Die Sintflut in der Mythologie. Forschungshinweise und Theorie

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Transkript:

Geographie Andreas Reineck Die Sintflut in der Mythologie. Forschungshinweise und Theorie Studienarbeit

Gliederung Seite 1 1. Die Bedeutung der Mythologie Seite 2-3 2. Sintflutmythen Seite 3-7 3. Erste Forschungshinweise Seite 7-9 4. Die Sintfluttheorie von Walter Pitman und William Ryan Seite 9-11 4.1. Bezug zur Mythologie Seite 12-13 4.2. Kritik an der Sintfluttheorie Seite 13-15 5. Die Sintfluttheorie von Alexander und Edith Tollmann Seite 15-18 6. Literaturverzeichnis Seite 19 1

1. Die Bedeutung der Mythologie Mythologie kommt von dem griechischen Wort mythologia, dieses ist aus zwei Wörtern zusammengesetzt: mythoi = Geschichten und legein = Erzählen. Doch Mythologie ist viel mehr als nur Geschichten erzählen :...denn Mythos ist Lebensgründung.... Jede Kultur, jedes Volk hat sein eigenes Weltbild, seine eigene Religion. In Mythen erkennt man nicht einfach die Phantasien der Völker, vielmehr erfährt man etwas über die damalige Weltanschauung, über die Sitten und Bräuche, über das Leben im Allgemeinen. Sie sind historische Gegebenheiten vergangener Kulturen. Weltgeschehen, Naturphänomene, aller was den unwissenden Menschen unerklärlich war, verpackten sie in einen Mythos. Mythologie dient einerseits dazu Unerklärliches begreiflich zu machen, andererseits war sie eine Art Gesetz. So zeigten viele Geschichten, wie schlecht es den Menschen erging, die gegen den Willen eines Gottes handelten und darauf furchtbare Strafen erlitten. Doch die Helden galten als Vorbilder und so versuchte sicherlich mancher ihnen nachzueifern. Beispielsweise bei der griechischen Mythologie ist auffallend, dass die Götter menschliche Charaktereigenschaften aufweisen. Ihr Verhalten unterscheidet sich kaum von dem der Menschen. Meiner Meinung nach bringt dieses Motiv die Götter den Menschen näher. Ist ein Gott einzig und unfehlbar gibt es eine viel größere Distanz. Das Verhältnis zwischen dem Mythos und der Vernunft (Logos) ist seit jeher gespannt. So priesen schon die griechischen Philosophen Xenophanes, Platon und Aristoteles die Vernunft und übten scharfe Kritik an dem Mythos, der als Methode, die Wirklichkeit zu erkennen, ungeeignet sei. In der jüdisch-christlichen Tradition wurde der Mythos mit dem Begriff der Geschichte konfrontiert. Als komplizierend erwies sich jedoch dabei, dass der Gott der Juden und der Christen sich den Menschen in ihrer Geschichte und Gesellschaft offenbart hatte, trotz seiner Existenz außerhalb der gewöhnlichen Zeit und des gewöhnlichen Raumes. Die Unterscheidung zwischen Vernunft und Mythos sowie zwischen Mythos und Geschichte war zwar grundlegend, aber niemals absolut. Aristoteles war der Auffassung, dass sich in einigen der frühgriechischen Schöpfungsmythen Logos und 2

Mythos überschneiden. Platon verwendete Mythen als Allegorie und auch als literarischen Kunstgriff bei der Ausarbeitung eines Arguments. Mythos, Logos und Geschichte greifen auch in der Einleitung zum Johannesevangelium im Neuen Testament ineinander; hier wird Jesus Christus als Verkörperung des Logos dargestellt, der aus der Ewigkeit in die historische Zeit eintritt. Frühchristliche Theologen disputierten in ihren Deutungsversuchen der christlichen Offenbarung über die Rollen von Mythos und Geschichte in der biblischen Darstellung. (vgl. Microsoft Encarta, Enzyklopädie, 2000) 2. Sintflutmythen Die Sintflut althochdeutsch sinvluot große Flut volkstümlich umgedeutet zur Sündflut, mit der die Menschen für ihre Sünden gegenüber Gott bestraft worden seien. In vielen Religionen wird die Sintflut als ein Ereignis von katastrophalen Ausmaßen geschildert. Sie gilt als Symbol für die völlige Zerstörung der Erde und soll in den Anfängen der überlieferten Geschichte stattgefunden haben. Diese Vernichtung allen Lebens wird aus religiöser Sicht auch als Reinigungsprozess gedeutet, den eine Göttin oder ein Gott aus Zorn über das Fehlverhalten der Menschen ausgelöst hat. In der Geneses (6 bis 8) beschließt Jahwe, angesichts der Schlechtigkeit der Menschen, alles Leben zu vernichten. In der 10. Generation der Menschheit, so schildert die Bibel, war die Welt voller Verderbtheit, das bekümmert Gott sehr und er bereute die Menschen geschaffen zu haben. Nur an Noah hatte der Herr Freude, denn er war ein rechtschaffener Mann und lebte wie sein Vorfahre Henoch in enger Verbindung mit Gott. (1. Buch Mose 6, 8-9) Gott beschloss alle Geschöpfe durch eine große Flut zu vernichten. Nur Noah fand durch sein vorbildliches und gottesfürchtiges Leben für sich und seine Familie Gnade vor Gottes Augen. Erzürnt über die Bosheit der Menschen, teilte Gott Noah mit, dass er mit den Menschen... ein Ende machen werde. Er gebot ihm ein Schiff aus Holz zu bauen, um sich und seine Familie vor der bevorstehenden Flut zu retten. (1. Buch Mose 6, 13 14) 3