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Transkript:

Predigt von Pfarrerin Sabine Kropf-Brandau anlässlich ihrer Einführung in das Propstamt am 29.08.2010 in der Stadtkirche zu Bad Hersfeld. Predigttext: Lk 10, 38-42 Friede sei mit euch von dem der da ist und der da war und der da kommt. Liebe Gemeinde! Als junges Mädchen hat mich eine Geschichte in der Bibel ganz besonders fasziniert und letztlich gab sie mir auch die Motivation für das Theologiestudium. Es ist die Geschichte von Maria und Marta, so wie sie im 10. Kapitel des Lukasevangeliums erzählt wird, die Verse 38-42: Als sie aber weiter zogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll! Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. Wir sehen Marta geradezu vor uns, wie sie Gemüse putzt, so schnell es geht, zwischendrin immer wieder ein weiteres Fladenbrot rechtzeitig wendet, damit es nicht anbrennt. Außerdem schmort sie Fisch und Fleisch und holt köstlichen Wein herbei. Doch damit nicht genug: Immer wieder lässt sie sich auch bei den Gästen blicken, hört mal einen Augenblick zu, um bald schon wieder in der Küche zu verschwinden. Während Marta sich mit allergrößter Anstrengung um die rasche Zubereitung eines leckeren Festmahles bemüht, haben die Gäste längst wie üblich auf dem Boden Platz genommen, vielleicht auf dem Flachdach des Hauses, wo man am Abend froh über ein frisches Lüftchen ist. Jesus nutzt die Gelegenheit. Er will mehr als nur eine nette Unterhaltung, er will die Zeit bis zum Essen nutzen, um seine Jünger zu unterrichten. Maria ist von den Erklärungen Jesu so fasziniert, dass sie sich wie seine Schüler direkt vor seinen 1

Füßen hinsetzt, um ihm andächtig zuzuhören. Normalerweise war dies damals unüblich, denn ein Rabbi unterrichtete eigentlich immer nur Männer. Jesus aber sieht das anders: Er lässt auch diese Frau eine Zeitlang in die Rolle seines Schülers schlüpfen. Diese Geschichte faszinierte mich. So wie Maria wollte ich werden. Andächtig den Worten des Herrn lauschen und sie natürlich irgendwann einmal selbst verkündigen. Auf gar keinen Fall wollte ich Marta sein, die sich mit so was Profanem wie der Hausarbeit beschäftigt. Und natürlich hatte Jesus völlig recht, wenn er Marta dafür rügt. Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Selbst schuld. Es hatte sie ja schließlich niemand gebeten sich so viel Arbeit mit der Bewirtung zu machen. Vielmehr war es an der Zeit, gängige patriarchale Strukturen aufzubrechen und den Frauen Neues und Ungeahntes zu ermöglichen. Und Jesus tat das und er hatte dafür meine vollste Bewunderung. Maria- das war meine Rolle! Ja, so dachte ich damals. Mit 19 hat man noch Träume! Im Studium konnte ich noch ganz gut meinen Maria-Idealen nachhängen. Ich saß zwar nicht zu den Füßen des Herrn, aber doch immerhin hing ich an den Lippen vieler geschätzter Professoren. Und was interessierte mich damals, was es heißt, einen Haushalt- vielleicht sogar einen Pfarrhaushalt zu führen. Doch irgendwann war es soweit. Pfarrstelle, Pfarrhaus, Ehemann, Kinder, Haushalt Frau Pfarrerin könnten sie mir nur mal ganz kurz einen Patenschein ausstellen; Mama ich finde meine Schuhe nicht; Sabine, wer ist mit Einkaufen dran Warum macht denn keiner die Tür auf? Marta, Marta, du machst dir viel Sorge und Mühe! Spätestens ab diesem Zeitpunkt meines Lebens war meine Sympathie für den Vorwurf Jesu erloschen. Noch viel mehr, ich habe mich seitdem immer auch über diese Geschichte geärgert. Je nach Tagesform mal mehr, mal weniger. An den Tagen, wo zu Hause alles wunderbar lief, das Haus sauber war, die Kinder durch meinen Mann gut versorgt und ich mich hingebungsvoll der ruhigen Vorbereitung einer Predigt widmen konnte, ich nenne sie mal meine Maria-Tage, da schätzte ich 2

durchaus wieder, dass Jesus mit seinen Worten das gängige Frauenbild durchbrochen hat, aber an den anderen Tagen, wo man wie gehetzt und angestochen den vielfältigen Ansprüchen nur unter schwierigsten Bedingungen standhalten kann, meine Marta-Tage eben, hätte ich mir doch ein lobendes Wort Jesu für Marta gewünscht. Und ob ihn wirklich nur hingebungsvoll lauschende Menschen auf Dauer satt gemacht hätten, das lassen wir mal dahin gestellt sein. Mit vollem Bauch lässt es sich gut kritisieren. Insbesondere als Mann! Maria und Marta: Beide finde ich in mir und oft reicht der Platz nicht für beide. Für wen entscheide ich mich dann? Liebe Gemeinde! Sie merken, diese Geschichte fasziniert mich. Maria, die zuhört und damit das gute Teil erwählt und Marta, die sich viel Sorge und Mühe macht. Und als ich darüber nachdachte, was ich euch und Ihnen bei meiner ersten Predigt als Pröpstin gern mitgeben möchte, da war ich wieder bei diesen beiden Frauen. Ist denn die Antwort Jesu eine Botschaft an alle Martas, früher und heute: Schafft nicht so viel, macht euch nicht kaputt, lasst es doch überall etwas lockerer angehen? Ist das wirklich gemeint? Da mag so mancher Ehrenamtliche in der Kirche denken: Na, dann stände die Kirche aber ganz schön dumm da, wenn die fleißigen Hände nicht so tüchtig anpacken würden! Da würde nicht nur so manches Gemeindefest ins Wasser fallen. Da gäbe es so manche Hilfe weniger, z.b. in Gruppenstunden, bei Krankenbesuchen und vielem, vielem mehr. Da würde gar manche Pfarrer oder Pfarrerin, die erleben, dass ihre Gemeinden durch Zusammenlegen immer größer werden und sie gleichzeitig immer weniger Geld haben, um Notwendiges in ihrer Arbeit zu tun, sich nicht mehr ernst genommen fühlen in seinen und ihren Sorgen und Nöten. Unser Amt ist mühsamer geworden. Viele von uns tragen schwer an der Marta-Rolle! Da braucht es nicht noch Kritik. Vielmehr das Lob für wunderbare ehrenamtliche und hauptamtliche Arbeit, die vielerorts unsere Gemeinden immer noch zum Blühen bringen. Und dann die Ermutigung: Du darfst auch mal Maria sein! Maria und Marta, zwei Schwestern. Sie verkörpern zwei Seiten des Menschlichen, die in uns allen sind. Sie stehen für beten und arbeiten, hören und handeln: 3

Aktiv und Passiv Ruhe und Sturm Nachdenklichkeit und Fest Nach innen und nach außen gehen. Ist eines wirklich wertvoller als das andere? Kann man das eine eigentlich leben, wenn man das andere nicht hat? Dietrich Bonhoeffer schrieb im Mai 1944: "Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen, im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen. Alles Denken, Reden und Organisieren in den Dingen des Christentums muss neu geboren werden aus diesem Beten und Tun. Mit Marta allein wird das nichts und mit Maria allein ebenso wenig. Wenn das Boot des Christseins nur ein Ruder hat, dreht es sich im Kreis. Was heißt das für uns, unsere Gemeinden, unsere Kirche? Zuerst heißt es für uns alle, dass wir das Ziel unserer Bemühungen nicht aus dem Auge verlieren dürfen. Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt ist, ist das eine Wort Gottes, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben. So heißt es in der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 (BTE 1). Diesem Wort Gottes dürfen wir vertrauen und uns Zeit nehmen, ihm in unserem Leben Raum zu geben. Sei es durch Gebet, durch Innehalten, durch Bibel lesen oder auch einfach mal nichts tun! Zeiten der Besinnung eröffnen oft ungeahnte Tiefen der Einsicht! Zu viele von uns Pfarrerinnen und Pfarrern leben am Rande des Ausbrennens, des Burn-out. Und so gestärkt können wir tun, was wichtig und gefordert ist. Das ist für jeden und jede an ihrem Ort etwas anderes. Aber es ist dann nicht mehr ein hektisches Aneinanderreihen von Unternehmungen, getreu dem Motto, als sie das Ziel aus den Augen verloren, verdoppelten sie ihre Anstrengung, sondern es ist getragen von einer Verheißung. Der Verheißung des Reiches Gottes, das schon angebrochen ist in dem Mann, der die Welt veränderte und dem Tod das letzte Wort nahm. Und das macht ruhiger, gelassener und gleichzeitig auch fröhlicher. Denn wir sind dazu berufen an diesem Reich Gottes mitzuwirken. Uns wird es zugetraut! Wir können die 4

Welt verändern, vielleicht nur ein kleines bisschen. Ein bisschen besser, ein bisschen hoffnungsvoller, ein bisschen heller. Aber besser als nichts. Kirche erlebt zur Zeit- wenn auch nicht das erste und sicher auch nicht das letzte Mal- schwere Zeiten. Ich bin voller Zuversicht, dass wir mit Gottes Hilfe diese Zeiten bestehen werden. Besonders dann, wenn wir uns Raum geben zu Klage und Kritik genauso wie zu Anerkennung und Wertschätzung. Marta war sicher sauer und das war gut so! Hoffentlich hat sie es auch deutlich gesagt. Und Maria hat sich gefreut. Auch gut und wichtig! Maria und Marta - zwei Seiten der Botschaft Gottes an uns! Ich wünsche uns allen, dass wir beide dieser Seiten leben können und dürfen. Und jeder und jede muss selbst schauen, welche Seite bei ihm ausgeprägter ist als die andere und gerade diese andere dann besonders pflegen. Dazu müssen wir uns auch gegenseitig helfen und uns dazu ermutigen. Vielleicht ist das die vordringlichste Aufgabe einer Pröpstin. Maria und Marta mal die eine und mal die andere! Marta, Marta du hast viel Sorge und Mühe - stimmt, aber heute, heute ist mein Maria-Tag. Mit 46 Jahren hat man eben auch noch Träume. Amen Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus, Jesus, unserem Herrn. Amen. Sabine Kropf-Brandau Pröpstin des Sprengels Hersfeld der der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck 5

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