VALIDIERUNG ENERGETISCHER GEBÄUDESIMULATIONSMODELLE MIT DER VDI

Ähnliche Dokumente
Berechnung der Kühllast nach VDI 2078:2015

Validierung nach VDI 2078 Fall B - Testbeispiele der VDI

Anforderungen an thermisch-energetische Rechenverfahren zur Gebäude- und Anlagensimulation

FIW Wärmeschutztag 2014

Vereinfachte Berechnungsmethode zur energetischen Bewertung von Glas- Doppelfassaden

Anhang C1 Differenzierte Berücksichtigung von Flächenheiz- und Flächenkühlsystemen beim 2-Kapazitäten-Modell (informativ)

Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke. Die neuen Kühllastregeln der VDI 2078

... FACHGEBIET ENERGIETECHNIK UND -VERSORGUNG SÄULINGSTRASSE MÜNCHEN TEL..: 089/ FAX: Thermische Gebäudesimulation GEBSIMU

Vor- und Nachteile wärmespeichernder Dämmsysteme

Neubauten Thermischer Komfort und sommerlicher Wärmeschutz. Thermischer Komfort. Referentin: B.Sc. Theresa Hecking GMW-Ingenieurbüro GmbH

IBP FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR BAUPHYSIK IBP FEUCHTESCHUTZBEURTEILUNG DURCH HYGROTHERMISCHE SIMULATION

Case Study Bauphysik Welche Modelle erzeugen welchen Nutzen? Valentina Zanotto,

Thermische Gebäudesimulation GEBSIMU. Test- und Validierungsbeispiele der DIN EN ISO

Berechnung von Kühllast und Raumtemperaturen von Räumen und Gebäuden (VDI-Kühllastregeln)

Vortrag Aktionskreis Energie

Lösungen für die Sanierung mit Innendämmung im mehrgeschoßigen Gebäudebestand auf Ebene der Nutzungseinheit

WUFI Plus Therm: Einfache Gebäudesimulation inklusive Anlagentechnik

Optimierung der solaren Gewinne

Möglichkeiten der Beeinflussung der Raumlufttemperatur - Simulationsergebnisse

IBP FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR BAUPHYSIK IBP FEUCHTESCHUTZBEURTEILUNG DURCH HYGROTHERMISCHE SIMULATION

IBP FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR BAUPHYSIK IBP FEUCHTESCHUTZBEURTEILUNG DURCH HYGROTHERMISCHE SIMULATION

Heizwärmebedarf Korrigenda C1 zur Norm SIA 380/1:2016

... FACHGEBIET ENERGIETECHNIK UND -VERSORGUNG SÄULINGSTRASSE MÜNCHEN TEL..: 089/ FAX: Thermische Gebäudesimulation GEBSIMU

Thermische Gebäudesimulation GEBSIMU. Test- und Validierungsbeispiele des ASHRAE Standard 140

Prüfbericht Nr

Thermische Gebäudesimulation GEBSIMU. Test- und Validierungsbeispiele der DIN EN 15265

Kurzbericht zur Simulation

Güteklassen. von Gebäuden

bauphysikapéro SOMMERLICHER WÄRMESCHUTZ

Modelica Building-Bibliothek und Gebäudemodelle

Erweiterung der Systembibliothek von T*SOL durch Kombianlagen

... FACHGEBIET ENERGIETECHNIK UND -VERSORGUNG SÄULINGSTRASSE MÜNCHEN TEL..: 089/ FAX: Thermische Gebäudesimulation GEBSIMU

EnEV Sonneneintragskennwert vs. Thermische Gebäudesimulation

Anhang C3 Berücksichtigung einer Temperaturdifferenz zum Nachbarraum für quasi-adiabate Innenbauteile (informativ)

GUTACHTEN T-STRIPE. für T-STRIPE GmbH Rautenweg Wien

Gebäudetechnik Ansätze zur Ermittlung des Energiebedarfs im Rahmen der Projekte GeoPot, Heizen2050 und ReCO2NWK

IBP FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR BAUPHYSIK IBP FEUCHTESCHUTZBEURTEILUNG DURCH HYGROTHERMISCHE SIMULATION

Warme Kante für Fenster und Fassade

MÖGLICHE VEREINFACHUNGEN BEI DER ENERGETISCHEN SIMULATION VON WOHNGEBÄUDEN IN TRNSYS 17. Álvaro de Andrés 1 und Xenia Schäfer

Kühlenergiebedarf Analyse in Wohn- und Nichtwohngebäuden unter Verwendung von CityGML

Präzise Leistungs- und Performance-Bewertung von PV- Kraftwerken im laufenden Betrieb

Austrocknungsverhalten von Mauerwerk unterschiedlicher Güte und Dicke

Teilgebiet Geometrie Aufgabengruppe I. Anlage 3

Wärmebrückenberechnung zur Ermittlung der punktuellen Wärmebrückenverlustkoeffizienten von. Systemgeräteträgern. Kurzgutachten. im Auftrag der Firma

Um- und Neubau des Jakob-Brucker-Gymnasiums in Kaufbeuren zum Effizienzhaus Plus

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Neubau Unterrichtsgebäude 3.1.2

Einfluss des Mikroklimas auf das thermische und energe6sche Verhalten von Gebäuden. Dipl.- Ing. Andrea Schneider

... FACHGEBIET ENERGIETECHNIK UND -VERSORGUNG SÄULINGSTRASSE MÜNCHEN TEL..: 089/ FAX: Thermische Gebäudesimulation GEBSIMU

Auswirkungen der Bewertung des thermischen Komforts im Sommer. auf die bekannten Regeln zur Optimierung des sommerlichen Wärmeschutzes

Checkliste Energetische Berechnung

BIM IM QUARTIER: SIMULATIONSVERFAHREN UND - ANWENDUNG IM PROJEKT CAMPER

Ersetzt strategische Normung Produktinnovationen?


Simulationsmodelle im Gebäudesektor

F R A U N H O F E R - i N s t i t U t F ü R b A U p H y s i k i b p VERU VERsUchsEinRichtUng für EnERgEtischE Und RaUmklimatischE UntERsUchUngEn

Sonnenschutz einfach geplant

Kosten- und Zeitersparnis durch konstruktionsbegleitende Simulation mit CATIA V5 Die numerische Simulation ist mittlerweile ein fester und nicht mehr

4. Der Berechnungsprozess

Nachweis Wärmedurchgangskoeffizient und Temperaturfaktor. U sb = 0,78 W/(m²K) f Rsi = 0,72. Prüfbericht Nr PR03

Die GAYKO-Produktphilosophie

Lesosai und die thermische Behaglichkeit

Auswirkung des Einsatzes der DIN V auf die energetische Bewertung von Wohngebäuden Reflexion der Berechnungsansätze

2.2. Grundprinzipien. Optimierung der solaren Gewinne. Eine Initiative des Bundesministeriums Für Verkehr, Innovation und Technologie

ArchiPHYSIK VIRTUELLE GEBÄUDE - REALE WERTE DIE BAUPHYSIKSOFTWARE-LÖSUNG.

Leitfaden zur Berechnung von bekiesten Dächern

Planungspraxis mit Hilfe der thermischen Simulation anhand von Projektbeispielen

hilzinger ThermoSolar

Dipl.-Ing. Ingo Heusler. +49 (0) 8024 / i Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Was bedeutet der Begriff "Kühllast"? - Aspekte der neuen VDI-Kühllastregeln -

Energetische Kenn- und Zielwerte der Nutzenübergabe für die Raumlufttechnik

U-Wert Messung zur Verifikation des MINERGIE-Standards bei einem Neubau

Energieausweis für Wohngebäude

Towards improved compliance and quality of the works for better performing buildings.

Innovative Lüftungstechnik für Schulen automatisierte Fensterlüftung

Thermische Belastung durch Sonneneinstrahlung in Glasbauten aus Bauphysik 28 (2006), Heft 6, S

Validierungsbericht. Nr Erstelldatum 5. November Sepp-Heindl-Str Rosenheim

Wärmedämmung denkmalgeschützter Gebäude

Energieausweis für Nicht-Wohngebäude

These 3 Detail. Das Raumklima wird von mehreren Faktoren beeinflusst. In diesem Thesenpapier wird auf folgende Punkte eingegangen:

Nachhaltige Gebäudeplanung mit Hilfe numerischer Simulationen Verbindung Bauphysik und Haustechnik

Nachweis Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient

EnEV 2014 und Sommerlicher Wärmeschutz Vorgaben, Anforderungen und Auswirkungen

ENERGIEAUSWEIS für Wohngebäude gemäß den 16 ff. Energieeinsparverordnung (EnEV)

Innovative Lüftungstechnik in Schulen

Nachweis Berechnung des flächengemittelten Wärmedurchgangskoeffizienten eines Profilrahmens

Messen Berechnen Simulieren. Beheizen von Kirchen ein Praxisbeispiel

Thermische Gebäudesimulation ein Überblick. Dr. Monika Hall Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Energie am Bau, FHNW, Muttenz

EnEV-Praxis EnEV-Novelle leicht und verständlich dargestellt

Energieausweis für Sonstige Gebäude

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Büro- und Verwaltungsgebäude. Technische Qualität Technische Ausführung Wärme- und Tauwasserschutz

Wärmebrücken Den geforderten Wärmeschutz sicher einhalten

Qualitätssicherung für numerische Berechnungen Beispiel Wärmeübertrager

7 Gültige und zukünftige Richtlinien auf dem Gebiet der Druckentlastung

BAUSIM 2012 EINFLUSS MEHRDIMENSIONALER WÄRMELEITUNG AUF DAS WÄRMESPEICHERVERMÖGEN VON BAUKONSTRUKTIONEN

Simulationstechnik V

I-Q SCHACHT & KOLLEGEN QUALITÄTSKONSTRUKTION GMBH ISO 26262:2011. Tabellen mit ASIL Zuordnungen

Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden Berechnung des Heiz- und Kühlenergieverbrauchs Allgemeine Kriterien und Validierungsverfahren

Persönliche Lüftung im Vergleich zu konventionellen Lüftungssystemen aus energetischer und hygienischer Sicht. Technische Universität Dresden

Transkript:

VALIDIERUNG ENERGETISCHER GEBÄUDESIMULATIONSMODELLE MIT DER VDI 6020 Teresa Schöpfer 1, Florian Antretter 1, Christoph van Treeck 1, Jérôme Frisch², Andreas Holm 1 1 Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP, Holzkirchen ² Technische Universität München, Lehrstuhl für Computation in Engineering KURZFASSUNG Energetische Gebäudesimulationsmodelle müssen vor ihrem produktiven Einsatz getestet werden, um Modellfehler auszuschließen und Aussagen bezüglich der Rechengenauigkeit treffen zu können. Die Richtlinie 6020, Blatt 1 des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI 6020) gibt dazu Benchmarks vor. Diese ermöglichen die Validierung von Software hinsichtlich der Berechnung der Reaktion eines Beispielraums auf innere Belastungen und Sollwertänderungen, für die Berücksichtigung der solaren Einstrahlung, sowie für eine Ganzjahressimulation. In vorliegendem Beitrag wird die Richtlinie zur Validierung von zwei verschiedenen Berechnungsmodellen zur energetischen Gebäudesimulation verwendet. An einigen Fällen kann gezeigt werden, dass beide Modelle plausible und im Rahmen der Rechengenauigkeit korrekte Ergebnisse liefern. Jedoch weisen andere Fälle Unstimmigkeiten in den Vorgabedaten auf. Diese können nur durch zahlreiche Variantenrechnungen geklärt werden. Die Anwendung der oben genannten Richtlinie ist deshalb nach Meinung der Autoren nur teilweise zur Überprüfung von energetischen Gebäudesimulationsmodellen sinnvoll. Fehlende oder unklare Eingabedaten verhindern eine durchgängig konsistente Anwendung der Norm. Der Beitrag diskutiert die durchgeführten Validierungsrechnungen und setzt sich kritisch mit der Richtlinie auseinander. ABSTRACT Building Energy Simulation models must be tested before their productive use to eliminate model errors and to make statements regarding the computation accuracy. Guideline 6020, part 1 of the German Association of Engineers describes a set of such benchmark cases. These benchmaks enable the validation of software by the calculation of reaction of a sample area to internal loads and setpoint changes, for the consideration of solar radiation and for a whole year building performance simulation. In this article, the guideline is used for the validation of two different calculation models for building energy simulation. In some cases it can be shown that both models provide reasonable results in terms of computational accuracy. However, other cases show discrepancies compared to the benchmark data. This behavior was clarified by conducting a series of different calculations and variations ("try and error"). In the opinion of the authors, the guideline is therefore only partially useful for the validation of building performance simulation models. Missing or unclear input data prevent a continuous consistent application of the standard. The article discusses the performance of validation calculations and critically reviews parts of the guideline. EINLEITUNG Um die Genauigkeit und Realitätsnähe eines Gebäudesimulationstools überprüfen und zeigen zu können, bietet sich die Durchführung einer Validerungsrechnung an. So können die Funktionen der Software getestet und die Qualität der Ergebnisse dargelegt werden. Dazu bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Zum Einen kann die Software anhand umfassend dokumentierter, realer Experimente getestet werden. Die Randbedingunen des Experiments dienen als Eingabedaten und die Ergebnisse der Simulation können mit erfassten Messdaten verglichen werden. Zum Anderen bieten nationale und internationale Normen, Richtlinien und Standards Validierungsmöglichkeiten an. Als Beispiele können ASHRAE Standard 140 VDI 6020 VDI 6007 DIN EN 15255 DIN EN 15265 genannt werden. Sie stellen unterschiedliche Beispielfälle zur Überprüfung der implementierten Algorihtmen und Modelle zur Verfügung. Zur Berwertung der berechneten Ergebnisse werden Vergleichswerte angegeben. SOFTWARE Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Validierung der energetischen Gebäudesimulationsmodelle WUFI plus und izone, die vom Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP und dem Lehrstuhl für

Computation in Engineering der Technischen Universität München entwickelt wurden. WUFI plus Bereits seit vielen Jahren beschäftigt sich das Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP mit der Entwicklung von Softwaretools zur Simulation im Bereich Bauteile und Gebäude. WUFI plus ist ein Raumklimamodell, das die bewährte hygrothermische Bauteilsimulation der WUFI - Familie mit energetischer Gebäudesimulation verbindet. Die Energie- und Massetransportprozesse im Bauteil und im Raum werden kombiniert. Bei der Simulation wird eine detaillierte Abbildung der Nutzung des Raumes, der Lüftung und der anlagentechnischen Komponenten sowie der Regelungsparameter berücksichtigt. Dies ermöglicht realitätsnahe Aussagen zu Raumklima und Behaglichkeit, Schadensfreiheit der Gebäudehülle, sowie Energiebedarf des Gebäudes. Die Gefahr von Schimmelpilzbefall kann abgeschätzt werden. Der Energieaufwand und die benötigte Anlagenkapazität zum Erreichen gewünschter Behaglichkeit werden ermittelt. izone Das izone Gebäudemodell (van Treeck et al. 2009) ist als Finite-Volumen Ansatz nach Clarke (2001) formuliert, wobei das Modell in einzelne Kontrollvolumen zerlegt wird. Die Forderung nach Energie- und Masseerhaltung liefert Gleichungssysteme, die unter gegebenen Randbedingungen und dem Einfluss eines (in diesem Falle idealisierten) regelungstechnischen Systems für einzelne Zeitschritte einer Ganzjahressimulation sukzessive gelöst werden. Als Datenstruktur dient ein Hexaedermodell, wobei zwischen Luftvolumen (fluid) und Festkörpern (solid) unterschieden wird. Zur Berechnung der kurzwelligen Strahlungsverteilung dient ein vereinfachtes Raytracing Schema in Verbindung mit einem detaillierten Fenstermodell. Der langwellige Strahlungsaustausch zwischen Oberflächen wird mittels eines Radiosity Verfahrens ermittelt. Die Kopplung der Lösungsverfahren geschieht explizit. Das Modell ist in (van Treeck 2010) detailliert beschrieben. SIMULATION Für die Validierung von WUFI plus und izone wurden die Fallbeispiele der VDI Richtlinie 6020 gewählt. VDI Richtlinie 6020 Der Verein Deutscher Ingenieure, hat im Mai 2001 eine Richtlinie herausgegeben: VDI 6020 - Anforderungen an Rechenverfahren zur Gebäudeund Anlagensimulation. Diese Richtlinie wurde als Instrument zur grundlegenden Überprüfung von Simulationsprogrammen erstellt. Für die Überprüfung der Programme stellt diese Richtlinie eine Reihe von Testbeispielen zur Verfügung, mit welchen verschiedene Bereiche der Programme getestet werden können. Bei der Validierung der oben genannten Programme kommt Blatt 1 der Richtlinie für thermisch-energetische Gebäudesimulation zum Einsatz. Für die Berechnungen der Testbeispiele ist in der VDI-Richtlinie ein einfacher Typraum definiert. Abbildung 1: Geometrie des Testraums (VDI 6020) Die Konstruktion des Typraumes ist, je nach Beispielfall, entweder eine leichte oder eine schwere Bauweise. Durch die verschiedenen Bauweisen werden zwei unterschiedliche Mengen an Speichermassen für den Raum bereitgestellt und die entsprechenden Reaktionen betrachtet. Der Testraum ist als Teil eines Gebäudes definiert. Die Außenwand grenzt von Fall zu Fall an jeweils unterschiedlich definierte Außenklimata an. Über die Innenwände findet kein Wärmeaustausch mit den Nachbarräumen statt. Testbeispiele Die Testbeispiele sind in drei Gruppen aufgeteilt. So können anhand des Typraumes die Reaktion auf innere Belastungen und Sollwertänderungen (Beispiele eins bis sieben) und auf solare Einstrahlung (Beispiele acht bis elf), sowie Ganzjahressimulationen überprüft werden. Reaktion auf innere Belastungen und Sollwertänderungen Die Testbeispiele eins bis sieben testen die Reaktion des Raumes auf innere Lasten und Sollwertänderung. Für diese Gruppe der Testbeispiele sind einheitliche Parameter zur Geometrie des Raumes und zur Position des Fensters gegeben. Der Raum ist mit dem Fenster Richtung Süden ausgerichtet. Es gelten für alle sieben Beispiele dieselben bauphysikalischen Parameter. Als Außenklima werden konstant 22 C angenommen. Es findet kein Wärmestrom über die Innenwände statt.

Alle Fallbeispiele werden ohne kurzwellige Sonnenstrahlung und langwellige Umgebungsstrahlung betrachtet. Auch der Bodenreflexionsgrad wird vernachlässigt. Mit diesen Fällen soll lediglich überprüft werden, welches Verhalten des Raumes aufgrund der unterschiedlichen im Raum auftretenden Lasten durch das Programm errechnet wird. Diese sieben Beispielfälle werden für einen Zeitraum von 60 Tagen in stündlichen Schritten berechnet. So können der Einschwingvorgang und der dann eingeschwungene Zustand mit den Vergleichswerten der Richtlinie verglichen werden. Solare Einstrahlung Die solare Einstrahlung, die in Beispiel eins bis sieben außer Acht gelassen wurde, wird in den Fällen acht bis elf berücksichtigt. In diesen Fällen wird das Strahlungsmodell des Simulationsprogramms, durch die winkelabhängige Berechnung der im Testreferenzjahr bereitgestellten Strahlungsdaten auf die Oberflächen und durch Verglasung auf die Probe gestellt. Durch diese Beispiele können mögliche Fehlerquellen im Strahlungsmodell leicht lokalisiert werden. In den Testbeispielen zur Überprüfung der solaren Einstrahlung wird ein Bauteilaufbau der schweren Art verwendet. Für jedes Beispiel werden fünf Varianten gerechnet, die sich jeweils in der Ausrichtung der Fensterfläche in alle Himmelsrichtungen unterscheiden. Die Fälle werden über den Zeitraum von 365 Tagen berechnet. Für die Beispiele wird das Testreferenzjahr von Würzbürg als Außenklima angesetzt und für die unterschiedlichen Anforderungen angepasst. Ganzjahressimulation Wie sich die Simulation über den Zeitraum eines gesamten Jahres verhält, wird in den letzten Beispielen getestet. Dabei ist der Raum verschiedenen inneren und äußeren Lasten ausgesetzt und soll durch Beheizung und Klimatisierung eine Sollraumtemperatur halten. Die Beispiele zur Ganzjahressimulation wurden in vorliegendem Beitrag mit izone berechnet. Simulation der Beispielfälle Die Validierung der Tools WUFI plus und izone beginnt mit der Modellierung des Typraums. Dazu wird die einfache Geometrie mit den beiden Programmen modelliert. In der Außenwand wird ein Fenster eingefügt. Die Größe dieser Fensterfläche ist in der Richtlinie nicht eindeutig angegeben und variiert zwischen 7,0 m² und 10,5 m². Da für die Innentüre zwar Materialdaten, jedoch keine Dimension angegeben ist, wird bei der Modellierung auf diese verzichtet. Es wird mit den Beispielen zur Überprüfung der Berechnung von Lasten und Sollwertänderungen begonnen. Der Testraum ist für alle Beispielfälle gleich. Für die unterschiedlichen Testrechnungen werden die jeweils vorgegebenen Randbedingungen definiert, die in den Tabellen A1, A3 und A4 der Richtlinie aufgeführt werden. Darin werden die Materialien der Bauteile für leichte und schwere Bauweise beschrieben. Ebenso werden deren bauphysikalische Parameter angegeben. Die Eigenschaften der Verglasung sind für die ersten Beispiele dabei überflüssig, da diese als opake Fläche ohne Speicherfähigkeit definiert werden soll. Die Wärmeübergangskoeffizienten werden nur für Konvektion angegeben. Die vorgegebenden Koeffizienten an den dem Testraum abgewandten Seiten der Innenwände werden ignoriert und durch eine adiabate Schicht in WUFI plus und izone ersetzt. Als variable Parameter werden die konvektiven und strahlenden Lasten durch Maschinen und deren Betriebszeit für die Beispiele festgelegt. In Beispiel fünf tritt Solarstrahlung hinter der Verglasung als Last auf. Die Strahlungsdaten werden als stündliche Werte angegeben. Sie werden durch eine Verschattung abgemindert. Es gestaltet sich schwierig, diese Werte zu interpretieren und entsprechend als Randbedingung in der Simulation zu definieren. Die fehlenden oder missverständlichen Angaben in den Tabellen A1-A3 der VDI erschweren die konsistente Durchführung der Validierung. Um die entsprechend richtigen Angaben ermitteln zu können sind zahlreiche Variantenrechnungen nötig. Für die Simulation der zweiten Beispielgruppe zur Überprüfung der Berechnung der solaren Einstrahlung werden die Bauteile des Typraums mit Material schwerer Bauweise belegt. Die bauphysikalischen Parameter der Komponenten sind sehr vereinfacht. Für die Außenwand werden keine entsprechenden Parameter angegeben. Das Fenster wird für jede Variante eines Beispiels in eine andere Orientierung ausgerichtet und die Verglasung mit den vorgegebenen Eigenschaften definiert. Die Klimatisierung der Raumluft wird mit unbegrenzter Anlagenleistung gewährleistet. Das TRY 05 Würzburg wird für jedes Beispiel entsprechend der Vorgaben verändert. ERGEBNISSE Die Ergebnisse der Simulation der Testfälle aus der VDI Richtlinie 6020 können mit vorgegebenen Vergleichswerten ausgewertet werden. Diese Werte sind in der VDI 6020 leider nur als Grafiken vorhanden. Jedoch finden sich für die erste Gruppe der Testbeispiele Vergleichswerte in tabellarischer Form in der VDI Richtlinie 6007 Berechnung des instationären thermischen Verhaltens von Räumen und Gebäuden (VDI 6007 2007). Diese Richtlinie

gibt ebenfalls Fälle zur Validierung von Gebäudesimulationsprogrammen vor. Die ersten sieben Fälle der Richtlinie 6020 sind denen der Richtlinie 6007 sehr ähnlich, weshalb diese Ergebnisse zum Vergleich tabellarisch aufgeführt werden. Diese Werte werden für die Bewertung der Berechnungen mit WUFI plus verwendet. Der zweite Teil der Testbeispiele kann leider zunächst nur graphisch mit den Vergleichsergebnissen in der VDI 6020 verglichen werden. Aus diesem Grund wurde für die Übertragung der Werte (insbesondere für die Fälle der Ganzjahressimulation, Beispiel 13 der Richtlinie) in eine vom Rechner interpretierbare Form ein spezielles Interpolationsverfahren zum Abgleich der eingescannten Daten unter hohem Zeitaufwand eingesetzt. Für die Testfälle eins bis fünf werden jeweils der erste, der zehnte und der sechzigste Tag der Simulation hinsichtlich der sich einstellenden Lufttemperatur im Raum verglichen. So können Startwerte, das Einschwingverhalten und die Übereinstimmung im eingeschwungenen Zustand überprüft werden. Für das erste Beispiel wird ebefalls das Einschwingverhalten über den gesamten Berechnungszeitraum verglichen. Die Beispiele sechs und sieben überprüfen die Wirkung der Klimatisierung. Daher wird für Simulation sechs die Anlagenleistung am zehnten Tag gegenübergestellt. Im siebten Fall ist ein Vergleich der Raumlufttemperatur am zehnten Tag vorgesehen. Die erste Beispielgruppe wurde nur mit WUFI plus gerechnet. Das Programm erzielte dabei größtenteils gute Ergebnisse. Wie Abbildung 2 und Abbildung 3 zeigen, stimmen die mit WUFI plus berechneten Verläufe der Innenraumtemperatur mit den Vergleichsergebnsissen der VDI-Richtlinie überein. Das Einschwingverhalten zeigt sich etwas träger. Jedoch erreicht WUFI plus nach 60 Tagen das gleiche Temperaturniveau, das in der Richtlinie angegeben ist. Die Lasteintritte und spitzen werden richtig abgebildet und erhöhen die Innentemperatur im richtigen Maß. Abbildung 3: Testfall 1 - Vergleich der Innentemperaturen an den Berechnungstagen 1, 10, und 60 Für den Testfall fünf, der eine solare Last hinter der Scheibe als Last angibt, ist auch nach vielen Varianten keine Übereinstimmung zu erreichen. Der verzögerte Lasteintritt bei der Berechnung mit WUFI plus, wie in Abbildung 4 deutlich, lässt sich durch eine falsche Angabe in der Richtline erklären. Der Lasteintrittspunkt in den Eingabeparametern stimmt nicht mit dem der Grafik überein. Die Erhöhung der Raumlufttemperatur wird jedoch entsprechend abgebildet. Abbildung 2: Mittelwert des Einschwingvorgangs über 60 Tage

zeigen die Kurven eine stündliche Verschiebung nach Abbildung 4: Testfall 5 - Vergleich der Innentemperaturen an den Berechnungstagen 1, 10, und 60 Die Vergleiche der Testfälle acht bis elf sind umfangreicher gestaltet. Es werden zwei Tage aus dem simulierten Zeitraum mit Vorgabewerten verglichen. Für jeden der beiden Tage werden die Werte aller fünf Varianten (Fensterausrichtungen) gegenübergestellt. Für diese Fälle werden die Strahlungsbilanzen für den Tag und die jeweilige Fensterausrichtung bewertet. Beispiel acht zeigt die Energiebilanz über die Fensterfläche unter Berücksichtigung des langwelligen Strahlungsaustausches. Die zu vergleichenden Tage repräsentieren je einen sonnigen und einen bedeckten Tag. So können die direkte und die diffuse Strahlungsberechnung geprüft werden. Die Simulationen des Beispielfalls mit beiden Programmen zeigte ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die Berechnungen mit den Simulationstools zeigen Verläufe, die sich mit den Vergleichsergebnissen der VDI decken. Abbildung 5 zeigt die Vergleiche der Einstrahlung für unterschielich orientierte Fenster. In Abbildung 5 (oben) ist ersichtlich, dass die von izone vorhergesagte Anlagenleistung eine lokale Spitze aufweist. Dies ist nach Ansicht der Autoren dadurch zu erklären, dass für die Solarstrahlungsberechnung in izone ein detailliertes Raytracing-Modell zur Strahlverfolgung zum Einsatz gelangt und in diesem Fall sehr kleine Zeitschritte verwendet worden sind, womit hierbei ein Strahlungseinfall auf der Nordseite zum Tragen kommt. Weiterhin ist, verglichen mit den Vorgaben der Norm, eine andere empirische Formulierung der konvektiven Wärmeübertragung eingesetzt worden. Die Grafiken der Vergleichswerte zu Beispiel 10 werfen jedoch Fragen auf. Die Verläufe der Simulationsergebnisse und der Vergleichswerte zeigen die gleiche Höhe, jedoch treten Verschiebungen in Zeitrichtung auf. Dabei fällt keine einheitliche Richtung der Verschiebung auf. Innerhalb eines Tages bei unterschiedlicher Fensterorientierung Abbildung 5: Fall 8-11. August - Vergleich unterschiedlich orientierter Fenster (von oben nach unten: Nord, Ost, Süd, West)

vorne oder nach hinten. Worauf dies zurück zu führen ist, oder ob dies ein Druckfehler in der Skalierung der Grafiken ist, kann nicht geklärt werden. Die abweichendene Skalierung in der VDI im Vergleich zu den anderen Beispielfällen, obwohl der gleiche Tag verglichen wird, könnte aber ein Hinweis dafür sein. Für den Fall der Ganzjahressimulation (Beispiel 13) ist in Abbildung 6 die Heizleistung für die Periode vom 31. Januar bis 7. Februar dargestellt. izone kann die zeitliche Dynamik der Spitzenwerte gut voraussagen. Quantitative Unterschiede sind durch die zuvor erwähnten Unterschiede bei der Berechnung des Wärmeübergangs zu erklären. Abbildung 7 vergleicht die mit izone berechnete maximale Heizleistung mit den in der Norm definierten Werten. Für das zeitliche Profil des Nutzerverhaltens wurden folgende Belegungszeiten angenommen: werktags Arbeitszeit von 7 bis 17 Uhr, Anlagenbetrieb von 8 bis 18 Uhr; außerhalb dieser Zeiträume wurde eine Grundtemperatur von 18 C gehalten. Weitere Details sind in (van Treeck 2010) dargestellt. Abbildung 6: Heizleistung [W] für den Monat Januar aus izone verglichen mit den Werten von Beispiel 13 Durchführung der Testrechnungen aufgrund zahlreicher Unstimmigkeiten in den Angaben der Richtline schwierig und durch die zahlreichen Variantenrechnungen um die richtigen Parameter für die Eingabe herausfiltern zu können, zeitaufwendig. Dies hinterlässt kein abschließend befriedigendes Ergebnis einer Validierung. Um eine Gebäudesimulationssoftware produktiv einsetzen zu können, muss mit Hilfe von Validierungsrechnungen die Qualität geprüft und gezeigt werden. Um verlässliche und fundierte Ergebnisse zu erhalten, empfiehlt sich die Durchführung von Testrechnungen nach weiteren Richtlinien und Normen. Dies könnte künftig mit VDI 6007 und ASHRAE 140 erfolgen. LITERATURVERZEICHNIS ANSI/ASHRAE Standard 140: Building Thermal Envelope and Fabric Load Tests. 2007 DIN EN 15255: Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden - Berechnung der wahrnehmbaren Raumkühllast - Allgemeine Kriterien und Validierungsverfahren; Deutsche Fassung EN 15255:2007 DIN EN 15265: Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden - Berechnung des Heiz- und Kühlenergieverbrauchs - Allgemeine Kriterien und Validierungsverfahren; Deutsche Fassung EN 15265:2007 Clarke J. (2001). Energy simulation in building design (2nd). Butterworth-Heinemann. VDI 6007: Berechnung des instationären thermischen Verhaltens von Räumen und Gebäuden, Raummodell Blatt 1 Oktober 2007 VDI 6020: Anforderungen an Rechenverfahren zur Gebäude- und Anlagensimulation, Gebäudesimulation - Blatt 1 2001 van Treeck, C., Frisch, J., Egger, M., and Rank, E. (2009) Model-adaptive analysis of indoor thermal comfort. In Building Simulation 2009, Glasgow, Scotland. van Treeck, C. (2010). Habilitationsschrift, Technische Universität München. Abbildung 7: Vergleich der berechneten maximalen Heizleistung von izone für Januar im Beispiel 13 ZUSAMMENFASSUNG Die Validierung der Gebäudesimulationsprogramme WUFI plus und izone mit der VDI Richtlinie 6020 zeigte größtenteils gute Ergebnisse und damit die Qualität der Software. Jedoch gestaltete sich die