Das Bodendenkmal Landwehr im Krefelder Forstwald Informationen über die Sicherung ihres Bestandes von Helmut Sallmann Die Sicherung der Landwehr ist eingebettet in das Konzept für den Forstwald Der Forstwald, ein im Südwesten von Krefeld liegendes Naherholungsgebiet, wird zunehmend von den Krefeldern und Bewohnern der angrenzenden Städte und Gemeinden als Freizeitareal genutzt. Dies führt unter anderem wegen der zunehmenden Verkehrsdichte zu Problemen. Maßnahmen mit dem Ziel der Verbesserung der Situation müssen hier zudem die Historie berücksichtigen, die diesen Ort von jeher prägt. Auf Initiative der Bezirksvertretung West wurden von den zuständigen Ämtern unter der Bezeichnung Forstwald- Konzept Vorschläge zur nachhaltigen Gestaltung erarbeitet, in der auch Anregungen und Wünsche der Bürgerschaft im Forstwald eingearbeitet wurden. Der erste Bereich, die Umgebung des Forsthauses, muss verkehrlich neu gestaltet werden. Der zweite, die Alleen, waren Bestandteil des von Gerhard Schumacher um 1830 angepflanzten Forstwaldes. Diese Alleen wurden durch Abholzung stark ausgedünnt, sind aber jetzt auf Grund abschnittsweiser Neupflanzungen und Freistellungen wieder eine Bereicherung des Erholungswaldes. Der dritte zu sichernde Bereich ist das Bodendenkmal Landwehr, eine historische Hinterlassenschaft aus dem späten Mittelalter, die ebenfalls durch äußere Einflüsse stark beschädigt ist. Hier musste vor Beginn der Planungen die Stadt Krefeld Kontakt mit dem Bodendenkmalamt Bonn aufnehmen. Anfang 2006 wurde das Konzept zur Sicherung des Bestandes der Landwehr dem Bodendenkmalamt vorgestellt. Das Vorhaben wurde von dort mit Auflagen genehmigt. Unter anderem hatte das Bodendenkmalamt angeregt, dass ein archäologischer Schnitt quer durch die Landwehr gelegt werden soll, um die Struktur dieses 650 Jahre alten Denkmals zu erforschen. Diese Arbeit wurde von den Linner Archäologen mit Sachkenntnis erledigt und konnte bereits abgeschlossen werden. Durch einen ungeklärten Materialverlust musste der angeschnittene Wall später nachmodelliert werden. Die Landwehren sind historische Schutz- und Grenzwälle aus dem späten Mittelalter Etwa um 1350 wurde ein Grenzwall errichtet, der von Süchteln/Niers kommend bis Linn verlief. Er passierte die damaligen Dörfer Die Landwehr von ihrer schönsten Seite Abb. 1. Landwehrgraben Abb. 2. Wälle und Graben die Heimat 80/2009 193
Abb. 3. Infotafel für die Landwehr Abb. 4. Im Stich der Schlacht an der Hückelsmay von 1642 von Merian sind die Landwehren im Krefelder Westen wahrscheinlich zum ersten Mal dargestellt. Die Heerhaufen stehen sich an der Landwehr gegenüber, der Durchbruch erfolgte an den Durchlässen (links und rechts). Abb. 5. In der Karte aus dem 17. Jahrhundert liegt Crevelt im südlichen Teil der Grafschaft Moers (gelb) und das Kurkölner Amt Kempen (grün) ist unmittelbar benachbart. Die Grenzen dieser Fürstentümer wurden im Westen Krefelds durch Landwehren markiert (rote Linien). Abb. 6. Die Engelbronner Karte von 1723 zeigt die Landwehren südlich und westlich von Crefeld (dunkle Linien im Kartenausschnitt). Die untere Linie ist identisch mit der heutigen Gladbacher Straße / der Unter- und Obergath. 194 die Heimat 80/2009
Creyvelt und Vischeln in Höhe der Gaststätte Korf und war eine Grenzziehung innerhalb des Kurfürstentums Köln. Die Lage dieser Landwehr ist dokumentiert: Sie verlief im heutigen Krefeld über die Achse Forstwald, Gladbacher Straße, Unter- und Obergath bis Linn. Von diesem mehrgliedrigen Erdwall ist noch ein Teilstück im Forstwald erhalten geblieben, bedingt durch die Aufforstung des Geländes ab 1830. Der Verlauf von Unter- und Obergath mit den leichten Schwingungen im Straßenverlauf zeigt noch den historischen Ursprung dieser Trasse. Der Bau einer zweiten Landwehr westlich von Krefeld resultiert aus der 1372 vollzogenen Grenzziehung zwischen dem Kurkölner Amt Kempen und der Herrlichkeit Creyfelt, die Teil der Grafschaft Moers war. Sie verlief von Hüls kommend durch Benrad über die heutige Straße Am Behringshof und stieß dort auf die südliche Landwehr, identisch mit der heutigen Gladbacher Straße. Auch von dieser Landwehr ist noch ein Reststück in der Ortmannsheide vorhanden. Die Engelbronner Karte von 1723 (Abb. 6) zeigt die Lage der beiden Landwehren südlich und westlich von Krefeld präzise in ihrem Verlauf, sie sind im Straßenverlauf noch nachweisbar. In der Karte sind auch die Durchgänge in den Landwehren markiert, denn nur dort war eine Passage möglich. Die Durchgänge an belebteren Straßen waren bewacht und wurden nur gegen Entgelt geöffnet. Die Sicherung des Bestandes der Landwehr Zur Sicherung des Bestandes des ältesten und größten Bodendenkmals Krefelds, aber auch der Region, wurde ein neuer Anlauf genommen. Das Bemühen um die Sicherung der Landwehr hat schon Tradition. Schon vor fast 100 Jahren haben sich Menschen um das Verschwinden der Landwehr Sorgen gemacht. Uns liegt ein Leserbrief aus dem Jahre 1913 in der damaligen Krefelder Zeitung vor: Ein Leser beklagt wortreich die stückweise Einebnung der Landwehr im Forstwalde. Der damals zuständige Bürgermeister von Vorst verspricht dann aber, eine weitere Vernichtung würde es nicht mehr geben!! Bemerkenswerter Weise wurde sowohl in der Erstausgabe der Heimat 1921 von P. Roloff in einem Beitrag über Landwehre und Bergfrieden berichtet, als auch in der ersten Ausgabe des Organs des 1952 gegründeten Bürgervereins Forstwald, vom ersten Vorsitzenden Wilhelm Riemann, die Landwehr und ihre Bedeutung für den Stadtteil herausgestellt und für deren Erhalt geworben. Mit diesen drei Zitaten komme ich zur Gegenwart, die besseres verspricht. Die Landwehr ist in Teilen schwer geschädigt, wie einige Fotos zeigen. Bevor 2005 Entscheidungen über Maßnahmen zur Bestandsicherung ge- Abb. 7 11 die Heimat 80/2009 195
Abb. 12. Gesamtansicht des archäologischen Schnittes Abb. 13. Die Grabungsstelle Abb. 14. Der Wall wurde wieder hergestellt. Abb. 15. Dieser Teil des Bodendenkmals wurde aus Unkenntnis beschädigt. troffen wurden, hat der Fachbereich Grünflächen der Stadt Krefeld die Schäden kartiert und gemeinsam mit dem Bodendenkmalamt Bonn eine Vorschlagsliste erarbeitet, die letztlich von der Bezirksvertretung West auch politisch verabschiedet wurde. Die vorgesehenen Maßnahmen werden im weiteren noch vorgestellt. Ein archäologischer Schnitt wird 2007 quer durch die Landwehr gelegt Einer der Vorschläge des Bodendenkmalamtes Bonn war das Anlegen eines archäologischen Schnittes, um Abweichungen vom ursprünglichen Verlauf der Landwehr festzustellen. Dieser wurde vom Linner Archäologen-Team mit Sachkenntnis ausgeführt und dokumentiert. Abb. 16. Die Spielfläche wurde 2008 wieder hergestellt. Rückschläge und sporadisch auftretende Störungen an der Landwehr: Dieses Teilstück der Landwehr (E2 in der Abb.12) ist von je her 196 die Heimat 80/2009
die Spielfläche und Radfahrroute für die Kinder. Dieser Bereich wurde zuletzt 2008 durch nicht spielgerechte Nutzung in eine Kraterlandschaft verwandelt. Nach Einsprüchen aus der Bevölkerung wurde die ursprüngliche Kinderspielfläche wieder hergestellt. Diese Störungen müssen eigentlich nicht sein. Die Vorschriften des Landschafts- und Denkmalschutzes reichen völlig aus, um diesen Vorkommnissen vorzubeugen. Seitens der Unteren Denkmalbehörde sollte mehr für den Erhalt dieses Denkmals getan werden. Bisher fehlt z. B. jeglicher Hinweis, etwa in Form einer Infotafel. Die Nutzer kennen die Denkmalstrukturen nicht und wissen auch nicht um ihren historischen Wert. Sicherung des Bestandes und Stabilisierung durch Bepflanzung der Wälle mit Ilex Zwischen der Stadt Krefeld und dem Bodendenkmalamt in Bonn wurden Maßnahmen zur Bestandsicherung der Landwehr vereinbart, diese sind in einer Gesprächsnotiz vom 26. Januar 2006 festgehalten. Vor dem Beginn der Arbeiten sollte von der Stadtarchäologie ein archäologischer Schnitt durch die Landwehr gelegt werden. Dieser ist auch bereits angelegt worden. Die Bestandsicherung sieht vor, die Landwehr in Teilen mit Ilex zu bepflanzen. Als weitere Maßnahme sollten Baumstämme in die Gräben gelegt werden, die ein Durchfahren verhindern. Es wurde auch vereinbart, dass in Zukunft eine regelmäßige Kontrolle des Zustandes der Landwehr durch die zuständigen Fachbereiche und das Bodendenkmalamt durchgeführt werden soll. Abb. 17 19. Pflanzarbeiten an der Landwehr Die Bepflanzung mit Ilex wurde zwar seit Ende 2007 begonnen. Bisher konnten aber nur etwa 250 Meter der Landwehr bepflanzt werden (siehe Abb. 17 19). Viele der Pflanzen wurden leider schon niedergetreten, sodass der angestrebte Schutz noch nicht eingetreten ist. Weitere Maßnahmen wurden bisher nicht durchgeführt. Es fehlen zudem sowohl auf, als auch an der Landwehr Informations- Tafeln, die den Besuchern die geplanten Maßnahmen erläutern. Auch sollten die Benutzer mit in die Landwehrsicherung einbezogen werden. Viele der geschilderten Schäden hätten vermieden werden können, da sie aus Unkenntnis verursacht wurden. Das Landwehrsicherungskonzept bedarf der Überarbeitung und einer zügigeren Umsetzung. Abb. 20. die Heimat 80/2009 197