Geschichte der Weltpolitik und wirtschaft Prof. Dr. Ulrich Brand Textgrundlage U. Brand Historische Entwicklung: Pax Britannica historischer Imperialismus, Zeitalter der Katastrophen, Pax Americana aktuelle Entwicklungen nicht IOs, Lateinamerika, EU Café-Haus nächste Woche
Zugang zu komplexem Feld breites Verständnis von internationaler Politik: nicht Steuerungszentrum; nicht Summe von Außenpolitik kapitalistische, sozio-ökonomische Entwicklungsweisen und sie tragende sozialen und politischen Machtverhältnisse Hegemonie damit einhergehend: Weltordnungen aber nicht nur Absicherung sozio-ökonomischer Verhältnisse; auch andere Probleme / Konflikte, v.a. Krieg und Frieden keine Ereignisgeschichte, sondern Strukturen, aber auch Umschlagpunkte nicht Regierungen, sondern viele Akteure Machtblock: Zusammenhang von politischen und gesellschaftlichen Akteuren; aber auch Opposition, Widerstand
Prinzip Nationalstaat 1648 völkerrechtlich anerkannte Souveränität, de facto aber Re-Etablierung von Dynastien auch nach 1815 Dynastien: Habsburger Reich, Osmanisches Reiche, Russisches Reich, China, britisches Empire Deutsches Reich: Einigung erst 1871 Kolonien; Kolonialismus dynamisch ab Berliner Kongokonferenz von 1884/1885 Nationalstaaten ab Erstem Weltkrieg und Entkolonialisierung weltweit; also 20. Jahrhundert Wiener Kongress war Restauration der Alten Ordnung, die von der Französischen Revolution und den Revolutionskriegen gefährdet war
Historische Hegemoniezyklen Portugal / Spanien: 1500-1580 Holland: 1580-1688 --- der große Bruch also nicht 1648: Territorialstaat, Souveränität, Völkerrecht --- Mythos? Großbritannien: a) 1688-1792; b) 1815-1914 USA: a) 1945-1973; b) 1980 bis heute
Aufstieg Großbritanniens bereits im 18. Jhdt. Industrielle Revolution vor allem dort: technische Voraussetzungen (vom Webstuhl bis zur Dampfmaschine), merkantilistischer Modernisierungsprozess und Herausbildung eines großen Marktes Kommerzialisierung der Sozialbeziehungen: Ende des Zunftwesens, Einfriedungspolitik, agrarkulturelle Revolution, entstehendes Bürgertum (eng mit Adel verbunden) unregulierter Arbeitsmarkt (Abschaffung Speenhamland Laws 1834) monarchistischer und zentralisierter (Steuer-)Staat Einkommenssteuer - und konstitutionelle Monarchie
Pax Britannica (international) nach 1815 war GB politisch und ökonomisch führende Kraft: enorme Industrieproduktion Kontrolle der internationalen Handelswege (durch die britische Flotte): Kolonialismus Übergang zur liberalen Außenwirtschaftspolitik seit den 1830er Jahren: Freihandel Verallgemeinerung und Erzwingung des Wirtschaftsliberalismus ausführlich im Text: umfassende internationale Wirtschaftskooperation; IPR, Freihandelsabkommen --- auch in Wirtschaftskrise ab 1873! (wie in 1970er Jahren) Diplomatie: balance of power auf Kontinent 100 Jahre keine größeren Kriege in Europa
Krise von 1873-1896 erste moderne Krise: Great Depression (sinkende Preise und Profite trotz steigender Produktion), aufkommender Protektionismus ab 1870 Vormachtstellung GB infrage gestellt aufholende Mächte wollen auch Kolonien (u.a. zur Krisenlösung) Lösung der Krise: Kolonialismus, rassistisch konnotierter Nationalismus imperiale Expansion; Berliner Kongo-Konferenz 1884/85 GB förderte im Aufstieg multilaterale Politik
Das Zeitalter des Imperialismus Konkurrenz um billige Rohstofflieferanten (imperialistische Konkurrenz) Erschließung neuer Absatzmärkte (Kolonien) ökonomische Innovationen in den USA und Deutschland neue Leitsektoren: Chemieindustrie, Elektroenergie, Automobilindustrie Aufschwung der Arbeiterbewegung (Cecil Rhodes) Expansion der Staatstätigkeit Militärische Aufrüstung Erosion der britischen Hegemonie Imperiale Konkurrenz mündet in Ersten Weltkrieg E.Hobsbawm: Zeitalter der Katastrophen
Kampf um die Nachkriegsordnung dreifache Verunsicherung: 1. Friedensordnung: Pariser Verträge (Streitpunkt Reparationszahlungen) 2. Kampf um die Gesellschaftsordnung, Demokratisierung, starke ArbeiterInnenbewegung, sozialistisch faschistisch; mit Russland/Sowjetunion reale Alternative 3. allmähliche wirtschaftliche Belebung, aber krisenhaft; keine Planbarkeit und Vertrauen
Die Zwischenkriegsphase Grundkonstellation: Verlagerung des ökonomischen Machtzentrums von GB zu den USA USA: weltgrößter Gläubiger (GB und Frkr. als Schuldner) -> Problem: deutsche Reparationszahlungen Ökonomische Überlegenheit und Protektionismus der USA Erfahrung der Hyper-Inflation: große Zustimmung zur Politik der Geldwertstabilität (ähnlich 1980er Jahre) unterschiedliche Krisenpolitiken: eine Faschismus, Zweiter Weltkrieg
endgültiges Ende der Pax Britannica relative Konsolidierung 1924-29; the roaring twenties 1929: Zusammenbruch der überhitzten Konjunktur in den USA Folgen: US-Kredite für Europa (vor allem für Deutschland) blieben aus Protektionismus (Handelsbarrieren und Abwertungswettläufe) Herausbildung von Währungs- und Handelsblöcken Politik fördert nationalistische Bewegungen GB war nicht mehr in der Lage zur politischen und makroökonomischen Stabilisierung Fragmentierung der Weltökonomie in 1930er Jahren Desaster von Faschismus und Zweitem Weltkrieg
Fordismus, Pax Americana & Systemkonkurrenz FORDISMUS Dynamik des Kapitalismus entsteht aus neuen Produktionsformen und Arbeitsorganisation (Taylorismus), Massenproduktion neuer Lebensweise ( innere Landnahme ), Massenkonsum interventionistischem Sozial-Staat von USA ausgehend Verallgemeinerung: american way of life, US-Firmen, Marshall-Plan
Pax Americana USA überragende Wirtschaftsmacht gestaltete Weltpolitik: IWF, Weltbank, GATT Prinzip des eingebetteten Liberalismus (Ruggie), staatliche Regulierungen und Ausgleich zw. Ländern relevant Kalter Krieg, heiße Kriege stellvertretend: Korea, Vietnam Entkolonialisierung, Dritte Welt In kapitalistischer Triade: Aufholprozess Westeuropas und Japans --- Entwicklung der EWG
Das System von Bretton Woods Lehren aus Zwischenkriegszeit: stabiler Rahmen für liberale und zugleich stabile Weltwirtschaftsordnung fixe Wechselkurse an US-Dollar gebunden auch international eingebetteter Liberalismus Institutionen und Instrumente IWF (Bereitstellung von Krediten: Liquidität) Weltbank (Entwicklungsförderung) Marshall-Plan (wirtschaftlicher Wiederaufbau) --- funktionierte während 1950ern und 1960ern recht gut --- dynamisches Wachstum der kapitalistischen Weltwirtschaft (aber auch in realsozialistischen Ländern)
Zusammenbruch des Bretton Woods Systems (Selbst-)Überforderung der USA, Vietnam-Krieg Aufholprozess Westeuropas und Japans führte zu Schwächung des US-Dollars, Eurodollar-Märkte 1971: Schließung des Gold-Fensters 1973: Übergang zu flexiblen Wechselkursen
Formwandel der US-Hegemonie seit 1980er: Konservative Revolution in USA, GB Washington Consensus: veränderte Rolle von IWF und WB 1990er: Ende Kalter Krieg: Hoffnung auf Friedensdividende neue IO wie WTO, CBD, FCCC, Internationaler Strafgerichtshof, Netzwerke wie G8 Neue Qualität der US-Hegemonie: minimale Hegemonie: disziplinierende Wirkung von Markt und Wettbewerb Zunahme militärischer Gewalt: v.a. Irak-Krieg 1991
Fragen?
Café-Haus Fragen miteinander klären, unterschiedliche Einschätzungen 1. Was besagt der Begriff Fordismus? 2. Inwiefern spricht man von einem eingebetteten Liberalismus 3. Inwieweit würden Sie die Begriffe Fordismus und Pax Americana unterscheiden? 4. Warum kam der Fordismus Ende der 1960er Jahre in die Krise? 5. Sind die Verschiebungen in der Weltwirtschaft und Weltpolitik dauerhaft?
für kommende Woche: österreichische Außenpolitik lesen Text von Helmut Kramer Eine schönes Wochenende Ihnen allen!