Institut für Bildung und Beratung Seite 1 Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten HPVR Berichtsjahr 2013 Das Projekt HPVR Statistische Daten 2013 Resümee
Institut für Bildung und Beratung Seite 2 Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten des Instituts für Bildung und Beratung Verein Kärntner Kinderbetreuung Das Institut für Bildung und Beratung, Abteilung HPVR, bietet in Zusammenarbeit mit dem Amt der Kärntner Landesregierung (Abteilung 6, UAB Kinderbetreuung und Inspektion, Leitung: LKI Iris Raunig) und dem heil- und sonderpädagogischen Fachpersonal der AVS (Abteilung Ambulante Erziehungshilfe, Leitung: Elisabeth Grössing) seit Jänner 2005 das Heilpädagogische Voltigieren und Reiten ( HPVR ) für Kinder an, die in Kindergärten integrativ gebildet und betreut werden bzw. Förderkindergärten besuchen. Das Heilpädagogische Voltigieren und Reiten kann für diese Kinder als zusätzliches (Förder-)Angebot im Kindergartenalltag, mit dem Ziel neue Lebens- und Umwelterfahrungen machen zu können, angesehen werden. Das im Oktober 2002 eingeführte Projekt wurde nach einer Unterbrechung im Jänner 2005 neuerlich gestartet. Die Pause des Projektes wurde notwendig, da die Organisation und die Richtlinien zur Durchführung des HPVR neu überarbeitet werden mussten (effizienter und wirtschaftlicher Einsatz der Mittel, einfachere und transparentere Abläufe, ordnungsgemäße Dokumentation, Intensivierung der Kooperation mit Fachkräften, flächendeckendes Angebot). Eine wesentliche Änderung betraf die Ausbildung und Qualifikation der VoltigiertherapeutInnen. Seit Jänner 2005 dürfen nur mehr ausgebildete TherapeutInnen, die in der Liste des Kuratoriums für Therapeutisches Reiten eingetragen sind, mit der Durchführung von Fördereinheiten betraut werden. Das Projekt HPVR Was ist Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten? Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten ist eine ganzheitliche Fördermethode. Durch den Umgang mit dem Pferd werden die Kinder körperlich, geistig, sozial und emotional angesprochen. Dabei tritt eine positive Beeinflussung der Entwicklung des persönlichen Befindens/Verhaltens ein. In einfühlsamer und stressfreier Übungsatmosphäre wird ein individuell abgestimmter Übungsplan und lustbetontes Lernen mit unmittelbaren Erfolgserlebnissen unter Anleitung eines(er) ausgebildeten Voltigiertherapeuten(in) angeboten. Unerwünschte Verhaltensweisen können durch die emotionale Kontaktaufnahme zum Tier und durch gezielte Übungen (sowie eine intensive Gruppendynamik) positiv beeinflusst werden. Das Pferd ist als Co-Therapeut zu sehen, das jedes Kind in seinem
Institut für Bildung und Beratung Seite 3 So-Sein annimmt. Es wertet nicht und ist frei von Vorurteilen, reagiert aber sehr wohl artgerecht und spontan auf gute oder schlechte Behandlung und setzt somit natürliche Grenzen. Verhaltenskorrekturen können somit in der Dreiecksbeziehung Pferd Kind VoltigiertherapeutIn am speziell ausgebildeten Therapiepferd orientiert werden. Folgende Ziele können durch das HPVR erreicht werden: - Aufbau der Konzentration - Förderung des Selbstwertgefühls - Verbesserung motorischer Fertigkeiten - Abbau von Aggressionen und Ängsten - Hinführung zu kooperativem Verhalten - Schulung der Wahrnehmung - Förderung des Körperbewusstseins und der Sprache - Entwicklung von sozialen Fähigkeiten Statistische Daten 2013 Im Jahr 2013 wurden 137 Kinder, die insgesamt 1.236 Therapieeinheiten in Anspruch nahmen, an den Standorten Feldkirchen Klagenfurt Radenthein Völkermarkt / St. Kanzian Spittal / Mühldorf / Millstatt Villach / Ledenitzen St.Veit / Liebenfels von 8 Therapeutinnen gebildet und betreut. Zur Mitarbeit im HPVR werden nur Fachleute herangezogen, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem sonder-, heil- oder psychosozialen Arbeitsfeld sowie eine Ausbildung im Heilpädagogischen Voltigieren verfügen.
Institut für Bildung und Beratung Seite 4 Abbildung 1: Anzahl der durchgeführten Therapieeinheiten aufgeschlüsselt nach den Bezirken (in Prozentangaben, N = 1.236) Feldkirchen; 122; 10% Klagenfurt; 173; 14% Völkermarkt; 285; 23% Villach; 193 Spittal a.d.d.; 350; 28% St.Veit a.d.g. Die Abbildung 1 verdeutlicht, dass HPVR in Kärnten in fast allen Bezirken bereits realisiert wird. Ein optimales flächendeckendes Angebot lässt sich nur schwer verwirklichen, da dieses von der regionalen Verfügbarkeit der Therapeutinnen sowie von deren zeitlichen Ressourcen abhängig ist. Abbildung 2: Anzahl der Kinder, die Therapieeinheiten in Anspruch nahmen, differenziert nach dem Geschlecht (in Prozentangaben, N =137) weiblich; 51; 37% m Die oben angeführte Abbildung zeigt, dass der Großteil der Kinder, welche Therapieeinheiten im Jahr 2013 in Anspruch genommen haben, männlichen Geschlechts ist. Der hohe Anteil der Burschen am HPVR kann darauf zurückgeführt werden, dass auch der Integrationsanteil der Buben in den Kärntner Kindergärten auf einem ähnlich hohen Niveau liegt.
Institut für Bildung und Beratung Seite 5 Abbildung 3: Aufteilung der genehmigten Therapieeinheiten nach Blöcken (Prozentangaben, N = 137) Drei Blöcke; 1; 1% Zwei Blöcke; 46; 33% Ein Block; 90; 66% Anmerkung: Wird für ein Kind eine HPVR-Förderung genehmigt, kann es 10 Therapieeinheiten in Anspruch nehmen (= ein Block ). Aus Abbildung drei wird klar ersichtlich, dass der Großteil (90; rund 66%) der Kinder 10 Fördereinheiten in Anspruch nimmt. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass zehn Fördereinheiten ausreichen. In speziellen Fällen, wo eine Weiterführung aus fachlicher Sicht (Abschluss-/ Entwicklungsbericht) als notwendig und sinnvoll erachtet wird, können noch weitere 10 Einheiten gewährt werden. Dies war bei 46 Kindern der Fall. Die Diagnosen der Kinder, die am Projekt HPVR im Jahre 2013 teilgenommen haben, reichen von Verhaltensauffälligkeiten, motorischen Einschränkungen, Sprachschwierigkeiten, Autistischen Wahrnehmungsstörungen, Teilleistungsschwächen, Sinnesbeeinträchtigungen bis hin zu Problemen und Störungen im emotionalen und sozialen Bereich. Beinahe 50 Prozent der am HPVR teilnehmenden Kinder wiesen als Diagnose Schwächen in mehreren Wahrnehmungsbereichen auf, für rund 40 Prozent wurde eine Verhaltensstörung diagnostiziert. Der Anteil der Kinder, für die ausschließlich eine körperliche Beeinträchtigung festgestellt wurde, ist mit 2 Prozent eher gering. Für 8 Prozent der am Projekt teilnehmenden Kinder wurde eine Sprachbeeinträchtigung bei Untersuchungen festgestellt.
Institut für Bildung und Beratung Seite 6 Die Grundlagen für die Erstellung der o.a. Auflistung bezüglich der Beeinträchtigungen der Kinder stellen die von den KindergartenleiterInnen, SonderkindergärtnerInnen und Mobilen PsychologInnen dem IBB übermittelten Informationen dar. Resümee Aus den Abschlussberichten der Voltigiertherapeutinnen geht deutlich hervor, dass sich bei den meisten Kindern bereits nach 10 Therapieeinheiten gute Ergebnisse zeigen. Wie und wodurch neben dem Co-Therapeut Pferd bei den Kindern positive Entwicklungsverläufe erreicht werden können, wird nachstehend kurz angeführt: Wahrnehmung einzelner Körperteile: kann z.b. durch das Erzeugen von Spannung und Entspannung am Pferd erfolgen. Verbesserung der Feinmotorik: kann z.b. durch das Putzen des Pferdes (Hufe) und durch das Klammern in oder aus der Mähne erreicht werden. Auge-Hand-Koordination: kann z.b. während des Voltigierens gefördert werden, indem das Kind, während des Schrittes des Pferdes, versucht, in einen Kübel Bälle zu werfen. Körperhaltung: kann z.b. durch bewusste richtige Haltung am Pferd verbessert werden. Koordination, Serialität: kann durch das Aneinanderreihen von mehreren kleinen Aufträgen im Zusammenhang mit dem Pferd geübt werden. Sprachförderung: kann z.b. durch sprachliche Aufforderungen an das Pferd erfolgen. Selbstbehauptung, Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermögen: kann z.b. im Spiel mit dem Pferd erprobt werden Angst- und Furchtüberwindung: kann durch das sich auf das Pferd einlassen erreicht werden. Alle am Projekt beteiligten Personen sind davon überzeugt, dass es sich beim HPVR um ein sinnvolles, freude- und erlebnisorientiertes Angebot mit einem therapeutischen Hintergrund handelt, das die Lebenswelt der Kinder bereichern kann.