Siegerländer Sprachatlas Universität Siegen Fakultät I: Philosophische Fakultät Adolf-Reichwein-Str. 2 57068 Siegen Leitung Prof. Dr. Petra M. Vogel Mitarbeiterinnen Petra Solau-Riebel/Carolin Baumann www.sisal.uni-siegen.de sisal@germanistik.uni-siegen.de
Überblick Allgemeines zu Sprachatlanten SiSal Der Siegerländer Sprachatlas
Allgemeines zu Sprachatlanten
Was genau ist ein Sprachatlas? Ein Sprachatlas ist: - eine Sammlung von Karten, - auf denen bestimmte Dialektphänomene dargestellt sind. Sichtbar werden dadurch: - Unterschiede und Gemeinsamkeiten innerhalb des betrachteten Dialektgebiets, - Entwicklungen seit dem Mittelalter.
Deutscher Sprachatlas/Deutscher Wortatlas (Sprachstand 1880-1940) Mnd. up / Mhd. ûf
Wozu neue Sprachatlanten? 1. Es werden zu wenig Wörter bzw. Phänomene abgefragt. 2. Die Ergebnisse sind teilweise über 100 Jahre alt. 3. Viele Dialekte, gerade im Norden Deutschlands, sind heute vom Aussterben bedroht, werden also bald verschwunden sein.
Neue Sprachatlanten Die neuen Sprachatlanten der 3. Generation mit Sprachstand 1990er Jahre dokumentieren den Dialektstand und konservieren ihn dadurch für die Nachwelt. ABER: Nur Bayern und Baden-Württemberg sind inzwischen vollständig dokumentiert, Rheinland-Pfalz teilweise. Was fehlt, ist eigentlich ein Sprachatlas von NRW, der Siegerländer Sprachatlas ist zumindest ein Anfang.
SiSal Der Siegerländer Sprachatlas
Warum ein Siegerländer Sprachatlas? Wie viele andere Dialekte wird auch das Siegerländer Platt heute oft nur noch von älteren Sprechern sicher beherrscht. Die jüngeren Generationen lernen die Sprache nicht mehr und kommen meist nur gelegentlich mit ihr in Berührung. Das Siegerländer Platt ist im Begriff zu verschwinden.
Warum ein Siegerländer Sprachatlas? Im Siegerland treffen nord- und süddeutsche oder genauer gesagt nieder- und hochdeutsche Dialekte aufeinander. Diese zentrale Dialektgrenze, die sog. Benrather Linie, verläuft dabei genau zwischen Wenden und Hilchenbach, wobei Wenden zum norddeutschen und Hilchenbach zum süddeutschen Sprachgebiet gehört.
Die Hilchenbacher Linie
Warum ein Siegerländer Sprachatlas? Die Benrather Linie In NRW gibt es nur drei süd- bzw. hochdeutsche Großdialektgruppen, nämlich Ripuarisch (grün), Moselfränkisch (blau) und Rheinfränkisch (weiß). Das Siegerländer Platt gehört zum Moselfränkischen, das in NRW fast nur durch das Siegerländer Platt vertreten ist.
Wo wird sonst noch Moselfränkisch gesprochen? Alle anderen moselfränkischen Dialekte in Deutschland sind in Rheinland-Pfalz oder im Saarland beheimatet, z.b. Trierisch, Eiflerisch und Westerwälder Platt. Moselfränkisch wird sogar außerhalb Deutschlands gesprochen, nämlich in Lothringen und Luxemburg.
Das Siegerland bildet den nordöstlichen Zipfel des moselfränkischen Dialektgebiets.
Warum ist das Siegerländer Platt also von besonderem Interesse? Das Siegerländer Platt zeichnet sich durch mind. drei Besonderheiten aus: - Als einer der wenigen süd- oder hochdeutschen Dialekte in NRW liegt es direkt an der Grenze zum nord- bzw. niederdeutschen Dialektgebiet. - Innerhalb von NRW ist das Siegerländer Platt der einzige moselfränkische Dialekt. - Geschichte und geographische Lage des Siegerlandes bedingen zudem, dass hier besonders altertümliches Moselfränkisch erhalten ist.
Wie soll der SiSal aussehen? Den Siegerländer Sprachatlas soll es in zwei Formen geben: - als gedrucktes Buch, - als Sprechenden Sprachatlas im Internet, so dass die Wörter oder Sätze auch angehört werden können.
Der Sprechende SiSal Bin Bei Bin Bęi Bei Bēn Ben Bin Bäi Bīne Bīne
Was kann eine solche Karte zeigen? Ein Karte im Sprachatlas zeigt prinzipiell den Dialektstand zum Zeitpunkt der Befragung. Der Dialektstand ist insbesondere vom Alter der befragten Personen abhängig. Für die Befragung werden bevorzugt ältere und ortsfeste Personen ausgewählt, da man den ältesten Dialekt in einem Ort dokumentieren möchte.
Was kann eine solche Karte noch zeigen? Neben dem aktuellen Dialektstand lassen sich auch zeitliche Veränderungen ablesen, die als Erläuterungen beigegeben werden: So wissen wir aus alten Texten, dass das Wort im Mittelalter noch bīn(e) / bin lautete. Die Doppelvokale ei / äi wie in Bei / Bäi sind frühestens im 16. Jahrhundert entstanden. Die Formen mit Einzelvokal sind also älter, die mit Doppelvokal jünger.
Bei Bin Bin älter Bei Bei jünger Bēn Ben Bin Bäi Bīne
Was kann eine solche Karte noch zeigen? Im Siegerländer Wörterbuch existieren für einige Wörter Karten, die zusätzlich den Sprachstand aus der Zeit zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg zeigen.
Vergleich: damals undheute Siegerländer Wörterbuch Aktuelle Darstellung e i ei e ē ei ei ei ē i e i äi äi i ī ī
Wie entsteht der Sisal? Die Sprachatlas-Arbeit besteht aus 2 Phasen: 1. Befragungsphase Mitte 2011 Mitte 2012 2. Auswertungsphase Mitte 2012 Mitte 2014 Kosten ca. 130.000 Euro
Befragungsphase Für die Befragungsphase benötigt man Wörter, in denen die in dem entsprechenden Gebiet wichtigen und interessanten Phänomene vorkommen, vor allem in Hinblick auf Veränderungen seit dem Mittelalter. Diese Wörter werden anhand von Sätzen oder Bildern in einem Fragebuch gesammelt.
Befragungsphase In der Befragungsphase geht der Explorator mit dem Fragebuch zu den Gewährspersonen und fragt die Sätze oder Bilder ab. Beispielfrage für Biene : Welches Insekt produziert Honig? Dabei notiert der Explorator die Antworten ganz genau mit.
Befragungsphase Da der Siegerländer Sprachatlas außerdem ein Sprechender Sprachatlas ist, müssen die Antworten vom Explorator auch aufgenommen werden.
Wer wird wo gefragt? Grundsätzlich führt man an so vielen Orten wie möglich Befragungen durch, als repräsentativ gilt in der Dialektologie eine Ortsdichte von 25%. Die Finanzierung reicht im Augenblick für 30 Orte von 114 (= 26%). Jeder zusätzliche Ort kostet 1000 Euro extra. Pro Ort sind 3 Gewährspersonen ideal, ortsfest und möglichst älter als 70.
Wer wird wo gefragt?
Auswertungsphase In der Auswertungsphase - überprüft der Explorator die Einträge, - notiert sie in einer Datenbank und - schneidet eine Kopie der Aufnahmen für den sprechenden Sprachatlas. Mit diesem Material werden - die Sprachatlaskarten gezeichnet und -die sprachgeschichtlichen Erläuterungen erstellt.
Ausblicke - Wittgensteiner Sprachatlas (insgesamt 56 Orte, 25% = 14, Kosten ca. 60.000 Euro) -Siegerländer und Wittgensteiner Sprachatlas Junior, d.h. mit Sprechern zwischen 30 und 40, so dass man neuere Veränderungen im Dialekt beobachten kann -Sprachatlas von NRW
Wir danken für ihre Unterstützung: VETTER Krantechnik GmbH SIEGENIA-AUBI KG Johannes und Dorothea Ross Stiftung Verein für Bürbacher Ortsgeschichte und Heimatpflege e.v. STABO GmbH