Assoziation Regelanwendung Auswendig gelernt? Ergebnisse einer Studie mit deutschen Kindern mit und ohne SLI ( Work in Progress) Christa Kieferle & Christiane Hofbauer ISES 4, Klagenfurt, 22. 24. Juni 26
Mündliche Aufgaben: Methode 1. Produktion von Präteritumsformen von 26 starken realen Verben 2. Produktion von Präteritumsformen von 26 Pseudo-Verben 3. Produktion von Perfektformen von 26 starken realen Verben 2. Produktion von Perfektformen von 26 Pseudo-Verben 4. Produktion von Pluralformen von 32 realen Nomen 5. Produktion von Pluralformen von 32 Pseudo-Nomen Alle Items wurden in sinnvollen Sätzen präsentiert.
Probanden: 12 Schulkinder ohne SLI im Alter zwischen 6.8 und 12.6 Jahren 12 altersentsprechende Schulkinder mit SLI
Auswahl der Items Frequenz (Verben und Nomen): frequent vs. selten Richter, Schreibwortschatz von Grundschulkindern, 22. Ablautmuster (starke Verben): schwach vs. stark unterstützt Duden, Grammatik, 1998. Alle Arten von Pluralbildungsmustern Pseudo-Wörter: Unterschied zu realen Wörtern: Onset
Fehleranalyse: Ergebnisse: Durchschnittliche Fehlerrate: Plural Präteritum Perfekt SLI- Gruppe 12,25 2,14 4,66 Kontroll- Gruppe 2,67 3,75,63
I. Vergangenheitsbildungen Im Deutschen: Präteritum: geschrieben Texte, Geschichten Perfekt: Spontansprache Präteritum von regulären schwachen Verben: Stamm + Suffix te Perfekt von schwachen und starken Verben: Hilfsverb + Partizip Partizip regulärer schwacher Verben: Präfix ge- + Inf.-Stamm + Suffix t Partizip starker Verben: Präfix ge- + Perf.-Stamm + Suffix -en
SLI-Gruppe Absolute Fehlerzahl Prozent Fehler Fehleranalyse: Perfekt neue Form schwache Flexion Präsens andere Wörter SUM Fehler 19 28 3 2 52 35% 56% 5% 4% Kontroll-Gruppe Absolute Fehlerzahl Prozent Fehler neue Form schwache Flexion Präsens andere Wörter SUM Fehler 5 4 9 56% 44%
SLI-Gruppe Fehleranalyse: Präteritum schwache Flexion Präsens Perfekt neue Form andere Wörter 54 23 48 1 SUM Fehler 126 43% 18% 38% 1% Kontroll-Gruppe schwache Flexion Präsens Perfekt neue Form andere Wörter 13 6 2 2 41 32% 15% 5% 49% SUM Fehler
Hypothesen H1 Schulkinder haben mehr Probleme mit der Produktion korrekter Vergangenheitsformen bei starken Verben, die in der Alltagssprache selten sind. H2 Schulkinder haben mehr Probleme mit der Produktion korrekter Vergangenheitsformen bei starken Verben, die nach einem schwach unterstützten Ablautmuster gebildet werden.
Seltene versus häufige Verben 5 4,7 4,5 4 3,5 3,1 mean of errors 3 2,5 2 1,5 1,6 1,4 rare Pret frequent Pret rare Perf frequent Perf 1,7,5,1,2 SLI control group
16 14 Einfluss der Stärke von Ablautmustern Seltene Verben mit stark vs. Schwach unterstützten Ablautmustern 14 14 12 mean of errors 1 8 6 7,3 8 4 2 2,3 1,5 1,4 r / str - perf r / w - perf r / str - pret r / w - pret r / str - perf r / w - perf r / str - pret r / w - pret SLI NORM
Korrespondenzen zwischen Vergangenheitsformen von realen und Pseudo-Verben 1 94 9 8 total no of correspondences 7 6 5 4 3 61 48 correct wrong 2 15 1 Control Group SLI Group
Anteile der Korrespondenzen 35% 3% 25% 2% 15% Corr. Corres. Wrong Corres. 1% 5% % SLI Control Group
II. Das deutsche Pluralsystem 5 native Pluralsuffixe, 3 von ihnen können mit Umlaut kombiniert sein -(e)n Schule n, Leiter -n, Pfau -en -e Tag e, Nächt -e -er Kind er, Wäld -er - Lehrer -, Mütter- -s Oma s Richtungsweiser für die Suffixe: Femina starke Tendenz für -en Maskulina und Neutra meist e (oder Umlaut + e) Maskulina, die auf er, -el or en enden - (oder Umlaut -) Auf Vollvokale endende Wörter s Lehnwörter s
Fehleranalyse: Plural Erwartete Suffixe Fehlerzahl in Prozent - -e -en -er -s SLI- Gruppe Kontroll- Gruppe 52% 24% 49% 35% 21% 7% 1% 8% 2% 19% Produzierte Fehler Präferenzen in Prozent - -e -en -er -s SLI- Gruppe Kontroll- Gruppe 25% 21% 24% 1% 25% 6% 48% 23% 3% 3%
Verwendete Plural-Suffixe Korrekte Formen e En Er S Others Pseudo-Nomen Falsche Formen -e -en -er -s Others -e -en -er -s Others (Die äußeren Ringe zeigen die Daten der Kinder mit SLI)
Werden die Suffixe nach Tendenzen gewählt? Zielformen Falsche Formen Zielformen prod. Pseudowörter 8 75 7 65 6 55 5 45 4 35 3 25 2 15 1 5 expected forms Prod. forms 7 65 6 55 5 45 4 35 3 25 2 15 1 5 expected forms Prod. forms SLI Kontrollgruppe SLI Kontrollgruppe
Ist Frequenz relevant? Mean 12 11 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Sli Kontrollgruppe corr. answers per word corr. answers frequent corr. answers rare
Präferieren Kinder bestimmte Suffixe? 6 Vorwiegend produzierte Suffixe - Pseudo-Nomen 5 Kinder 4 3 2 SLI Kontroll 1 -en -e -er Keine Präferenz
Präferenzen der Kinder in % Kontroll-Gruppe 34,38% 46,88%, -en 28,13% -e 37,5% -e 4,63% -e 46,88% -en 28,13% -en 31,25% -en 4,63% -en 45,16% -en 53,13% -en 58,6% SLI 45,16% 51,61% 53,13% 62,5% 81,25% 96,77% -e, -en 25,% -en 34,38% -en 56,25% -en 7,% -en, -er 24,14% -er 34,38%
Produktion von Pluralformen: Korrespondenzen zwischen Pseudo- und realen Nomen 14 12 12 1 Mean 8 6 5,5 4,8 correct wrong 4 2,9 SLI Group Control Group
Einige Schlüsse Nicht alle Kinder waren mit allen Paradigmen der in den Aufgaben geforderten Verben vertraut. Alle Kinder scheinen eine gewisse Vorstellung von Mustern zu haben. Z.B. scheint die Stärke eines Musters einen gewissen Einfluss auf die Wahl der Verbform zu haben. Frequenz scheint ein relevanter Faktor für die korrekte Bildung von Vergangenheitsformen und Pluralen zu sein. Es scheint unterschiedliche Verarbeitungsmechanismen für bekannte und unbekannte Wörtern zu geben. Die SLI-Kinder zeigten eine etwas stärkere Präferenz für bestimmte Formen als die Kinder der Kontrollgruppe.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!