Das Frauenbild der Zeitschrift BRAVO GiRL!

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Transkript:

Geisteswissenschaft Anonym Das Frauenbild der Zeitschrift BRAVO GiRL! Eine Untersuchung der medialen Repräsentation von Mädchen 1992 und 2008 vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen in weiblichen Lebenswelten Magisterarbeit

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de/ abrufbar. Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsschutz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Auswertungen durch Datenbanken und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten. Impressum: Copyright 2009 GRIN Verlag, Open Publishing GmbH ISBN: 978-3-656-11012-5 Dieses Buch bei GRIN: http://www.grin.com/de/e-book/187581/das-frauenbild-der-zeitschrift-bravo-girl

Anonym Das Frauenbild der Zeitschrift BRAVO GiRL! Eine Untersuchung der medialen Repräsentation von Mädchen 1992 und 2008 vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen in weiblichen Lebenswelten GRIN Verlag

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Humboldt-Universität zu Berlin Philosophische Fakultät III Institut für Sozialwissenschaften Magisterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magistra Artium (M.A.) Das Frauenbild der Zeitschrift BRAVO GiRL! Eine Untersuchung der medialen Repräsentation von Mädchen 1992 und 2008 vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen in weiblichen Lebenswelten Vorgelegt am 4. Mai 2009

1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 3 2. Theoretischer Hintergrund... 6 2.1 Medien als Konstrukteure von Geschlecht... 6 2.2 Medieninhalte im Kontext der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung... 9 2.3 Der Forschungsstand zu Mädchenzeitschriften... 13 2.4 Das Marktsegment der Mädchenzeitschriften... 19 3. Veränderungen in den Lebenswelten von Mädchen seit 1992... 23 4. Untersuchungsdesign... 30 4.1 Erkenntnisinteresse, forschungsleitende Fragen und Thesen... 30 4.2 Methode und Vorgehensweise... 32 4.2.1 Quantitative Themenstrukturanalyse... 33 4.2.2 Qualitative Analyse... 34 4.3 Untersuchungsmaterial... 35 4.4 Zeitschriftenprofil BRAVO GiRL!... 35 5. Ergebnisse der Untersuchung... 39 5.1 Ergebnisse der quantitativen Themenstrukturanalyse... 39 5.2 Ergebnisse der qualitativen Analyse... 47 5.2.1 Äußeres Erscheinungsbild... 47 5.2.2 Liebe und Sexualität... 59 5.2.3 Stars und Kultur... 76 5.2.4 Familie und Freundschaft... 78 5.2.5 Soziales und Politik... 81 5.2.6 Schule, Ausbildung und Beruf... 87 5.2.7 Freizeit... 89 5.2.8 Verschiedenes... 92 6. Zusammenfassung und Ausblick... 95 Abbildungsverzeichnis... 99

2 Literaturverzeichnis... 100 Anhang... 103 Kodierleitfaden... 103 Prozentualer Anteil der einzelnen Kategorien am Heftumfang... 109 Objektprofil BRAVO GiRL! (vom 04.02.2009)... 111 Das Titelbild der BRAVO GiRL! Ein Beispiel aus 1992 und 2008... 121

3 1. Einleitung Seit geraumer Zeit findet in den Medien ein Diskurs über die so genannten Alphamädchen 1 statt. Dieser Begriff bezeichnet die ehrgeizige Mädchengeneration von heute. Sie zeichnet sich durch große Leistungsstärke aus und hat Jungen im Bildungsbereich bereits überholt. Während in Zeitungsartikeln, Büchern und Fernsehsendungen über diese modernen Mädchen diskutiert wird, 2 geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, wie die Medien, die von den Alphamädchen selbst konsumiert werden, auf das neue Selbstbewusstsein junger Frauen reagieren. Als Untersuchungsgegenstand dient die BRAVO GiRL!, seit mehr als zwanzig Jahren die erfolgreichste deutsche Mädchenzeitschrift. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, herauszuarbeiten, wie der Wandel in den realen Lebenswelten und Einstellungen junger Frauen von der BRAVO GiRL! in ihren Inhalten aufgegriffen wird. In ihrer aktuellen Selbstdarstellung behauptet die BRAVO GiRL!, den Interessen junger Frauen mit ihrer Themenauswahl nachzukommen: [Die BRAVO GiRL!-Leserinnen; d.v.] sind auf der Suche nach ihrem eigenen Ich: nach ihrem Stil und der großen Liebe, nach einer eigenen Meinung und der richtigen Ausbildung, nach einem Leben, das ihren Vorstellungen entspricht. [...] BRAVO GiRL! spiegelt das wider, was junge Frauen bewegt. 3 Entsprechen das Themenspektrum und Frauenbild 4 der Zeitschrift BRAVO GiRL! tatsächlich den Einstellungen und Ansprüchen der heutigen Mädchengeneration? Eine kritische Analyse von Ausgaben der Jahrgänge 1992 und 2008 soll diese Frage beantworten. Systematisch werden das der BRAVO GiRL! inhärente Frauenbild und die von ihr skizzierte weibliche Lebenssituation mittels einer Inhaltsanalyse herausgearbeitet. Im Zentrum der Untersuchung steht dabei die Frage, wie die Zeitschrift Weiblichkeit, Männlichkeit und das Geschlechterverhältnis in den verschiedenen Jahrgängen konstruiert. 1 Der Begriff ist abgeleitet von dem englischen Begriff Alpha Girls, der von Dan Kindlon für die moderne Mädchengeneration in den USA geprägt wurde: Kindlon, Dan (2006): Alpha Girls. Understanding the New American Girl and How She Is Changing the World. New York. 2 Vgl. Haaf, M./Klingner, S./Streidl, B. (2008): Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht. Hamburg. Vgl. Titelthema Die Alpha-Mädchen" In: DER SPIEGEL (24/2007). 3 Das Zitat wurde dem Objektprofil der BRAVO GiRL! entnommen, das auf der Homepage des Heinrich Bauer Verlages zu finden ist: www.bauermedia.de/b_girl.html (letzter Zugriff 15.3.2009) 4 Mit dem Begriff Frauenbild wird in diesem Zusammenhang die Darstellung der weiblichen Lebenssituation bezeichnet, die vor allem die Beschreibungen junger Frauen und die damit implizierten Verhaltenserwartungen, die an sie gestellt werden, enthält.

4 Medien sind ein allgegenwärtiger und selbstverständlicher Teil des Alltags. Die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung konnte in einer Vielzahl von Inhaltsanalysen nachweisen, dass bei der Repräsentation von Frauen und Männern in Massenmedien verstärkt auf traditionelle Geschlechterstereotypen zurückgegriffen wird (vgl. Kapitel 2.2). Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Repräsentation von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen in den Medien ist von hoher Relevanz, da Massenmedien vor allem für Jugendliche eine immense Bedeutung haben. Sie tragen in hohem Maße zur Konstruktion von gesellschaftlichen Geschlechterdefinitionen bei und stellen eine wichtige Sozialisationsinstanz für junge Menschen dar (vgl. Kapitel 2.1). Erstaunlich ist, dass es explizit Mädchenzeitschriften wie die BRAVO GiRL! gibt, allerdings keine äquivalenten Magazine für Jungen. Für junge Männer sind indessen so genannte Special-Interest -Zeitschriften wie BRAVO SPORT und BRAVO SCREENFUN vorgesehen, die Sportthemen oder Computerspiele thematisieren. Allein diese Tatsache wirft die Frage auf, mit welchen Themen und Leitbildern Mädchenzeitschriften wie die BRAVO GiRL! junge Frauen konfrontieren. Dass die BRAVO GiRL! häufig Ziel öffentlicher Kritik ist, 5 kann als weitere Motivation für diese Arbeit angeführt werden. Die Modernisierungsprozesse in weiblichen Lebenswelten spielen in der aktuellen Mediendebatte um die Alphamädchen eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund erscheint es besonders interessant, zu untersuchen, ob und wie diese gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen Eingang in die Inhalte der BRAVO GiRL! gefunden haben. Obwohl nicht davon ausgegangen wird, dass Medien die Realität abbilden, sondern eine eigene Medienwirklichkeit konstruieren, sind ihre Inhalte nicht losgelöst von der realen Lebenssituation zu betrachten. Medien müssen sich aus ökonomischen Gründen immer den Einstellungen ihrer Leser und Leserinnen anpassen. Deshalb sollen in der vorliegenden Arbeit die Ergebnisse der Medieninhaltsanalyse den realen Entwicklungen in weiblichen Lebenswelten gegenüber gestellt werden. Das Vorgehen sieht folgende Schritte vor: In Kapitel 2 wird der theoretische Rahmen für die Untersuchung erstellt, indem unter anderem die bisherigen Erkenntnisse der 5 So fordert beispielsweise die Grüne Jugend in einer Meldung vom 11.12.2007 dazu auf, ein Protestschreiben an die Redaktion der BRAVO GiRL! zu richten, da diese zuvor augenscheinlich sexistische Witze abgedruckt hatte (Quelle: www.gruene-jugend.de/aktuelles/show/401198.html).

5 kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung und der Forschungsstand zu Mädchenzeitschriften erläutert wird. Im zweiten Schritt werden anhand von repräsentativen Jugendstudien wichtige Veränderungen in den weiblichen Lebenswelten und Einstellungen seit 1992 herausgearbeitet. Kapitel 3 stellt diese ausführlich dar und bietet somit die Grundlage für die konkreten Fragestellungen der folgenden Analyse. Mit der Untersuchungsmethode sowie den forschungsleitenden Fragen und Thesen beschäftigt sich Kapitel 4. So umfasst der erste Teil der Untersuchung eine quantitative Themenstrukturanalyse, der zweite Teil soll anhand der qualitativen Analyse konkrete Äußerungen auf das Erkenntnisinteresse hin untersuchen. Kapitel 5 legt die Ergebnisse der Analyse ausführlich dar, indem es die wichtigsten Modifikationen in der Themenstruktur sowie im Frauenbild der BRAVO GiRL! von 1992 im Vergleich mit 2008 skizziert und aufzeigt, wie sie sich zu den realen Veränderungen verhalten. Es folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse. In der vorliegenden Arbeit wird sich herausstellen, ob die BRAVO GiRL! im Jahre 2008 als eine moderne Zeitschrift für die neue, selbstbewusste Mädchengeneration anzusehen ist, deren Frauenbild den Interessen und Einstellungen der Alphamädchen gerecht wird.

6 2. Theoretischer Hintergrund 2.1 Medien als Konstrukteure von Geschlecht Diese Arbeit basiert auf der Annahme, dass die Kategorie Geschlecht sowie das System der Zweigeschlechtlichkeit soziale Konstruktionen sind, die in sozialen Praktiken und Interaktionen hergestellt und ständig reproduziert werden. In der konstruktivistischen Perspektive ist Geschlecht nicht etwas natürlich Gegebenes, das jeder Mensch innehat, sondern etwas, dass jeder Mensch ständig tut. Diese größtenteils unbewusste Herstellung von Geschlecht im alltäglichen Handeln, die auch als Doing Gender bezeichnet wird, ist kein natürlicher Vorgang, sondern ein kulturell in sprachlichen, sexuellen und körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten tief verwurzelter Prozess fortwährender Selbst- und Fremdkonstruktionen [...] (Klaus 2005: 21). Die fest in der Gesellschaft verankerte, dichotome Geschlechterordnung, mit der die ebenfalls sozial konstruierte Norm der Heterosexualität einhergeht, hat zur Folge, dass alle Gegenstände der Welt und alle Praktiken nach Unterscheidungen klassifiziert werden, die auf den Gegensatz von männlich und weiblich zurückgeführt werden können (Bourdieu 1997: 161). Das zentrale Anliegen der konstruktivistischen Forschungsperspektive ist eben nicht, nach scheinbaren Differenzen zwischen den Geschlechtern zu suchen, sondern herauszufinden, wie Frauen und Männer zu verschiedenen und voneinander unterscheidbaren Gesellschaftsmitgliedern werden und zugleich das Wissen miteinander teilen, dass es natürlich, normal und selbstverständlich ist (Wetterer 2004: 123). Massenmedien tragen erheblich zur Verbreitung und Aufrechterhaltung von geschlechtlichen Zuschreibungen und Verhaltenserwartungen bei und verfestigen die Vorstellung von der angeblichen Natürlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität in der Gesellschaft. Folglich müssen Medien [...] als bedeutender Co-Produzent im Prozess der Geschlechterkonstruktion gesehen werden (Dorer 2002: 55). Die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung begreift Medien als ein soziales System, das Wirklichkeitskonstruktionen liefert und Geschlechterdiskurse mit konstituiert (Klaus 2005: 32). Medien sind an der kulturellen Konzeption von Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen beteiligt, indem diese von ihnen stereotypisiert und als gesellschaftliche Normen präsentiert [werden] (Dorer 2002: 54). Durch die Erzeugung