit von 2,2 cm. s- 1 angegeben. Darum wurden zum Vergleich verschiedene Proben bei Wassersättigung und in dem luftgetrockneten Zustand untersucht. Wie man erwarten konnte., war die Geschwindigkeit der S0 2 -Aufnahme bei feuchten Proben wesentlich höher als bei den trockenen. Größere Unterschiede konnte man auch zwischen einer stabilen und einer turbulenten Atmosphäre feststellen. Die Sorption verlief in der ruhigen Luft langsamer. Unterschiedliche Humusproben Wenn wir- die extremen Werte vergleichen, sind die Unterschiede in der Schwefeldioxidaufnahme verschiedener Humusproben aus Fichtenbeständen bei einer entsprechenden Austrocknung ziemlich hoch. Das Verhältnis der Sorptionsgeschwindigkeit zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Wert ist 1 4. Abgesehen von diesen zwei extremen Werten 213

sind die Unterschiede nicht so ausgeprägt. Bei trockener Humusschicht konnten wir also mit einer Geschwindigkeit von 0,04-0,05 cm s-^ rechnen. T a b e l l e 2 Durchschnittliche Zusammensetzung von Humusproben unter Fichtenbeständen in einem Gebiet mit unterschiedlicher Immissionsbelastung Belastung in Wasserauszug Humus in. - 1 mg. kg in % der T.S Ca Mg K P S F N S schwach 265 33 130 82 77 38 1,64 0,161 stark 306 45 181 55 128 115 1,55 0,166 Bedeutung einzelner Elemente der Humusschicht: Diese wurde mit Hilfe von Autoradiogrammen nach Exposition der Humusschicht durch markiertes SO2 untersucht. Dabei hat sich gezeigt, daß abgefallene unversehrte Fichtennadeln das Schwefeldioxid entweder überhaupt nicht oder nur in einer geringen Menge aufnehmen. Auch die Aufnahme durch abgefallene intakte Blätter ist gering. Aber schon bei beginnendem Zerfall steigt die Aufnahmefähigkeit wesentlich. Die Aufnahme durch die Rinde abgefallener Äste ist vom Anfang an ziemlich hoch. Die Teilchen der eigentlichen Humusschicht (H-Schicht) weisen auf den Radiogrammen sowie bei der Messung die höchste Radioaktivität aus. Die Verteilung des aufgenommenen SO2 in der Humusschicht wird in Abb. 1 demonstriert. Nur unwesentliche Mengen von SO2 dringen in tiefere Schichten des Humus ein. Der wesentliche Anteil wird in einer 1 cm dicken Schicht gelagert. ökologische Interpretation der Ergebnisse: Diese Feststellungen kann man nicht ohne weiteres für die Kalkulation der S0 2 ~Aufnahme durch den Fichtenhumus in Beständen benutzen. Neben der Sorptionsgeschwindigkeit spielt auch die Kapazität der Humusschicht, SO2 aufzunehmen, eine große Rolle. Bei Wiederholung der Versuche mit derselben Humusprobe sank die Sorptionsgeschwindigkeit, bis kein SO2 mehr absorbiert wurde. Bei der letzten Wiederholung wurde dem Gas wieder 0 O 2 zugegeben, um kontrollieren zu können, ob keine Sorption mehr stattqefunden hat. 215

o «- o CO Minuten PROBE VON FICHTENHUMUS o 216

UND TURBULENTEN ATMOSPHÄRE Minuten 217

Eine Umrechnung hat gezeigt, daß die Kapazität einer trockenen Humusschicht 3-6 kg SO2 ha 1 beträgt. Sie kann aber rasch durch eine Anfeuchtung und hauptsächlich durch eine Durchwaschung regeneriert werden. Bei Erwägung natürlicher Verhältnisse kann bei der Konzentration von 0,1 mg SO2 m 3 die Humusschicht während 7-14 Tage gesättigt werden. Da die Bodenorganismentätigkeit immer neue aktive Flächen für die Aufnahme bildet und auch die Niederschläge die Kapazität wieder erneuern, ist nicht anzunehmen, daß in der Natur die Aufnahme durch die Erschöpfung der Kapazität beschränkt wird. Bei einer Kalkulation der Schwefeldeposition muß man weiter berücksichtigen, daß sich die Humusschicht während des Jahres verändert. Es gibt z.b. Feuchtigkeitsunterschiede und Strukturänderungen, die unter Laubholzbeständen von großer Bedeutung sind. Dies tritt auch unter der Fichte auf, aber nicht so ausgeprägt. Die Ergebnisse unserer Laboruntersuchungen können so gewertet werden, daß sie eher Ergebnisse für eine Festlegung der unteren Grenze der S02-Aufnahmegeschwindigkeit sind. Nur selten und meistens nur für kurze Zeit kommt es in der Natur z. B. zur völligen Austrocknung der Humusschicht. Große Bedeutung für die Beurteilung der Jahresaufnahme hat die Auswertung des Einflusses von Schneeschicht im Winter. Wir haben zwar keine direkten Messungen gemacht, jedoch konnten wir feststellen, daß auch in den Lagen mit sehr hoher Immissionsbelastung unter einer Schneedecke ziemlich niedrige Schwefelgehalte vorliegen. Das ist im Einklang mit den Untersuchungen von DOVLAND und ELIASSEN (1976), die eine Depositionsgeschwindigkeit von SO2 in die Schneeschicht von 4.1 0 4-5.1 0-3 m.s ^ festgestellt haben; d.h. in der Größenordnung annähernd wie in die Humusschicht. Es ist also nicht nötig, die Winter- und Sommermonate getrennt zu betrachten. Nach Überlegung aller Faktoren, die die Schwefeldioxidaufnahme beeinflussen können, haben wir als untere Grenze der Depositionsgeschwindigkeit den Wert 0,12 cm.s 1 und als obere Grenze 0,24 cm.s- ^ genommen. Diesen Werten entspricht bei dem mitteleuropäischen "background" von 0,01 mg SO2. m 3 eine Deposition von 4 bzw. 2 kg S ha 1 jährlich, bei einer hohen Schwefeldioxidbelastung von 0,1 mg SO9 m 3 als jährlicher Durchschnittswert 38 bzw. 19 kg S ha-t. Bei intensiver S0 2 ~Einwirkung auf die Fichtenbestände muß man auch weitere Tatsachen berücksichtigen, z.b. die Auflockerung der Bestände und intensivere Zersetzung der Humusauflage, dabei auch eine Entwicklung der niedrigen Vegetation, was natürlich die Deposition beeinflußt. Ein konkreter Fall: Auf einer Fläche, wo die S-Anreicherung in dem Niederschlagswasser (nasse Deposition) und die Konzentration von SO2 in der Luft gemessen werden, konnten wir feststellen, daß die S-Zufuhr durch die Niederschläge 113 kg S. ha~1 beträgt, d.h. 31 kg. ha 1 durch die Sorption des Gases bei einer durchschnittlichen Konzentration von 77 S0 2.m 3 Luft. 218

Das beweist, daß die direkte SC>2 -Aufnähme durch die Humusschicht ihre Bedeutung hat. Da dieser Weg der Schwefelzufuhr in den Boden durch keine basischen Stoffe kompensiert wird, wie es bei den Niederschlägen mindestens teilweise erfolgt, ist diese Art der Anreicherung besonders gefährlich. L i t e r a t u r DOVLAND, H.und ELIASSEN, A., 1976: Dry deposition on a snow surface. Atmosph. Environ. 10, S. 783-785. KÜHN, H. und WELLER, H., 1977: 6 jährige Untersuchungen über Schwefelzufuhr durch Niederschläge und Schwefelverluste durch Auswaschung (in Lysimetern). Zeitschrift Pflanzenern. Bodenk. 140, S. 431-440. MATERNA, J. und KOHOUT, R., 1978: Sorption des Schwefeldioxids durch den Humus (Tschechisch). Abschlußber.Forstl.Forschungsanstalt Jiloviste - Strnady. SCHWELA, D., 1977: Die trockene Deposition gasförmiger Luftverunreinigungen. Schriftenr.Landesanst. Immissionsschutz NRW. 42, S. 46-85. ULRICH, B. - MAYER, R. und KHANNA, P.K., 1979: Deposition von Luftverunreinigungen und ihre Auswirkungen in Waldökosystemen im Solling. Sehr.Forstl.Fak.Göttingen 58, 290 S. 219