Sprachsensibilisierung im Kontext beruflicher Bildung / innerbetrieblicher Weiterbildung

Ähnliche Dokumente
Reflexionsworkshop Rolle der Multiplikator/-innen für die Akzeptanz von Weiterbildung. 12. Mai 2011 Regiestelle Weiterbildung

Weiterbildungsbegleitende Hilfen in der Nach- und Anpassungsqualifizierung

Checkliste. zur Gesprächsvorbereitung Mitarbeitergespräch. Aktivität / Frage Handlungsbedarf erledigt

Tatiana La Mura Flores

Personalentwicklung als betriebliches Handlungsfeld Workshop am

ESF-Sozialpartnerrichtlinie Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern. Dr. Dietrich Englert

Call Center Fachtagung vom bis zum in Kassel. Gute Arbeit in Call Centern Vision oder Illusion?

Fachkräftesicherung -

Migrantinnen und Migranten in der betrieblichen Weiterbildung Status quo und Perspektiven

Zwischenbericht zum Würth Bildungspreis

Finanzkompetenz für Jugendliche

Modulare Nachqualifizierung bis zum Berufsabschluss. Christoph Eckhardt qualinetz Beratung und Forschung GmbH

Coaching für Praxisanleiter/innen, Berufsanfänger/innen und Führungskräfte in beruflichen Übergangssituationen

Neu als stellvertretendes Vorstandsmitglied/Verhinderungsvertreter

Das Allgemeine besonders gut können Ein Beratungsansatz für Migrantinnen und Migranten im Gründungsprozess

Gezielte Förderung für Frauen in Führungsfunktionen

Beschäftigung und Qualifizierung

Präventionskampagnen Sicht der Akteure

Praxisbeispiele der Qualifizierungsberater des DGB

Kooperationsvertrag. Klashofstr. 79 An der Rosenhöhe Bielefeld Bielefeld

PLATTFORM PERSONALMANAGEMENT

INTERESSENSERMITTLUNGBEI KMUDER METROPOLREGION AN ANGEBOTEN DER OFFENEN HOCHSCHULE

Bundesinitiative Netzwerke Frühe Hilfen und Familienhebammen

17. Treffen Führungskraft als Coach geht das überhaupt und welche Unterstützung ist nötig? 24. August 2015

ERASMUS+ Mobilität für betriebliches Bildungspersonal , Bonn. Friederike Wiethölter

7.4 Mustervorlagen. Fragebogen 1: Arbeitsbelastung Qualifikation: Alter: Betriebszugehörigkeit:

Evaluierungsprojekt Verbraucherbildung

Analyse psychischer Belastungsfaktoren in den Stadtwerken

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte pastorale Mitarbeiterin, sehr geehrter pastoraler Mitarbeiter!

L e i t f a d e n / F r a g e b o g e n für das Mitarbeiter/innen- Gespräch

Weiterbildung im Prozess der Arbeit - Chancen und Grenzen für eine nachhaltige Kompetenzentwicklung

STRATEGISCHE PERSONALPLANUNG FÜR KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN. Fachtagung CHANGE Papenburg Kathrin Großheim

MESSE- PROGRAMM. Halle H I Stand B.25 I CCH Hamburg

InteGREATer e.v. Berlin vor Ort

Fragebogen mit prozentualer Ergebnisdarstellung: Teil A IT-Berufe Anlage 5 Teil A: Fragen zum Erprobungslehrplan

Erhalt und Weiterentwicklung beruflicher Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer

Gesetz/te Qualitätsentwicklung Die Speisekarte ist nicht das Essen. Anforderungen an die Qualitätsentwicklung der Jugendämter nach 79a SGB VIII

Seminar für Führungskräfte

Weiterbildungsbedarfe im demografischen Wandel

Zertifizierter GmbH-Geschäftsführer (S&P)

Inhalte. Das Projekt "SpraSiBeQ" Das Rahmencurriculum Didaktisches Konzept der Pilotierung Evaluierung und erste Ergebnisse Ausblick

Mustervereinbarung. Die Mustervereinbarung soll auch ein Impuls sein, die Qualität nach Innen und Außen zu sichern und weiter zu entwickeln.

Diese Website wurde mit dem Ziel entwickelt, Schulen ein neues Werkzeug zur Herstellung von Kartenspielen zur Verfügung zu stellen.

I. Allgemeine Angaben zur Person und zum Unternehmen

Das Praxis-Projekt das Gesellenstück Lehrerbogen

Förderungen und Hilfen durch die Bundesagentur für Arbeit

Social Media Guidelines. Miriam Nanzka, Hohenzollern SIEBEN

Strategischer Fokus von Anfang an. Die moove Beratung+.

Reflexionsworkshop am Nachhaltigkeit als Querschnittsziel im ESF. Berlin Beatrix Weber

Fragebogen der IG Metall-Jugend zur Qualität der Berufsausbildung

potential2 Mitarbeitergespräche als erfolgreiches Führungsinstrument 17. Januar 2013 Susanne Triebs-Lindner // Helmut Lindner Potentialhoch2 (Hamburg)

Familienbegleitung. Coaching & Lernförderung. Systemische Beratung. Fallberatung & Weiterbildung. Mediation & Moderation. Besuchsrechtsbegleitung

Informationen für Unternehmen. Beschäftigen und Qualifizieren Weiterbildung von Beschäftigten Programm WeGebAU

Planspiele in der Wirtschaft.

Eine Initiative der Agenturen für Arbeit und Jobcenter. Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmer. Erstausbildung junger Erwachsener

Zertifizierter Verkaufsleiter (S&P)

» Export von Stud.IP-Daten auf eigene Web-Seiten» Workshop Donnerstag,

Einzelkurs-Auswertung Microsoft Office Excel 2010 Aufbauseminar

FRAGEBOGEN 3 JAHRE AUSBILDUNG IM DIALOGMARKETING

Leitbild der Elisabethstift-Schule

ChangeManagement. Vom IT-Spezialisten zum Führungsexperten

Zukunft der Call-Center mitbestimmen

Aus- und Weiterbildung für Datenschutzbeauftragte. Jetzt auch in Braunschweig möglich!

Servicestelle HOCHSCHULEWIRTSCHAFT

MITARBEITENDE FÜHREN, ENTWICKELN, ENTLÖHNEN

1. Berufsbegleitende Nachqualifizierung zum Berufsabschluß

unternehmenswert:mensch

Qualifizierung im Zuge des Anerkennungsgesetzes im Handwerk

Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer im Unternehmen

WIR BLEIBEN IN KONTAKT. KONTAKTHALTEPROGRAMM IN 3 PHASEN für Mütter und Väter. Leitfaden für Führungskräfte

offene Netzwerke. In diesem Sinn wird auch interkulturelle Kompetenz eher als Prozess denn als Lernziel verstanden.

GFO Beratung: Organisationshandbuch

Themenbroschüre Business Coaching IPA. Personalentwicklung und Arbeitsorganisation

1. Anmeldung von Konten für das elektronische Postfach

Passgenau schulen Bedarfsanalyse

Systematisches Wissensmanagement mittels Workshopkonzept einführen

1) Was sind die Ziele des Europäischen Wirtschaftsführerscheins, EBC*L? 4) Von wem wurde der EBC*L initiiert und von wem wird er betrieben?

Auswertung der ibbf-frühjahrs- Befragung 2015

Auslobung des Wettbewerbs Reinickendorfer Frauen in Führung

bildet ihren vorteil Personalverrechner/In

Workshop: Kaufmännische Steuerung und Kontrolle als Kernqualifikation - aus Sicht der Betriebe

e-learning und die Gestaltung von betrieblichen Lernprozessen

Vereinigte Sparkassen Stadt und Landkreis Ansbach

Wegweiser Hauskauf Energetisches Modernisieren zahlt sich aus Erfahrungen aus dem Modellprojekt

Gesundheitsförderliche Mitarbeitergespräche (smag) Quelle: GeFüGe-Projekt, bearbeitet durch Karsten Lessing, TBS NRW

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky

Zielvereinbarungen zu den Ergebnissen der Qualitätsanalyse NRW

Einführung von 5S. Xing-Gruppentreffen Einführung von 5S bei Gira. erstellt: V. Selig, August

Lassen Sie den Konjunktiv zu Hause! Tipps für Gründerinnen im Finanzierungsgespräch. Prof. Dr. Heinz Klandt Dipl.-Psych.

kturierung der berufsbildenden Schulen

PLATTFORM PERSONALMANAGEMENT

Mitarbeiterausbildung

Zertifizierte Ausbildung. zum Trainer / zur Trainerin

10 Jahre handicap - 10 Jahre Unterstützung der betrieblichen Interessenvertretungen

Konzeption & Umsetzung eines länderübergreifenden IKZM - Prozesses

Azubi Plus. projekt zukunft. Gestalten Sie Ihre Ausbildungen attraktiver, interessanter und wirkungsvoller mit...

Aussage: Das Seminar ist hilfreich für meine berufliche Entwicklung

Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung 2012

Transkript:

Sprachsensibilisierung im Kontext beruflicher Bildung / innerbetrieblicher Weiterbildung "Qualifizierungsmaßnahmen für Migrantinnen und Migranten adressatengerecht ausgestalten" Workshop 2 in Kassel am 16. Mai 2013 Das Netzwerk IQ wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.

The Power of Practice: Innerbetriebliche Weiterbildung als Erfahrungs- und Explorationsfeld Evaluation: Betriebsräte brauchen Unterstützung Trainings zum eigenen Sprachgebrauch für Fachanleiter und Vorgesetzte wären sehr sinnvoll! Analyse der Stolpersteine und Schlüsselfaktoren im Prozessverlauf innerbetrieblicher Weiterbildung (Checkliste) Workshops Innerbetriebliche (Pilot-) Maßnahme: Prüfungsvorbereitung für Schweißer Workshops für Betriebsräte Multiplikatorenworkshop Sprachsensibler Fachunterricht Fachtag Deutsch und Basisqualifizierung im Betrieb (März 2012) 2

Kursrahmendaten der innerbetrieblichen Weiterbildung Vorbereitung auf die theoretische Schweißerprüfung Zeitraum: Sprachstandsfeststellung: 24.09.2009; Kursbeginn 6.Oktober 2009 bis zum 13.Januar 2010 Gesamtkursumfang: 50 Unterrichtseinheiten á 45 Minuten Zielgruppe: 15 Teilnehmer (im Alter von 35-58), an und ungelernte Werftschweißer mit türkischer Erstsprache Stundenplan: 2 Mal wöchentlich jeweils 90 Minuten in der Arbeitszeit, zwischen Ende der Frühschicht und Beginn der Spätschicht Lehrkräfte: Durchgeführt im Teamteaching von zwei Kursleitenden auf dem Betriebsgelände Fachliche Unterstützung durch den Fachanleiter und teilweise durch einen betrieblichen Ausbilder 3

Harte Nüsse zu knacken! 4

Wodurch können vagabundierende Schweißströme entstehen? A) Durch die Verwendung isolierter Elektrodenhalter und Schweißbrenner B) Durch das Ablegen des Elektrodenhalters bzw. Schweißbrenners auf das Stromquellengehäuse C) Durch den festen Anschluss der Anschlussklemme am Werkstück D) Durch die Verwendung von Wechselstrom zum Schweißen 5

Multiple Verstehensbarrieren: Wir brauchen eine Leiter Prüfungsformat Schriftsprache Fachsprache Fachwissen (fachliche) Grundlagen 6

Scaffolding: ein Lerngerüst bauen Prüfungsstrategie Synonyme Wortbildung Lesetechniken Lernstrategien 7

Motivierende Erfolgserlebnisse Miteinander & voneinander Lernen 8

Gelingensbedingungen & Stolpersteine 9

1. Weiterbildungsbedarf erheben Anknüpfen an evtl. vorhandene Personalentwicklungsstrukturen Stellenwert von Weiterbildung im Betrieb eruieren, bisherige Weiterbildungen einbeziehen kooperative Vorgehensweisen wählen, welche die Expertise der betrieblichen Akteur_innen einbeziehen für den Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarf im Betrieb sensibilisieren (bspw. durch moderierte Gruppendiskussionen, Betriebsversammlungen) 10

2. Ziele festlegen realistische und zugleich motivierende Ziele festlegen evtl. Zieleworkshop mit allen Beteiligten: Was erwarten sich die TN? Welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Haltungen sollen erworben werden? Welche Verhaltensänderungen sollten stattfinden? Welche positiven Effekte für den Betrieb als Ganzes werden erwünscht? Indikatoren für die Evaluation festlegen Aufgaben und Verantwortlichkeiten unter den jeweiligen betrieblichen Akteur_innen zur Zielerreichung verabreden 11

3. Kursinhalte & Methodik entwickeln Welche Inhalte und Themen bieten eine angemessene Antwort auf die Lernbedarfe? Welche Methoden unterstützen die Teilnehmenden bei der Erreichung der Lernziele? dialogische Konzeptentwicklung mit den betrieblichen Akteuren für das Teamteaching mit Fachanleitern methodischen Rahmen vereinbaren 12

4. Teilnehmer auswählen internes Bildungsmarketing: Auf die Kursbezeichnung achten (Beispiel: Projekt FAKOM Business-Deutsch Altenhilfe ) Bekanntgabe u.a. auf Betriebsversammlungen, Betriebszeitung Motivationsseminare (Reden mit den TN nicht über sie) nach Möglichkeit freiwillige Teilnahme: Partizipation von Anfang an, Bedarfe und Bedürfnisse der TN einbeziehen Sprachstandsfeststellung (kann der Kandidat sinnvoll an der Maßnahme teilnehmen, an Fähigkeiten und Potenzialen anknüpfen) 13

5. Stundenplan festlegen angepasst an die Betriebsbedingungen teilnehmergerecht im Rahmen der Arbeitszeit (oder Verantwortungsteilung teils Arbeitszeit, teils Freizeit mit Rücksicht auf die Zeitressourcen der TN) 14

6. Geeignete Lernumgebung auswählen Kursraum: konzeptionelle Verzahnung mit Lernorten im Betrieb Einrichtung eines Lernquellenpools im Betrieb (aktuelle Sicherheitsbestimmungen, aktuelle Qualitätsstandards etc.) Wahrnehmung der Lernförderlichkeit der Organisations- und Arbeitsplatzstrukturen evtl. Exkursionen 15

7. Geeignete Lehrkräfte auswählen hohe Anforderungen an die Lehrkraft: Rollenvielfalt und Rollenklarheit in der Funktion weites Rollenspektrum von Change- Agents betriebliche Ausbilder und Vorgesetzte einbinden, Mentoring-Modelle 16

8. Lehr- Lernmaterial aufbereiten fachliches und sprachliches Lernen miteinander verzahnen Materialien mit den betrieblichen Ausbildern, Fachanleitern entwickeln vorliegende Fachkundematerialien evtl. in einfache Sprache überarbeiten, Sensibilisierung für die Verwendung von leichter Sprache im Betrieb Materialien rechtzeitig, d.h. manchmal auch schon vor Kursbeginn bereithalten kein starres Curriculum: Raum für Lerninteressen der TN lassen Selbstlernmaterialien zur Verfügung stellen 17

9. Maßnahme koordinieren möglichst viele Motoren für den Erfolg der Weiterbildung aktivieren Maßnahme in enger Absprache mit Personalentwicklung, Betriebsräten und anderen beteiligten betrieblichen Akteur_innen koordinieren sich der aktiven Unterstützung des Betriebs versichern Rolle des/der Prozesshüter vereinbaren 18

10. Evaluation Lernreflexion im Unterricht mit Kursevaluation verbinden kontrollierte Hospitation der Vorgesetzten, Schichtleiter und Betriebsräte formative Evaluation, d.h kursbegleitende Evaluation: Möglichkeit zum Nachsteuern summative, d.h bilanzierende Evaluation: Mögliche Indikatoren vorher gemeinsam festlegen 19

10 + 1 Nachhaltigkeit Lernangebot in die Personalentwicklungsund Weiterbildungsstruktur des Betriebs einbetten bei der Bedarfserhebung Expertise der betrieblichen Akteur_innen durch kooperative Methoden einbeziehen alle beteiligen, auch an Entscheidungen Lernorte konzeptionell verzahnen Einrichtung eines Lernquellenpools im Betrieb Wahrnehmung der Lernförderlichkeit der Organisations- und Arbeitsplatzstrukturen betriebliche Ausbilder und Vorgesetzte einbinden, Mentoring- und Lernbegleiter_innenmodelle anstoßen Selbstlernmaterialien zur Verfügung stellen Portfolioangebote zur Individualisierung der Lernwege konzipieren Lernreflexion im Unterricht mit Kursevaluation verbinden 20

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Andrea Snippe Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch Nagelsweg 14 20097 Hamburg T +49 (0)40 63 67 53 82 andrea.snippe@passage-hamburg.de 21