Rede von Bürgermeister Jens Böhrnsen zur Eröffnung des 103. Bibliothekartags in Bremen, 03. Juni Es gilt das gesprochene Wort -
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- Hedwig Schulze
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1 Rede von Bürgermeister Jens Böhrnsen zur Eröffnung des 103. Bibliothekartags in Bremen, 03. Juni Es gilt das gesprochene Wort - Sehr geehrter Frau Marschall, sehr geehrter Herr Dr. Brintzinger, sehr geehrter Herr Dr. Lorenzen, sehr geehrter Herr Böhm, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz herzlich zur Eröffnung des 103. Bibliothekartags. Ich freue mich sehr, dass diese große Veranstaltung zum dritten Mal nach 1954 und 1977 hier bei uns an der Weser stattfindet. Ich glaube, diese Veranstaltung passt gut nach Bremen, lautet das Motto doch Wir öffnen Welten. Als traditionsreiche Hansestadt mit einer mehr als 1000-jährigen Geschichte, als internationaler Hafen- und Logistikstandort genauso wie als kulturelles Oberzentrum des Nordwestens mit vielen Kontakten in andere Kulturkreise oder als Stadt der Luft- und Raumfahrt kann ich sagen: damit kennen wir uns aus, denn Bremen ist geprägt von Handel und Wandel, vom Austausch von Ideen mit anderen Kultur, von seiner Weltoffenheit und Toleranz. Lassen Sie mich zunächst den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden bremischen Einrichtungen danken - der Staats- und Universitätsbibliothek unter der Leitung von Maria Elisabeth Müller und der Stadtbibliothek mit ihrer Direktorin Barbara Lison. Gemeinsam bilden sie das Bremer Ortskomitee und sie haben in den vergangenen Monaten mit viel Engagement, Herzblut und
2 Akribie diese Veranstaltung vorbereitet das Ergebnis ist nicht nur ein fachlich ansprechendes Programm, sondern sie haben mit Ihrer Arbeit ein positives Bild unserer Stadt vermittelt Herzlichen Dank! Danken möchte ich auch Blaumeier, einer bremischen Kultureinrichtung, in der Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam auf der Bühne stehen. Der Chor Don Bleu gestaltet heute das Rahmenprogramm. Darüber hinaus danke ich allen Sponsoren und Unterstützern und natürlich den veranstaltenden Verbänden, dem Berufsverband Information und Bibliothek (BIB) und dem Verband Deutscher Bibliothekare (VDB) sowie dem Dachverband der deutschen Bibliotheksverbände. Ihnen und natürlich auch allen anderen Gästen ein herzliches Willkommen. Ich weiß, dass man den Erfolg von Kultur- und Bildungseinrichtungen nur schwer in Zahlen messen kann, und trotzdem möchte ich auf einige beeindruckende Eckpunkte hinweisen: Die deutschen Bibliotheken verzeichnen an jedem Werktag rund Besucherinnen und Besucher, das sind 210 Millionen Menschen im Jahr. Dabei werden jährlich etwa 471 Millionen Medien entliehen. Diese auf den ersten Blick eher trockenen Fakten untermauern dabei aber, welch wichtige Funktion unsere Bibliotheken gerade heute erfüllen und welch hohe Akzeptanz sie in unserer Gesellschaft haben. Einen wesentlichen Grund sehe ich darin, dies sie einen unkomplizierten Zugang zu Informationen und Literatur ermöglichen und zwar für jede Bürgerin, für jeden Bürger. Dies ist für mich nach wie vor Kernauftrag dieser Einrichtungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte von klassischen Leihbüchereien zu modernen Kultur-Dienstleistern entwickelt haben. Die Bibliotheken sind
3 lebendige Orte, die sich rund um den Kern das Buch wandeln und mit der Zeit gehen. Das Spektrum ist daher heute breit gefächert: Die Angebote wissenschaftlicher Bibliotheken an den Hochschulen sind für ein erfolgreiches Studium, für Lehre, Forschung und Weiterbildung vielfach unerlässlich. Öffentliche Bibliotheken bieten heute nicht nur eine große Bandbreite an Literatur und Sachbüchern, sondern sind mit ihren vielfältigen Lerninhalten, mit ihren Programmen zur Vermittlung von Medienkompetenz oder ihren Aktivitäten zur Leseförderung wichtige Träger kultureller Bildung in unseren Kommunen. Oft sind sie auch mit zusätzlichen Aktivitäten im kulturellen Leben einer Stadt und den gesellschaftlichen Debatten verankert. Doch all diese Funktionen sind ohne kompetente Beratung, ohne Anleitung oft nur mühsam zu erschließen. Welche Kinderlektüre ist für welches Alter geeignet? Welches Sachbuch vermittelt einen Einstieg in ein Thema und welches erfordert eine gewisse Vorbildung? Und nicht zuletzt: Welches Werk ist für eine Prüfung in Studium und Schule wirklich relevant? Dies sind nur einige der Fragen, mit denen Sie sich als Bibliothekare tagtäglich konfrontiert sehen. Sie geben Orientierungshilfe im immer dichter werdenden Dickicht von Informationen und tragen so aktiv zum Lernerfolg bei oder einfach zum Genuss eines guten Buches. Diverse Studien zur deutschen Bildungslandschaft haben zu meinem großen Leidwesen immer wieder belegt, dass der Schulerfolg eines Kindes in Deutschland immer noch viel zu sehr vom finanziellen und sozialen Status der Eltern abhängt. Bibliotheken bieten im Sinne eines lebenslangen Lernens den immer wieder geforderten, niedrig schwelligen Zugang zu Kultur und Bildung. Mindestens ebenso wichtig ist, dass eine gute Bücherei mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freude am Lesen und am Lernen vermittelt. Denn Lesen ist nicht nur eine jahrtausende alte Kulturtechnik, sondern bis heute entscheidend für Erfolg in Schule, Ausbildung, Studium und Beruf und
4 damit eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Anders ausgedrückt: Sie wirken mit ihrer Arbeit einer sozialen Spaltung unserer Gesellschaft aktiv entgegen. Genau da liegt für mich ein großer Wert des Bibliothekswesens auch und gerade in einer sich rasant wandelnden Medienwelt, die heute schon ganz anders aussieht als noch vor zehn Jahren. So sind E-Learning-Angebote sowohl in wissenschaftlichen Einrichtungen wie auch bei vielen öffentlichen Büchereien vorhanden, und sie greifen damit den Wunsch vieler Menschen nach einem zeit- und ortsunabhängigen Lernen genauso auf wie das Bedürfnis, Lektionen in einem individuellen Lerntempo zu bearbeiten. Von mir geschätzt sind E-Books, die immer beliebter werden und inzwischen fester Bestandteil vieler Bibliothekskataloge sind. Zwischen Verlagen und Bibliotheken gibt es allerdings Dissens über die Frage, wie Büchereien diese Publikationen zur Verfügung stellen dürfen. Aus Sorge um das eigene wirtschaftliche Ergebnis werden Lizenzen für ebooks von den Unternehmen heute oft nicht mehr an Bibliotheken vergeben doch die Büchereien haben ja gerade den Auftrag allen Menschen freien Zugang zu Informationen, zu Kultur- und Bildungsangeboten zu ermöglichen. Dies schließt für mich in der heutigen Zeit elektronische Medien mit ein, denn das Interesse der Menschen an diesen Angeboten ist da: Allein bei unserer Stadtbibliothek wurden 2012 rund Medien des so genannten econtent ausgeliehen, Tendenz steigend. Was jetzt nötig ist, ist eine Regelung auf Bundes-, wenn nicht gar auf europäischer Ebene, die einen fairen finanzieller Ausgleich zwischen Verlagen und Büchereien schafft - der auch die Seite der Autorinnen und Autoren nicht außer Acht lässt.
5 Mir bleibt zum Abschluss noch, Ihnen informative, spannende und anregende Tage bei uns zu wünschen. Ich würde mich freuen, wenn Sie neben Ihrem umfangreichen Tagungsprogramm Zeit für unser attraktives Bremer Kulturangebot fänden. Ich danke Ihnen.
Bei seinem Besuch in der Göttinger Universitätsbibliothek
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