Tragende Gründe zum Beschluss. des Gemeinsamen Bundesausschusses

Ähnliche Dokumente
Tragende Gründe. Vom 9. Juni 2015

Vom 20. Oktober Inhaltsverzeichnis. A. Tragende Gründe und Beschluss. B. Bewertungsverfahren

1. Rechtsgrundlage. 2. Eckpunkte der Entscheidung

Tragende Gründe. Vom 27. November 2015

Tragende Gründe. zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Änderung der Rehabilitations-Richtlinie:

Tragende Gründe. Therapiehinweis zu Sitagliptin. vom 18. Oktober Inhaltsverzeichnis. 1. Rechtsgrundlagen Eckpunkte der Entscheidung 2

Tragende Gründe zum Beschluss

Zusammenfassende Dokumentation

Zusammenfassende Dokumentation. über die Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL):

Tragende Gründe. Vom 28. Mai Inhaltsverzeichnis. 1. Rechtsgrundlagen. 2. Eckpunkte der Entscheidung. 3. Beratungsverlauf

1. Rechtsgrundlage. 2. Eckpunkte der Entscheidung

Tragende Gründe. zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie / AMR:

Diese Erläuterungen beziehen sich auf die Vorschläge des Vorstandes des GKV-Spitzenverbandes zur Festbetragsfestsetzung vom

Tragende Gründe. Vom 2. August Inhalt 1. Rechtsgrundlage Eckpunkte der Entscheidung Verfahrensablauf... 6

Tragende Gründe. zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Schutzimpfungs-Richtlinie:

Anspruch auf künstliche Befruchtung als GKV-Leistung auch für von HIV betroffene Paare

EVANGELISCHE AKADEMIE LOCCUM

Tragende Gründe. Vom 23. Januar 2014

zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Schutzimpfungs-Richtlinie: Umsetzung der STIKO-Empfehlungen Juli 2012

S D M K D M KV G ONKOLOGIE C üsseldorf D

Systematische Leitlinienrecherche und -bewertung sowie Extraktion neuer und relevanter Empfehlungen für das DMP Asthma / COPD

Themen. Insulinanaloga - Fragen und Antworten

BAnz AT B3. Beschluss

Tragende Gründe. Vom 18. September 2014

zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie: Anlage III Nummer 2 Alkoholentwöhnungsmittel

Tragende Gründe. Vom 23. Januar 2014

Geschäftsordnung des Regelermittlungsausschusses

Thema: Familienplanung

2. Arbeitstreffen Stellungnahmen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften Zwischenbilanz und weitere Schritte

Tragende Gründe. Vom 21. Juni 2012

Sjögren- Betroffene Fragen - Experten Antworten. Die OTC- Liste. (Im Internet einzusehen unter: :

Verhaltensempfehlungen für die Zusammenarbeit der pharmazeutischen Industrie mit Ärzten

BAnz AT B3. Beschluss

KIRCHLICHES ARBEITSGERICHT. gegen

ONKOLOGIE C. Düsseldorf

BAnz AT B3. Beschluss

Richtlinie nach 120 Abs. 1 NKomVG über die Aufnahme und zur Umschuldung von Krediten. Gremium am TOP Status ang. abg. Enth. vert.

Satzung der Ernst & Young BKK Pflegekasse

Regelung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zur Fortbildungsverpflichtung der Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten nach 95d SGB V

Erprobung innovativer Behandlungsmethoden im G-BA Chance auch für die Telemedizin?

Dreizehnte Verordnung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung

Exposé zur Erstellung einer Dissertation am Lehrstuhl für Drug Regulatory Affairs der Universität Bonn. vorgelegt von. Petra Nies, Februar 2006

Arzneimittel Rezeptprüfung, Beratung und Regress

Arzneimittel Rezeptprüfung, Beratung und Regress

Innovationsfonds aus Sicht des G-BA Josef Hecken Unparteiischer Vorsitzender im Gemeinsamen Bundesausschuss

Vereinbarung über das Gutachterverfahren für implantologische Leistungen

Zusammenfassende Dokumentation. über die Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL):

Die neue Psychotherapie-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss

Verordnung über Medizinprodukte (Medizinprodukte-Verordnung - MPV)

Wichtige Änderungen im GKV-WSG für Krebspatienten

des Bewertungsausschusses nach 87 Abs. 1 Satz 1 SGB V in seiner 319. Sitzung am 18. Dezember 2013 Teil A

Dokumentationshilfe Einzelhändler - Arzneimittelrecht

Qualität des ambulanten Pflegedienstes

vom i. d. F. des 5. Nachtrages

I. Im Titel der Richtlinie wird die Angabe 20d Abs. 1 SGB V ersetzt durch die Angabe 20i Absatz 1 SGB V.

Formulierung des Bestätigungsvermerks gemäß 274 UGB des Abschluss/Bankprüfers zum Rechenschaftsbericht

Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte

Stellungnahme der Bundesärztekammer

31. Nachtrag. zur Satzung der Deutschen Rentenversicherung. Knappschaft-Bahn-See

2. Anzahl der Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppen

Verordnung von Arzneimitteln im Off-Label-Use: Gratwanderung zwischen notwendiger Versorgung

Nutzenbewertung. von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach 35a SGB V. Wirkstoff: Nepafenac. nach 2 Abs. 2 VerfO des G-BA

BAnz AT B2. Beschluss

Evaluationskonzepte bei neuen Methoden. Analyse und Konsequenz des GKV.SV

Häufig gestellte Fragen zu Rabattverträgen

Behandlung der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration (feuchte AMD) mit VEGF-Hemmern durch operative Medikamenteneingabe in das Auge

Off-Label-Use in Gynäkologie und Geburtshilfe AWMF 015/057 (S1)

Gute Klinische Praxis : Prüfungsmaßstäbe für die Ethik-Kommission

Beschluss. I. Die Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um den Wirkstoff Vortioxetin wie folgt ergänzt:

Kommunalverfassung des Landes Brandenburg Auch neuer Rechtsrahmen für Seniorenbeiräte

Mitbestimmung im Staat /Aktuelle Politik

Satzung der. Pflegekasse der. vom 1. Januar 2010

Satzung der Universität Leipzig über die Zulassung zu Studiengängen nach Auswahlgesprächen 1

zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Richtlinie Methoden Krankenhausbehandlung:

Kasper & Kollegen Rechtsanwälte Kassel

Importarzneimittel wirken.

Beschluss. I. Die Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um den Wirkstoff Apixaban wie folgt ergänzt:

Richtlinie. des Gemeinsamen Bundesausschusses

A. Gesetz zur Änderung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes. Vom 22. Mai 2013

Satzung. der BKK Pflegekasse Braun-Gillette

Erstes Gesetz zur Änderung des Bundesfernstraßenmautgesetzes

Sehr geehrte Damen und Herren,

Vergleich 130a SGV V alt vs neu

Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht. -Doramectin-

AOK Rheinland/Hamburg. Die Heilmittel Verordnung

Kooperation der Leistungserbringer vor Ort wie kann es funktionieren?

Systematische Leitlinienrecherche und -bewertung sowie Extraktion neuer und relevanter Empfehlungen für das DMP Koronare Herzkrankheit

Herzlich willkommen!

Rechtsanwaltskanzlei Rüdiger Brauer

Mechthild Kern, Mainz. Statement zum Thema. "EMNID-Umfrage: Was hält die Bevölkerung von der Positivliste?"

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.v.

13. Wahlperiode

Vertrag. über zusätzliche Leistungen der künstlichen Befruchtung (Satzungsleistungen nach 11 Abs. 6 SGB V) zwischen

NAK - Nationales Antibiotikaresistenz Komitee

Workshop 4: Medizin trifft Recht Sozialrechtliche Verankerung der DNQP-Expertenstandards

Verteilung der Verantwortlichkeiten zuvor, Anzeigeverfahren

Vorschlag der Bundesregierung

Transkript:

Tragende Gründe zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Einleitung eines Stellungnahmeverfahrens zur Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL): Anlage VI Off-Label-Use Intravenöses Immunglobulin G (IVIG) im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose Vom 7. Dezember 2010 Inhaltsverzeichnis 1. Rechtsgrundlagen 2 2. Eckpunkte der Entscheidung 3 3. Verfahrensablauf 4 4. Bewertungsverfahren 8 1

1. Rechtsgrundlagen Nach 35b Abs. 3 SGB V werden dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) die Empfehlungen der vom BMG berufenen Expertengruppen zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Anwendung von zugelassenen Arzneimitteln für Indikationen oder Indikationsbereiche, für die sie nach dem Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz/AMG) nicht zugelassen sind, zur Beschlussfassung zugeleitet. Der Gemeinsame Bundesausschuss soll in der Richtlinie nach 92 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 SGB V (Arzneimittel-Richtlinie) festlegen, welche zugelassenen Arzneimittel in nicht zugelassenen Anwendungsgebieten verordnungsfähig sind. Die Regelungen der Verordnungsfähigkeit von zugelassenen Arzneimitteln in nicht zugelassenen Anwendungsgebieten (sog. Off-Label-Use) sind in Abschnitt K der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) aufgeführt. Zum Zwecke der Konkretisierung dieses Abschnittes K ist eine Anlage VI angefügt. In 30 Abs. 1 des Abschnittes K der AM-RL sind die Voraussetzungen für eine Verordnungsfähigkeit von zugelassenen Arzneimitteln im Off-Label-Use aufgeführt. Voraussetzungen sind 1. dass die Expertengruppen mit Zustimmung des pharmazeutischen Unternehmers eine positive Bewertung zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis über die Anwendung dieser Arzneimittel in den nicht zugelassenen Indikationen oder Indikationsbereichen als Empfehlung abgegeben haben und 2. dass der G-BA die Empfehlung in Anlage VI Teil A übernommen hat. In Teil A der Anlage VI werden somit verordnungsfähige Arzneimittel in zulassungsüberschreitenden Anwendungen (Off-Label-Use) aufgelistet (gemäß 30 Abs. 1 AM-RL), sowie die Angaben zur ggf. notwendigen Verlaufsdokumentation (gemäß 30 Abs. 4 AM-RL). Notwendige Voraussetzungen dafür sind die Zustimmung des pharmazeutischen Unternehmers sowie eine positive Empfehlung durch die Expertengruppe. Bei der Umsetzung der Empfehlungen der Expertengruppe prüft der Gemeinsame Bundesausschuss, ob die Anwendung des Wirkstoffes in der Off-Label-Indikation medizinisch notwendig und wirtschaftlich ist. 2

30 Abs. 5 des Abschnitts K der AM-RL regelt, wann eine Verordnungsfähigkeit von Arzneimitteln im Off-Label-Use nicht gegeben ist. Für Arzneimittel, deren Anwendung in nicht zugelassenen Indikationen oder Indikationsbereichen nach Bewertung der Expertengruppen nicht dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis entspricht oder die medizinisch nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, ist eine Verordnungsfähigkeit dementsprechend nicht gegeben. Diese werden in Anlage VI Teil B der AM-RL aufgeführt. 2. Eckpunkte der Entscheidung Mit Briefdatum vom 15. Juli 2010 ist dem G-BA durch die Geschäftsstelle Kommissionen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Bewertung der Expertengruppe Off-Label im Bereich Neurologie/Psychiatrie nach 35b Abs. 3 SGB V zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis zu Intravenösen Immunglobulinen G (IVIG) im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose zur Umsetzung in der Arzneimittel-Richtlinie zugeleitet worden. Die entsprechende Bewertung ist auch auf den Internetseiten des BfArM, www.bfarm.de, veröffentlicht. Die vom Unterausschuss Arzneimittel eingesetzte Arbeitsgruppe Off-Label- Use hat die Bewertung der Expertengruppe zu Intravenösen Immunglobulinen G (IVIG) im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose überprüft und die Plausibilität festgestellt. Die Expertengruppe kommt zu folgendem Fazit: Die Expertengruppe hat aufgrund der Bewertung der aktuellen Evidenzlage einstimmig entschieden, weder eine positive noch eine negative Empfehlung von IVIG (intravenöses Immunglobulin G) zur Off-Label-Behandlung bei MS abzugeben. Die Gründe liegen in den Diskrepanzen der Ergebnisse der unterschiedlichen Studien, die publiziert wurden. Diese Diskrepanzen sind angesichts der variablen Studiende-signs, unterschiedlicher Populationen, unterschiedlicher Laufzeiten, heterogener Endpunkte und Surrogatparameter, fehlender Patientenstratifizierung etc. nicht un-erwartet. Insbesondere finden sich unter den verfügbaren methodisch guten, kontrollierten und randomisierten Studien zur 3

Wirksamkeitsbeurteilung sowohl solche mit positivem als auch mit negativem Ergebnis. Der Unterausschuss Arzneimittel ist nach Würdigung der Bewertung der Expertengruppe und der Beratungen der Arbeitsgruppe Off-Label-Use zu dem Ergebnis gekommen, die Empfehlung durch folgende Ergänzung der Anlage VI in Teil B VII. Intravenöse Immunglobuline G (IVIG) im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose. umzusetzen. 3. Verfahrensablauf Zur Vorbereitung einer Beschlussempfehlung zur Einleitung eines Stellungnahmeverfahrens hat der Unterausschuss Arzneimittel eine Arbeitsgruppe beauftragt, die sich aus den von den Spitzenorganisationen der Leistungserbringer benannten Mitgliedern, der vom GKV-Spitzenverband benannten Mitglieder sowie Vertreter(innen) der Patientenorganisationen zusammensetzt. In seiner Sitzung am 7. Dezember 2010 wurde im Unterausschuss Arzneimittel die Bewertung der Expertengruppe Anwendung von Intravenösen Immunglobulinen G (IVIG) im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose als Empfehlung angenommen und deren Umsetzung in die Arzneimittel-Richtlinie abschließend beraten und konsentiert. Der Unterausschuss hat in der Sitzung am 7. Dezember 2010 nach 10 Abs. 1, 1. Kapitel 1 der Verfahrensordnung des G-BA die Einleitung des Stellungnahmeverfahrens einstimmig beschlossen. 4

Zeitlicher Beratungsverlauf Sitzung der AG/ UA/ G-BA Datum Beratungsgegenstand Übermittlung der aktualisierten Bewertung der Expertengruppe Off-Label von Intravenösen Immunglobulinen G (IVIG) im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose mit Schreiben vom 15.Juli 2010 3. Sitzung der AG Off- Label-Use 27. Sitzung UA Arzneimittel 30. September 2010 7.Dezember 2010 Plausibilitätskontrolle hinsichtlich der sachgerechten Auftragsbearbeitung und Vorbereitung der Umsetzung der Empfehlung der Expertengruppe in die Arzneimittel- Richtlinie Annahme der Empfehlung und Beratung der Umsetzung in die Arzneimittel- Richtlinie sowie Beschluss zur Einleitung des Stellungnahmeverfahrens zur Änderung der Arzneimittel-Richtlinie in Anlage VI Zum Zeitpunkt der Einleitung des Stellungnahmeverfahrens stellen die vorliegenden tragenden Gründe den aktuellen Stand der zusammenfassenden Dokumentation dar, welche den stellungnahmeberechtigten Organisationen zur Verfügung zu stellen sind ( 10 Abs. 2, 1. Kapitel Verfahrensordnung G-BA). Als Frist zur Stellungnahme ist ein Zeitraum von 4 Wochen vorgesehen. Eine Stellungnahme zur Richtlinienänderung ist durch Literatur (z.b. relevante Studien) zu begründen. Die zitierte Literatur ist obligat im Volltext inklusive einem standardisierten und vollständigen Literatur- bzw. Anlagenverzeichnis der Stellungnahme beizufügen. Nur Literatur, die im Volltext beigefügt ist, kann berücksichtigt werden. Mit Abgabe einer Stellungnahme erklärt sich der Stellungnehmer einverstanden, dass diese in den tragenden Gründen bzw. in der zusammenfassenden Dokumentation wiedergegeben werden kann. Diese Dokumente werden jeweils mit Abschluss der Beratungen im Gemeinsamen Bundesausschuss erstellt und in der Regel der Öffentlichkeit via Internet zugänglich gemacht. 5

Gemäß 92 Abs. 3a SGB V wird den Sachverständigen der medizinischen und pharmazeutischen Wissenschaft und Praxis sowie den für die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Interessen gebildeten maßgeblichen Spitzenorganisationen der pharmazeutischen Unternehmer, den betroffenen pharmazeutischen Unternehmern, den Berufsvertretungen der Apotheker und den maßgeblichen Dachverbänden der Ärztegesellschaften der besonderen Therapierichtungen auf Bundesebene Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Folgende Organisationen werden angeschrieben: Organisation Straße Ort Bundesverband der Friedrichstr. 148 10117 Berlin Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI) Verband Forschender Hausvogteiplatz 13 10117 Berlin Arzneimittelhersteller e. V. (VFA) Deutscher Zentralverein Homöopathischer Ärzte e.v. Am Hofgarten 5 53113 Bonn Bundesverband der EurimPark 8 83416 Saaldorf- Arzneimittel-Importeure e.v. (BAI) Surheim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.v. (BAH) Ubierstraße 73 53173 Bonn Deutscher Generikaverband e.v. Saarbrücker Str. 7 10405 Berlin Gesellschaft für Phytotherapie Postfach 10 08 88 18055 Rostock e.v. Pro Generika e.v. Unter den Linden 32-34 10117 Berlin Gesellschaft Anthroposophischer Roggenstraße 82 70794 Filderstadt Ärzte e.v. Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) Herbert-Lewin-Platz 1 10623 Berlin Bundesvereinigung Deutscher Deutsches Apothekerhaus 10117 Berlin Apothekerverbände (ABDA) Jägerstraße 49/50 Arzneimittekommission der Deutschen Zahnärzteschaft (AK-Z) c/o Bundeszahnärztekammer Chausseestr. 13 10115 Berlin 6

Darüberhinaus wird die Einleitung des Stellungnahmeverfahrens im Bundesanzeiger bekanntgemacht. Berlin, den 7. Dezember 2010 Gemeinsamer Bundesausschuss gemäß 91 SGB V Der Vorsitzende Hess 7

4. Bewertungsverfahren Der Gemeinsame Bundesausschuss soll in der Arzneimittel-Richtlinie festlegen, welche zugelassenen Arzneimittel in nicht zugelassenen Anwendungsgebieten verordnungsfähig sind. Hierzu werden dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) die Empfehlungen der Expertengruppen Off-Label zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Anwendung von zugelassenen Arzneimitteln für Indikationen oder Indikationsbereiche, für die sie nach dem Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz/AMG) nicht zugelassen sind, zur Beschlussfassung zugeleitet. 4.1 Bewertungsgrundlage Die Expertengruppe Off-Label im Bereich Neurologie/Psychiatrie kommt in ihrer aktualisierten Bewertung von Intravenösen Immunglobulinen G (IVIG) im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose zu folgendem Fazit (Empfehlung an den G- BA): Die Expertengruppe hat aufgrund der Bewertung der aktuellen Evidenzlage einstimmig entschieden, weder eine positive noch eine negative Empfehlung von IVIG (intravenöses Immunglobulin G) zur Off-Label-Behandlung bei MS abzugeben. Die Gründe liegen in den Diskrepanzen der Ergebnisse der unterschiedlichen Studien, die publiziert wurden. Diese Diskrepanzen sind angesichts der variablen Studiendesigns, unterschiedlicher Populationen, unterschiedlicher Laufzeiten, heterogener Endpunkte und Surrogatparameter, fehlender Patientenstratifizierung etc. nicht unerwartet. Insbesondere finden sich unter den verfügbaren methodisch guten, kontrollierten und randomisierten Studien zur Wirksamkeitsbeurteilung sowohl solche mit positivem als auch mit negativem Ergebnis. Die vollständige Bewertung ist auch auf den Internetseiten des BfArM, www.bfarm.de, veröffentlicht. 8

4.2 Bewertungsentscheidung Notwendige Voraussetzung für die Aufnahme eines Arzneimittels in zulassungsüberschreitender Anwendung in Teil A der Anlage VI ist eine positive Empfehlung durch die Expertengruppe. Die Expertengruppe hat aber aufgrund der Bewertung der aktuellen Evidenzlage entschieden, weder eine positive noch eine negative Empfehlung von IVIG (intravenöses Immunglobulin G) zur Off-Label-Behandlung bei Multipler Sklerose (MS) abzugeben. Das BSG ist in seiner Grundsatz- Entscheidung zum Off-Label-Use vom 19.03.20021 davon ausgegangen, dass die Verordnungsfähigkeit zu Lasten der GKV u.a. voraussetzt, dass außerhalb eines Zulassungsverfahrens gewonnene Erkenntnisse veröffentlicht sind, die über Qualität und Wirksamkeit des Arzneimittels in dem neuen Anwendungsgebiet zuverlässige, wissenschaftlich nachprüfbare Aussagen zulassen und auf Grund deren in den einschlägigen Fachkreisen Konsens über einen voraussichtlichen Nutzen [ ] besteht. Ein solcher Konsens besteht ausweislich der Bewertung durch die Expertengruppe derzeit offensichtlich nicht, weshalb die Empfehlung in der Arzneimittel-Richtlinie durch Ergänzung der Anlage VI in Teil B umzusetzen ist. Anlage VI der Arzneimittel-Richtlinie wird in Teil B deshalb wie folgt ergänzt: VII. Intravenöse Immunglobuline G (IVIG) im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose. Ausnahmsweise kann nach 31 Abs. 1 Satz 4 SGB V in medizinisch begründeten Einzelfällen mit Begründung vom Ausschluss der Verordnungsfähigkeit von IVIG im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose durch die Arzneimittel- Richtlinie abgewichen werden. 1 BSG-Urteil vom 19.3.2002 - B 1 KR 37/00 R 9