Auf nach Gotland Nynäshamn - Mönsterås Do. 31.05. Um 11:05 Uhr sollte die Fähre ablegen. Das fand ich eine akzeptable Zeit, war aber viel zu früh am Hafen und frühstückte inmitten einer Motoradgang. Einen großen Teil der Fährüberfahrt verbrachte ich mit einem jungen Mann, der mir viel von Gotland als Party- und Künstlerinsel erzählte. Wir aßen pannkakor med sylt och grädde (Pfannkuchen mit Marmelade und Sahne), und hatten kurzweilige drei Stunden an Bord. Wieder von Bord irrte ich ein wenig in Visby herum, bekam in der Touristeninfo
eine Übersichtskarte von Gotland und radelte entlang der Küste nach Norden. Irgend etwas Besonderes schien hier los zu sein. Über mir kreisten Hubschrauber und weit vor mir sah ich Menschen, die schon von weitem genauso aussahen, wie die Fernsehleute in Hamburg aussehen. Vermutlich sehen die überall auf der Welt gleich aus, dachte ich mir und verpasste prompt eine Abfahrt. Während ich zurück fuhr, fielen mir die Autokennzeichen der Filmleute ins Auge. Es waren tatsächlich Hamburger. Auf der Weiterfahrt erwischte mich der erste - und einzige - Regenschauer dieser Tour, belohnte mich aber auch mit einem doppeltem Regenbogen. Vielleicht ist das Licht auf Gotland wirklich anders als auf dem Festland, vielleicht waren es auch nur die ungewohnt dunklen Wolken, aber auf mich wirkte die Landschaft beim Durchfahren ziemlich unwirklich. Laut meiner Übersichtskarte sollte es in Kappelshamn einen Campingplatz geben. Dort fuhr ich hin, fand aber nur einen Sportplatz mit Sportlerheim und einer Rasenfläche. Doch immerhin standen auf dem Rasen ein kleiner Wohnwagen und zwei Menschen. Ist das hier der Campingplatz? fragte ich und bekam lachend die Antwort: Ja, und du bist das Wohnmobil auf das ich seit einer Stunde warte? Ganz abwegig fand ich das nicht. Auf dem Weg zur Kasse, wo ich 100:- SEK zahlte, zeigte mir die Frau die Räume des Sportlerheims. Dann nahm sie meine Gotlandkarte, zeigte mir, wo die schönsten Raukar wären und erklärte, dass ich unbedingt auch zur Blauen Lagune fahren müsste. Die Strecke wäre mit dem Fahrrad eh viel schöner. Als von dem erwarteten Wohnmobil dann immer noch nichts zu sehen war, ermahnte sie mich: Es ist zu kalt zum Zelten! Du kannst im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafen., und machte sich auf den Heimweg. Das ließ mein Stolz natürlich nicht zu. Aber vor dem Einschlafen fragte ich mich, warum ich eigentlich nach Nynäshamn geradelt war. Der Weg von Göteborg nach Oscarshamn wäre viel kürzer gewesen. 54,7 km 4:57 16,2 km/h
Fr. 01.06. Den Empfehlungen folgend radelte ich am Kalkwerk vorbei, streifte den Bästeträsk und stand nach 18 km vor der Blauen Lagune. Die soll ein sehr beliebtes Ausflugsziel sein, aber bei der Kälte war ich der einzige Besucher, und auch ich verspürte keine Lust auf ein Bad.
Ebenso verlassen war der Steinstrand bei Ar. Mit Radschuhen an den Füßen balancierte ich ein wenig auf dem Strand, dann radelte ich weiter nach Fårösund.
Sicher wäre das Freilichtmuseum in Bunge einen Besuch wert gewesen, aber ich wollte nur die Raukar sehen und deshalb gab es nur Kaffee und Kladdkaka im Café, bevor mich die Fähre nach Fårö brachte.
Ich war sofort von dieser kargen Schafsinsel begeistert und begann meine Rundfahrt. Nur musste ich beim einzigen Supermarkt der Insel entdecken, dass die Straße hier nur eine große Schleife durch den Nordosten machte. Mir blieb nichts anderes übrig, als ein Stück zurück zu fahren und dann abzubiegen. Warum hatte mir niemand gesagt, dass die Raukar von Möwen bewacht werden? Eine Möwe kam immer wieder im Sturzflug auf mich herunter geschossen und schlug mit ihrem Schnabel wütend auf den Helm ein. War ich froh, den aufgesetzt zu haben, mein Kopf hätte die Schläge sicher nicht schadlos überstanden. Dann sah ich sie endlich: Die Raukar.
Hätte ich gewusst, dass es dort auch jede Menge Fossilien gibt, wäre mein Blick vielleicht auch mal zum Boden gewandert, aber ich hatte nur Augen für diese bizarren Steingebilde. Auf dem Rückweg wurde ich wieder von der Möwe angefallen, radelte die Westküste entlang, vorbei an kleinen Fischerhütten, zu den kleinen Raukar im Digerhuvud Nationalreservat.
Ich warf noch einen Blick auf den kleinen Fischerhafen Lauterhorn, dann machte ich mich wieder auf den Weg zur Fähre. Von Fårösund nahm ich die direkte Straße nach Lärbro, kaufte noch schnell im Supermarkt ein und fuhr dann wieder zum Campingplatz in Kappelshamn. 118 km 9:30 17,4 km/h Sa.02.06. Nach dem Aufwachen wurde ich freudig von der Wirtin begrüßt, und durfte ihr von meiner Tour berichten. Da ich heute eh nur bis nach Visby wollte, konnte ich mir morgens Zeit lassen. Bei gemütlichen 6 C und heftigem Wind machte ich mich um 10:30 Uhr auf den Weg. Die Windböen warfen mich immer wieder aus der Spur, was die wenigen Autofahrer jedoch nicht hinderte, mich ohne Sicherheitsabstand zu überholen.
Ich musste mich so sehr auf das Fahren konzentrieren, dass ich von der Landschaft durch die ich fuhr, nichts mit bekam. In Visby bummelte ich ein wenig durch die Stadt, fuhr zum Hafen um einen Blick auf den Fährplan zu werfen und suchte dann den Campingplatz auf. 200:- SEK musste ich für einen Zeltplatz hinblättern, dazu 10:- SEK für die Dusche. 52,3 km 3:42 14,5 km/h So. 03.06. Viel zu früh war ich wach geworden. Den nächtlichen Sturm hatten das Zelt und ich gut überstanden. Die Blattläuse hingegen hatten sich nicht auf den Bäumen halten können und im Windschatten meiner Packtaschen Schutz gesucht. Ich musste mir nun irgendwie die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre vertreiben, denn auf dem Campingplatz gab es, trotz des hohen Preises, nicht einmal einen Kiosk. Ich umrundete Visby innerhalb der Stadtmauern und suchte mir dann ein Lokal zum Frühstücken.
Auf der Fähre hingen eine Menge Fotos die mir zeigten, dass ich nur einen kleinen Teil von Gotland gesehen hatte. Die Temperaturen auf dem Festland waren gleich einige Grade höher. Ich war nun wieder kartenlos, fand aber trotzdem eine schöne Strecke aus Oscarshamn hinaus. Leider kam ich dann auf eine Hauptstraße mit ziemlich viel LKW-Verkehr, der mich so nervte, dass ich die erste Gelegenheit nutzte und nach Süden abbog. Ich wusste eh noch nicht wohin ich wollte und so folgte ich der Straße, bis ich in Påskalavik wieder an die Küste kam. Von dort nahm ich die Radroute Cykelspåret nach Mönsterås und radelte dann noch 5 km zum Campingplatz. Die Rezeption war nicht mehr besetzt, aber das Servicegebäude war geöffnet, und ich somit zufrieden. Während ich bei strahlendem Sonnenschein die Bremsklötze austauschte, beschloss ich Öland nicht mehr anzusteuern, mir schien die Zeit doch knapp zu werden. 57,9 4:42 15,2 km/h Radreise Gotland Teil 4 > Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)