Texte: Psalm 19 Autor: Hartmut Burghoff Predigt Einführung zur Predigtreihe: Gott erleben Gott erleben! so lautet der Titel der Predigtreihe, mit der wir heute beginnen. Gott erleben! Das möchten viele. Gott soll sich ihnen zeigen und am liebsten natürlich so, wie sie sich das wünschen und vorstellen. Gott sagt von sich selbst: Ich liebe alle, die mich lieben, und wer mich sucht, findet mich. (Spr. 8,17). Manchmal ist dieses Suchen echt herausfordernd und das Finden lässt immer wieder auf sich warten so scheint es mir jedenfalls. Geht es dir ähnlich? Ich frage mich manchmal: Könnte es sein, dass wir uns so schwer damit tun, Gott zu finden und ihn zu erleben, weil wir da suchen, wo er nicht zu finden ist? Ja, wir möchten Gott erleben, aber wir haben eine fixe Vorstellung, wie das sein muss, was wir zu tun haben und was Gott zu tun hat. Und vor allem meinen wir zu wissen, wie es sich anfühlen sollte, wenn wir Gott erleben. Was ist, wenn Gott uns jenseits unserer Vorstellung begegnen möchte? Dann suchen wir wirklich am falschen Ort! Darum geht es in dieser Predigtreihe. Gott ist so gross und unser Horizont so klein. Doch Gott möchte uns in Jesus Christus etwas von seiner Grösse zeigen und erleben lassen. Aber dann müssen wir offen sein für seine Art, uns zu begegnen! Eins steht fest: Gott hat dich und mich als sein Gegenüber geschaffen. Er will Begegnung mit uns. Er will, dass du ihn erlebst. Darum hat er etwas von seinem Wesen, seiner Einzigartigkeit in dich hineingelegt. Wenn du das entdeckst, wird es dir helfen, Gott zu begegnen
und ihn zu erleben. Wenn wir aber einfach weiter in dem Schema leben, von dem wir denken, dass es so und so sein müsste, dann beschneiden wir uns womöglich selbst! Die Bibel zeigt uns, wie Menschen ganz unterschiedlich Gott begegnet sind und ihn erlebt haben. Davon wollen wir lernen in dieser Predigtreihe! Es soll unseren Horizont weiten. Es soll zu Aha-Erlebnissen führen! Die Predigten verfolgen das Ziel, dass du entdeckst: Aha! So bin ich geschaffen, so bin ich veranlagt! Und das zweite Ziel ist, dass du erkennst: Andere sind anders als ich, das kommt mir manchmal komisch und fremd vor, aber das darf so sein ich könnte vielleicht etwas von ihnen lernen über mich und über Gott, wenn ich genug neugierig bin! Eine Art, ein Zugang, auf dem Menschen Gott entdecken und ihn erleben, ist der sinnliche Weg. Es gibt Menschen, die finden den Zugang zu Gott über ihre Sinne. Die 5 Sinne sind für sie der wirkungsvollste Schlüssel zum Herzen Gottes: Sie suchen und finden Gott über ihre Sinne. Nicht jedem Menschen hat Gott diesen Stil gegeben aber einigen ganz besonders. Peter Gloor, der Leiter von Chrischona Schweiz, ist so ein Mensch, dem der sinnliche Stil sehr viel bedeutet. Wie er Begegnung mit Gott erlebt, hören wir nun in einem Erfahrungsbericht. Es ist eine Aufnahme vom Gemeindeleitungstag vom vergangenen März, wo genau dies das Thema war: Spiritualität Begegnung mit dem unsichtbaren, lebendigen Gott. Erfahrungsbericht Peter Gloor http://chrischona.ch/fileadmin/user_upload/mp3/glt-2014/gemeindeleitungstag-chrischo na-ch-2014-spiritualitaet-im-alltag2.mp3 Zeit: 1.42-9.43 Der sinnliche Stil anhand von Psalm 19 Der sinnliche Stil: Durch diese Schilderung ist zumindest ansatzweise deutlich geworden, worum es geht: Es geht nicht darum, dass die Schöpfung, das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, verherrlicht oder angebetet wird. Aber die Schönheit des Geschaffenen wird über die Sinne wahrgenommen und wird so zum Tor, durch das Menschen Gott begegnen können. Einzelne von uns wird das, was Peter berichtet hat, angesprochen haben: Ja, endlich sagt es mal einer. Genau so geht es mir oder zumindest ähnlich. Sinnlich. Mit allen Sinnen. Ich brauche das. Dann pflege es und lass es nicht verkümmern! Es gibt nämlich Menschen, 2
die nennen es oberflächliche Gefühlsschwärmerei. Doch das ist es nicht, wenn Gott es in dich hineingelegt hat! Vielleicht sitzen auch einige da, die haben äusserlich oder innerlich die Stirn in Falten gelegt: Das kommt mir komisch vor. Da fehlt doch einiges. Dann lass es stehen und nimm zur Kenntnis: Deine Art Gott zu begegnen ist nicht die einzig richtige und schon gar nicht die vollkommene. Du kannst von anderen lernen und andere von dir. Entscheidend ist nicht, wie wir Gott begegnen, welchen Stil wir pflegen, entscheidend ist, welchem Gott wir begegnen: Ist es Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde, der in Jesus Christus Mensch wurde? Wenn wir die Bibel lesen, dann finden wir Menschen, für die waren, ähnlich wie für Peter Gloor, sinnliche Erfahrungen wesentlich, um Gott zu begegnen und den grossen Schöpfergott zu erleben. Einer dieser Menschen ist David und er hat uns in Psalm 19 ein Beispiel seiner Begegnung mit Gott hinterlassen: Folie 2 Der Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes und das Firmament bezeugt seine wunderbaren Werke. 3 Ein Tag erzählt es dem anderen, und eine Nacht teilt es der anderen mit. 4 Ohne Sprache und ohne Worte, lautlos ist ihre Stimme, 5 doch ihre Botschaft breitet sich aus über die ganze Erde und ihre Worte über die ganze Welt. Die Sonne wohnt am Himmel, wo Gott sie hingestellt hat. 6 Sie tritt hervor wie ein strahlender Bräutigam nach der Hochzeit. Sie freut sich wie ein Held, bereit für den Lauf. 7 Sie geht an einem Ende des Himmels auf und zieht ihre Bahn bis ans andere Ende. Vor ihrer Glut kann sich nichts verbergen. David betrachtet den Himmel bei Tag und in der Nacht und er beginnt zu Staunen. Was er sieht, spricht zu ihm. Das ist sinnlicher Stil: Ohne Worte, ohne Sprache, lautlos und doch redet die Schöpfung so laut zu David, dass er findet: Das hört doch die ganze Erde! Ja und doch vernimmt nicht jeder Mensch dieses Reden durch die Sinne gleich gut, weil Gott die Menschen unterschiedlich geschaffen hat. Sehen, hören, fühlen und staunen. Das ist sinnlicher Stil. Typisch ist aber auch, was dann bei David im Psalm folgt: 8 Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, es erfrischt die Seele. Die Ratschlüsse des Herrn sind zuverlässig und schenken dem Unverständigen Weisheit. 9 Die Gebote des Herrn sind richtig und erfreuen das Herz. Die Vorschriften des Herrn sind klar und schenken Einsicht. 3
Merkst du es? Plötzlich kommt ein Bruch. Eben noch schildert David, was er am Himmel staunend beobachtet und dann verschwindet seine Beobachtung plötzlich im Hintergrund und die Rede ist nur noch von Gott und seinem Wort, seinem Gesetz. Das ist typisch für einen Menschen, der Gott auf dem sinnlichen Weg begegnet. Er beobachtet, erlebt und spürt Dinge und plötzlich steht er vor Gott, spricht mit ihm und hört auf ihn. Beispiel: Ein Mann sagte zu mir: Ich halte mich auch gern in der Natur auf. Ich empfinde es als wohltuend und erholsam. Aber ich kann nicht sagen, dass es mir hilft, Gott zu begegnen. Wenn ich mit Gott reden und ihn anbeten will, dann gehe ich nicht nach draussen. Denn draussen sehe und höre ich so viel, dass es mich ablenkt. So kann ich nicht mit Gott reden und ihn erleben. Ein Mensch, dem der sinnliche Zugang zu Gott in die Wiege gelegt ist, der würde jetzt bestimmt widersprechen: Wie kannst du so reden! Es lenkt ab! Das Gegenteil ist der Fall: Es führt geradewegs hin zu Gott. Es löst meine Zunge und öffnet meine Sinne. Wenn ich draussen bin und die Natur um mich habe, oder wenn ich eine Kerze anzünde oder etwas in die Hand nehme, dann spüre ich etwas und das ist gerade die Tür, die ich durchschreiten kann, um Gott zu begegnen. Müssen die beiden nun miteinander streiten? Nein! Wir Menschen sind verschieden von Gott so verschieden gewollt. Und auch unsere Chrischona Gemeinden werden vielfältiger und bunter. Die `guten alten Zeiten der geistlichen Monokultur` sind vorbei. David hat es so erlebt und schildert es im Psalm: Er steht unter dem Nachthimmel und betrachtet die Weite des Himmelszeltes. Und plötzlich sieht er nicht mehr den Himmel, sondern er steht vor Gott und spricht mit ihm. Was er sah und bestaunte, war für ihn die Tür, die er durchschreiten konnte, um Gott zu begegnen. Und Gott freut sich darüber! Gott kennt noch viele andere Türen, die wir durchschreiten können, um ihm zu begegnen. Davon werden wir in der Predigtreihe zu diesem Thema hören. Wenn du heute (bei dem sinnlichen Stil) merkst: Ich empfinde anders. Ich suche und begegne Gott anders, dann lass es doch so stehen. Verzichte darauf zu vergleichen und zu werten. Gott hat dich auf diese Art gewollt und den anderen auf die andere. Aber sei offen! Denn vielleicht könntest du vom sinnlichen Stil etwas lernen für dein geistliches Leben und dadurch bereichert werden! Bist du dazu bereit? 4
Ein sinnvolles Gebet: Ich habe von einem Mann gelesen, der einmal alles, was er hatte und was ihm lieb und teuer war Gott weihte. Spontan hat er auch sich selbst Gott dargebracht, indem er die verschiedenen Teile seines Körpers berührte. Mich hat dieses Gebet angesprochen. Es hilft mir, nicht nur auf dem `Denkweg` zu beten, sondern es greifbar zu machen. Ich werde jetzt so ein praktisches Gebet beten. Wer möchte, kann gleich mitmachen. Ich erkläre kurz, was ich tun werde: Ich werde verschiedene Teile meines Körpers berühren und sie Gott hingeben. Dann werde ich einen Satz beten und danach still sein, damit Ihr diesen oder einen ähnlichen Satz laut oder im Stillen nachbeten könnt, wenn Ihr wollt. Lieber Gott, (Finger und Füsse) Immer, wenn ich meine Hände ausstrecke, möchte ich sie in Liebe ausstrecken. Und wann immer ich unterwegs bin, möchte ich es in Jesu Namen tun. (Lippen) Lass alles, was ich je sagen werde, wahrhaftig sein und der Verherrlichung deines Reiches dienen. (Augen) Hilf mir dabei, meine Augen zu schützen, damit sie nur das sehen, was dem Mann in mir gut tut und hilft, damit mein inneres Auge nicht blind wird für die wahren Bedürfnisse um mich herum. (Ohren) Lass meine Ohren offen sein, damit ich die Nöte meiner Mitmenschen höre, dass ich aber auch Ermutigung und Korrektur höre. (Kopf) Hilf mir, mein Denken, meine Gesinnung auf dich auszurichten. Mein Verstand soll von dir geprägt sein. Reinige meine Gedanken, wo sie dich nicht verherrlichen. (Herz) Mein Herz soll dir gehören. Reinige es und nimm es ganz ein. Lass es weit sein, damit ich meine Mitmenschen immer mehr so liebe, wie du sie liebst. Hilf du mir, ganz bei Sinnen zu sein, dass ich dich erleben und deinen Willen tun kann. Amen 5