Sperrfrist: Redebeginn Es gilt das gesprochene Wort!

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Transkript:

Sperrfrist: Redebeginn Es gilt das gesprochene Wort! Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen ERÖFFNUNG DES DEUTSCHEN STIFTUNGSTAGES 2012 MIT LANGEM ATEM - STIFTUNGEN ENTWICKELN NACHHALTIGE LÖSUNGEN Mittwoch, 20. Juni 2012, 17.00 Uhr Messe Erfurt, Halle 1

1 - Anrede - ich begrüße Sie, die zahlreichen Mitglieder der Stiftungen in Deutschland. Aus allen Teilen sind Sie hierhergekommen nach Thüringen. Herzlich Willkommen! Mit langem Atem Stiftungen entwickeln nachhaltige Lösungen ist das Motto des diesjährigen Deutschen Stiftungstages. Ein echtes Stiftungs-Motto, ein gutes Motto an einem Thüringer Tagungsort. Das Thema Nachhaltigkeit hat seinen Siegeszug schon vor vielen Jahrhunderten begonnen. Und seine Wurzeln gehen auf Thüringen zurück.

2 Der Großherzogin Anna Amalia aus Weimar ist die weltweit erste Forstreform zu verdanken. Und obwohl der Freiberger Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz den Begriff Nachhaltigkeit bereits 1713 prägte, war es Anna Amalia, die ihn erstmals ausdrücklich einer verbindlichen Regelung zugrunde legte. Es war die weimarsche Forst-Ordnung von 1775. Sie regelte die Konservation der Wälder und die Steurung des HoltzMangels, um für die Nachkommenschaft [ ] die gehörige Sorge zu tragen. Heute geht es nicht mehr nur um Holz, wie Sie wissen. Nachhaltigkeit hat alle Lebensbereiche erobert. Auch dazu haben Stiftungen mit ihren vielfältigen Stiftungszwecken beigetragen.

3 Im übrigen förderte auch Anna Amalia Kunst und Kultur bereits zu Lebzeiten, wo und wie ihre finanziellen Mittel es erlaubten. 1 Nicht zuletzt dank Anna Amalia und einiger anderer Fürstentümer zählt Thüringen heute zu den Ländern mit der höchsten Dichte an Kulturstädten. Die ehemaligen Herzog- und Fürstentümer haben viele Residenzen und ein beispielloses kulturelles Erbe hinterlassen. So verwundert es vielleicht auch nicht, dass ein Fünftel unserer Stiftungen Kunst- und Kulturstiftungen sind. Und trotz aller Bemühungen der öffentlichen Hand, der Wissenschaft und der thüringischen Stiftungen gelingt es nur schwer, 1 Leonie und Joachim Berger (2006): Anna Amalia von Weimar, eine Biografie. S. 240

4 teilweise nur schrittweise und unvollständig, dieses kulturelle Erbe voll zu erschließen. Zum Beispiel wäre da Schloss Friedenstein in Gotha, das viele von Ihnen auch im Rahmen der Tagung besichtigen werden. Hier ruhen Schätze von größter Bedeutung in Bibliothek, Archiv und Museen, die niemals auseinander gerissen oder zerstört wurden. Das Quellenmaterial der Gothaer Kunstkammer und des Naturalienkabinetts zwischen Barock und Aufklärung es ist einmalig, sowohl in der Zahl als auch in der Qualität. Es sind Sammlungen mit Gemälden von Lucas Cranach, Goldschmiedearbeiten von Dinglinger und Mineralien der historischen geologischen Sammlung vorhanden.

5 Die Sammlungsstücke und das Quellenmaterial müssen weiter zusammengetragen, den Objekten zugeordnet und digitalisiert werden. Das wäre von größter Bedeutung, um das Barocke Universum Gotha nachhaltig zu entwickeln und auch für Forschungszwecke nutzbar zu machen. Das Projekt dient auch dazu, Nachwuchswissenschaftler zu fördern. Kulturelle und wissenschaftlich orientierte Stiftungen könnten hier zusammenfinden, um beispielhaft zu zeigen, wie man gemeinsam nachhaltige Lösungen findet. So hat sich die Kulturstiftung der Länder schon dazu bereit erklärt. Es wäre schön, wenn

6 sich zum Deutschen Stiftungstag noch 2-3 weitere Stiftungen finden würden. 2 Die historische Entwicklung Thüringens und die Residenzen machen nicht nur das große kulturelle Erbe sichtbar. Sie zeigen auch, wie sträflich dieses lange Zeit vernachlässigt wurde. 1952 hatte die ehemalige DDR das Rechtsinstitut Stiftung praktisch beseitigt. Die meisten Stiftungen wurden aufgelöst. Und auch das hat auf seine Weise leider sehr nachhaltig gewirkt. Aktuell sind von den bundesweit fast 19.000 Stiftungen 251 in Thüringen. Sechs neue Stiftungen wurden 2011 gegründet. 11 im Jahr davor. 2 Es werden 2 Kulturstiftungen und 2 Wissenschaftsstiftungen gesucht. Die Kulturstiftung gibt ¼ der Mittel. Weiterhin zeigte sich die Sparkassen-Stiftung Hessen-Thüringen bereit.

7 Natürlich sind wir auch im Bereich von Stiftungen nach 22 Jahren nicht da, wo wir wären, wenn es Nationalsozialismus, Krieg und kommunistische Diktatur nicht gegeben hätte. Wir sind immer noch relativ weit entfernt von den Zahlen anderer Länder. Die Thüringer Wirtschaft ist vor allem kleinteilig und mittelständisch organisiert. Dennoch bin ich sicher: Die Gründerlaune kehrt zurück. Und dabei - das sage ich hier einmal in aller Offenheit denke ich ja nicht nur an Thüringer Stifter. Wir befinden uns in einem Standortwettbewerb. Nicht jeder Stifter stiftet in seiner Heimatstadt.

8 Wir haben in der letzten Wahlperiode bei der Novellierung des Stiftungsgesetzes ganz bewusst schlanke und stifterfreundliche Regelungen geschaffen. Ich lade herzlich ein, davon Gebrauch zu machen. Daher bin ich sehr froh, dass der Deutsche Stiftungstag an diesem Stiftungsstandort stattfindet. Ich danke an dieser Stelle auch der Thüringer Ehrenamtsstiftung, die in der Vorbereitung in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband mitgewirkt hat. Sie hat Ihnen allen auch ein Heft über Thüringer Stiftungen und deren Arbeit zusammengestellt. Wir arbeiten daran, dass das Heft beim nächsten Deutschen Stiftungstag in Thüringen erheblich umfangreicher ausfällt.

9 Dort kann dann sicher auch noch stärker betont werden, dass Sie, sehr geehrte Damen und Herren, sich stiftungshistorisch gesehen auf geschichtsträchtigem Boden befinden. Denn das Land der Heiligen Elisabeth Thüringen kann auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken, wenn es um das Stiften geht. 3 Die Heilige Elisabeth könnte fast als Vorläufer der Idee des modernen Stiftungswesens gesehen werden. Schon im Leben und Wirken der Heiligen Elisabeth, unserer Landespatronin, kommt der Stiftungsgedanke zum Ausdruck. Im 13. Jahrhundert wurde auch die erste Thüringer Stiftung errichtet: Es war das Hospital Zum Heiligen Geist in Heilbad Heiligenstadt. 3 Aber auch andere Namen wie die Heilige Radegunde (510-587), Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836), Maria Pawlowna (1786-1859), Marie Seebach (1829-1897), Ernst Abbé (1840-1905) und Carl Zeiss (1816-1888) und viele mehr stehen für den stiftenden Gedanken.

10 Die vielen Beispiele zeigen: Thüringen steht als ein Land, dessen karitativer und innovativer Tradition wir uns bis heute nachhaltig verpflichtet fühlen. Und es war kein Geringerer, als der in Thüringen sesshafte Dichter Johann Wolfgang Goethe, der Besitz und Stiftung schließlich 1821 sogar literarisch zueinander fügte, indem er sagte: Jede Art von Besitz soll der Mensch festhalten/ er soll sich zum Mittelpunkt machen, von dem das Gemeingut ausgehen kann/ er muss Egoist sein, um nicht Egoist zu werden, zusammenhalten, damit er spenden könne. 4 4 Goethe, Wanderjahre, 1. Buch, 6. Kapitel, 1828: 282f. 1821 erste Druckfassung, zu dieser Zeit lebte er in Weimar.

11 Goethe kam bekanntlich vom heutigen Finanzplatz Frankfurt nach Weimar. Schon deshalb muss ich ihn hier zitieren. Goethe meint nichts anderes, als dass der in der Gesellschaft und durch die Gesellschaft erworbene Besitz auch wieder dorthin zurückgeführt werden soll. Etwas zurückzugeben das ist bis heute der tiefe und ehrbare Konsens, wenn es um das Stiften geht. Und da zeigt sich seit einigen Jahren auch, dass sich das Bild ein wenig wandelt: - Das private Vermögen in Deutschland hat zugenommen. Die Zahl derjenigen, deren Vermögen über einer Million liegt, steigt an. 5 5 Artikel aus Die Welt 31.5.2012: In Deutschland steigt Zahl der Millionärshaushalte

12 Auf der anderen Seite nimmt die Finanzkraft des Bundes, der Länder und der Kommunen ab. Die Gesellschaft, die Menschen erwarten zu Recht, dass diejenigen, die dazu in der Lage sind, sich auch bereit zeigen zu stiften, zu spenden und zu geben. - Wer in dieser Weise etwas zurückgibt, hat auch Anspruch darauf, dass dies angemessen berücksichtigt wird. Die Steuerkraft richtet sich nach der Leistungsfähigkeit. Und wer freiwillig als Stifter seine Leistungsfähigkeit für gemeinnützige Zwecke nutzt, soll sie nicht in gleicher Höhe noch einmal einsetzen müssen als Steuerzahler.

13 Gemeinwohl kann nur entstehen, wenn es Menschen gibt, die bereit sind, Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen: finanziell oder ideell oder beides. Das heißt: Gemeinwohl entsteht aus gemeinsamem Handeln - einerseits natürlich derjenigen, die ihr Vermögen sinnstiftend einsetzen. Andererseits gibt es natürlich auch diejenigen, die in den Stiftungen und für die Stiftungen arbeiten, oder weil Stiftungen es ihnen an anderer Stelle ermöglichen. Dieses Handeln geschieht häufig ehrenamtlich. Auch das ist nicht hoch genug zu schätzen. Finanzielles und ehrenamtliches Engagement gehen Hand in Hand. Das eine ist nicht besser oder bedeutender als das andere.

14 Ehrenamtliches Gemeinwohl-Engagement kann ohne finanzielle Rückenstärkung oft nichts ausrichten. Andererseits ist die finanzielle Großherzigkeit auf die helfende Hand des beruflich professionellen Helfers und des Ehrenamtlers angewiesen. Herz und Verstand bringen beide ein: der Stifter wie der Ehrenamtler. Beide ergänzen sich! Beide brauchen einander! Der Deutsche Stiftungstag ist somit auch Anlass, danke zu sagen.

15 Wenn diese Tage vorüber sind, dann sorgen Sie, sehr geehrte Damen und Herren, mit Ihrem Engagement dafür, dass alles weitergeht. Nicht immer mit der Öffentlichkeit eines Stiftungstages, sondern oft im Stillen und im Verborgenen. Für die kommenden Tage aber wünsche ich Ihnen viel Öffentlichkeit, viele gemeinsame und sinnstiftende Tage in Thüringen, Anregung, Raum für neue Gedanken. Vor allem aber wünsche ich Ihnen von Herzen alles Gute bei Ihrer weiteren Stiftungsarbeit. ***