Experte: Prof. Johannes Bogner, Leiter der Infektionsabteilung an der Poliklinik der LMU München

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Transkript:

Gesundheitsgespräch Hitze und Heilung was bedeutet Fieber? Sendedatum: 17.12.2016 Experte: Prof. Johannes Bogner, Leiter der Infektionsabteilung an der Poliklinik der LMU München Autor: Holger Kiesel Fieber bedeutet, dass die Temperatur im Körper ansteigt. Es ist ein Zeichen, dass die Immunabwehr arbeitet. Es handelt sich also um ein Symptom, nicht um eine Krankheit. Wer Fieber hat, sollte sich auf die Suche nach der Ursache dafür machen. Möglichkeiten gibt es da viele: Viren, Bakterien, Verletzungen oder eine Autoimmunerkrankung etwa. Manchmal ist auch gar kein Grund für die ansteigende Körpertemperatur zu erkennen. Ernst nehmen sollte man Fieber aber in jedem Fall, auch wenn es durchaus nicht immer gleich mit Medikamenten bekämpft werden muss. Denn es ist ein wichtiges Warnsignal und kann Schäden im Körper verursachen. Steigt es zu hoch, kann es sogar tödlich sein. Andererseits hat es bei einigen Erkrankungen sogar heilende Wirkung. Dem Text liegt ein Gespräch mit Prof. Johannes Bogner zugrunde, dem Leiter der Infektionsabteilung an der Poliklinik der LMU München. service@bayern2.de; www.bayern2.de Seite 1

Definition - Was ist Fieber? Als Fieber bezeichnet man eine Erhöhung der Körperkerntemperatur. Diese liegt bei gesunden Menschen normalerweise im Bereich zwischen 36,5 und 37,5 Grad Celsius. Ihre genaue Höhe hängt auch von der Tageszeit ab und von der Körperregion, in der gemessen wird. So steigt die Körpertemperatur im Tagesverlauf in der Regel um gut ein Grad Celsius. Von Fieber spricht man ab 38 Grad Celsius. Der Bereich zwischen Normaltemperatur und Fieber heißt erhöhte Temperatur. Fieber ist eine Reaktion auf Eindringlinge von außen, wie z.b. Viren, Bakterien oder Pilze. Es kann aber auch auftreten, wenn das Gleichgewicht im Inneren des Körpers gestört ist, etwa bei Entzündungsreaktionen ohne Infektion. Was will uns Fieber sagen? Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Es weist auf ein Problem im Körper hin, gibt aber meist noch keine schlüssigen Hinweise auf die dahinterliegende Ursache. Erst im Verbund mit anderen Symptomen, wie z.b. Durchfall oder Kopfschmerzen, können diesbezüglich Rückschlüsse gezogen werden. Fieber ohne weitere Symptome ist äußerst selten. Prof. Johannes Bogner So kann Fieber, das zusammen mit Husten auftritt, auf eine Lungenentzündung hinweisen. Fieber und Ohrenschmerzen können eine Mittelohrentzündung bedeuten. Fieber und Durchfall legen eine Darmentzündung (z.b. durch Salmonellen) als Ursache nahe. Fieber erkennen Natürlich ist die merkliche Erhitzung des Körpers das Hauptanzeichen für Fieber. Außerdem können aber Schüttelfrost, Frösteln oder Schwindel als Begleiterscheinungen auftreten. Wann wird es lebensbedrohlich? Wann Fieber lebensgefährlich wird, ist im Einzelfall sehr unterschiedlich. Es kann schon bei Fieber unter 40 Grad Celsius zu schweren Fieberkrämpfen kommen, gerade bei Kindern. Bei Menschen mit Vorerkrankungen kann es zum Kreislaufkollaps oder Herzinfarkt kommen, warnt Prof. Bogner. Fiebertypen Nach ihrem Verlauf unterscheidet man verschiedene Fiebertypen: service@bayern2.de; www.bayern2.de Seite 2

Kontinuierliches Fieber: Die Körpertemperatur bleibt konstant hoch mit einer Schwankungsbreite von etwa einem Grad Celsius. Wiederkehrendes Fieber: Die Temperatur steigt z. B. abends an und sinkt morgens wieder, geht dann aber am nächsten Abend erneut nach oben. Periodisches Fieber: Das Fieber kommt in größeren regelmäßigen Abständen, etwa von mehreren Tagen (möglicher Hinweis auf Malaria) oder in völlig unregelmäßigen Intervallen immer wieder. Der Fiebertyp sagt meist nichts über die mögliche Ursache der Temperaturerhöhung aus. Prof. Johannes Bogner Hauptursachen für Fieber Fieber kann aus verschiedensten Gründen auftreten, z.b. durch: Infektionen aller Art Krebserkrankungen Gewebeverletzungen (Resorptionsfieber, z.b. nach einem Trauma, nach Verbrennungen oder nach einer Operation) Autoimmunerkrankungen (nichtinfektiöses Entzündungsfieber, z.b. bei Vaskulitis) Medikamente Hormonstörungen Genetische Faktoren (Fiebersyndrome, z.b. familiäres Mittelmeerfieber) Erhöhte Temperatur Nicht jeder, dessen Körperkerntemperatur über dem Normalwert liegt, hat gleich Fieber. Aber auch der Vorläufer, die sogenannte erhöhte Temperatur, kann schon Probleme mit sich bringen. Wenn eine Körpertemperatur von 37,5 bis etwa 37,9 Grad Celsius mit weiteren Symptomen wie Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Gewichtsverlust oder Schmerzen einhergeht, sollte das diagnostisch abgeklärt werden. Auch diese Vorstufe von Fieber kann für den Betroffenen sehr belastend sein. Und die Ursache für erhöhte Temperatur ist oft schwer zu diagnostizieren. Prof. Johannes Bogner Erhöhte Temperatur ist oft ein Anzeichen für einen Infekt, der sonst nur wenige Symptome verursacht und dennoch häufig über relativ lange Zeit die Leistungsfähigkeit des Erkrankten schmälert. Häufig sind solche Verläufe bei Reiseinfektionen oder Virusinfektionen wie der Mononukleose. service@bayern2.de; www.bayern2.de Seite 3

Gegenmaßnahmen - Was gegen Fieber hilft Fieber ist erst einmal nur ein Symptom. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Im Einzelfall kann es aber auch einmal besser sein, nicht einzugreifen. Wann muss Fieber bekämpft werden? Wann man bei Fieber eingreifen muss, hängt sehr stark von der individuellen Einschätzung ab. Bei manchen Menschen, besonders mit entsprechenden Vorerkrankungen, kann höheres Fieber über mehrere Tage hinweg gefährlich für ihr Herz-Kreislauf-System werden und schwere Folgen haben, andere kommen damit dagegen gut zurecht. Prof. Johannes Bogner Zu beachten: Wenn das Krankheitsgefühl des Patienten sehr stark ist, sollte das Fieber auf jeden Fall gesenkt werden. Allerdings gibt es auch Erreger, die ideale Bedingungen bei normaler Körpertemperatur vorfinden. In solchen Fällen kann die Senkung des Fiebers die Abwehrreaktion des Körpers verlangsamen. Dennoch ist es grundsätzlich kein Fehler, das Fieber zu senken, außer das verwendete Mittel hat starke Nebenwirkungen." Prof. Johannes Bogner Was kann man selbst gegen Fieber tun? Bei Fieber können die Betroffenen selbst viele wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen. Um den Körper zu kühlen, helfen zum Beispiel Wadenwickel. Daneben gibt es zahlreiche rezeptfreie Medikamente, die fiebersenkend wirken. Dazu gehört Acetylsalicylsäure. Wer diesen Wirkstoff nicht verträgt, kann auch auf Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen zurückgreifen. Die Wahl des richtigen Medikaments hängt auch immer von den Symptomen ab, die neben dem Fieber auftreten. Wichtig: Auf Wechselwirkungen zwischen den verwendeten Medikamenten und Mitteln, die aufgrund anderer Beschwerden eingenommen werden, achten. Wer unsicher ist, sollte bei seinem Hausarzt oder in der Apotheke nachfragen. Wann muss der Arzt helfen? Wenn Fieber nach spätestens drei Tagen nicht sinkt, sollte man einen Arzt zu Rate ziehen, um die Ursache genau abzuklären. Etwa die Frage, ob eine Infektion dahintersteckt, ob Viren oder Bakterien die Ursache sind, oder welche organischen Probleme das Fieber verursachen könnten. service@bayern2.de; www.bayern2.de Seite 4

Keine Antibiotika gegen Fieber! Bei Fieber Antibiotika einzunehmen, ist wenig sinnvoll. Antibiotika sind zur Bekämpfung von Fieber als reines Symptom ungeeignet. Diese Mittel müssen gezielt verwendet werden. Erst wenn die genaue Ursache des Temperaturanstiegs geklärt ist, macht die Anwendung von Antibiotika zur Bekämpfung der eigentlichen Erkrankung Sinn. Vorsicht Vorerkrankung! Heikel ist Fieber vor allem für Menschen, die an chronischen Erkrankungen leiden, die Einfluss auf das Immunsystem haben. Dazu gehören Schädigungen von Leber und Nieren, Diabetes, Blutkrankheiten sowie Erkrankungen, die eine immunsuppressive Therapie erfordern (Krebs, Hormonstörungen). Wie und wo misst man Fieber am besten? Zwei Körperstellen sind zum Messen von Fieber eher ungeeignet: Unter den Achseln und in der Leiste. In beiden Fällen ist die Messgenauigkeit zu gering. Zuverlässiger ist eine Messung im Mund (unter der Zunge), im After oder am Trommelfell. Die Methode am Trommelfell sollte allerdings besser vom Arzt durchgeführt werden oder man sollte sie sich zeigen lassen, da die Handhabung nicht ganz einfach ist. Dennoch ist die Messung im Ohr die schnellste Variante. Achtung: Je nach Körperstelle variieren die Messergebnisse. Die Werte unter der Achsel und in der Leiste sind in der Regel zu niedrig. Welches Thermometer? In den meisten Haushalten sind heute elektronische Fieberthermometer vorhanden, die einen Piepton abgeben, wenn die Messung abgeschlossen ist. Tipp: Wer ältere manuelle Thermometer mit Quecksilbersäule oder ähnlichem verwendet, sollte diese mindestens fünf Minuten an der Messstelle lassen. Zusätzliche Aspekte Warum bekommen einige Menschen sehr schnell Fieber und andere nur äußerst selten? Hat Fieber vielleicht auch einen therapeutischen Nutzen? Und ist es auch gefährlich, wenn die Körpertemperatur nicht steigt, sondern stark nach unten geht? service@bayern2.de; www.bayern2.de Seite 5

Fieber als Therapie In bestimmten Bereichen der Medizin kann Fieber auch als therapeutisches Hilfsmittel genutzt werden. Am bekanntesten ist die Methode der kontrollierten Hyperthermie aus der Alternativmedizin zur Behandlung von Tumoren in der Krebsmedizin. Hierbei wird eine Sonde in das Geschwür eingebracht und die Tumorzellen werden mit Hilfe von Hitze zerstört. In der schulmedizinischen Infektiologie findet Fieber als Therapie dagegen keine Anwendung. Jeder reagiert anders Dass manche Menschen relativ schnell Fieber bekommen, andere dagegen erst schwer krank werden müssen, um mit einem Anstieg der Körpertemperatur zu reagieren, liegt an genetischen Voraussetzungen. Es gibt sogenannte Hochfieber- und Niedrigfiebertypen. Auch die Ausprägung von Begleitsymptomen wie etwa Fieberbläschen (Herpes-Reaktivierung) ist genetisch vorgegeben. Prof. Johannes Bogner Auch bestehende Erkrankungen und das Lebensalter können einen Einfluss darauf haben, wie sehr jemand zu Fieber neigt. So bekommen ältere Menschen oft seltener und weniger stark Fieber als jüngere, weil die Aktivität des Immunsystems im Alter nachlässt. Auch bei Patienten, die Medikamente nehmen, die das Immunsystem unterdrücken, reagiert der Körper oft nicht mit einem Temperaturanstieg auf negative Einflüsse. Ebenso kann Diabetes die Fieberreaktion hemmen. Wichtig: Wie oft und wie stark ein Mensch Fieber bekommt, sagt nichts über seine Grundkonstitution aus! Die Schule des Immunsystems Es gibt Menschen, die als Kinder relativ häufig Fieber bekommen und dann im Erwachsenenalter kaum noch. Grund dafür ist die sogenannte Schule des Immunsystems. Die Körperabwehr lernt im Laufe der Jahre viele verschiedene Erreger kennen, merkt sie sich und reagiert im Bedarfsfall entsprechend, so dass dieselbe Erkrankung nicht noch ein zweites Mal ausbricht. Dieses Gedächtnis verblasst allerdings mit der Zeit, so dass junge Eltern diese Schule oft erneut gemeinsam mit ihren Kindern durchmachen. Prof. Johannes Bogner Fieber unbekannten Ursprungs Hierbei handelt es sich um ein lang anhaltendes Fieber (länger als drei Wochen), das keiner singulären Ursache zugeordnet werden kann. Der Name service@bayern2.de; www.bayern2.de Seite 6

bedeutet allerdings nicht, dass es tatsächlich keinen Grund für das Fieber gibt, sondern nur, dass der Ursprung diagnostisch schwer eingegrenzt werden kann. Grundsätzlich können die denkbaren Gründe für Fieber unbekannten Ursprungs dieselben sein wie bei anderen Fiebertypen auch. Wenn die Körpertemperatur sinkt Die Körperkerntemperatur kann nicht nur gefährlich ansteigen, sondern durchaus auch bedrohlich sinken. Dies ist häufig die Folge einer Unterkühlung, passiert aber zum Beispiel auch häufiger als Begleiterscheinung von Hormonstörungen, speziell bei Schilddrüsenerkrankungen. Der Toleranzbereich unterhalb der Normaltemperatur von etwa 36 Grad liegt bei circa drei bis vier Grad. Das zu starke Absinken der Körperkerntemperatur kann ebenso gefährlich oder gar lebensbedrohlich werden wie zu hohes Fieber. service@bayern2.de; www.bayern2.de Seite 7