Bericht der Abteilung Münster für die Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2009

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Transkript:

für die Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2009 Mitgliedschaft Die Abteilung Münster beklagt den Tod nachfolgend aufgeführter Mitglieder: Präsident des Landgerichts a. D. Hanno Blumberg, SeIm Fabrikant und Gutsbesitzer Carl-Friedrich Tenge-Rietberg, Rietberg Rechtsanwalt Dr. Karl-Heinz Lazar, Hamm Prof. Dr. Karl Narr, Münster Dr. Margret Wcsterburg, Arnsberg Oberstudienrat a. D. Bruno Volmer Dipl.-Ing.Wilderich Graf von Spee, Münster Dr. Konrad Weber, Dortmund Oberstudiendirektor a. D. Hubert Mattonet, Münster Dr. Eduard Krahe, Metelen Dr. Anna-Mafia Kesting, Lüdinghausen Rechtsanwalt und Notar Dr. Friedrich W. Jerrentrup, Münster Hedwig Kerstins, Münster Dieter Knobelsdorf, Minden Wilhelm Schwiderek, Dorsten Klaus Menke, Münster Dr. Hans Schneider, Warendorf Dr. Paul Schröder, Lüdinghausen Ignaz Wessel Freiherr von Landsberg-Velen, Drensteinfurt Oberstudien rat a. D. Dr. Herbert Eckelt, Werne Hugo Kemkes, Recke Prof. Dr. Andreas Sievers, Königswinter Dem Verein traten bei: Münster Johanna Senkowski Dietmar Peckhold Dr. Axel Metz Dr. Franz-Josef Peus Hugoline Gräfin von Spee Ruth Mattonet Ruth FrankenthaI Dr. Antje Diener-Staeckling Auswärts Dr. Ruth von dem Bussche-Hünnefeld, Düsseldorf Theo B. Schulte-Coerne, Haltern U rsula Schulte, Ascheberg Olaf Dittmann, Hamm Margret K. Weischer, Altenberge Hans-Ulrich Mose, Ostbevern Joachim Nierhoff, Drolshagen earl Philipp Lins, Rietberg Studenten Benedikt Brunner, Ochtrup Katrin Brüntrup, Münster Dirk Eckerwiegert, Münster Manuel Hagemann, Kranenburg Katharina Heller, Münster Sabine Kötting, Münster Hendrik Martin Lange, Coesfeld Maike Osters, Münster Am 31.12.2009 zählte der Verein 1040 Mitglieder, darunter drei Ehrenmitglieder, sechs Stifter, 857 voll zahlende persönliche und 132 korporative Mitglieder, 22 Studenten, 19 nicht zahlende Einrichtungen des LWL sowie die Vereinsabteilung Paderborn.

282 Gremien Vorstand und Beirat Vorstand und Beirat haben gemeinsam am 19. Januar und 24. August 2009 getagt. Der Vorstand traf sich zusätzlich am 1. Juli 2009. Die Arbeitsgruppe zur Werbung neuer Mitglieder hat ihre Arbeit vorläufig abgeschlossen und ihre Vorschläge Vorstand und Beirat vorgelegt. Jahreshau ptversammlung An der Mitgliederversammlung am 10. März 2009 im Landeshaus nahmen 42 Vereinsmitglieder teil. Angebote und Veranstaltungen Vorträge Dienstag, 13. Januar 2009 Dr. Josef Mühlenbrock (Herne): "Varus, Varus, gib mir meine Legionen zurück!" Biographisches zum namens gebenden Verlierer der Schlacht des Jahres 9 n. Chr. Dienstag, 3. Februar 2009 Dr. Klaus Kösters (Detmold): Arminius-Hermann - ein deutscher Held? Dienstag, 31. März 2009 Dr. Elisabeth Kloosterhuis (Berlin): Götterdämmerung am Rhein. Jacobe von Baden (1558-1597) und das Ende des Jülich-Klevischen Herzoghauses Dienstag, 12. Mai 2009 Dr. Susanne Jülich (Herne): Römische Tradition in mittelalterlicher Siedetechnik? Dienstag, 6. Oktober 2009 "LESUNG - MUSIK - BIOGRAPHISCHES". Lesung aus den Tagebüchern des Freiherrn Ludwig Vincke mit musikalischer Begleitung Dienstag, 27. Oktober 2009 Prof. Dr. Josef Foschepoth (Frei burg): Antikommunismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik 1949-68. Dieser Vortrag wurde in Kooperation mit dem "Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster" angeboten. Dienstag, 17. November 2009 Prof. Dr. Manfred Balzer (Münster): Meinwerk von Paderborn (1009-1036). Adliger Bischof - Diener der Könige - Bauherr Dienstag, 8. Dezember 2009 Prof. Dr. Paul Leidinger (Warendorf): Zur Christianisierung Süd- und Nordwestfalens in der Karolingerzeit

283 61. Tag der Westfälischen Geschichte Der 61. Tag der Westfälischen Geschichte fand am 24. und 25. April 2009 in Recklinghausen statt. Die Eröffnungsveranstaltung am Freitagabend war von 90 Vereinsmitgliedern besucht, und am Samstag nahmen 63 Mitglieder teil. Die Podiumsdiskussion am Freitag und die Vorträge am Samstag beschäftigten sich mit Migration, den Recklinghauser Polizeibataillonen im Zweiten Weltkrieg und dem Adel im Vest Recklinghausen. Fahrten 9. Mai 2009 Auf der Frühjahrsfahrt, die von Dr. Gerd Dethlefs geleitet wurde, besuchten 32 Teilnehmer die Ausstellung "Wir sind Preußen. Die preußischen Kerngebiete in NRW 1609-2009" in Lüdenscheid und Altena. 14.-18. Juni 2009 Herr Otto-Ehrenfried Seile besichtigte mit 43 Teilnehmern "Römisches Erbe beiderseits des Obergermanischen Limes". Stationen waren: Mainz - Tauberbischofsheim - Amorbach - Steinbach - Osterburken - Schöntal - Aschaffenburg. Drei Fahrten führten zu den drei Ausstellungen des Jubiläums,,2000 Jahre Varusschlacht". 27. Juni 2009 Unter Leitung von Frau Dr. Gabriele Isenberg besuchten 30 Teilenehmer die Ausstellung,,2000 Jahre Varusschlacht - Imperium" in Haltern. 29. August 2009 Zur Ausstellung,,2000 Jahre Varusschlacht - Konflikt" in Kalkriese fuhren 25 Teilnehmer unter Leitung von Dr. Gunnar Teske. 26. September 2009 45 Teilnehmer reisten unter der Leitung von Dr. Hans-Joachim Böckenholt zur Ausstellung,,2000 Jahre Varusschlacht - Mythos" in Detmold. 5. September 2009 Prof. Dr. Wilfried Reininghaus führte 11 Teilnehmer auf einer Fahrradtour von Münster über Altenroxel, Laerbrock, BösenseIl, Senden und Venner Moor zurück nach Münster. 30. September - 7. Oktober 2009 Auf einer von PD Dr. Thomas Behrmann organisierten Reise besuchten 42 Teilnehmer "Das andere Italien - Kulturerbe und Lebensart im Mezzogiorno". Wichtige Stationen waren unter anderem antike Stätten am Golf von Tarent, normannische Kathedralen, Burgen des Stauferkaisers Friedrichs 11., die Höhlenstadt Matera und die Barockstadt Lecce.

284 31. Oktober 2009 Dr. Christine Schedensack fuhr mit 35 Teilnehmern zur Ausstellung "Otto IV. Der Traum vom welfischen Kaisertum" nach Braunschweig. 28. November 2009 Prof. Dr. Manfred Balzer besuchte mit 18 Teilnehmern die Ausstellung "Für Königtum und Himmelreich. 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn" in Paderborn. Publikationen Im Dezember 2009 erschien der Band 159 der Westfälischen Zeitschrift. Kurzfassungen der Vorträge Dr.Josef Mühlenbrock (Herne): "Varus, Varus, gib mir meine Legionen zurück!" Biographisches zum namensgebenden Verlierer der Schlacht des Jahres 9 n. Chr. Die vernichtende Niederlage dreier römischer Legionen gegen Stammesverbände der Germanen des Jahres 9 n. Chr. ist die einzige, die unter dem Namen des Verlierers in die Weltgeschichte eingegangen ist. Das Ereignis von welthistorischer Bedeutung hat das heutige Europa entscheidend geprägt: Die Römer gaben ihre Expansionsp läne im fernen Germanien auf und zogen sich hinter den Rhein zurück. Die schriftlichen Quellen, die zum Teil mit fast 200 Jahren Abstand zum Ereignis berichten, schieben den Großteil der Schuld dem Statthalter zu, den Kaiser Augustus 7 n. Chr. nach Germanien geschickt hatte, um es endgültig in den Status einer tributpflichtigen Provinz zu überführen: Publius Quinctilius Varus. Doch kaum jemand weiß, dass dieser Varus vorher eine beispiellose Karriere hingelegt hatte: Von edler Abstammung, war er nach dem Selbstmord des Vaters wahrschein lich im Kreis der augusteischen Dichter aufgewachsen. Zusammen mit Tiberius, dem späteren Kaiser und Stiefsohn des Augustus, hatte er das Konsulat, das höchste römische Staats amt, inne. Mindestens zweimal hatte er eng in die Familie des Augustus eingeheiratet. Und als Statthalter hatte er sich - zumindest aus römischer Sicht - überaus bewährt: In der mit drei Legionen ausgestatteten Provinz Syria ließ er in den Jahren um Christi Geburt einen Aufstand dadurch erfolgreich unterdrücken, dass er 2000 Aufständische ans Kreuz nageln ließ und die Stadt Emmaus in Schutt und Asche legen ließ. Diese und weitere biographische Details zeichneten das facettenreiche Lebens eines der engsten Vertrauten des Kaisers Augustus nach, von dem die Quellen berichten, er habe das Imperium Romanum fast an den Rand des Abgrunds gebracht. Klaus Kösters (Detmold): Arminius-Hermann - ein deutscher Held? Die Vortrag untersuchte, wie aus dem historischen Ereignis der Varusschlacht und der Gestalt des Arminius in D eutschland ein Mythos wurde, der seit dem ausgehenden Mittelalter bis in die Gegenwart für jeweils aktuelle politische Frontstellungen und nationale Ziele dienstbar gemacht wurde. Diese Rezeptionsgeschichte der Varusschlacht und des Arminius ist eng verknüpft mit dem Bild, das sich im Laufe der letzten 500 Jahre die Deutschen von sich selbst gemacht haben.

285 Arminius und die Varusschlacht wurden 1400 Jahre nach dem Ereignis wiederentdeckt, als gelehrte Humanis ten im 15. und 16. Jahrhund ert die Texte der römischen Schriftsteller, vor allem des Tacitus, fanden und druckten. Waren Schlacht und Heerführer zunächst Vorbilder im Kampf gegen die römische Kirche, geriet zunehmend das mächtige Frankreich, welches auf die Rheingrenze zustrebte, zum "Nachfolger" der römischen Okkupationstruppen. Der daraus sich entwickelnde deutsch-französische Gegensatz kulminierte in den napoleonischen Kriegen, als Arminius und die siegreichen Germanen Vorbild für den deutschen Befreiungskrieg wurden. Im 19. Jahrhundert avancierte Arminius zum historischen Urahn der deutschen Kaiser, und die Reichsgründung fand ihren Vorläufer in der Einigung der germanischen Stämme gegen die Römer. Später gerieten die siegreichen Germanen in das Fahrwasser eines rassistisch geprägten Weltbildes, das von der Überlegenheit der germanisch-arischen Rasse gegenüber allen anderen Völkern geprägt war. Die Niederlage 1918 dämpfte die damit verbundenen Träume von der Weltherrschaft. Arminius verschmolz mit Siegfried zum tragischen Helden und wurde in der Dolchstoßlegende politisch gegen die demokratische Republik mobilisiert. Der Nationalsozialismus übernahm die arisch-germanische Rassenideologie, Arminius wurde auch weiterhin als "Erster Deutscher" gefe iert, aber Hitler sah seine Vorbilder eher in den römischen Cäsaren als in dem germanischen "Aufrührer". Nach 1945 war Hermann/Arminius politisch verbrannt, und der Mythos verlor seine Bedeutung. Vgl. Klaus Kösters, Mythos Arminius, Münster 2009 Dr. Elisabeth Kloosterhuis (Berlin): Götterdämmerung am Rhein. Jacobe von Baden (1558-1597) und der Untergang des jülich-klevischen Herzogshauses Vor 400 Jahren starb 1609 Johann Wilhe1m, der letzte Herzog von Kleve-MarkJülich-Berg-Ravensberg ohne Erben. Eines der größten Territorien im deutschen Nordwesten zerfiel. Im 16. Jahrhundert war Düsseldorf als jülich-klevische Residenzstadt unter Herzog Wilhe1m dem Reichen einer der modernsten und glanzvollsten H öfe des Alten Reiches gewesen. Humanismus, religiöse Toleranz und modernes Denken bestimmten das dortige Leben. Diesen Glanz erlebte auch Jacobe von Baden, als sie 1585 mit 27 Jahren den drei Jahre jüngeren Erbprinzen Johann Wilhe1m heiratete. Die üppig ausgestatteten Feierlichkeiten dauerten allein acht Tage. Doch auf den folgenden Alltag war die junge, in München aufgewachsene Herzogin nicht vorbereitet. Immer mehr gerieten Hof und Regierung in den Strudel konfessioneller Auseinandersetzungen, der in den benachbarten niederländischen Provinzen bereits zum erbitterten Krieg geführt hatte und auch die herzoglichen Territorien heimsuchte. Am Hof buhlten Spanier, Niederländer, Kaiserliche - Katholiken und Protestanten - um die Gunst des alternden H erzogs, der nach mehreren Schlaganfällen nur noch begrenzt regierungsfähig war. Jacobes Mann verfiel zusehends dem Wahnsinn, sodass sie selbst, nach dem Tod Herzog Wilhe1ms 1591, die Regierungsgeschäfte übernehmen musste. Kämpfe mit Beratern und auswärtigen Mächten, Intrigen, Verrat und schließlich sogar Mord führten zu ihrer Absetzung und 1597 zu ihrem frühen Tod.

286 Der Vortrag skizzierte das Leben der Herzogin Jacobe von Baden, einer ungewöhnlichen Frau und Regentin in einer Männerwelt am Vorabend des 3D-jährigen Krieges. Dr. Susanne j ülich (Heme): Römische Tradition in mittelalterlicher Siedetechnik? Wissenschaftler der LWL-Archäologie für Westfalen entdeckten 1980 in Soest eine mittelalterliche Saline, die mindestens seit dem 6. Jh. Salz produziert hatte. Die Untersuchungen der Referentin ergaben, dass die Soester Siedemeister Bleipfannen für ihre Arbeit benutzten, eine damals fortschrittliche Technik, die archäologisch aus dieser Zeit nur in der Saline von Bad N auheim in Hessen nachweisbar ist. In Nordwestengland dagegen arbeiteten die Salinen schon in römischer Zeit mit Bleipfannen. Der Vortrag ging der Frage nach, wie die Soester Saline arbeitete und ob eine Entwicklung der Siedetechnik von den frühesten Anfängen der Salzgewinnung bis in historische Zeit zu beobachten ist. Vgl. Susanne jülich: Die früh mittelalterliche Saline von Soest im europäischen Kontext, 2 Bde. (Bodenaltertümer Westfalens 44), Mainz 2007 Prof Dr. josef Foschepoth (Freiburg): Antikommunismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik 1949-68 Wie gelangt eine Gesellschaft aus der Diktatur in demokratisches Fahrwasser und welche Rolle spielte der gesellschaftliche und staatliche Antikommunismus bei der Staatswerdung und Entwicklung der Bundesrepublik D eutschland? Diese Fragen beantwortete der Referent in zehn Thesen: 1. Der Kalte Krieg war nicht nur ein internationaler, sondern auch ein nationaler und gesellschaftlicher Konflikt innerhalb der beteiligten Staaten. In Bezug auf das geteilte Deutschland überlagerten sich Außen- und Binnenkonflikt, verstärkten und begrenzten einander, schufen aber auch neue politische Handlungsmöglichkeiten. Treibende Kraft des Kalten Krieges in der Bundesrepub lik war der Antikommunismus. Eine national (Weimar, NS-Zeit, Bundesrepublik) und international (z. B. USA) vergleichende Betrachtungsweise eröffnet neue Perspektiven. Antikommunismus erscheint danach nicht nur als ein Produkt des weltpolitischen Konflikts nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern als ein wesentlicher Bestandteil der deutschen politischen Kultur im 20. Jahrhundert. 2. Wie der Kommunismus selbst ist auch der Antikommunismus Folge eines beschleunigten gesellschaftlichen und politischen Wandels im Zeichen von Krieg, Revolution und deren Folgen. Während d er amerikanische Antikommunismus gleichsam auf die "positiven" Folgen von Krieg und Revolution in Europa (Sieg und Machtzuwachs der USA, wirtschaftli ches Wachstum und sozialer Aufstieg) reagierte, reagierte der deutsche Antikommunismus auf die "negativen" Fo lgen von Krieg und Revolution (Niederlage und Machtverlust des eigenen Landes, wirtschaftliche Not, sozialer Abstieg). Beiden Antikommunismen ging es darum, dem drohenden Verlust nationaler Integrität und Id entität aufgrund des beschleunigten gesellschaftlichen Wandels durch Identifizierung eines inneren und äußeren Feindes entgegenzuwirken. 3. Antikommunismus in den USA ist ein gesellschaftlicher Selbstverständigungsprozess über die Bedrohung des "American Way of Life" als Grundlage nationaler Größe, Einheit und Identität (Thomas Mergel, "The Enemy in Our

287 Midst". Antikommunismus und Amerikanismus in der Ära McCarthy, in: ZfG 51 [2003J, S. 237-261). Antikommunismus in Deutschland ist Ausdruck und Folge nationaler Hybris und nationaler Selbstzerstörung und dadurch bedingten Verlustes nationaler Größe, Einheit und Identität. Der Wunsch nach Wiederherstellung nationaler Identität war Ausdruck und Ziel eines sinnstiftenden Verarbeitungsprozesses existentieller Not, Angst und Bedrohung in Abgrenzung zum Kommunismus und im Kampf gegen die Sowjetunion, dem größten inneren und äußeren Feind und Verursacher der nationalen Katastrophe der Deutschen. Der Antikommunismus und der Kampf gegen den Kommunismus bis zu seiner endgü ltigen Zerstörung war ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Nationalismus im 20. Jahrhundert. 4. Kennzeichnend für den Antikommunismus ist eine dichotomische Sicht, die Einteilung in Gut und Böse, Rein und U mein, Gesund und Infektiös, Höherwertig und Minderwertig, Kulturell und Kulturlos usw. Im Amerikanismus ist eine solche Zweiteilung eher religiös, in der deutschen politischen Kultur von Weimar bis Bonn vielfach rassistisch begründet. Der Antikommunismus in Deutschland weist enge Bezüge zum Antisemitismus auf, geht in der NS-Zeit sogar in ihm auf (jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung). Während es in den USA darum ging, die Nation von der kommunistischen Infektion zu befreien und Amerika im religiösen Sinne so "rein wie möglich" zu machen, musste in der Bundesrepublik die KPD trotz ihrer politischen Bedeutungslosigkeit verboten werden, weil sie "ein gefährlicher Infektionsherd im Körper unseres Volkes" ist, "der Giftstoffe in die Blutbahn des staatlichen und gesellschaftlichen Organismus der Bundesrepublik sendet" (Staatssekretär Ritter von Lex im KPD-Prozess 1956). 5. Der deutsche Antikommunismus nach 1945 ist entscheidend geprägt vom Antikommunismus der Weimarer und NS-Zeit, von der Hoffnung auf Vernichtung des Bolschewismus im Zweiten Weltkrieg und der Erfahrung der bitteren Niederlage im Kampf gegen die "jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung". Der Bolschewismus war nicht "ausgerottet", sondern stand mit seiner siegreichen A rmee in Deutschland. Während "die Vernichtung des sowjetisch-kommunistischen Regimes" nach Ansicht deutscher Strategen der psychologischen Kriegführung jetzt Sache der Amerikaner war, hatte die Bundesrepublik im Rahmen dieser Gesamtstrategie das besondere Ziel, "die Befreiung der SBZ durch Räumung dieses Gebiets von der sowjetischen Besatzungsmacht zu erreichen" und "eine günstige Entscheidung über die künftige Grenzziehung im Osten jenseits der Oder-Neiße vorzubereiten" (Staatssekretär Thedieck, Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, 3. 12.1952). 6. Antikommunismus zielt auf die Mobilisierung und Radikalisierung der Gesellschaft aus der Mitte heraus. Wichtigstes politisches Mittel ist die Mobilisierung von Ängsten. Antikommunismus ist Ausdruck und Verstärker einer großen Angst, der Angst vor der "roten Gefahr", der Angst vor Vergeltung, der Angst vor dem endgültigen Sieg des Kommunismus auch im Westen Deutschlands. Im Unterschied zu den USA war in Deutschland nicht die vom Krieg ermattete Gesellschaft die eigentlich handelnde und treibende Kraft, sondern der neu gegründete Staat. Es war der Staat, der im Kampf gegen den Kommunismus mobilisierte, überwachte und verfolgte. Wenn Wachsamkeit, Abwehrbereitschaft und Widerstandsfähigkeit nachlassen, "müssen sie unablässig wachgerüttelt, wiederbelebt,

288 gestärkt werden. Das ist eine Aufgabe, die unendlich schwierig und zugleich in hohem Grade unpopulär ist. Sie ist in erster Linie den Politikern gestellt, uns allen, die wir in der Bundesrepublik, im unmittelbaren Vorfeld des weltrevolutionären Kommunismus, zu wirken haben" (Bundesinnenminister Schröder, 1961). 7. Der Antikommunismus war die entscheidende gesellschaftliche und politische Kraft, die dem Prozess der Staatswerdung der Bundesrepublik Richtung, Dauer und Legitimität verlieh. Es war der Antikommunismus, der den Prozess der Staatswerdung beschleunigte, politische Alternativen ausschloss, neue Handlungsmöglichkeiten, Freiräume und Perspektiven gegen die Fo lgen der Niederlage eröffnete. Er diente der Sammlung und Integration der nicht kommunistischen Kräfte und der Ausgrenzung und Verfolgung der Kommunisten und solcher, die man dafür hielt. Der Antikommunismus war Ausdruck der Angst und daraus resultierend des Wunsches nach Sicherheit in einem starken Staat. Der staatliche Antikommunismus verknüpfte individuelle Ängste, politisch-kulturelle Prägungen, gesellschaftliche Erwartungen und politisches Handeln gegen vermeintliche oder tatsächliche Bedrohungen durch die Außen- und Deutschlandpolitik der Sowjetunion, das "Marionettenregime" der SED und die KPD als "fünfter Kolonne Moskaus". 8. Der Antikommunismus hat die politische Struktur und Kultur der Bundesrepublik nachhaltig geprägt. Dies gi lt insbesondere für den Prozess der Staatswerdung des westdeutschen Teilstaats, die Durchsetzung der West integration, den Aufbau eines nach innen und außen starken Staates, das Verhältnis von Staatsschutz und Grundrechten, die Überwachung und Verfolgung politischer Gesinnung, die Vertiefung der Teilung durch Abgrenzung gegenüber der DDR, aber auch für die Nicht-Aufarbeitung und Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und des Vernichtungs kriegs gegen die Sowjetunion, schließlich für den Liberalisierungs- und Reformdruck der Sechzigerjahre und die Stärkung von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. 9. Der Antikommunismus der Bundesrepublik ist nicht nur ein Reflex des Kalten Krieges, sondern prägender Bestandteil des Nationalismus der Deutschen von der Weimarer Republik über die NS-Diktatur bis zur Bundesrepublik und teils über das Ende der DDR hinaus. Für die in ihrer Identität durch die Umbrüche von 1918, 1933 und 1945 verunsicherten Deutschen bildete der Antikommunismus eine "ungebrochene Konstante deutscher Geschichte und damit einen Bereich, der ihnen eine positive Bezugnahme auf ihre nationalsozialistische Vergangenheit erlaubte". Mit Blick auf die inzwischen gut erforschten Modernisierungs- und Liberalisierungsprozesse in der Gesellschaft der späten Fünfzigerund Sechzigerjahre ergibt sich "das Bild einer sich zugleich modernisierenden und (regressiv) regenerierenden Gesellschaft" (Detlef Garbe, Äußerliche Abkehr, in: Axel Schi ldt/arnold Sywottek [Hg.], Modernisierung im Wiederaufbau, Bonn 1993, S. 712). 10. Die Geschichte des Antikommunismus der Deutschen ist noch nicht geschrieben. Die verschiedenen Formen, Ziele, Methoden und Funktionen sind bislang unzureichend, für die Bundesrepublik fast gar nicht untersucht. Der Antikommunismus war nicht nur ein deutsches Phänomen, sodass auch vergleichende internationale Forschungen angesagt sind. Darüber hinaus braucht die Antikommunismus-Forschung dringend eine vergleichende interdisziplinäre

289 Perspektive und Zusammenarbeit. Der Antikommunismus hat alle Bereiche der Gesellschaft geprägt und durchdrungen, vom Staat über die Gerichte, Parteien, Gewerkschaften, Unternehmen, Medien, Verbände, Kirchen, Vereine, Jugend und Schule bis zu Kultur und Wissenschaften. Angesichts der großen, prägenden und strukturbildenden Bedeutung des Antikommunismus als zentraler Bestandteil des deutschen Nationalismus im 20. Jahrhundert bedarf er dringend vertiefter empirischer und vergleichender Erforschung, auch im Hinblick auf den Antikommunismus in liberal-demokratischen und kommunistischen Ländern. Große Quellenbestände in Bundes- und Landesarchiven warten auf Bearbeitung und Auswertung. Prof Dr. Manfred Balzer (Münster): Meinwerk von Paderbom (1009-1036). Adeliger Bischof - Diener der Könige - Bauherr Vor 1000 Jahren übernahm mit Meinwerk ein Bischof die Herrschaft über das Bistum Paderborn, der nach Karl dem Großen als sein zweiter Gründer gilt. Der aus der hochadeligen Familie der Immedinger stammende Bischof nahm regelmäßig an den Reichsversammlungen, Hoftagen und Bischofssynoden teil. Er war als Reichsfürst eine wichtige Stütze der kaiserlichen Politik Heinrichs 11. und Konrads 11., die ihn dafür mit Privilegien und Schenkungen belohnten. Außerdem verfügte Meinwerk über ein beträchtliches Vermögen, von dem er einen großen Teil in sein Bistum investierte. Er ließ den Paderborner Dom wiederherstellen, gründete das Kloster Abdinghof und das Kanonikerstift Busdorf in der Bischofsstadt und reformierte die kirchlichen Einrichtungen des Sprengels. Der Vortrag ging den Fragen nach, wie Meinwerk seine Aufgaben als geistlicher Hirte mit den Pflichten im Reich verband, wie die beiden Herrscher, denen er diente, ihn sahen und welche Bedeutung Meinwerks Wirken für die Entstehung des Hochstifts, des geistlichen Fürstentums Paderborn, zukam. Prof Dr. Paul Leidinger (Warendorf): Zur Christianisierung Westfalens in der Karolingerzeit Mit der Christianisierung Westfalens in der Karolingerzeit tritt der Raum zwischen Rhein und Weser aus der Vorzeit in das Licht der Geschichte. Dieser epochemachende Vorgang vor über 1200 Jahren bildet bis heute eine Grundlage der modernen Lebenswelt, doch ist es der Forschung bisher nur ungenügend gelungen, die Vorgänge der Christianisierung und die von ihr begründeten Strukturen auf der Bistums- und Pfarre be ne genauer zu erfassen. Schon seit dem ausgehenden sechsten Jahrhundert n. Chr. in der Merowingerzeit nahm der fränkische Einfluss im Gebiet südlich der Lippe vor allem im Hellwegraum zu, wie vor allem an den zahlreichen inzwischen entdeckten und untersuchten Gräberfeldern dieses Raumes (u. a. in Wünnenberg, Soest, Dortmund, im Lippegebiet, aber auch im Ostmünsterland wie im Sauerland) sichtbar wird. Er deutet darauf hin, dass sich mit dem fränkischen Einfluss auch christliche Bestattungsriten verbreiteten und in Einzelfällen, wie etwa in Soest, auch bereits Kirchengründungen erfolgten. Eine durchgreifende Christianisierung setzte aber erst mit der endgültigen militärischen Eroberung und Einbeziehung Sachsens in das fränkische Reich durch Karl den Großen seit 772 ein. Sie wurde von den Bistümern Köln und Mainz begleitet. Diese stiegen in der Folge zu Erzbistü-

290 mern auf, die die in Sachsen neu gebildeten Bistümer ihrer Metropolitangewalt unterstellten und eine dauerhafte Pfarrorganisation in ihren Sprengeln begründeten. Insofern war das südlich der Lippe am Hellweg und im Sauerland gelegene, seitdem kölnische Westfalen sehr schnell und ohne große Widerstände in die Christianisierung einbezogen. Die Gründung einer Kaiserpfalz in Paderborn sicherte die Christianisierung des dortigen Raumes, die dem Erzbistum Mainz oblag, das auch das Siegerland missionierte. Die Christianisierung der späteren Bistümer Münster, Osnabrück und Minden vollzog sich gleichzeitig, wobei Minden und Osnabrück von Beginn an Zentralisationspunkte der Christianisierung waren, die zu Bischofssitzen aufstiegen. Münster dagegen wurde erst 20 Jahre später mit der Beauftragung Liudgers als Missionar 792 durch diesen zum Zentralort eines Missionssprengels, aus dem das Bistum Münster hervorging. Bereits vorher war vor allem im Ostmünsterland sehr früh nach 772 ein Netz von Missionspfarrkirchen entstanden, während das Westmünsterland sich länger einem fränkischen und christlichen Einfluss sperrte. Dr. M echthild Black-Veldtrup Vereinsdirektorin Dr. Gunnar Teske Schriftführer