Skinachwuchsrennfahrerin aus Appenzell. schritt für Schritt

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Transkript:

Skinachwuchsrennfahrerin aus Appenzell schritt für Schritt an die Sie heisst Lara Baumann, ist 13-jährig und fährt fürs Leben gern Ski. Aber nicht nur aus reiner Freude, sondern die junge Appenzellerin will ihre Leidenschaft einmal zum Beruf machen. Der Weg zur Spitze ist lang und beschwerlich. Snowactive zeigt am Beispiel von Lara Baumann einen möglichen Weg zum Spitzensport auf. 34 Snowactive Dezember 2014

SPITZE Fotos: Erik Vogelsang / zvg. Dezember 2014 Snowactive 35

Die Kosten pro Jahr belaufen sich gut und gerne auf 30 000 Franken. Thomas Baumann 36 Snowactive Dezember 2014

Wir sind in der Sportschule Appenzellerland im ausserrhodischen Teufen. Lara Baumann sitzt am Mittagstisch und strahlt wie ein Maienkäfer. Keine Spur ist davon zu sehen, dass sie bereits seit gut sechs Stunden auf den Beinen steht. Hinter ihr liegen ein paar Stunden Schule und Sport. Noch vor sich hat Lara drei weitere Stunden Schule in der Sekundarklasse 2B in der Volksschule von Teufen. Dann geht es zurück nach Hause ins elf Kilometer entfernte Appenzell. Mit der Bahn wie alle Tage. Nach dem Abendessen gibt es noch etwas Bewegung und Lara sinkt bereits frühabends müde ins Bett. Um sechs Uhr am anderen Tag klingelt bereits wieder der Wecker. Wir wollen sie so gut wie möglich unterstützen, sie aber nicht überfordern. Karin Baumann «Bei mir muss immer etwas laufen» Nein, dieser ständige Marathon stört sie nicht. «Bei mir muss immer etwas laufen», sagt das quirlige Mädchen und zappelt mit den Beinen, als wollte es damit seine Worte untermalen. Im Sommer fährt sie mit ihrem Opa, ihrem «Privattrainer», und einem Elternteil gewöhnlich zum Gletschertraining. «Ins Kaunertal oder nach Hintertux», erzählt Lara. Die meteorologischen Bedingungen würden sie dabei nicht stören. «Hauptsache, man kann Ski fahren.» Im Winter finden meistens irgendwo in der Schweiz Rennen für Athleten im JO-Alter statt. Nicht ohne Stolz erzählt sie von ihren letztjährigen Erfolgen. In der Gesamtwertung des Ostschweizerischen Skiverbands (OSSV) war sie im zweiten Rang, bei den U14 nach SSV-Punk- Bei mir muss immer etwas laufen. Lara Baumann Trainiert wird grundsätzlich bei allen Bedingungen. Fridolin (Frido) Baumann Dezember 2014 Snowactive 37

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Ein entscheidender Faktor sind die Eltern und deren Engagement. Hans Koller ten gesamtschweizerisch ebenfalls auf dem zweiten Rang. Dieselbe Platzierung gab es für sie auch im diesjährigen Grand-Prix-Migros- Final. Ihr Palmares ist natürlich ihrem Alter entsprechend noch kurz. Aber wenn Lara Baumann rennmässig auf den Ski steht, dann fährt sie vorne mit. Ein grosses Trainingspensum Hinter der Tochter stehen ihre Eltern Karin und Thomas sowie Schwester Lia (10). Die Eltern sagen: «Lara trainiert in der Leistungsgruppe 1 des Ostschweizer Skiverbandes. Da wir aber der Meinung sind, dass dieses Training alleine nicht ausreichen wird, um zukünftig erfolgreich zu sein, trainiert Lara auch noch mit ihrem Opa Fridolin Baumann (71).» Er trainiert mit Lara regelmässig auf Schnee. Geplant sei das nicht gewesen, sagt Thomas Baumann. Grossvater habe vorher einen Neffen von ihm trainiert. Dieser sei später im österreichischen Stams in die Sportschule eingetreten und so kam es, dass Fridolin Baumann seine Trainerrolle nun bei Lara wahrnimmt. Wenn die Saison abgelaufen ist, so beginnt für die beiden schon bald wieder das Gletschertraining. Über die Auffahrtstage waren es vier Tage, im Sommer kamen zwölf weitere Tage dazu und während den Herbstferien waren es noch einmal zwei Mal fünf Trainingseinheiten. Ganz schön happig das Programm, das ausschliesslich in der Freizeit oder während den Ferien über den Schnee geht. Vier von fünf Sommerferienwochen waren dem Training gewidmet. Im Winter kommt dann noch ein wöchentliches Training am Mittwochnachmittag dazu. Während der Saison stehe sie gewöhnlich fünf Mal in der Woche auf den Ski, sagen die Eltern von Lara. Die Tochter strahlt wieder übers ganze Gesicht, als möchte sie damit ausdrücken, dass das Programm zwar ganz schön happig sei. Sie kann aber damit leben. Eltern mit eigener sportlicher Vergangenheit Thomas und Karin Baumann führen in Appenzell ein grosses Sportgeschäft und sind dadurch schon stark gefordert. Trotzdem nehmen sie sich den sportlichen Ambitionen ihrer älteren Tochter an. Sie fährt pro Saison um die 30 Rennen. Das sind geht man von gut fünf Skimonaten aus sechs Rennen im Monat bzw. im Schnitt gut eines pro Woche. Woher kommt dieser unverkennbare Ehrgeiz? Die Eltern schmunzeln. Beide haben ebenfalls eine intensive sportliche Vergangenheit. Vater Fridolin förderte seinen Sohn schon früh. Thomas Baumann fuhr ebenfalls Rennen, schaffte aber den Durchbruch nie ganz. «Meine Eltern waren damals intensiv mit dem Aufbau des Sportgeschäfts beschäftigt und mussten deshalb ihre Prioritäten anders setzen.» Die sportliche Biographie der Mutter kommt der Tochter näher. Sie habe sowohl in der Schule als auch später in der Lehre von verständigen Verantwortlichen profitieren können. In der Schule sei sie regelmässig für Trainings suspendiert worden, ihr späterer Lehrmeister war Sportfanatiker. Zuletzt fuhr sie FIS-Rennen, schaffte aber den Sprung in das C-Kader knapp nicht. Sie wurde in den Regionalverband zurückrelegiert. «Die Luft war draussen und dann lernte ich schliesslich Thomas kennen», schmunzelt sie. Die Leidenschaft am Skifahren haben die beiden natürlich auch für sich selbst nie verloren. Bessere Bedingungen geschaffen Sie wollen aber auch nicht den Eindruck erwecken, dass sie mit dem Engagement für Lara ihr eigenes sportliches Scheitern kompensieren wollen. «Wir wollen sie so gut wie möglich unterstützen, sie aber nicht überfordern.» Immer auch im Bewusstsein, dass der Weg zur Spitze letztlich einmal unterbrochen werden könnte. Wichtig sei für sie, dass Lara die Freude nicht verliere. Der Weg, den Lara geht, ist sicher nicht der einzige, der in der Schweiz zum Ziel führt. Die Sportförderung vom Bund ist in der Schweiz nach wie vor nicht optimal. Die Bedingungen für Nachwuchssportler, insbesondere für Skisportler, sind dadurch erschwert. Swiss-Ski hat aber zwischenzeitlich die Strukturen in der Nachwuchsförderung nachhaltig verbessern können, so dass auch Jugendliche mit weniger bemittelten Eltern, eine Sportkarriere starten können. Wohngemeinde bezahlt keinen Rappen «Wir sind als Sportgeschäftsinhaber sicher privilegiert», sagen Thomas und Karin Baumann. Die Kosten für private Trainings, Übernachtungen, Skitickets, die vielen Reisen mit Tausenden von Autokilometern kosten alleine schon eine Stange Geld. «Das sind gut und gerne 30 000 Franken», sagt Thomas Baumann. Dann natürlich kommen auf die Eltern noch die Kosten für die Volksschule in Teufen und die Sportschule Appenzellerland dazu. Die Baumanns haben bei ihrem Wohnkanton erfolglos ein Gesuch um einen Teilerlass eingereicht. Anders verhielt es sich im Schulkanton Ausserrhoden. Die Gemeinde Teufen entsprach ihrem Gesuch. Thomas Baumann wundert sich: «In Appenzell leben wir und bezahlen Steuern. Da ist es schon erstaunlich, dass uns Ausserrhoden unterstützt.» Immerhin kann eine erfolgreiche Nachwuchssportlerin bereits in dieser Phase auf Zuwendungen von Sponsoren zählen. Von Swix erhielt sie einen Vertrag für Skistöcke und Wachsmaterial. Schöffel kleidet die Nachwuchshoffnung zum ersten Mal in dieser Saison ein. Sie habe sogar die Farbkombination des Skianzugs selber zusammenstellen dürfen, sagt Lara stolz. Die Ski erhält sie von Rossignol, je drei Paar Riesen- und Slalomski sowie die Skischuhe. Bewährtes Modell Hans Koller ist Lehrer an der Volksschule Teufen und unterrichtet an der Oberstufe. Seine Klasse 2b zählt 22 Schüler, die Hälfte davon haben einen musischen oder sportlichen Hin- Was wir hier intensiviert anwenden, ist ein Schulturnen auf hohem Niveau. Markus Kobelt Dezember 2014 Snowactive 39

tergrund und besuchen parallel zur «Normalschule» einen spezialisierten Unterricht. Im Falle von Lara in der Sportschule Appenzellerland. Die beiden Ausbildungseinheiten sind dabei sorgfältig aufeinander abgestimmt. Koller, seit acht Jahren in Teufen als Lehrer tätig, spricht von einem bewährten Modell, das seit neun Jahren erfolgreich in der Praxis umgesetzt wird. Hans Koller spricht aus eigener Erfahrung. Er weiss, was es heisst, wenn Sport und Schule sich nicht vertragen. Er war selber Leichtathlet und hatte damals noch keine solchen Bedingungen vorgefunden. Es stört ihn deshalb auch nicht, wenn er sich über sein eigentliches Pensum hinaus engagiert. «Die Sache ist es wert», sagt er. Hans Koller hatte schon einige Schülerinnen und Schüler in seiner Klasse, die später sportlich zum Erfolg gekommen sind. «Ein entscheidender Faktor sind die Eltern und deren Engagement.» Der Oberstufenlehrer beschreibt Lara als sehr ehrgeizig, die abwägen könne, wann voller Einsatz gefragt sei und wann sie einen Gang zurückschalten könne. In seiner Klasse sind Skisportler, Leichtathleten, Eishockeyspieler, Orientierungsläufer und Fussballer. Die konstanten Schülerzahlen mit Schülern, die musische oder sportliche Ambitionen haben, lassen Diskussionen in Teufen über einen Sonderzug, das heisst eine Spezialklasse, laut werden. Professionelle Strukturen Die 2005 gegründete Sportschule Appenzellerland ist ein Erfolgsmodell. Sie bietet auf der einen Seite eine koordinierte Schullösung und auf der anderen Seite professionellen Trainingsbetrieb. Die Sport-Infrastruktur in Teufen ist hervorragend: Es gibt ein Leichtathletikstadion, Kunstrasen und -laufbahn, eine Dreifach-Turnhalle (inkl. Kraftraum) und ein Freibad. Schulleiter René Wyler ist seit 2011 verantwortlich für zwölf Trainer im Mandatsverhältnis sowie derzeit 56 Athletinnen und Athleten. Diese kommen aus acht Kantonen (u. a. auch Bern, Zürich, Freiburg) und üben 15 verschiedene Sportarten aus. Die Schüler, die parallel dazu alle die Volks- oder Kantonsschule besuchen, leben zu Hause, bei Gasteltern oder in einer Wohngemeinschaft in der Kantonsschule Trogen. Die Appenzeller «Kombination» ist eine 50-Stunden-Woche mit Schulunterricht und Training. Das System lässt ein hohes Mass an Flexibilität zu. Darum ist es möglich, dass praktisch jeder der 56 Schüler über einen eigenen Stundenplan verfügt. Im Laufe der Jahre konnte mit weiterführenden Schulen oder sportfreundlichen Lehrbetrieben ein engmaschiges Netzwerk geschaffen werden, sodass die aus der Volksschule entlassenen Nachwuchstalente nahtlos in eine nächste Stufe eintreten können. Finanziert wird die Sportschule zu zwei Dritteln aus Schulgeldern und Kantonsbeiträgen. Den Rest muss die private Institution jährlich auf anderem Wege erwirtschaften. Jedenfalls aber vermag die Sportschule immer wieder erfolgreiche Athleten zu generieren. Zu Lara meint Wyler: «Sie hat für ihr Alter bereits ein hohes Niveau, und sie ist für mich eine Ausnahmesportlerin.» Polysportiv bleiben Der St. Galler Sportlehrer Markus Kobelt trimmt in einem Abteil der Dreifach-Turnhalle unterschiedlich ausgerichtete Sportler zu Schnelligkeit und Stabilität. Die Trainingseinheit mit einer halben Stunde ist kurz aber extrem intensiv. Kobelt präzisiert: «Was wir hier intensiviert anwenden, ist ein Schulturnen auf hohem Niveau.» Die Schüler sind aufmerksam und bis zur letzten Minute aktiv. Die Gruppe setzt sich ausserdem aus verschiedensten Anzeige Der revolutionäre Gehmechanismus kombiniert maximale Abfahrts-Performance mit größtmöglicher Bewegungsfreiheit für Effizienz im Aufstieg. Join Kamp K2 & Discover: versatility, hold 40 Snowactive Dezember 2014 & strength PINNACLE 130 130 Flex, 97mm (LV) and 100mm (SV) Leisten, PrecisionFit Tour INTUITION Liner, Powerfuse Spyne, Integrierte tech Fittings, Austauschbare DIN-kompatible Außensohlen, K2 Power-Buckle k2skis.com k2skeeze.com

Sportdisziplinen zusammen. Absicht oder der Not gehorchend? Markus Kobelt: «Die jungen Sportler behalten so ihre Vielseitigkeit, die polysportive Ader.» Spezifischer wird das Training, wenn es der Saison entgegengeht. Die «grosse» Schwester Wir sind wieder in Appenzell, in der Wohnstube der Baumanns. Lia, die zehnjährige zweite Tochter ist zurück von der Schule und verwundert darüber, dass wir immer noch dasitzen. Für sie ist ihre grosse Schwester auch eine Herausforderung. Vieles dreht sich logischerweise um Lara. Die normalen und individuellen Trainings, die Sportschule. Selbst die Freizeit, die freien Wochenenden, richten sich nach der Nachwuchssportlerin. «Nein, Skifahren ist für mich kein Thema», sagt Lia. Mutter Karin erinnert sich, dass sie schon im frühen Alter gesagt habe, sie würde jedenfalls nie nach Kanada Skifahren gehen wollen. Es war die Zeit, wenn die ersten Weltcuprennen in Übersee stattfanden und natürlich die Familie Baumann an den Fernseher lockte. Lia reitet leidenschaftlich gerne. Stress und Druck mag sie nicht. «Sie ist ein ganz anderer Typ, und das ist auch gut so», sagt ihre Mutter. Lias Unbekümmertheit sei vielfach heilsam in schwierigen Situationen, zum Beispiel nach einem weniger guten Rennen von Lara. «Lia entkrampft manchmal in solchen Momenten die vielleicht etwas schwierige Situation.» Aus eigener Erfahrung wissen die Eltern, dass harsche Kritik nach einem missratenen Rennen so ziemlich das Dümmste ist, was in falsch verstandenem Ehrgeiz oft den ohnehin schon zu Tode betrübten Kindern in der Rennpraxis angetan wird. Sie hat für ihr Alter bereits ein hohes Niveau, und sie ist für mich eine Ausnahmesportlerin. René Wyler Grossvater als «Privat-Trainer» Von viel Ehrgeiz beseelt ist auch Grossvater Fridolin, zu dem Lara einen ganz speziellen Bezug geschaffen habe, sagt Karin Baumann. Anzeige Dezember 2014 Snowactive 41

Franz Hofer, Swiss-Ski, Chef Nachwuchs alpin Bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Insofern freue ich mich, dass die Familie Baumann einen Weg gefunden hat, der für sie stimmt. Das Wichtigste ist schliesslich, dass ein Kind trotz der grossen zeitlichen Belastung und des intensiven Engagements die Freude am Skifahren nicht verliert und motiviert ist, es an die Spitze zu schaffen. Individuelle Förderung ist eine Möglichkeit dazu, die Nutzung der Nachwuchsförderstrukturen von Swiss-Ski ein anderer. Suboptimal in meinen Augen ist der Weg via Ausland. Natürlich gibt es Athleten, die diesen Weg gegangen sind und den Durchbruch an die Spitze geschafft haben. Ein Beispiel dafür ist Daniel Albrecht, der das Stamser Skigymnasium in Österreich besucht hat. Diese Ausbildungsstätten sind aber auf die Gegebenheiten und Strukturen im jeweiligen Land ausgerichtet und sind nicht auf das Schweizer Nachwuchssystem abgestimmt. In der Schweiz verfügen wir heute über gute Strukturen, die es den Jugendlichen erlauben, sich optimal zu entwickeln. So stehen bis zum Abschluss der Oberstufe, also bis zum 16. Altersjahr, derzeit 27 regionale Leistungszentren RLZ zur Verfügung, verteilt über die ganze Schweiz. Dort ist die schulische Ausbildung neben den Trainings in den Regionalverbandskadern und RLZ so organisiert, dass beides, Schule und Sport nebeneinander Platz hat. Für die über 16-Jährigen existieren drei nationale Leistungszentren NLZ. Diese dazugehörigen Partnerschulen befinden sich in Davos, Engelberg und Brig. Grundsätzlich selektionieren wir so, dass im ersten Jahrgang U18 nur die allerbesten Athleten direkt vom Regionalverband oder RLZ in ein NLZ aufsteigen. Sofern der direkte Sprung vom regionalen in ein nationales Leistungszentrum für einen jungen Athleten möglicherweise ein (zu) grosser Schritt ist, gibt es zur Überbrückung so etwas wie ein «Bewährungsjahr», in welchem der betroffene Athlet in den Kadern der Regionalverbände trainiert und seine Leistungen vorerst auf FIS-Niveau bestätigen kann. Damit wollen wir vermeiden, dass Talente verloren gehen. Die bisherigen Resultate zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Wir sind bei den Jahrgängen 1992/93/94 international wieder auf einem konkurrenzfähigen Level. Eines ist auf jeden Fall ganz wichtig: Nur wenn die Symbiose zwischen professionellen Trainingsmöglichkeiten und optimalen schulischen Rahmenbedingungen stimmt, kann der Nachwuchs konsequent gefördert werden. Sowohl in den Regionalen wie auch in den Nationalen Leistungszentren ist es unser Ziel, die Belastung in Sport, Beruf und Schule so optimal wie möglich aufeinander abzustimmen. So haben unsere Nachwuchsathletinnen und -athleten den Kopf frei und können sich in ihrem Lieblingssport mit Freude und Motivation bis an die Weltspitze entwickeln. Dabei sei er alles andere als ein Bequemer, schmunzelt sie. «Er schnurrt auch uns an, wenn etwas nicht seinen Vorstellungen entspricht.» Ein Schaffer, ein Krampfer sei er. Am Computer analysiert er immer wieder Fahrten auf Youtube des Österreicher Technikers Marcel Hirscher oder der US-Slalomspezialistin Mikaela Shiffrin. Seine Erkenntnisse daraus versucht er dann im Training einzubringen. Jede Fahrt muss einen Sinn haben, ist seine Devise. Trainiert wird grundsätzlich bei allen Bedingungen. Wenn es die Schneeverhältnisse zulassen in einem kleinen Skigebiet ganz in der Nähe. Schritt für Schritt Wo steht Lara Baumann heute? Im Prinzip noch ganz am Anfang. Sie gewann vor zwei Jahren im Grand Prix Migros in ihrer Kategorie den Final. Sie fuhr sogar schon auf der Weltcup-Piste in Lenzerheide ein internationales Rennen, belegte an weiteren nationalen und internationalen Rennen Podestplätze. Sie gehört dem Skiclub Appenzell an und fährt im Regionalkader des OSSV. Wenn alles gut geht, kann sie mit 16 nach erfolgreicher Qualifikation einem Nationalen Leistungszentrum beitreten. Der nächste Schritt und ein entscheidender Schritt wäre dann die Junioren- Nationalmannschaft. Sie will Schritt für Schritt ihren Weg gehen. Später, nach der Sekundarschule, möchte sie ein Sportgymnasium besuchen. Über das «Ob» und «Wann» einer Sportlerkarriere macht sich aber das 13-jährige Mädchen noch keine Gedanken. Sie, die Mikaela Shiffrin und Ted Ligety als ihre grossen Vorbilder bezeichnet, liebt einfach die Bewegung und die Freude am Sport. Darum macht es ihr nichts aus, dass sie im Gegensatz zu ihren gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen irgendwie anders tickt und funktioniert. JOSEPH WEIBEL Anzeige Zu verkaufen von privat: Wunderschöne sonnige 2½-Zimmer-Dachwohnung im 2. OG neben Golfplatz und Langlaufloipe in Obergesteln (Obergoms/Wallis) mit Warmluft-Cheminée, hochwertigem Innenausbau, hohen Räumen und Dachschrägen inkl. Abstellraum im EG mit Waschmaschine und Einzelgarage an der schneegeräumten Hauptstrasse. VP: CHF 249 000., Email: pat.zimmermann.jost@gmail.com oder +41 78 960 79 77 42 Snowactive Dezember 2014