Hygiene aktuell. Inhalt. Star Wissen. Einblick. Kompetenz. Praxis. Sterillium. Erreger sicher auf Distanz halten. Mehr Sicherheit im OP

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Transkript:

Hygiene aktuell

Hygiene aktuell Inhalt Star 2016 Sterillium Wissen Erreger sicher auf Distanz halten Einblick Mehr Sicherheit im OP Kompetenz Wirksame Barriere gegen Keime Praxis Was ist die richtige Einwirkzeit bei der Flächendesinfektion?

Star 2016: Sterillium STAR 2016 Ausgezeichnet mit dem vom Verlag Deutsche Standards verliehenen Siegel «Marke des Jahrhunderts»* gilt Sterillium dank etlicher Alleinstellungsmerkmale heute als Synonym für Händedesinfektion und ist unumstrittener Standard in seinem Segment. Neben Marken wie Haribo, Tempo oder Tesa gehört Sterillium damit zum exklusiven Kreis der Leitmarken und vermittelt in einzigartiger Weise Qualität, Leistung und Kompetenz. * Ausgewählt im publizierten Markenkompendium «Marken des Jahrhunderts Stars 2016» vom Verlag Deutsche Standards Editionen, www.deutschestandards.de. IVF HARTMANN AG, CH-8212 Neuhausen www.ivf.hartmann.info

WISSEN Erreger sicher auf Distanz halten Lungenentzündungen, Darminfektionen, Influenza und Tuberkulose gehören zu den häufigsten erregerbedingten Erkrankungen in Krankenhäusern. Um bei der Versorgung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten einer Infektion vorzubeugen, sind zusätzlich zur Basishygiene spezielle Maßnahmen notwendig. Eine zentrale Rolle spielt dabei u. a. die räumliche Unterbringung der Patienten. Was im Hinblick auf Isolierzimmer und Isolierstationen zu berücksichtigen ist, erläutert die KRINKO in ihrer neuen Empfehlung [1]. Patienten, Personal und Besucher vor übertragbaren Infektionskrankheiten schützen das ist das zentrale Ziel der KRINKO-Empfehlung Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten. Mit ihrer 20- seitigen Empfehlung hat die KRINKO erstmals einen Leitfaden zu Hygienemaßnahmen veröffentlicht, die bei der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten erforderlich sind. Neben einer kompakten Zusammenfassung der Basishygiene findet sich dort auch eine umfangreiche Darstellung der erweiterten, über die Basishygiene hinausgehenden Schutzmaßnahmen. Diese erweiterten Vorkehrungen zur Prävention leiten sich aus der Risikoanalyse ab. Laut Empfehlung sind bei der Risikoanalyse und der Ableitung der notwendigen Maßnahmen folgende vier Faktoren entscheidend: 1. der Übertragungsweg 2. die Impfmöglichkeit und das Gefährdungspotenzial für Risikogruppen 3. die persönliche Schutzausrüstung sowie 4. die räumliche Unterbringung Dementsprechend haben diese Räume mehrere Kriterien zu erfüllen. Grundsätzlich gilt: Isolierzimmer bzw. Isolierzimmer mit Vorraum sollten zur Einzelunterbringung genutzt werden können. Dazu gehört ein eigenes Bad mit direktem Zugang vom Patientenzimmer und einer Toilette mit Händedesinfektionsmittel-Spendern. Außerdem sollte das Isolierzimmer über einen ausreichend großen Eingangsbereich verfügen, sodass Schutzkleidung abgelegt und vor Verlassen des Zimmers ohne Kontaminationsgefahr entsorgt werden kann. Ein Isolierzimmer mit zusätzlichem Vorraum ermöglicht eine konsequente Trennung zwischen dem kontaminierten Patientenzimmer und dem nicht kontaminierten Außenbereich. Um seine Funktion als Trennungszone zu erfüllen, sollte der Vorraum jedoch groß genug für eine Trennung in eine reine und eine unreine Seite sein (siehe Abb. 1). Die KRINKO rät, Patienten mit Masern, Windpocken oder multiresistenter Tuberkulose vorzugsweise in solchen Isolierzimmern mit Vorräumen unterzubringen. Abb. 1: Isolierzimmer mit Vorraum Dabei rückt u. a. vor dem Hintergrund des wachsenden Anteils der mit multiresistenten Erregern besiedelten Patienten die räumliche Unterbringung zunehmend in den Fokus. Patient Anforderungen an Isolierzimmer Oftmals reicht eine Standardunterbringung nicht aus, um einer Übertragung von ansteckenden Infektionen vorzubeugen. Vielmehr bedarf es einer isolierten Unterbringung der Patienten in speziell für diese Fälle vorgesehenen Räumlichkeiten. Denn eine wichtige Regel des Infektionsschutzes besteht darin, stets eine Distanz zwischen potenziell infektiösen und infektionsgefährdeten Personen herzustellen. Vorraum unreine Seite reine Seite Nasszelle/Entsorgung 4

WISSEN Einzeln oder gemeinsam Abhängig von der Erkrankung und dem Zustand des Patienten ist entweder eine Einzelunterbringung erforderlich oder aber eine gemeinsame Isolierung mehrerer Patienten (Kohortenisolierung) möglich. einen zuverlässigen Infektionsschutz sicherzustellen, sollten die Stationen neben Isolierzimmern auch über eine Reihe weiterer Räume wie z. B. einen reinen und einen unreinen Pflege-Arbeitsraum verfügen. Eine Einzelunterbringung ist demnach vorzunehmen: - bei möglicher Übertragung des Erregers über Tröpfchen und Partikel aus der Luft - bei speziellen Krankheiten oder Krankheitsphasen, z. B. profusen Durchfällen - bei schwierig zu überprüfenden Übertragungswegen, z. B. Ektoparasiten - bei Patienten, denen es nicht möglich ist, der Basishygiene nachzukommen Weisen mehreren Patienten den gleichen Erreger auf, kann eine Kohortenisolierung durchgeführt werden. In diesen Fällen sollten jedoch keine einschränkenden Bedingungen wie z. B. Immunsuppression oder die Möglichkeit einer Superinfektion vorliegen. Stationen zur Isolierung Behandeln bestimmte Fachdisziplinen in Krankenhäusern häufig kontagiöse Patienten, bietet sich die Einrichtung von Stationen mit mehreren Isolierzimmern an. Um reibungslose Arbeitsabläufe und damit Quelle: 1. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut, Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten, Bundesgesundheitsbl 2015 58:1151 1170.

EINBLICK Mehr Sicherheit im OP durch eingespielte Teams und optimierte Abläufe Die WHO widmete den diesjährigen Welthändehygienetag am 5.5. dem besseren Infektionsschutz bei chirurgischen Eingriffen. In DESINFACTS schildert Dr. Nils Farhan, Arzt am Zentrum für Orthopädische Chirurgie (ZOC) des Hamburger Tabea Krankenhauses, wie er aus Sicht des Chirurgen die Hygienesicherheit von Eingriffen wahrnimmt und welche Sicherheitskultur seine Klinik etabliert hat. In Umfragen geben Patienten an, dass sie im Krankenhaus mehr Angst vor Infektionen als vor Behandlungsfehlern haben. Ist diese Entwicklung schon in Ihren Patientengesprächen angekommen? Ja, diese Fragen kommen immer häufiger vor. Wir können unsere Patienten aber dahingehend beruhigen, als dass wir ein anderes Keimspektrum haben als andere Häuser. Kliniken, die beispielsweise mit einer Notfallabteilung arbeiten oder große darmchirurgische Eingriffe vornehmen, haben naturgemäß aufgrund der dort vorhandenen Keime ein anderes Risikoprofil. Welche chirurgischen Eingriffe werden bei Ihnen durchgeführt und wie bewerten Sie deren Infektionsrisiko? Wir haben im Tabea Krankenhaus das Zentrum für Venen- und Dermato-Chirurgie und das Zentrum für Orthopädische Chirurgie und führen hier überwiegend dermato-chirurgische Eingriffe sowie elektive orthopädische Eingriffe aller großen Gelenke durch. Bei den oberflächlichen Hautoperationen besteht per se ein geringeres Infektionsrisiko. Die elektiven Gelenkeingriffe, etwa bei der Endoprothetik oder der Wirbelsäulenchirurgie sind operationsbedingt natürlich tendenziell mit einem höheren Risiko verbunden. Deshalb stellen wir dort auch besondere Ansprüche an die Erfahrung und technische Durchführung. Sie haben eine geringe Infektionsrate in Ihrer Klinik. Welche Präventionsmaßnahmen haben Sie etabliert? Bei komplexen Eingriffen wird präoperativ immer ein entsprechendes Laborscreening durchgeführt. Eine häufige Infektionsquelle stellen ja die körpereigenen Keime des Patienten dar, sodass hier präoperativ ein Status erhoben werden muss. Unklare Infektparameter werden sowohl dentistisch als auch internistisch eingehend abgeklärt unsere Grenzwerte sind da sehr niedrig. Da wir eine große Anzahl geplanter Eingriffe haben, können wir auch ein risikoadaptiertes MRSA- Screening durchführen und bei positivem Befund eine Eradikationstherapie. Damit haben wir schon wesentliche Infektionsrisiken erfasst.

EINBLICK Wie sorgen Sie und Ihr Team direkt im OP für mehr Sicherheit? Ganz wichtig sind optimierte OP-Abläufe, die sich aus einer Spezialisierung ergeben, und ein eingespieltes Team. Denn dadurch kann die OP-Zeit wesentlich verkürzt werden. Daraus resultiert eine deutliche Senkung des Infektionsrisikos gerade bei komplexen Eingriffen. Wir arbeiten nur mit erfahrenem Stammpersonal, das nicht nur die Abläufe perfekt beherrscht, sondern auch unseren Hygieneplan kennt und umsetzt. Was gehört für Sie zu einer Sicherheitskultur unbedingt dazu? Dr. Nils Farhan arbeitet als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Zentrum für Orthopädische Chirurgie (ZOC) der Tabea Klinik, Hamburg. Das spezialisierte ZOC führt in seinen zwei Abteilungen Endoprothetik und Gelenkchirurgie sowie Wirbelsäulenund Neurochirurgie jährlich mehr als 2.200 Eingriffe durch und wurde mehrmals ausgezeichnet. Dr. Farhans Steckenpferd ist die Sporttraumatologie. In seiner Freizeit kümmert er sich als Mannschaftsarzt um die Bundesliga-Damenhockeymannschaft des Hamburger Club an der Alster. Die Unterstützung der Klinikleitung ist natürlich unabdingbar. Bei uns werden alle Mitarbeiter regelmäßig geschult und zudem wird beobachtet, wie die Hygiene im klinischen Alltag umgesetzt wird und die Mitarbeiter erhalten ein entsprechendes Feedback. Zu unserer Kultur gehört auch, dass man einen offenen Umgang pflegt und sich gegenseitig anspricht, wenn einem bei dem Kollegen etwas auffällt.

KOMPETENZ Flächendesinfektion: Wirksame Barrieren gegen Keime Je höher die Hürden für Keime liegen, umso sicherer sind Patienten vor nosokomialen Infektionen geschützt. Wesentlicher Teil eines Multibarrierensystems zum Schutz von Patienten und Personal ist die Flächendesinfektion. Die neue Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) fasst die wichtigsten Punkte zur Flächenhygiene kompakt zusammen [1]. Moderne Convenience-Lösungen tragen dazu bei, die wesentlichen Anforderungen der Leitlinie umzusetzen. Zeit bringt Rat im übertragenen Sinne gilt das auch für die Flächenhygiene. Als im Jahr 2004 die KRINKO- Empfehlung zur Flächendesinfektion erschien [2], war es für Gesundheitseinrichtungen vielfach schwierig, mit den damals verfügbaren Produkten die hohen Anforderungen zu erfüllen. Heute, mehr als zehn Jahre später, sind die Ansprüche an die Flächenhygiene unverändert hoch. Das zeigt die aktuell erschienene AWMF-S1-Leitlinie Hygienische Anforderungen an Hausreinigung und Flächendesinfektion [1]. Die AWMF bestätigt darin die Fakten der KRINKO-Empfehlung. Allerdings ist in der Zwischenzeit die richtige Umsetzung der Flächendesinfektion dank moderner Produktlösungen deutlich einfacher geworden. Für den Arbeitsalltag von Mitarbeitern in Krankenhäusern und Pflegeheimen bedeutet das eine spürbare Entlastung. Insbesondere vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren an anderen Stellen kontinuierlich gestiegenen Arbeitsdichte. Auch die Einrichtungen insgesamt profitieren von den effizient einsetzbaren Flächendesinfektionsmitteln. Unterstützen sie doch bei einem rationellen Einsatz von wertvollen Ressourcen wie z. B. Wasser und Energie. Als besonders praktisch haben sich dabei Convenience-Produkte erwiesen, allen voran vorgetränkte Einmaltücher. Mit ihren benutzerfreundlichen Eigenschaften helfen sie, Anwendungsfehler zu vermeiden und damit Hygienerisiken größtmöglich zu minimieren. All das sind Aspekte, die auch in der neuen AWMF-Leitlinie zur Flächendesinfektion im Fokus stehen. Quellen: 1. Hygienische Anforderungen an Hausreinigung und Flächendesinfektion. Empfehlung des Arbeitskreises Krankenhaus- und Praxishygiene der AWMF. AWMF-Register Nr. 029/030. S1-Leitlinie. Hyg Med 2015; 40 (10): 418-421. 2. Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI). Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2004. 47:51 61. Das HARTMANN-Sortiment an gebrauchsfertigen Einmaltüchern trägt dazu bei, zentrale Anforderungen der AWMF sicher umzusetzen. Dosierung Die vorgetränkten HARTMANN-Desinfektionstücher enthalten eine exakt definierte Menge an Wirkstoff-Lösung. Keime werden sicher inaktiviert und eine Selektion von Mikroorganismen vermieden. Eine Entwicklung von Desinfektionsmitteltoleranzen bzw. -resistenzen wird verhindert. Standzeiten Im Unterschied zu offen stehenden Desinfektionslösungen, die zumeist maximal 24 Stunden lang verwendet werden dürfen, sind gebrauchsfertige Desinfektionstücher in Readyto-use-Systemen, wie z. B. in Flowpacks, nach Anbruch bis zu drei Monate verwendbar. Vorbereitungszeit für Dosierungs-Berechnungen und das Ansetzen von Desinfektionsmittel-Lösungen wird eingespart. Hochrisikobereiche Vorgetränkte Tücher werden einmalig verwendet und anschließend verworfen. Eine Aufbereitung entfällt, und damit eignen sich die Tücher für Bereiche mit besonderen Infektionsrisiken, wie Intensivtheraphie, Hämatoonkologie, Neonatologie und Verbrennungsstationen.

KOMPETENZ Keimverschleppungen vorbeugen Während Feuchtwischbezüge nach der Anwendung eine thermische bzw. chemothermische Aufbereitung erfordern, können Einmaltücher nach ihrem Einsatz einfach entsorgt werden. Eine Gefahr der Keimvermehrung und -verschleppung entfällt. Benetzung Die HARTMANN-Einmaltücher ermöglichen mit ihrer Tuchqualität aus hochwertigem Vlies eine sehr gute Wirkstoffabgabe. Die zu desinfizierende Oberfläche wird mit einer ausreichenden Menge an Desinfektionsmittel abgewischt und benetzt. Lesen Sie auch Studien-Abstracts zum Einsatz vorgetränkter Desinfektionstücher unter www.bodescience-center.de im Bereich SCIENCE: Schweins M. et al. Einflussfaktoren auf die Flächenleistung wirkstoffgetränkter Einmal-Wischtücher zur Reinigung und Desinfektion im medizinischen Bereich. Hygiene & Medizin 4/2015; 144-149. Wiemken T. et al. Der Nutzen vorgetränkter Einmaltücher zur Flächendesinfektion: Compliance, Arbeitsaufwand und Kosten. American Journal of Infection Control 2014; 42(3): 329-30. Kranabetter R. et al. Kosten-Nutzen- Analyse für den Einsatz von Einwegversus Mehrwegtüchern für die Flächendesinfektion. Hygiene & Medizin 2008; 33 [10]: 417 421. Desinfektion großer Flächen Übrigens: Aufgrund des geringen Alkoholgehaltes von 30 % in Bacillol 30 Tissues gilt die Angabe der TRGS 525 nicht, dass die ausgebrachte Gesamtmenge pro Raum nicht mehr als 50 ml je m 2 Raumgrundfläche betragen darf. Daher sind die Bacillol 30 Tissues auch für die Desinfektion großer Flächen geeignet.

PRAXIS Was ist die richtige Einwirkzeit bei der Flächendesinfektion? Das Einhalten der Einwirkzeit spielt eine wichtige Rolle für die sichere Desinfektion von Flächen. Anwender sind jedoch mitunter irritiert, dass der Verbund für Angewandte Hygiene e. V. (VAH) in seiner Liste deutlich längere Einwirkzeiten empfiehlt als die Hersteller in ihren Produktblättern. Das wirft in der Praxis vielfach die Frage auf, welche Empfehlung denn nun zu befolgen ist. Der korrekte Einsatz von Flächen-Desinfektionsmitteln erfordert von den Anwendern in Gesundheitseinrichtungen ein umfassendes Know-how. Gilt es doch, eine Reihe von Faktoren darunter Wirkspektrum, Konzentration, Materialverträglichkeit, Listung und auch die erforderlichen Einwirkzeiten zu berücksichtigen. Gerade letzterer Aspekt, nämlich die richtige Einwirkzeit, ist für Anwender aber manchmal nicht eindeutig auszumachen, da die Empfehlungen von VAH und Hersteller erheblich voneinander abweichen können. 30 Sekunden vs. 5 Minuten Am Beispiel des alkoholischen Schnell-Desinfektionsmittels Bacillol AF werden die unterschiedlichen Empfehlungen zur Einwirkzeit und deren Hintergrund ersichtlich. So bestätigen neutrale Gutachten eine Wirksamkeit von Bacillol AF nach 30 Sekunden gemäß Standardmethoden der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e. V. (DGHM). Dementsprechend wird diese Einwirkzeit von Bacillol AF auch im Produktblatt aufgeführt. In der VAH-Liste ist das Präparat dagegen mit einer Einwirkzeit von 5 Minuten eingetragen. Der Grund hierfür: 5 Minuten sind der niedrigste Wert, den der VAH als Einwirkzeit prüft und daher listet. Selbst wenn die Produkte nachweislich schneller wirken, beträgt die niedrigste Einwirkzeit gemäß VAH deswegen immer 5 Minuten. Für Anwender bedeutet das in der Praxis: Sie dürfen Bacillol AF gemäß gesetzlichen Vorschriften zur Flächendesinfektion in Gesundheitseinrichtungen einsetzen, da es VAH-gelistet ist. Im Hinblick auf die Einwirkzeiten können sie sich dabei an den gutachterlich bestätigten kürzeren Einwirkzeiten entsprechend den Produktblatt-Angaben orientieren. 30 Sek. 5Min. Bildnachweise: Titel: istockphoto; S. 2/3/5: Marco Grundt Fotografie; S. 6 istockphoto; S. 10: Claudia Becker, St. Nikolaus- Stiftshospital Andernach; S. 12: Eva Redon, Krankenhaus Mollet del Vallès, Spanien; S. 13: PAUL HARTMANN AG; S. 14: Marco Grundt Fotografie; S. 15: PAUL HARTMANN AG; S. 16: istockphoto/beling Grafikdesign; S. 17: Dr. Nils Farhan, Tabea Klinik, Hamburg; S. 19: Marco Grundt Fotografie Wir forschen für den Infektionsschutz. www.bode-science-center.de