» Prüfungsleiter Tobias Michalak mit Schützlingen: Der Bundesleistungswettbewerb will Talente zeigen und fördern. Die Teilnehmer Leistungswettbewerb Parkett- und Bodenleger 10 Landessieger geben ihr Bestes Parkettleger - Johann Egger (Ausbildungsbetrieb: Egger, Wohnort: Gaißach) - Philipp Meinl (Bembe, Schkeuditz) - Moritz Schöfer (Rohr, Neustadt) - Oliver Strube (Michalak, Recklinghausen) - Jan-Niklas Rücklies (Freidhof, Berlin) - Piotr Cyga (Esper, Wiesbaden) - Matthis Tscherner (Abker, Beim) Bodenleger - Pascal Galle (Lenzen und Reugels, Mönchengladbach) - Denis Lippert (Hammer, Hamburg) - Gusein Nurutdinov (Flieger, Bremen) Sie sind bereits Sieger, als sie in Ehingen ankommen. Beim Bundesleistungswettbewerb in der dortigen Berufsschule treten die zehn landesbesten Parkett- und Bodenleger 2015 um die Deutsche Meisterschaft an. Vor viel Publikum, mit ungewohnter Technik und wenig Zeit für zwei Werkstücke. D ie erste Hürde des Bundesleistungswettbewerbs vom Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) ist der Austragungsort. Zwei Bodenleger sagen ab. 930 Kilometer Anreise sind zu viel. Die Stimmung unter den verbleibenden sieben Parkettlegern und drei Bodenlegern ist gut. Jeder hat mit seiner Gesellenprüfung eine Begabtenförderung von der Handwerkskammer bereits in der Tasche, je nach Bundesland zwischen 3.000 und 6.000 EUR. Donnerstagabend: Die Aufgaben werden verteilt Kaum angekommen, geht die Arbeit schon los. Spanplatten mit Rand einfassen und grundieren. Abends wird es spannend, die Prüfungsaufgaben werden verteilt: Statt Kreis sind in diesem Jahr von den Bodenlegern zwei Winkel als Intarsie im Zentrum einzupassen, eine Ecke ist abgeschrägt.,,gut machbar'; sagt Pascal Galle aus Nordrhein-Westfalen. Die Parkettleger sollen Stabparkett mit Würfel im Fries und Flechtmuster verlegen. Die Anordnung der Friesstäbe orientiert sich an der Lage der Würfel in der Musterfläche, lautet die Anweisung. Gemeinsam stellen sie für den nächsten Mor- 10 Heft 1 /2016
» Philipp Meinl: Erste Berührung mit Trockenkleber.» Volle Konzentration bei Parkettleger Oliver Strube.» Aufgabe für Bodenleger: Zwei Winkel als Intarsie im Zentrum, eine Ecke ist abgeschrägt. gen einen Arbeitsplan zur Umsetzung der Parkettplatte auf. Um halb elf wird es Zeit, das Licht zu löschen. Freitag, 8 Uhr: Gleich geht's los Am nächsten Morgen: Die Teilnehmer kommen in einheitlicher Arbeitskleidung zum Wettbewerb - ein Geschenk der Hauptsponsoren Uzin und Pallmann. Jeder Teilnehmer hat seine Strategie im Kopf. Ob der Parkettleger erst den Fries legt und dann das Muster nach innen weiterlegt oder erst mit dem Muster beginnt und sich nach außen arbeitet, ist Prüfungsleiter Tobias Michalak egal.,,das Ergebnis zählt", betont er. Zeitvorgabe: 240 Minuten. hinter der roten Absperrung interessiert zu. Daneben die Parkettleger vom dritten Lehrjahr. Sie schnuppern schon mal Prüfungsluft. 10 Uhr: Unterschiede werden sichtbar Über die Absperrung hinweg blicken die Lehrlingswarte auf ihre ehemaligen Schützlinge. Erich Ohmer, zuständig für Saarland und Rheinland-Pfalz, setzt viel Hoffnung in Moritz Schöfer. Er arbeitet schnell und sauber. Nebenan sein Schulkollege Philipp Meinl, der ebenfalls mit dem Muster fertig ist und sogar schon einen Teil vom Fries hat.» Matthis Tscherner trat für Niedersachsen an. Eine halbe Stunde später schallt bereits Energie durch die Luft, als sich die Sägen mit hohem Ton drehen. Präzise liegt das Holz am Anschlag. Kontrolle - und Schnitt. Gehrungsschnitte sind Übungssache. Gut, wer in der Schule eine Werkstatt hatte. Die ersten Zuschauer kommen. Eine Schreinerklasse im zweiten Lehrjahr schaut den Profis Anders arbeitet Olive Strube aus NRW. Er hat mit dem Fries begonnen und bereitet gerade das Muster vor. Martin Weil, Lehrlingswart aus Hessen, hat dahinter Piotr Cyga genau im Auge. Ruhig und strukturiert zeigt sich der hessische Landessieger. Neben ihm liegt bereits ein Stapel vorbereiteter Parkettstäbe. Auf der Platte liegt noch»» Prüfungsteam: Christoph Skaletzka, Marie Albert, Rene Caran, Bruno Frommer, Benjamin Weber und Tobias Michalak.» Weiteste Anreise: Denis Lippert und Gusein Nurutinov. Heft 1 / 2016 11
Johann Egger (23). Sieger bei den Parkettlegern Ab Januar auf Meisterkurs"» Zweite Aufgabe für Parkettleger ist das Verlegen eines elastischen Bodenbelags.» Johann Egger lernte im elterlichen Betrieb im oberbayerischen Gaißach. Sein Vater ist Maurer-, Estrich- und Parkettlegermeister - genug Ansporn für ihn. FussbodenFuxx: Wie fandest du die Aufgaben? Johann Egger: Technisch nicht zu anspruchsvoll, doch die Zeit war knapp. Der Fries wollte nicht da hin, wo ich wollte, das ärgerte mich. Lino war gut. nichts. Doch sein Coach weiß,,,bei der Gesellenprüfung lag er auch lange zurück und zog erst zum Schluss an". Oliver Strube hat ein dreieckiges Holzklötzchen am Anschlag seiner Kreissäge mit einer Flügelmutter befestigt. Damit stellt er Längen und Winkel schnell und präzise ein. Andere befestigen ihren zusätzlichen Anschlag mit der Zwinge. Philipp Meinl, der bei Bembe lernte, hat sich eine Parkettdiele mit Schleifpapier beklebt. Damit schleift er die Federn an, so rutschten sie leichter in die Nut. Parallel: Rahmenprogramm mit Vorträgen Nebenan spannt Bundesinnungsmeister Peter Fendt, einst selbst Bundesssieger, den Bogen zu einem aktuellen Brennpunktthema.,,Eine Chance gegen Nachwuchsmangel im Handwerk kann die Integration von Asylsuchenden sein'; meint er. Wie es praktisch funktioniert, beweist Modou-Lamin Njai, ein junger Mann aus Gambia, der jetzt in Ehingen zur Berufsschule geht. Der 31-jährige Tischler hat im September seine Lehre bei Ökoparkett in Ammerbuch begonnen und sieht sich jetzt mit seinem Fuxx: Welche Zukunftspläne hast du? Egger: Im Januar werde ich den Meister in Ehingen machen, Teil III und IV habe ich schon. Danach vielleicht noch den Estrichlegermeister. Fuxx: Heinz Brehm hat dich zur Europameisterschaft der Parkettleger nach Bozen eingeladen. Übst du noch vorher? Egger: Wohl kaum, denn wegen der Meisterprüfung ist der Termin für mich sowieso schwierig. Fuxx: Was ist dein Ausgleich? Egger: Mountainbiken, Skifahren und Bergsteigen.» Volles Haus in der Berufsschule. 12 Heft 1 / 2016
Pascal Galle (25), Sieger bei den Bodenlegern,,Keine Zeit zu verschenken"./» Die Werkstatträume bieten viel Platz zum Arbeiten. Ausbilder Armin Schäfer und dessen Frau beim Wettbewerb um. 11.30 Uhr: Schwierigkeiten trennen das Feld Zu straff? Man sieht einige aufgeregt beim Klopfen und Wiederherausziehen der Federn in den Nut-Nut-Stäben. Auch der schnell abbindende Kleber ist anscheinend für einige Teilnehmer ein Problem. Kleberreste auf dem Holz und eine unfertige Platte deuten darauf hin. Ein Trockenklebstoff vom Hauptsponsor für den elastischen Belag ist für manche ebenfalls Neuland. Die drei Bodenleger im Nebenraum verschweißen gerade ihre Bahnen. Statt PVC wird in diesem Jahr Linoleum verwendet. Auch bei den Parkettlegern gibt es eine Änderung. Sie schleifen mit einem modernen Randschleifer statt der historischen Ziehklinge. 13 Uhr: Start frei für Teil 2 Die Bodenleger sortieren sich nach der Mittagspause die Dielen aus der Packung mit Fertigparkett - und legen los. Die Parkettleger arbeiten nebenan elastisch. Immer wieder kommen Zuschauer vorbei. Der Vater von Oliver Strube strahlt übers Gesicht: Sein Sohn liefert eine klasse Leistung. Die zwei Stunden sind um. Der Zeitdruck war für viele die größte Herausforderung. Das Niveau für die Beurteilung entspricht dem der Gesellenprüfung. Doch die Leistung ist in 4 statt in 16 Stunden zu bringen. Zudem sind die Aufgaben vorher nicht bekannt. 15 Uhr: Banges Warten Wir lauschen bei den Parkettlegern:,,Ich hatte noch nie mit Trockenkleber gearbeitet, deshalb hatte ich da Schwierigkeiten''. sagt Philipp Meinl. locker nimmt es Matthis Tscherner, nachdem er seine Platte mit den Anschlägen nicht einsetzen kann.,,die Gesellenprüfung habe ich, das ist entscheidend:',,am Anfang ging es mit der Aufregung, doch als Fehler passierten, verlor ich zu viel Zeit'; bedauert Jan Niklas Rücklies aus Berlin. Auch Oliver Strube war nervös.,,aber unter Zeitdruck denkt man nicht darüber nach:' Der Hesse ist recht still. Er hatte Probleme mit den Federn und dem Klebstoff, das ärgert ihn. Auch Johann Egger ist nicht ganz zufrieden,,,der Fries wollte nicht da hin, wo ich wollte." Was sagen die Bodenleger?,,Zweischichtparkett habe ich noch nie»» Pascal Galle lernte bei Reugels und Lenzen, das in großen Objekten im Rheinland arbeitet. FussbodenFuxx: Viel Zeit war nicht, oder? Pascal Galle: Sie war knapp bemessen, man hatte nichts zu verschenken. Parkett mache ich in der Praxis nicht, dafür haben wir einen Parkettleger im Betrieb. Fuxx: Was folgt nach dem Gewinn in Ehingen? Galle: Da gibt es noch nichts Konkretes. Erst mal weiter Erfahrung im Beruf sammeln. Fuxx: Dein Gesellenstück ist außergewöhnlich. Wie kamst du auf den Entwurf? Galle: Ich wollte etwas machen, das heraussticht. Etwas Diagonales oder so. Die Meisterplatten der Parkettleger im Schulflur gefielen mir und brachten mich auf die Idee für dieses Design. Fuxx: Viele klagen im Job über Rückenschmerzen. Weißt du, was dagegen helfen kann? Galle: Das Fitnessstudio ist ein gutes Training für den Beruf. Zu Beginn der Lehre hatte ich auch Probleme mit dem Rücken, jetzt ist alles gut. Heft 1 / 2016 13
so verlegt'; gesteht Denis Lippert aus Hamburg. Gusein Nu rutdinov findet den Anspruch bei Linoleum mit Fries und Intarsie hoch. Pascal Galle meint dagegen: Die Aufgaben waren dem Wettbewerb angemessen. Ich verlege im Betrieb viel elastische Beläge, Parkett macht unser Parkett-leger." 16 Uhr: Das Ergebnis steht fest Die neuen Trophäen stehen in Reih und Glied: Das H aus Parkettstäben steht für Handwerk, dem die jungen Parkett» Jan-Niklas Rücklies hat die Teilnahme nicht bereut.» Alles richtig gemacht? Die Prüfer schauen genau hin.» Bestes Gesellenstück Parkett: Oliver Strube gewinnt den Designwettbewerb.» Strukturiert zeigt sich der hessische Landessieger Piotr Cyga. und Bodenleger treu bleiben sollen, erklärt Tobias Michalak bei der feierlichen Übergabe. Jeder Teilnehmer erhält ein H, schließlich sind sie alle Sieger, betont er und lobt das Leistungsniveau. Sieger bei den Parkettlegern wird Johann Egger aus Bayern, gefolgt von Philipp Meinl aus Baden Württemberg und Moritz Schöfer aus Rheinland-Pfalz. Auch bei den Bodenlegern können wieder alle Treppchen besetzt werden. Gold erreicht Pascal Galle aus Nordrhein Westfalen, Silber geht an Denis Lippert aus Hamburg und Bronze sichert sich Gusein Nurutdinov aus Bremen. Im Designwettbewerb für das gelungenste Gesellenstück können sich Parkettleger Oliver Strube und Bodenleger Pascal Galle durchsetzen. Dafür gibt's eine Randschleifmaschine bzw. einen Estrichfugenschneider. Der europäische Leistungswettbewerb der Parkettleger findet am 10. März 2016 in Bozen/ltalien statt. Der nächste Bundeswettbewerb der Parkett und Bodenleger folgt im November in Gelsenkirchen. X» Heimvorteil für Moritz Schäfer: Er lernte in Ehingen.» Licht an für den Oberflächenschliff.» Vom Asylsuchenden zum Parkettleger: Modou-Lamin Njai mit Berufsschullehrer Ernst Müller und Ausbilder Armin Schäfer. 14 Heft 1 /2016