RISIKOBEWERTUNG. Alternativmethoden zum Tierversuch: Techniken und Trends DESINSTITUT. Dr. Daniel Butzke. ZEBET-Datenbank und Informationsbeschaffung

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Transkript:

DESINSTITUT RISIKOBEWERTUNG Alternativmethoden zum Tierversuch: Techniken und Trends Dr. Daniel Butzke ZEBET-Datenbank und Informationsbeschaffung

Die Inhalte der Präsentation 8. R&D: Phage Display u. a. 7. Integrierte Teststrategien 6. Embryonaler Stammzelltest (ES 5. 3D-Hautmodelle 4. Alternativen bei der Chemikalienbewertun 3. Bereiche in denen Tierversuche stattfinden 2. ZEBET im BfR 1. Gesetzliche Regulierung von Tierversuchen

1. Gesetzliche Regulierung von Tierversuchen EU-Richtlinie 86/609/EEC (24. November 1986) zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere, Artikel 7 (2) Deutsches Tierschutzgesetz, 7 Absatz 2: Bei der Entscheidung, ob Tierversuche unerlässlich si ist insbesondere der jeweilige Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zugrunde zu legen und zu prüfen, ob der verfolgte Zweck nicht durch ande Methoden oder Verfahren erreicht werden kann.

2. Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET im BfR) Aufbau eine Datenbank und eines Informationsdienstes über Alternativmethoden, national & international Entwicklung von Alternativmethoden nach dem 3R Prinzip von Russel und Burch (1959) Förderung der Forschung über Alternativmethoden Koordinierung von Validierungsstudien Kooperation mit nationalen & internationalen Institutionen, die Forschung und Validierungsstudien fördern Forum für Informationen über Alternativmethoden, national & international

3. Tierzahlen nach Verwendungszweck 2005 (gesamt: 2.412 Sonstige Zwecke: 51.504 für wissenschaftliche Zwecke getötete Wirbeltiere, weiterverwendet ( 4, Abs.3): 590.254 Biologische Grundlagenforschung: 715.356 Ausbildung, Weiterbildung: 38.271 Prüfung Wirksamkeit von Schädlingsbekämpfungsmitteln: 536 Diagnose von Krankheiten: 13.661 Toxikologische Untersuchungen, andere Sicherheitsprüfungen: 159.412 Herstellung, Qualitätskontrolle von Produkten, Geräten der Veterinärmedizin: 82.316 Herstellung, Qualitätskontrolle von Produkten, Geräten der Human-, Zahnmedizin: 250.201 Erforschung, Entwicklung von Produkten, Geräten der Human-, Zahn-, Veterinärmedizin: 511.167

4. Alternativmethoden im Bereich der Chemikalienbewertung Zielsetzung Beispiel Draize-Augenreizungstest Bereich: Chemikalienbewertung Zielsetzung: Messung von lokalen Reaktionen mit Übertragbarkeit auf menschliches Auge (Irritation, Korrosion) Methode/Modell: Kaninchen, Applikation am Auge gibt vor benötigte Eigenschaften RBC Hemolysis HET-CAM gibt vor? geeignete Alternativmethoden EpiOcular

4. Konzept der experimentellen Validierung Definition: Die Validierung ist ein Prozess, bei welchem die Verläßlichkeit und die Relevanz e Verfahrens für eine vorgegebene Zielsetzung herausgearbeitet werden. Experimentelle Durchführung: TEST-ENTWICKLUNG (1) Prevalidierung (2) Tests mit Beteiligung verschiedener Labore (3) Etablierung einer Datenbasis (4) unabhängige Bewertung (peer review) BEHÖRDLICHE ANERKENNUNG VALIDIERUNG (forma

4. Regulatorische Anerkennung auf OECD-Ebene

4. Aktueller Stand im Bereich Chemikalienbewertung http://tsar.jrc.ec.europa.eu/

4. Aktueller Stand im Bereich Chemikalienbewertung

5. 3D-Hautmodelle bei der Bewertung der Toxizität von Chemikalien H Oberhaut Lederhaut Unterhaut br-online

5. Mögliche Alternativmodelle für Hautreizung Ex vivo Hautbiopsien + natürliches Gewebe + Barrierefunktion - eingeschränkte Verfügbarkeit - niedrige Standardisierung R38: Hautreizend Monolayer Zellkulturen + high throughput, einfache Handhabung - keine Barrierefunktion - Testung von unverdünnten Substanzen nicht möglich Healthlibrary.epnet.com In vitro rekonstituierte humane Haut / Epidermis Modelle + Primäre Hautzellen + organtypische Struktur + Barrierefunktion + sehr standardisiert - nur wenige Zelltypen - Barrierefunktion etwas durchlässiger als in vivo

5. 3D-Hautmodelle in der Chemikalienbewertung in vivo Monolayer Invitroskin.com Inbiobank.or Rekonstituierte Haut Rekonstituierte Epiderm Invitroskin.com

5. Vergleich eines Hautmodells mit dem in vivo Draizetest 20 Testsubstanzen (11 x ohne Kennzeichen ; 9 x hautreizend R38 ) Draize score: ab 2 ist Substanz hautreizend R38 3D in vitro L'Oreal Hautmodell 100 % Viabilität % 50 0 Run1 Run2 Run3 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 Dominierender in vivo Draize score dominating rabbit Draize score Abbildung von M. Liebsch, H. Spielmann et al, ZEBET

6. Der embryonale Stammzelltest zur Bewertung der Embryotoxizität

6. Validierte Tests für Embryotoxisch R 61/63 Postimplantation Rat Whole-Embryo Culture Test Rat Limb Bud Micromass Test Embryonic Stem Cell Test

6. Pluripotenz von embryonischen Stammzellen der Maus + LIF Innere Zelllage - LIF Blastozyste der Maus

6. Pluripotenz von embryonischen Stammzellen der Maus Der EST nutzt die Fähigkeit embryonaler Stammzellen, spontan in schlagende Herzmuskelzellen zu differenzieren Tag 0: Undifferenzierte D3-Stammzellen Tag 3-5: in vitro Differenzierung zu embryoid bodies Tag 5-10: in vitro Differenzierung kontraktierenden Herz zellen hängender Tropfen

6. Tag 10: kontraktierende Herzmuskelzellen

6. Differenzierung zu anderen Zelltypen Knorpelzellen Nervenzellen embryoid bodies

6. induzierte pluripotente Stammzellen (ips) vom Erwachsene Oktober 2008

7. Integrierte Teststrategien (ITS) zur Bewertung des allergieauslösenden Potentials R43: Sensibilisierung bcrf.uc

7. Integrierte Teststrategien (ITS) zur Bewertung des allergieauslösenden Potentials Voraussetzungen für eine Kontaktallergie: Die Substanz (Hapten) muß 1. in die Haut eindringen können 2. eventuell enzymatisch umgesetzt werden (Prohapten) 3. eine stabile Verbindung (Komplex) mit einem Protein eingehen Dieser immunogene Komplex muß 4. von einer Langerhanszelle (Dendritische Zelle) aufgenommen und prozessiert werden Inbiobank.org Die Langerhanszelle (Dendritische Zelle) muß 5. zum nächsten afferenten Lymphknoten wandern und dabei reifen 6. dort mit Lymphozyten interagieren und diese auf spezielle Weise stimulieren Oli SAR

8. Beispiele aus der Grundlagenforschung: transgene Tiere Humanisierte Mäuse: zur Gewinnung von therapeutischen humanen A Mögliche Alternative: Phage Display - Techn z.b. Adalimumab (Humira) gege Tiermodelle für genetische Erkrankungen: z.b. zur in vivo Validierung neuer Medikamente Mögliche Alternativen: ips-zellen von Betroffenen taxodros.unizh.ch Aasen et al Nat Biotech 2008 Transgene Fliegen als Alzheimermodel

Die Datenbank für Alternativmethoden: AnimALT-ZEBET (BfR http://www.bfr.bund.de/cd/448

DESINSTITUT RISIKOBEWERTUNG DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Dr. Daniel Butzke Bundesinstitut für Risikobewertung Thielallee 88-92 D-14195 Berlin Tel. 0 30-84 12-0 Fax 0 30-84 12-47 41