26. März 2010, Autorabatte: Die Dürre nach dem Abwrackboom Zum Listenpreis lässt sich im Jahr nach der Abwrackprämie kaum noch ein Auto verkaufen. Die Industrie versucht daher, durch massive Rabattaktionen den Absatz anzukurbeln. Der Kunde kann außerdem auf billige Tageszulassungen spekulieren. Von Gernot Kramper Die lokalen Händler leiden, wenn der Golf im Internet mit 20 Prozent Rabatt angeboten wird Keine Spitzenrabatte Der Frühling strahlt, aber im Automarkt herrscht klirrende Kälte. Auch nach der PS-Party beim Autosalon in Genf will die Kauflaune nicht zurückkehren. Nach dem Strohfeuer des Abwrackjahres fallen die Zulassungszahlen massiv. Kein Wunder, der Kleinwagenbestand ist so frisch neu wie nie zuvor. Entsprechend gering ist der Wunsch nach einem neuen Kleinwagen. Vor allem die Importeure, die 2009 massiv zulegen konnten, werden zu normalen Konditionen keinen Wagen mehr los. Zu befürchten steht, dass 2009 nicht nur Besitzer alter Kleinwagen ihr Modell verschrottet haben, sondern viele Fahrer von Mittelklassewagen zu einem kleinen Modell gewechselt haben. Wenn Deutschland dauerhaft seine Liebe zu Kleinwagen entdeckt, dürften schwere Zeiten auf die lukrative Mittelklasse zukommen. Die "Rabattities" ist 2010 zur Dauerkrankheit der Branche geworden. Der Kunde ist nicht mehr bereit, Listenpreise zu akzeptieren, er erwartet Nachlässe. Und diese bekommt er auch. Die aktuelle Preis-Studie März 2010 des CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen hat allerdings einen Rückgang der Rabattspitzenwerte festgestellt. In den letzten Monaten stellte Peugeot mit seinem Easy- Drive-Leasing einen Rabattrekord nach dem nächsten auf hier wurde das Level im März etwas zurückgefahren.
Die Spitzenrabatte von über 40 Prozent Nachlass gibt es im Moment nicht im Markt, dafür stieg die Anzahl der Aktionen mit Preisvorteilen zwischen 20 und 30 Prozent weiter an. Wirklich interessant sind davon nur einige Aktionen. Wer ein Altfahrzeug verschrotten kann, bekommt einen Panda mit 38 Prozent Rabatt. Bei Fiat gibt es damit einen attraktiven Kleinwagen zum Knallerpreis von etwa 6000 Euro. Der Landrover Discovery fährt in einer anderen Liga, ein rechnerischer Preisvorteil von fast 15.000 Euro macht es beim ihm allerdings möglich, den statusbringenden Geländegiganten zu einem Preis zu bekommen, zu dem man eigentlich nur einen Offroadzwerg leasen könnte. Junge Gebrauchte rollen an Spannender als die offenen Rabattaktionen ist das enorm hohe Niveau der Eigenzulassungen. Der Anteil der sogenannten taktischen Zulassungen am Gesamtmarkt beträgt im Februar 28,3 Prozent. Bei Chevrolet wurden sogar 66 Prozent aller Zulassungen im Februar als taktische Zulassungen in den Markt geschoben. Aber auch Subaru, Citroen, Hyundai, Jaguar, Peugeot und Mitsubishi treten selbst als liebste Käufer der eigenen Autos auf. Diese Zulassungen werden in kürzester Zeit als Tages- oder Kurzzulassungen in den Markt gedrückt. Angesichts des hohen Anteils kann der Kunde mit extremen Nachlässen beim Händler rechnen, wenn der diese Wagen am Ende los schlagen muss. Billiger wird es nicht Wie stark der Druck im Markt ist, zeigen die Rabatte der Neuwagenvermittler. Das CAR- Center Automotive Research ermittelte im Durchschnitt einen Rabatt von 16,5 Prozent beim Kauf über einen Internetvermittler. Anders als bei beworbenen Rabattangeboten stehen hier nicht Fahrzeuge im Fokus, die nur schwer einen Käufer finden, sondern die 25 beliebtesten Modelle in Deutschland. Auf einen Golf VI Trendline 1.4 erhält man derzeit 20,6 Prozent Nachlass. Die enorme Rabatthöhe der Neuwagenvermittler macht die offiziellen Aktionen der Hersteller zumindest für Barzahler meist uninteressant. Wer nicht auf niedrig gepreiste Leasingangebote ohne Anzahlung angewiesen ist, findet bei dieser Form des klassischen Kaufs sehr günstige Bedingungen für sein Wunschmodell. Der Rabattsprung zu vielen Herstelleraktionen ist so gering, dass es sich kaum lohnt, auf Wunschhersteller oder Modell zu verzichten. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center erwartet in den nächsten Monaten keine Entspannung im Automarkt, das Rabattniveau wird in etwa konstant bleiben. Natürlich wird es immer wieder zu spektakulären Einzelaktionen kommen, in der Masse sind aber keine starken Bewegungen nach oben oder unten zu erwarten. Für den Kunden lohnt es sich daher kaum, auf noch günstigere Zeiten zu warten. Aus Sicht der Industrie hat der Automarkt in Deutschland seinen Charakter radikal verändert. Der deutsche Markt galt früher als anspruchsvoll und schwierig, aber auch als besonders profitabel. Mit dem derzeitigen Rabattniveau gehören die hohen Gewinne im Verkauf der Vergangenheit an. Von Gernot Kramper
Preise Zahl der Rabattaktionen nimmt zu Der Preiskampf auf dem deutschen Neuwagenmarkt spitzt sich weiter zu. Zwar gab es im März 2010 keine Spitzenrabatte von über 40 Prozent mehr, dafür ist die Zahl der Nachlass-Aktionen laut einer Studie des Center Automotive Research (CAR) weiter gewachsen. Insgesamt zählten die Wissenschaftler um den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen im März deutschlandweit 292 unterschiedliche Rabattaktionen von Fahrzeugherstellern. Das waren 44 mehr als im Vormonat. Rabatt-Spitzenreiter ist Fiat: Beim Kauf des Kleinstwagens Panda und gleichzeitiger Stilllegung des Altfahrzeugs gibt es im Rahmen der Aktion Ecoplus Bonus einen Preisvorteil von 38,2 Prozent. Platz zwei geht an den Honda Jazz, der im Rahmen eines Leasingangebots mit einem Nachlass von 36,2 Prozent zu haben ist. Ebenfalls günstig ist zurzeit das Leasing des Land Rover Discovery; die Studie gibt einen Preisvorteil von 35,5 Prozent an. Parallel zu den Rabattaktionen steigt auch die Zahl der taktischen Neuzulassungen durch Händler und Hersteller. Im Februar wurden insgesamt 55 151 Pkw von Händlern oder Herstellern kurzzeitig zugelassen, 3 000 mehr als im Vormonat. Die Fahrzeuge kommen danach als besonders preisgünstige Kurz- oder Tageszulassungen oder als junge Gebrauchte auf den Markt. Auch in den kommenden Monaten ist daher Dudenhöffer zufolge mit einem hohen Rabattniveau zu rechnen. Ganz große Sprünge nach oben seien aber nicht mehr zu erwarten. Mid Samstag, 27. März 2010 Rabattschlacht macht Händlern zu schaffen
Frankfurt/Main (dpa) Zweistellige Rabatte, geschenkte Extras und kostenlose Wartung über Jahre hinweg: Im Jahr eins nach der Abwrackprämie buhlen die Autoverkäufer in Deutschland mit verlockenden Sonderangeboten um die Gunst der Kunden. Experten sprechen von einer ausgeprägten Rabattschlacht, und alle sind sich einig: 2010 ist ein gutes Jahr für Autokäufer. Dass es auch ein gutes Jahr für die Händler wird, darf hingegen bezweifelt werden: Die Margen beim Neuwagengeschäft sind auch ohne großzügige Verkaufsaktionen gering, und der Absatz wird nach dem staatlich geförderten Rekordjahr dramatisch einbrechen - statt 3,8 Millionen Neuwagen werden wohl fast eine Million weniger verkauft. "2010 wird es für den Kfz-Handel und die Werkstätten richtig ernst", prophezeit Deutsche Bank-Analyst Eric Heymann. Anders als die Hersteller hätten die Händler keine Möglichkeit, die schwache Binnennachfrage im Ausland auszugleichen. Ohnehin sei die Händlerdichte in Deutschland im internationalen Vergleich sehr hoch, so dass der einzelne Betrieb relativ wenig Autos verkauft. Zudem fehlten in den Werkstätten nun die abgewrackten Gebrauchten. Heymann ist überzeugt: "Es wird eine sehr hohe Insolvenzquote geben." Nach einer Umfrage des Branchenverbands ZDK schätzen mehr als die Hälfte der Händler ihre aktuelle Geschäftslage als "schlecht" ein. Auch die Aussichten sind vor allem im Neuwagengeschäft wenig rosig. ZDK-Präsident Robert Rademacher erwartet einen "schmerzlichen Anpassungsprozess in einem gesättigten Markt". Immerhin ist das eigentlich schon für 2009 befürchtete große Händlersterben dank der Abwrackprämie zunächst ausgeblieben. Die Zahl der Kfz-Betriebe ging um moderate zwei Prozent auf 38 300 zurück, mit einem Minus von 1,3 Prozent konnte das Gros der nun 456 000 Beschäftigten gehalten werden. Und auf der staatlichen Förder-Welle hatte der Handel 2009 sogar wieder schwarze Zahlen geschrieben. Damit nun kein böses Erwachen folgt, verlangt die Branche von den Autobauern Zurückhaltung. "Die Hersteller müssen dringend ihre Liefermengen an die Nachfrage anpassen", fordert Rademacher. Dass sein Wunsch Gehör findet, ist nicht zu erwarten. "Es ist dramatisch, wie wenig Fabriken in der tiefsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg geschlossen wurden", sagt Heymann. Obwohl die Produktion um ein Fünftel einbrach, seien kaum Stellen gestrichen worden. Die Hersteller wollten ihre Marktanteile auf Biegen und Brechen verteidigen, es würden weiterhin mehr Autos gebaut als verkauft. Die Zeche müssen auch die Händler bezahlen: "Hersteller und Händler stehen unter starkem Druck und liefern sich eine Rabattschlacht, um ihre Wagen loszuwerden", befindet die PSD- Bank Hessen-Thüringen. Autokäufer können sich hingegen die Hände reiben. Experte Ferdinand Dudenhöffer beobachtet seit Monaten einen Trend zu hohen Nachlässen: "Die Rabattschlacht geht weiter." Im März zählte er in einer Studie 292 sogenannter offener Aktionen, mit denen die Hersteller werben - nach 248 im Vormonat. In der Spitze gewährten die Autobauer 38,2 Prozent Rabatt, 79 vor allem ausländische Modelle wurden mit mehr als 15 Prozent Nachlass beworben: "Die Rabattspirale wird von den Importeuren angeheizt", betont Dudenhöffer. Zudem melden die Händler immer mehr Fahrzeuge kurzfristig an, um sie dann als Tageszulassung mit hohen Preisabschlägen in den Markt zu bringen. Im Februar war fast jeder dritte Neuwagen (28,3 Prozent) auf dieser Art verkauft worden, bei Chevrolet zwei von drei Autos. Mit der prekären Lage im Handel steigt die Chance der Kunden, beim Feilschen um zusätzliche Vergünstigungen erfolgreich zu sein. Zumal es Käufer
dank der Internet-Handelsplattformen leichter haben denn je, das Angebot ihres Händlers mit bundesweiten Schnäppchen- Offerten zu vergleichen. Im März gewährten Internet-Vermittler nach der Studie bei den 25 meistgekauften Fahrzeugen durchschnittliche Nachlässe von 16,5 Prozent. Rademacher wettert schon gegen eine um sich greifende "Rabattitis": "Durch die Umweltprämie sind die Kunden an ein teilweise völlig unrealistisches Preisniveau gewöhnt", sagt er. Bei zweistelligen Nachlässen werde im Handel aber nur noch Geld getauscht. Deshalb müsse es zu einer Normalisierung der Rabatte kommen. "Wir haben gar keine andere Wahl."