University of Zurich. Keramik in der Zahnerhaltung - unter dem Aspekt der CAD/CAM Technik. Zurich Open Repository and Archive. Mörmann, W H; Attin, T

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Transkript:

University of Zurich Zurich Open Repository and Archive Winterthurerstr. 190 CH-8057 Zurich http://www.zora.uzh.ch Year: 2008 Keramik in der Zahnerhaltung - unter dem Aspekt der CAD/CAM Technik Mörmann, W H; Attin, T Mörmann, W H; Attin, T (2008). Keramik in der Zahnerhaltung - unter dem Aspekt der CAD/CAM Technik. Zahnärzteblatt Baden-Württemberg, (2):30-35. Postprint available at: http://www.zora.uzh.ch Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich. http://www.zora.uzh.ch Originally published at: Zahnärzteblatt Baden-Württemberg 2008, (2):30-35.

Keramik in der Zahnerhaltung - unter dem Aspekt der CAD/CAM Technik Abstract Die Anwendung von Keramik in der zahnerhaltenden Therapie ist seit 1862 in Form von gebrannten Porzellaninlays bekannt. CAD/CAM (Computer Aided Design/Computer Aided Machining) bezeichnet die moderne, computerunterstützte Fertigung. Das erste CAD/CAM-Keramikinlay wurde am 19. September 1985 und die ersten CAD/-CAM Veneers im September 1986 an der Universität Zürich bei Patienten eingesetzt. Adhäsive CAD/CAM-Keramikinlays und -Veneers haben sich seither in Langzeitstudien bewährt.

Keramische CAD/CAM Restaurationen Keramik in der Zahnerhaltung - unter dem Aspekt der CAD /CAM Technik Werner H. Mörmann und Thomas Attin Die Anwendung von Keramik in der zahnerhaltenden Therapie ist seit 1862 in Form von gebrannten Porzellaninlays bekannt. "CAD/CAM (Computer Aided Design/ Computer Aided Machining) bezeichnet die moderne, computerunterstützte Fertigung. Das erste CAD/CAM-Keramikinlay wurde am 19. September 1985 und die ersten CAD/- CAM Veneers im September 1986 an der Universität Zürich bei Patienten eingesetzt. Adhäsive CAD/CAM- Keramikinlays und -Veneers haben sich seither in Langzeitstudien bewährt. Die erste und immer noch einzige im Bereich der Zahnerhaltung einsatzfähige CAD/CAM Technik ist die Cerec Methode nach Mörmann und Brandestini (1989). Sie zielt speziell auf die direkte Anwendung von Keramikeinlagefüllungen in der Praxis durch den Zahnarzt als Alternative für die plastische Fülltechnik mit Amalgam und Komposit. Das Legen einer direkten Füllung ist die Domäne des Zahnarztes während keramische Werkstücke traditionell vom Zahntechniker hergestellt werden. Heute ermöglicht die CAD/CAM Technologie die direkte Fertigung von keramischen Werkstücken durch den Zahnarzt in der Praxis ( in office ) bzw. direkt am Patientenstuhl ( chairside ). Die chairside CAD/CAM-Geräte, sind nach mehr als 20 Jahren Weiterentwicklung seit Cerec 1 (1985) in Bedienung, Funktion und Präzision ausgereift (Cerec 3, MC XL, Sirona Bensheim). Die 'biogenerische' Software nach Mehl und Blanz (2006) generiert in Sekunden die zum präparierten Zahn indi- 1

viduell passende, natürliche Kauflächenund Höckergestalt unter Berücksichtigung des Antagonisten. Die computergestützte Formschleiftechnik arbeitet die keramische Restauration in wenigen Minuten präzise passend aus, damit sie direkt eingesetzt werden kann. Das klinische Konzept Die Cerec Technik verarbeitet ästhetische (silikatische) Block-Keramiken mit einer Biegefestigkeit von weniger als 200 MPa wie z.b. Vita Mark II (Vita Zahnfabrik, Bad Säckingen, D) oder EmpressCAD (Ivoclar Vivadent, Schaan, FL). Diese Keramiken sind bezüglich ihrer Festigkeit, Farbe und Transluzenz dem Zahnschmelz ähnlich. Adhäsiv befestigt, ahmen diese Keramiken das Vorbild des natürlichen Zahnes als biomimetische Restauration nach, indem sie das Dentin mit einer abrasionsbeständigen Schicht dauerhaft schützen (Abbildung 1 a und b). Um den Kaubelastungen auf Dauer zu widerstehen, muss die ästhetische Keramik an Zahnschmelz und Dentin adhäsiv befestigt werden. a b Abbildung 1. Klinisches Konzept der adhäsiv befestigten keramischen Restauration: a) Nachahmung des Zahnschmelzes (links) mit CAD/CAM-gefertigter ästhetischer Keramik (rechts); b) adhäsives Einsetzen eines CAD/CAM Keramikinlays. Das Technische Konzept Kern des technischen Konzeptes ist die räumlich metrische Erfassung der Kavität direkt im Mund, der sogenannte "optische Abdruck" mit einer opto-elektronischen, dreidimensional messenden Kamera (Abbildung 2a) und der sofortigen Weiterverarbeitung der digitalen Daten nach dem 2

technische Konzept des Cerec-Systems nach Mörmann und Brandestini (Abbildung 2b). Was zunächst unrealistisch schien, ist heute Alltag für viele tausend Zahnärzte weltweit, die ein solches "chairside CAD/CAM-System" im Bereich der Zahnerhaltung für die Herstellung von Einlagefüllungen, Teilkronen und Frontzahn- Schalenverblendungen (Veneers) benützen. a b Abbildung 2. a) Cerec 3 Kamera mit desinfizierbarem Prismenrohr und Aufnahmefenster; b) Das technische Konzept des Cerec-Systems nach Mörmann und Brandestini (1980). Substanzsparende Inlay Präparation Die Präparation für Inlays erfolgt defektorientiert, kastenförmig (Abbildung 3). Eine mechanische Retentionsform ist wegen der adhäsiven Befestigung nicht zwingend. Die Kavitätenwände folgen der gemeinsamen Einschubachse der nach okklusal offenen Form. Dadurch sind alle Präparationsränder und die approximalen Nachbarzahnflächen aus dem Blickwinkel der Einschubachse von okklusal für die Kamera vollständig sichtbar und werden mit einer einzigen Aufnahme erfasst. Die Kamera wird während der Aufnahme abgestützt und kann so mit Ruhe auf die Einschubachse eingestellt werden. Wie bei einer Laborarbeit ist auf saubere Präparation zu achten. Für die Präparation werden am Kopf gerundete Zylinderdiamanten mit ca. 108 µm Korngrösse verwendet, womit gerundete Übergänge der Innenwinkel entstehen. Pulpoaxiale Kanten werden zusätzlich gerundet. Die okklusalen Kastenwände können substanzsparend mit senkrechten (Abbildung 3a) oder sogar untersichgehenden (Abbildung 3b) Wänden gestaltet werden, 3

der optische Abdruck blockt diese Partien automatisch aus. Dadurch müssen beim Austausch von Amalgamfüllungen, die okklusalen Wände nicht mit Substanzverlust nach okklusal divergierend umpräpariert werden. Dies ermöglicht auch einen akzentuierten okklusalen Winkel zwischen Kavität und Höckerabhang. Der Kavitäten- Oberflächenwinkel soll nicht grösser sein als 135, um die klare Kennzeichnung des Randes zu erhalten. Es werden an keiner Stelle des Randes Abschrägungen angebracht. Die proximal-lateralen Wände werden nur leicht (ca. 4 ) gegen okklusal geöffnet, um Substanzverlust zu vermeiden. Bei mehr als zweiflächigen Kavitäten ist auf die Vermeidung von Unterschnitten zwischen den mesialen und distalen proximo-lateralen Wänden zu achten. Sämtliche Aussenwinkel werden in Schmelz und Dentin scharfkantig mit einem Finierdiamanten (25 µm, z.b. ISO No. 314172, Intensiv, Grancia, Schweiz) oder proximolateral mit diamantierten Cavishape Feilen (25 µm, z.b. CS125, Intensiv) finiert. Diese Feilen werden mit dem KaVo-Kopf 61 LRG oder dem KaVo Winkelstück Intracompact 2061 CHC verwendet und erzeugen gleichmässig glatte proximolaterale Wände. Okklusal und lateral zum Rand dünn auslaufende Inlaypartien sind zu vermeiden. Die klare Gestaltung der Kavität erlaubt eine präzise dreidimensionale Vermessung mit der Mundkamera und gestattet eine feha b Abbildung 3. a) Erstversorgung mit substanzschonend parallelen Wänden okklusal und approximal; b) Aufnahmerichtung der Kamera. 4

lerfreie, praktisch vollautomatische Konstruktion sowie die materialgerechte Gestaltung der keramischen Werkstücke. Automatische Inlaykonstruktion Die in allen technischen Geräten heute anzutreffenden extremen Fortschritte der Benützersoftware erlaubten im Bereich der Zahnerhaltung die exakt metrisch vergrösserte, voll dreidimensionale Darstellung der Präparation und der okklusalen Morphologie auf dem Bildschirm in hoher Qualität (Abbildung 4). Die 3D Konstruktionssoftware benötigt als Konstruktionseingabe für die Inlaykonstruktion nur die Eingabe des Präparationsrandes (Abbildung 4b). Dazu setzt man mit dem Cursor an einer beliebigen Stelle auf dem Präparationsrand einen Anfangspunkt und führt diesen dann zirkulär entlang dem Präparationsrand, bis der Ausgangspunkt wieder erreicht ist. Die Linie muss nicht exakt auf den Rand gezeichnet werden, die genaue Findung des richtigen Verlaufes übernimmt der Computer. a b Abbildung 4. Automatisch vom System konstruiertes okklusales Inlay mit bukkaler Extension (Cerec 3D, Sirona); a) mit aufgewachster Standard-Datenbank; b) mit biogenerischer okklusaler Morphologie. Es genügt deshalb, die Linie lediglich in der Nähe des Präparationsrandes zu führen, die blaue Randlinie in Abbildung 4b wird von der Softtware automatisch richtig auf den Rand gelegt. Nach vollendeter Randeingabe gibt man dem System mit 5

einem Mausklick auf das Weiter -Feld die Anweisung, jetzt die Restauration zu konstruieren. Der Computer führt dies dann innerhalb von Sekunden aus. Die Gestaltung der Kaufläche wird von dem in die Cerec Software integrierten biogenerischen Morphologiesystem übernommen (Abbildung 4b). Diese Kauflächengestaltung hat zunächst keine Information in Bezug auf den Antagonisten. Kleinere Inlays können ohne Bissregistrierung konstruiert werden. Auf jeden Fall müssen die Okklusalkontakte sorgfältig geprüft und Vorkontakte eingeschliffen werden. Die völlig homogene ästhetische Blockkeramik lässt sich nach Schleifkorrekturen auf perfekten Hochglanz polieren, was bei gebrannter Keramik zum Freilegen von Porositäten führen kann. Onlay, Overlay, Teilkrone Ein grosser Nutzen der direkten Fertigung von keramischen CAD/CAM Restaurationen sowohl für den Patienten als auch für den Behandler liegt in der Therapie mit defektorientierten Teilkronen (Abbildung 5). a b Abbildung 5. Zahnerhaltung mit defektorientierter CAD/CAM-Keramikteilkrone: a) Fissurenkaries, Unterminierung der Höcker, noch intakte Okklosalmorphologie; b) defektorientierte Cerec Teilkrone mit kopierter natürlicher Okklusalmorphologie Vita Mk II Keramik in situ poliert. Onlays und Overlays können unter dem Begriff Teilkrone zusammengefasst 6

werden. Adhäsive Teilkronen sind im Seitenzahngebiet indiziert bei grösseren okklusalen, approximalen, vestibulären, lingualen, palatinalen Zahnhartsubstanzdefekten mit nicht genügend unterstützten Wänden im Höckerbereich, sowie zur Okklusionstherapie (Bisshebung etc.). Wegen der defektbezogenen, mechanisch nicht notwendigerweise retentiven Präparation, liegt ab der Beteiligung eines Höckers mit Überdeckung der Höckerspitze und vollständigen inneren Höckerabhängen eine Teilkrone vor. Die Präparation soll okklusal eine Mindestdicke der Keramik von 1,5 mm gewährleisten. Dies kann eingehalten werden, weil das Dentin anstelle einer Unterfüllng im Zuge der adhäsiven Befestigung lediglich mit Bonding versiegelt wird. Höckerüberdeckungen mit Keramik benötigen eine Stärke von 2,0 mm (Abbildung 6). 2,0 mm a 0,8 mm 1,5 mm b Abbildung 6. a) Teilkrone mit Mindeststärken der Keramik lateral, im Höcker- und im Fissurenbereich, b) defektorientierte Teilkrone mit Überdeckung des mesiobukkalen Höckers. Die Teilkrone ist als Alternative zur Vollkrone in Bezug auf die Erhaltung noch gesunder Zahnhartsubstanz vorteilhaft und in bestem Sinne Zahn erhaltend. Die CAD/CAM Herstellung bringt bei dieser Indikation eindeutige Zeit- und Qualitätsvorteile im Vergleich zum Aufbau einer Teilkrone mit Komposit. Viele Patienten bevorzugen die maximale Erhaltung ihrer Zahnhartsubstanz. Dies ist speziell aufgrund der Anwendung der adhäsiven Befestigung möglich. Der adhäsive Verbund 7

schient und verstärkt sowohl den Zahn als auch die keramischen Restauration. Aus diesem Grunde müssen auch keine zusätzlichen Retentionsformen in gesunder Zahnhartsubstanz mit aufwändiger Präparation geschaffen werden. Diese kann sich auf den kariösen oder traumatisch bedingten Defekt beschränken. Biogenerische Okklusalmorphologie Zur Erschaffung des biogenerischen Morphologie System s vermassen die beiden Forscher A. Mehl und V. Blanz für jeden Seitenzahntyp die Okklusalmorphologien mehrerer hundert jugendlicher, defektfreier Zähne dreidimensional mit einem optischen Scanner und legen die Daten in einem in einem Speicher ab. Dazu wurde eine Software entwickelt, die es erlaubt, für jeden Zahntyp, z.b. einen linken oberen ersten Molaren wie in Abbildung 7 eine Vielzahl von morphologischen Kennzeichen zu charakterisieren. Aus der Vielfalt der kleinen Abweichungen der okklusal vermessenen Zähne lassen sich die für einen Zahntyp konstanten Kennzeichen identifizieren. a b Abbildung 7. Automatisch vom System konstruierte Teilkrone mit drei Höckern (Cerec 3D, Sirona); a) mit aufgewachster Standard-Datenbank Morphologie; b) mit biogenerischer okklusaler Morphologie. Wenn es wie in Abbildung 7 gilt, die digitalen Daten des dreidimensionalen Modells eines präparierten Zahnes morphologisch zu ergänzen, so findet das biogenerische Morphologiesystem innerhalb von Sekunden, die natürlich passende 8

Restkaufläche. Dies funktioniert bis zum Ersatz von drei Höckern ausgezeichnet. Falls noch weniger Okklusionsfläche erhalten ist, kann ergänzende Information aus dem Gegenbiss entnommen werden. In Zukunft wird es möglich sein, auch die gesamte natürliche Kaufläche in dieser Art zu rekonstruieren. Okklusionsregistrat und Kontakte Um die antagonistische Kontaktbeziehung zu berücksichtigen, wird ein zentrisches Bissregistrat oder ein Funktionsregistrat mit Hilfe einer geeigneten plastischen Masse gefertigt. Die Masse wird am besten in situ getrimmt, um Überschussmaterial auf den Nachbarzähnen zu entfernen. Danach wird vom präparierten Zahn mit der Bissregistrierung in situ ein optischer Abdruck mit der Kamera genommen. Damit steht das Bissregistrat als digitale Information für die Konstruktion zur Verfügung (Abbildung 8a). Sobald ein Höcker rekonstruiert werden muss, erleichtert das a b Abbildung 8. a) Teilkrone mit zentrischem Registrat des Antagonisten; Rechts: Arbeitsfenster zum Aufrufen der Standardansichten, Trim = das getrimmte Modell zeigen; Contact = Approximalkontakt anzeigen; Antagonist = Bissregistrat einblenden. b) Beispiel der Kontaktsituation auf einer Vollkrone nach Bissregistrierung. Die Kontaktstärke wird farbkodiert dargestellt. Sie kann im Voraus gewählt und manuell modifiziert werden. Bissregistrat die Konstruktion. Der zusätzliche Aufwand für die Erstellung des Bissregistrates mit optischem Abdruck wird durch die Einsparung von Einschleifmassnahmen kompensiert. Studien zeigen, dass die Kontakte mit zuverlässiger 9

Präzision klinisch umgesetzt werden können. Im Allgemeinen genügt der zentrische Biss mit geringen Einschleifmassnahmen zur Erzielung einer harmonischen Kontaktsituation (Abbildung 8b) und Artikulation. Im Einzelfall kann sich die funktionelle (FGP) Registrierung aufdrängen. Das automatische Formschleifen Untersuchungen der Schleifgeschwindigkeit in unseren Labors zeigten, dass ein komplexes mesio-okkluso-distales Inlay mit bukkaler Extension in weniger als 10 Minuten im Normalgang mit dem Cerec MC XL Gerät formgeschliffen werden kann. Die Abbildung 9 zeigt einen Blick in die Schleifkammer dieses Gerätes. Im wählbaren Schnellgang ermässigte sich die Schleifzeit bei Verwendung von Vita Mark II Keramik auf unter 7 Minuten. Bei Verwendung des Schnellganges muss allerdings eine reduzierte Standzeit der Schleifinstrumente in Kauf genommen werden, d.h. das Express-Formschleifen beansprucht die Schleifwerkzeuge stärker als beim Normalschleifen und ist damit kostenintensiver. Abbildung 9. Schleifkammer einer Cerec MC XL Formschleifeinheit mit Schlussbearbeitung eines Inlays aus ästhetischer Blockkeramik. Die insgesamt ca. 30-50% gegenüber dem Standard Cerec 3 Schleifgerät verringerte Schleifzeit hat keine negative Auswirkung auf die Festigkeit der Keramik. Im Gegenteil waren die Biegefestig- 10

keitswerte von Vita Mark II Keramik beim Schleifen mit Cerec MC XL signifikant verbessert. Dies dürfte auf die spezielle Schleifsteuerung und die insgesamt grössere Robustheit dieser Formschleifmaschine gegenüber der Standardeinheit zurückzuführen sein. Sofortige Dentinversiegelung Mehr-Schritt Adhäsivsysteme erzielen durchwegs die verlässlichsten Resultate in Bezug auf die Haftung an Schmelz und Dentin. Dies besonders, wenn das Dentin sofort versiegelt wird ( Immediate Dentin Sealing IDS). Dem oben erwähnten klinischen Konzept der Cerec Methode entspricht es, dass keine Unterfüllung gelegt wird. Die Dentinversiegelung sofort nach Präparation und optischem Abdruck ersetzt die Unterfüllung. Seit 1993 wenden wir die sofortige vollständige Versiegelung von Schmelz und Dentin bei allen keramischen CAD/CAM Restaurationen an. Dies ist möglich, weil die Keramik sowohl den gleichen Wärmeausdehnungskoeffizienten als auch eine ähnliche Wärmeleitung aufweist wie der natürliche Zahn. Die fehlende Zahnhartsubstanz kann deshalb voll durch die Keramik ersetzt werden, die direkt auf das versiegelte Dentin und auch Schmelz aufpolymerisiert wird. Dadurch wird es bei Substanz sparender Präparation einerseits möglich, die für die Keramik erforderlichen Mindeststärken problemlos einzuhalten, andererseits können grössere kariöse Defekte ohne Aufbau durch kompensierende Keramikpartien ausgeglichen werden. Die Ätzung der drei beteiligten unterschiedlichen Oberflächen, Schmelz, Dentin und Keramik erfolgt mit Säure (Abbildung 10). Der Begriff Total etch bezieht sich auf das gleichzeitige Ätzen von Schmelz und Dentin mit 37% Phosphorsäureätzgel, wobei der Schmelz 30 s und das Dentin 15 s geätzt werden soll. Kommt es beim Total etch zur Überätzung des Dentins, so muss mit dem Kollabieren des in Abbildung 10c gezeigten Kollagenschwammes gerechnet werden. 11

a b c d Abbildung 10. Elemente der mikroretentiven Verankerung: a & b) geätzter Schmelz, c) oberflächlich total demineralisiertes Dentin mit freigelegtem Kollagenschwamm, darauf und darin (blau) eindringendes Adhäsiv, tiefere Dentinschicht partiell demineralisiert d) geätzte ästhetische Keramik. Ein kollabierter Kollagenschwamm reduziert die Haftung beträchtlich und fördert die postoperative Hypersensibilität. Zudem besteht bei Dentinrändern die Gefahr einer Undichtigkeit. Um dieses Problem zu umgehen, ätzen wir deshalb den Schmelz separat mit Phosphorsäure Ätzgel ( selektive Schmelzätzung ) und konditionieren das Dentin durch Einmassieren (15 s) eines Maleinsäurepräparates (Syntac classic primer, Ivoclar Vivadent). Darauf wird hintereinander ein dünnflüssiges Adhäsiv (Syntac) zur Benetzung der Struktur (15 s) und danach das Bonding (Heliobond) einmassiert (20-40 s). Das Bonding benötigt mindestens 20 Sekunden, um in die partiell demineralisierte Dentinoberfläche eindringen zu können (Abbildung 10c) um die Dentin/Bonding Hybridschicht zu bilden. Diese gewährleistet nach dem Aushärten die mikromorphologische Retention der keramischen Restauration. Das Bonding wird auf der Oberfläche mit dem Luftbläser sorgfältig ausgedünnt, wobei mit dem o- ben genannten, ungefüllten Bonding keine starke Schichtbildung entsteht, die nach dem Aushärten die Passgenauigkeit der Restauration durch Veränderung der Präparationsgeometrie stören würde. 12

Abbildung 11. Sofortige Dentinversiegelung nach der Präparation in allen Teilen der Kavität mit Lichthärtung des Bondings. Das Bonding wird nach Ablauf der Penetrationszeit in allen Teilen der Präparation mit Licht gehärtet (Abbildung 11). Es ist darauf zu achten, dass bei grösseren Kavitäten alle Boden- und Wandpartien genügend bestrahlt werden, um die Aushärtung des Bondings in der Hybridschicht sicherzustellen. Dünne Schichten benötigen die Zufuhr von hoher Lichtenergie, um die Polymerisation in Gang zu bringen. Die sofortige Dentinversiegelung ist damit abgeschlossen. Voraussetzung für die in allen Teilen der Kavität effektive Dentinversiegelung ist die absolute Vermeidung jeglicher Kontamination mit Mundflüssigkeiten oder Blut z. B. durch das Legen von Kofferdam während der Arbeitsschritte. Adhäsives Einsetzen Falls für die Versiegelung des Dentins ein gefülltes Bonding verwendet wurde, welches Schicht bildend ist, kann die Schicht durch die entsprechende Spacer Einstellung für das Formschleifen der Restauration kompensiert werden. 13

Abbildung 12. Für das adhäsive Einsetzen mit Kompositbefestigungs-material hat sich die Ultraschall-Insertionstechnik bewährt. Die keramische Restauration wird adhäsiv in die versiegelte Kavität eingesetzt. (Abbildung 12). Erfolgt dies bei der chairside CAD/CAM Herstellung von keramischen Restaurationen direkt anschliessend an die Dentinversiegelung mit Bonding, so polymerisiert das wegen der Sauerstoff-Inhibition an der Oberfläche noch nicht ausgehärtete Bonding zusammen mit dem Befestigungskomposit bei der Bestrahlung mit der Polymerisationslampe. Auf der Seite der Restauration findet das Befestigungskomposit eine mikromechanische Verankerung in der geätzten Keramik und eine chemische Bindung an die Keramik über das aufgetragene Silan. Dieses Verfahren gewährleistet eine hohe und dauerhafte Adhäsion zwischen der Keramik und der Zahnhartsubstanz. Bei einer zwischenzeitlich provisorischen Versorgung muss das provisorische Füllmaterial vor dem adhäsiven Einsetzen der Keramikrestauration sorgfältig entfernt werden und die versiegelten Präparationsflächen mit Wattepellet und Alkohol gereinigt werden. Die Haftkräfte sind dann zwar geringer als beim direkten Einsetzen, aber noch höher als ohne Dentinversiegelung. Bewährung von CAD/CAM Inlays Für Cerec CAD/CAM Keramikinlays liegen Verlaufsstudien über 15 und 18 Jahre vor. Diese dokumentieren für adhäsiv befestigte Inlays über diese Zeiträume eine Überlebensrate von 93% (Abbildung 13), was 14

Abbildung 13. Cerec 1 Inlays, Zähne 36 und 37 nach 15jähriger Tragzeit im Munde (mit freundlicher Genehmigung von Univ. Prof. Gerwin Arnetzl, Universität Graz. auch mit der Erfahrung in unserer Klinik übereinstimmt. In der Studie über 15 Jahre war diese Überlebensrate gleich wie die von Goldinlays. Abbildung 14. Austausch der Amalgamfüllungen durch CAD/CAM Restaurationen aus ästhetischer Keramik (Vita Mark II) nach 10 Jahren Tragzeit im Munde. (Fall: PD Dr. A. Bindl). 15

Untersuchungen von Teilkronen und Veneers über 5-9 Jahre zeigen die gleiche positive Bewährungstendenz. Insgesamt ist der Langzeiterfolg keramischer CAD/CAM-Restaurationen in der Zahnerhaltung sehr gut dokumentiert und die CAD/CAM-Restaurationen stellen in Bezug auf die klinische und ökonomische Werthaftigkeit eine sehr gute Alternative zu herkömmlichen direkten und indirekten dentalen Restaurationsmethoden dar (Abbildung 14). 16