Konzeption. Heilpädagogische Kindertagesstätte Rappelkiste

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Transkript:

Konzeption Heilpädagogische Kindertagesstätte Rappelkiste

Zur besseren Lesbarkeit haben wir darauf verzichtet, immer die weibliche und männliche Form gleichzeitig zu verwenden. Alle Aussagen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort des Trägers... 4 2. Unsere Heilpädagogische Kindertagesstätte Rappelkiste... 5 2.1. Lage und Einzugsgebiet... 5 2.2. Öffnungszeiten... 5 2.3. Räumlichkeiten... 6 3. Rahmenbedingungen... 7 3.1. Personenkreis und rechtliche Grundlagen... 7 3.2. Voraussetzungen für die Aufnahme... 8 3.3. Gruppengröße und Zusammensetzung... 8 4. Inhalte der Bildung, Förderung und Betreuung... 9 4.1. Heilpädagogische Arbeit... 9 4.2. Methoden der Förderung...11 4.2.1. Aktivitäten in der Gruppe...11 4.2.2. Gruppenübergreifende Angebote... 12 4.2.3. Fachdienst... 13 4.2.4. Unterstützte Kommunikation... 14 4.2.5. Förderung von Kindern mit autistischem Verhalten... 14 4.3. Förderplanung und Dokumentation... 15 4.4. Elternbegleitung... 15 4.5. Verpflegung, Versorgung... 17 4.6. Hygiene, Pflege... 17 5. Organisation und Erhaltung der Fachlichkeit... 18 5.1. Personal... 18 5.2. Fachberatung und Fortbildung... 19 5.3. Zusammenarbeit... 19 6. Qualitätsmanagement... 20

1. Vorwort des Trägers In der folgenden Konzeption wird die Arbeit der Heilpädagogischen Kindertagesstätte Rappelkiste, eine Einrichtung der Lebenshilfe Delmenhorst und Landkreis Oldenburg, ausführlich beschrieben. Ziel dieser Konzeption ist es, unsere Arbeit transparent zu machen und Orientierung zu geben. Allen, die sich für unsere Kindertagesstätte interessieren und die unsere Dienste in Anspruch nehmen, soll durch diese Konzeption das Miteinander und Füreinander in der Kindertagesstätte verdeutlicht und erfahrbar gemacht werden. Schon von dieser, ihr eigenen Aufgabe her, kann und darf sie keine starre Verordnung sein. Sie muss flexibel gehandhabt werden und bedarf einer ständigen Überprüfung. Ebenfalls bedarf sie einer fortlaufenden Weiterentwicklung. Die Konzeption ist das Ergebnis des gemeinsamen Bemühens des Trägers und der Mitarbeiter, im Zusammenwirken mit den Eltern, gemeinsam formulierte Ziele und Standards zur verlässlichen Grundlage für die tägliche Arbeit zu machen. Damit soll die Verbindlichkeit und das prozesshafte des Erziehungsund Bildungsauftrages verdeutlicht werden. Auf der Basis der UN-Behindertenrechtskonvention streben wir an, die Arbeit unserer Kindertagesstätte so zu organisieren, dass grundsätzlich alle Kinder einen angemessenen Rahmen für individuelle Bildungs- und Betreuungsangebote vorfinden. Mit der Beschreibung von Standards in dieser Konzeption werden auch Grundlagen für ein abgestimmtes Qualitätsmanagement geschaffen. Schon die erste Fassung dieser Konzeption vom Juni 2004 machte das Bestreben des Trägers deutlich, durch qualifizierte Arbeit in der Kindertagesstätte dem Gleichstellungsgebot unserer Verfassung Nachdruck zu verleihen. Gleichzeitig wird beschrieben, auf welche Weise die Inhalte des Orientierungsplanes für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder umgesetzt werden. Dementsprechend sollen für Menschen mit und ohne Behinderung Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es ermöglichen, dass sie als gleichberechtigte Partner in den verschiedenen Formen zwischenmenschlicher Beziehungen selbständig spielen, lernen und handeln. Wir hoffen, dass Sie durch das Lesen dieser 1. Überarbeitung unserer Konzeption angeregt werden, mit uns ins Gespräch zu kommen und damit die Arbeit in der Kindertagesstätte bereichern. Seite 4

2. Unsere Heilpädagogische Kindertagesstätte 2.1 Lage und Einzugsgebiet Inmitten eines belebten, multikulturellen grünen Wohngebietes in Delmenhorst liegt unsere Kindertagesstätte, eingebunden in eine bereichernde Infrastruktur mit z. B. Bushaltestelle, Stadion, Jugendhaus, Parkanlagen, unterschiedlichen Geschäften und Händlern, sowie Physiotherapiepraxis. In die Integrationsgruppe der Heilpädagogischen Kindertagesstätte Rappelkiste können Kinder aus dem näheren Einzugsgebiet aufgenommen werden. Die heilpädagogischen Kleingruppen werden von Kindern aus Delmenhorst, dem Landkreis Oldenburg sowie aus dem südlichen Bereich des Landkreises Wesermarsch besucht. 2.2 Öffnungszeiten Die Kinder der Kleingruppen besuchen die Heilpädagogische Kindertagesstätte zu folgenden Zeiten: Montag Dienstag bis Donnerstag Freitag 7:45 14:30 Uhr 7:45 13:45 Uhr 7:45 13:00 Uhr Die Kinder der Integrationsgruppe werden montags bis freitags in der Zeit von 8:00 bis 14:30 Uhr betreut. In dieser Gruppe wird zusätzlich ein Frühdienst von 7:30 bis 8:00 Uhr angeboten. Unsere Kindertagesstätte bleibt planmäßig 30 Tage im Jahr geschlossen, die sich auf die allgemeinen niedersächsischen Ferien verteilen. Seite 5

2.3 Räumlichkeiten Die Einrichtung ist überschaubar gegliedert. Im Haus befinden sich sechs Gruppenräume für fünf heilpädagogische Kleingruppen und die Integrationsgruppe. Seit August 2009 befindet sich eine weitere heilpädagogische Kleingruppe im Scharnhorstweg. Neben den Gruppenräumen wird das Raumangebot ergänzt durch Turnhalle, Wasserbecken, Werk- und Tonraum, Therapieräume, Naturnaher Spielplatz. Seite 6

3. Rahmenbedingungen 3.1 Personenkreis und rechtliche Grundlagen In unserer Bildungsarbeit berücksichtigen wir die verschiedenen Lebenssituationen der Kinder. Dies bedeutet, dass wir in unsere Arbeit nicht nur die Entwicklungsstände und unterschiedlichen Behinderungsformen, sondern auch die verschiedenen Religionen und Familiensituationen einbeziehen. In die heilpädagogischen Kleingruppen werden Kinder aufgenommen, die geistig, körperlich und/oder mehrfachbehindert sind, von Behinderung bedroht sind, gravierende Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensstörungen in Kombination mit einer (drohenden) Behinderung aufweisen. In der Integrationsgruppe befinden sich 14 Kinder ohne Behinderung und 4 Kinder mit Behinderung bzw. drohender Behinderung. Die Rechtsgrundlagen für die Aufnahme der Integrationskinder sowie der Kinder in den heilpädagogischen Kleingruppen sind die 53 und 55 SGB XII, 2 SGB IX sowie 2 der VO nach 60 SGB XII. Wir definieren Erziehung und Bildung als interaktiven Prozess zwischen Kindern, deren Eltern und den pädagogischen Fachkräften. Im Zentrum der pädagogischen Arbeit steht das Kind. Auf der Basis des niedersächsischen Orientierungsplans, schaffen wir Bedingungen für Bildungserfahrungen auf elementarpädagogischem Niveau. Feste Rituale, klare Strukturen und das individuelle Lebensumfeld der Kinder finden dabei besondere Berücksichtigung. Die Kinder werden ab Vollendung des 3. Lebensjahres bis zum Zeitpunkt der Einschulung aufgenommen. Seite 7

3.2 Voraussetzung für die Aufnahme Für die Betreuung und Förderung in den Heilpädagogischen Kleingruppen sowie als Kind mit besonderem Förderbedarf in der Integrationsgruppe ist ein Kostenanerkenntnis des zuständigen Sozialamtes die Voraussetzung. Die Eltern müssen einen Antrag für die teilstationäre Betreuung stellen. Eine Untersuchung durch den kinder- und jugendärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes dient als Grundlage für dieses Kostenanerkenntnis. Die Kosten können in Ausnahmefällen auch durch das Jugendamt nach 35a SGB VIII übernommen werden. Die Regelkinder der Integrationsgruppe werden durch die Erziehungsberechtigten direkt in der Kindertagesstätte angemeldet. 3.3 Gruppengröße und Zusammensetzung In die Heilpädagogische Kindertagesstätte können insgesamt 57 Kinder im Alter von 3 Jahren bis zur Einschulung in 5 heilpädagogischen Kleingruppen für Kinder mit Behinderung mit 5, 6 oder 7 Kindern und einer Integrationsgruppe mit 14 Kindern ohne Behinderung sowie 4 Kinder mit Behinderung bzw. drohender Behinderung aufgenommen werden. Die Gruppen werden alters- und entwicklungsheterogen zusammengestellt. Die besonderen Bedürfnisse der einzelnen Kinder und die unterschiedlichen Förderschwerpunkte werden bei der Zusammensetzung der Gruppen einbezogen. Seite 8

4. Inhalte der Bildung, Förderung und Betreuung 4.1 Heilpädagogische Arbeit In unserem heilpädagogischen Ansatz steht das Kind als Individuum mit all seinen Stärken, Fähigkeiten, Entwicklungsmöglichkeiten, Wünschen und Bedürfnissen im Mittelpunkt. Die Grundlage für die Arbeit mit allen Kindern ist eine gelungene Beziehungsgestaltung zwischen den Fachkräften und den Kindern. Unsere Haltung basiert auf folgenden Grundsätzen: Jeder Mensch ist eine einzigartige Persönlichkeit. Er ist grundsätzlich ein soziales und aktiv handelndes Wesen. Jeder Mensch ist erziehungs- und bildungsfähig. Jeder Mensch hat ein Recht auf seine spezifische Persönlichkeitsentwicklung, auf das Erleben einer eigenen Identität, auf eine Atmosphäre, die ihm Halt und Sicherheit gibt und damit Entwicklung ermöglicht. Jeder Mensch hat einen eigenen unverwechselbaren Stellenwert in der Gesellschaft. Seite 9

Merkmale heilpädagogischer Arbeit sind: Entwicklungsimpulse geben Wahrnehmungsdefizite ausgleichen Ermutigung durch Begleitung und Unterstützung verlässliche und klare Beziehungen aufbauen Orientierung und Sicherheit vermitteln die äußeren Begebenheiten den Bedürfnissen des Kindes anpassen das Kind soll eigene Interessen wahrnehmen und vertreten ausgeglichener Umgang mit Nähe und Distanz inneres Erleben ausdrücken Lösungsmöglichkeiten entwickeln das Kind darf sich Entlastung und Hilfe einholen eine stabile Ich-Struktur aufbauen Autonomie weiter entwickeln Fähigkeiten und Ressourcen nutzen und erweitern Selbstregulationskräfte stärken Steigerung des Selbstwertgefühls Rituale schaffen zur Alltagsbewältigung Unser Anliegen ist es, in einer ganzheitlichen Entwicklungsförderung die Fähigkeiten und Ressourcen der Kinder zu nutzen und zu erweitern. Wir bieten den Kindern durch eine verlässliche Tagesstruktur sowie Rituale Orientierung und Sicherheit. Seite 10

4.2 Methoden der Förderung 4.2.1 Aktivitäten in der Gruppe Die Förderung der Kinder findet hauptsächlich in der Kleingruppe bzw. in der Integrationsgruppe statt. Der strukturierte Tagesablauf bietet den Kindern Sicherheit und Orientierung. Feste Zeiten für gemeinsame Mahlzeiten, Morgen und Abschlusskreis sowie angeleitete Angebote ermöglichen Wiederholungen und geben einen sicheren Überblick über den Tagesablauf. Durch wiederkehrenden Rituale und Abfolgen werden die Lerninhalte vermittelt und gefestigt. In der Gruppenzeit sind Lerninhalte im Bereich Sozialverhalten und Kommunikation besonderer Schwerpunkt. Das bedeutet: Einen Platz in der Gruppe finden und erleben. Eigene Bedürfnisse angemessen einbringen. Andere Kinder in ihrer Individualität akzeptieren. Klare Strukturen und verständliche Grenzen erfahren. Die Förderinhalte werden in den Gruppen durch folgende Angebote umgesetzt: Kreativangebote, Sprachanbahnung bzw. Erweiterung der Sprachfähigkeit, Schulung aller Wahrnehmungsbereiche, Körperwahrnehmung im Therapiebecken, Psychomotorik, Reiten in Anlehnung an das Heilpädagogische Voltigieren, Tiergestützte Gruppenförderung mit Hunden (Verein Tiere helfen Menschen e. V. ), Ausflüge und Spaziergänge zur Erkundung und Erfahrung der näheren Umgebung, Mehrtägige Gruppenfreizeiten oder Übernachtungen. Seite 11

Freies Spiel Im freien Spiel erwerben die Kinder die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu erkennen und umzusetzen. Sie suchen ihre Spielpartner selbst aus und entscheiden wie lange sie mit wem spielen möchten. Hierdurch kann sich Interesse entwickeln, das Durchhaltevermögen erweitern, Anstrengungsbereitschaft und Lernbereitschaft aufgebaut werden. Es entsteht eine aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt, wobei Erfahrungen, Fantasien und Ideen ausgelebt, erweitert und verarbeitet werden können. In dieser Zeit ist für die Kinder ein Spiel ohne Leistungsdruck, ohne Zeitdruck und Versagensängste möglich. Die Kinder haben auch die Möglichkeit, sich bei Bedarf zurück zu ziehen und eine Phase der Ruhe zu erleben. Für die Fachkräfte ist dies die Zeit zur intensiven Beobachtung von Interessen und Entwicklungsschritten der Kinder sowie Gruppenprozesse. Diese werden in die weitere Förderung mit einbezogen. Das Freispiel findet überwiegend in der jeweiligen Gruppe statt, um einen klaren Rahmen zur Orientierung zu bieten. Gerade die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf benötigen einen sicheren und überschaubaren Rahmen für diese Phase des Tages. Einmal in der Woche wird das Freispiel für eine Stunde über die Gruppen hinaus geöffnet, so dass gruppenübergreifende Spielsituationen entstehen können, homogene Spielpartner gefunden werden und die Kinder sich besser im Haus orientieren können. 4.2.2 Gruppenübergreifende Angebote Gruppenübergreifende Angebote werden umgesetzt, um homogene Lerngruppen zu bilden und neue Spielpartner und Bezugspersonen zu erleben. Die Kinder erhalten dadurch neue Entwicklungsimpulse und können gezielter auf ihrem Entwicklungsstand und dem entsprechenden Lerntempo gefördert werden. Gruppenübergreifende Angebote werden z. B. in Psychomotorikgruppen, beim Werken oder mit themengeleiteten Projekten umgesetzt. Seite 12

4.2.3 Fachdienst Die Gruppenmitarbeiter und die Heilpädagogin des Fachdienstes entscheiden gemeinsam, welche Kinder eine zusätzliche Einzelförderung erhalten. Ein regelmäßiger Austausch mit den Gruppenmitarbeitern ist wichtig, um Förderziele abzustimmen. Der Hauptschwerpunkt der Förderung des Kindes liegt in der Gruppe. Der Fachdienst arbeitet unterstützend. Einzelförderung Die heilpädagogische Einzelförderung findet wöchentlich für 45 Minuten statt. Ziele der Förderung liegen darin, das Kind zu unterstützen eigene Fähigkeiten und Ressourcen zu nutzen und zu erweitern, neue Entwicklungsschritte zu erreichen, seine Selbstregulationskräfte zu stärken, seine Autonomie weiter zu entwickeln, eine klare selbstbestimmte Beziehung zur Heilpädagogin zu gestalten, Nähe und Distanz selbst zu bestimmen, unbefriedigte Bedürfnisse und unbewältigte Gefühle einzubringen und Prozesse sinnvoll abzuschließen, Hemmungen, Ängste oder Zwänge abzubauen. Kleingruppe Heilpädagogische Kleingruppen haben eine Gruppenstärke von 2 bis 5 Kindern. Auch hier geht es um dieselben Inhalte und Schwerpunkt wie in den Heilpädagogischen Einzelstunden. Überdies haben die Kinder, mit Begleitung durch die Heilpädagogin, die Möglichkeit, sich selbst und andere in der Gruppe zu erleben, soziale Kompetenzen zu entwickeln, von anderen zu lernen sowie selber Modell für andere zu sein. Seite 13

4.2.4 Unterstützte Kommunikation Einen weiteren Förderschwerpunkt unserer Arbeit bildet der Bereich Kommunikation. Die Möglichkeit, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und hierauf eine adäquate Reaktion zu erhalten entwickelt die Selbstbestimmung bei den Kindern und fördert das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Die angemessene Umsetzung von Kommunikationsregeln bildet die Basis zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen und sozialen Leben in der Gemeinschaft. In unserer Arbeit in der Heilpädagogische Kindertagesstätte setzen wir vielfach Methoden der Unterstützten Kommunikation ein, um jedes Kind individuell nach seinen Fähigkeiten und Stärken zu fördern. Das bedeutet in der Praxis neben elektronischen Kommunikationshilfen den Einsatz unterschiedlichster Visualisierungshilfen, z. B. von Objekten, Fotos, Bildund Symbolkarten. So werden zeitliche Abläufe, Abfolgen und Reihenfolgen deutlich und verständlich gemacht. Desweiteren werden verbal gestellte Aufforderungen, Aufträge oder Angebote mit festen und einfachen Gebärden begleitet. Die Mitarbeiter verstehen sich als positives Modell und Vorbild für die Kinder, sowohl in der Kommunikation als auch im Einhalten und Umsetzen angemessener Kommunikationsregeln. 4.2.5 Förderung von Kindern mit autistischem Verhalten In der Heilpädagogische Kindertagesstätte Rappelkiste werden Kinder mit Autismus aufgenommen und spezifisch gefördert. Hierfür wurde ein besonderes Konzept entwickelt, welches in allen Einrichtungen der Lebenshilfe Delmenhorst und Landkreis Oldenburg umgesetzt wird. Das Konzept zur Förderung von Menschen mit autistischem Verhalten liegt in den Einrichtungen aus oder kann über die Einrichtungen angefordert werden. Seite 14

4.3 Förderplanung und Dokumentation Die Feststellung des individuellen Förderbedarfes beinhaltet bei der Aufnahme des Kindes neben den vorliegenden Berichten, Befunden, Gutachten und den Feststellungen des sozialhilferechtlichen Kostenanerkenntnisses das Aufnahmegespräch, die Anamnese, die individuelle Entwicklungs- und Förderdiagnostik. Mindestens einmal im Jahr wird der Entwicklungsstand jedes Kindes ermittelt, der Förderbedarf in einem individuellen Hilfeplan erfasst und in einem Entwicklungsbericht festgehalten. Wenn es als notwendig erachtet wird, geschieht dies auch häufiger. Für uns ist die gute Dokumentation unserer heilpädagogische Arbeit sehr hilfreich, weil sie die Aufmerksamkeit der Fachkräfte zu jedem einzelnen Kind lenkt, das pädagogische Handeln transparenter werden lässt (z. B. gegenüber Eltern, Kollegen, Leitung, Träger, Schule), fundierte Grundlagen für Gespräche mit Eltern (Erziehungspartnerschaft) bietet, die regelmäßig angeboten und dokumentiert werden, fundierte Grundlagen für Gespräche mit Schulen (z. B. Kooperation mit Schulen) bietet, zu einer strukturierten umfassenden Dokumentation führt. 4.4 Elternbegleitung Eine gute Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Kindertagesstätte stellt für uns die Basis für die optimale Förderung der Kinder dar. Für uns sind Eltern und Erziehungsberechtigte die engsten Bezugspersonen ihrer Kinder und werden daher in unsere Arbeit mit einbezogen. Sie sind die Fachpersonen für ihre Kinder. Im Gegensatz zu den Eltern der Kinder der Integrationsgruppe, die ihre Kinder bringen und abholen, besteht der tägliche Kontakt zu den Eltern der Kinder der heilpädagogischen Kleingruppen vorrangig über das Mitteillungsheft oder Telefonate. Seite 15

Der persönliche Kontakt der Gruppenmitarbeiter und des Fachdienstes zu den Eltern findet durch die regelmäßigen Elterngespräche, Hausbesuche und Elternabende statt. Eltern haben die Möglichkeit, in der Kindertagesstätte zu hospitieren, um einen Einblick von der Arbeit in der Kindertagesstätte zu erhalten. Die Ziele unserer Elternbegleitung sind: Im guten Austausch mit den Eltern zu stehen und eine Vertrauensebene zu schaffen. Die Arbeit für die Eltern transparent machen. Sich mit den Eltern über den Entwicklungsstand des Kindes auszutauschen. Die Eltern für die Entwicklung und Bedürfnisse ihrer Kinder zu sensibilisieren. Sich über pädagogische Fragen auszutauschen (Wünsche, Bedürfnisse, Sorgen und Ängste usw.). Die Beratung und Unterstützung hinsichtlich weiterführender Maßnahmen und nachfolgender Einrichtungen (z. B. Einschulung). Gruppenelternabende bieten die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen, Kontakte zu den anderen Eltern der Gruppe zu knüpfen und vom Alltag des Kindes in der Kindertagesstätte in Gesprächen zu erfahren. Die Elternabende bieten die Möglichkeit Eltern über pädagogische Inhalte zu informieren und organisatorische Abläufe darzustellen. Elternrat In den Elternrat wählen die Sorgeberechtigten am Anfang des neuen Kindergartenjahres Vertreter (Elternsprecher) ihres Vertrauens. Die einzelnen Elternsprecher aus den Gruppen bilden dann den Elternbeirat. Der Elternrat hat die Aufgabe, die Interessen der Sorgeberechtigten in die Arbeit der Einrichtungen einzubringen und die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten anzuregen. Seite 16

4.5 Verpflegung, Versorgung Die Mahlzeiten werden gemeinsam in der Gruppe eingenommen. Die Kinder werden bei der Vorbereitung des Frühstücks mit eingebunden. Kleine Aufgaben, wie Tisch decken, fördern bei den Kindern die Selbständigkeit. Wenn möglich werden die Kinder auch beim Einkaufen der Lebensmittel einbezogen. Das gemeinsame Frühstück ermöglicht den Kindern, selbst auszuwählen, was sie essen wollen. Die Zubereitung des Frühstücks fördert neben feinmotorischen und grobmotorischen Fähigkeiten Förderinhalte im Bereich des Sozialverhaltens. Das Mittagessen wird in die Einrichtung geliefert. Auch hier achten wir darauf, dass die Kinder sich so selbständig wie möglich an den lebenspraktischen Aufgaben beteiligen. Die Kinder werden dazu angehalten, möglichst selbständig die Nahrung auf den Teller zu legen. 4.6 Hygiene, Pflege Die Pflege bedeutet eine intensive Zeit mit dem jeweiligen Kind. In dieser Zeit ist es möglich, mit dem Kind Kontakt aufzunehmen, sich allein mit diesem Kind zu beschäftigen und z. B. während des Eincremens oder Waschens taktile Wahrnehmungsangebote (basale Stimulation) einfließen zu lassen. Das Kind kann intensiv beobachtet werden und Reaktionen und Kommunikationsangebote seitens des Kindes aufgegriffen und erwidert werden. Seite 17

5. Organisation und Erhaltung der Fachlichkeit 5.1 Personal Die Heilpädagogische Kindertagesstätte Rappelkiste wird von einer Einrichtungsleitung geführt. Diese ist verantwortlich für die Sicherstellung der Auftragserfüllung und hat die Dienstund Fachaufsicht. Gruppenbesetzung Unser Team setzt sich wie folgt zusammen: Gruppenleitung: Sozialpädagogen, Erzieher mit Zusatzausbildung, Heilpädagogen, Heilerziehungspfleger Zweite Fachkraft: Erzieher, Kinderpfleger, Sozialassitenten Betreuungshelfer: Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes, Praktikanten im Freiwilligen Sozialen Jahr, Gruppenhelfer und andere Praktikanten Heilpädagogische Fachkräfte (nur in der Integrationsgruppe) Fachdienst: Heilpädagogen Jede Gruppe ist in der Regel mit einem Gruppenleiter, einer zweiten Fachkraft und einem Betreuungshelfer besetzt. Zusätzlich wird die Arbeit durch den Fachdienst, der durch einen Heilpädagogen abgedeckt wird, sowie Hauswirtschaftskräfte und Hausmeister unterstützt. Externe Therapieangebote Um den Therapiebedarf der Kinder in der Heilpädagogischen Kindertagesstätte Rappelkiste gewährleisten zu können, finden Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie durch externe Therapeuten in den Räumen der Kindertagesstätte statt. Diese Therapien müssen durch den behandelnden Kinderarzt verordnet werden. Seite 18

5.2 Fachberatung und Fortbildung Eine qualifizierte Arbeit mit dem aktuellsten pädagogischen Erkenntnisstand wird sichergestellt, indem eine regelmäßige Reflexion und Begleitung der Arbeit durch die Fachberatung der Lebenshilfe erfolgt. Die Mitarbeiter nehmen zu spezifischen Themen regelmäßig an internen und externen Fortbildungsmaßnahmen teil. Zudem werden Fort- und Weiterbildungsanliegen bezogen auf individuelle Arbeitsschwerpunkte der Mitarbeiter angeboten. Bedarfsgerechte therapeutische Zusatzqualifikationen erweitern das fachliche Spektrum. 5.3 Zusammenarbeit Die Mitarbeiter der Heilpädagogischen Kindertagesstätte Rappelkiste kooperieren mit verschiedenen Einrichtungen, die im Schaubild dargestellt sind. Die Kooperation dient einer optimalen Begleitung auch in weiterführende Einrichtungen. Die Kooperation mit Therapeuten und Ärzten trägt dazu bei, die therapeutischen und heilpädagogischen Maßnahmen aufeinander abzustimmen. Die Heilpädagogische Kindertagesstätte arbeitet eng mit den Grund- und Förderschulen zusammen. So findet, wenn möglich, die Überprüfung für das Sonderpädagogische Gutachten in der Kindertagesstätte statt. Für die Kinder bedeutet dies, dass sie in einer gewohnten Umgebung leichter ihre Fähigkeiten zeigen können und der Austausch zwischen Lehrern und pädagogischen Fachkräften der Kindertagesstätte erleichtert wird. Seite 19

6. Qualitätsmanagement Der Träger führt in allen Einrichtungen kontinuierlich Maßnahmen zur Qualitätssicherung durch. Diese Maßnahmen werden detailliert beschrieben. Neben der standardmäßigen Prüfung der Dokumentation (z. B. individuelle Förderplanung) und der Organisation (z. B. Gesamtkonzept, Nutzerbefragung) finden regelmäßig einrichtungs- und themenbezogene Arbeitsgruppen zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung statt. Seite 20

Stand: Juni 2010 / August 2015 Impressum Herausgeber: Lebenshilfe Delmenhorst und Landkreis Oldenburg e. V. und gemeinnützige GmbH Bismarckstraße 21 27749 Delmenhorst Telefon: 04221 1525-0 Telefax: 04221 1525-15 E-Mail: geschaeftsstelle@lebenshilfe-delmenhorst.de Webseite: www.lebenshilfe-delmenhorst.de

www.lebenshilfe-delmenhorst.de