Groß und gut ist, Von Gudrun Waiditschka

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Transkript:

Groß und gut ist, was Folge F hat Im Jahr 1817 gründete König Wilhelm I. von Württemberg sein Privatgestüt Weil. Die Zucht erlangte bald international höchste Anerkennung und die dort gezüchteten Vollblutaraber beeinflußten nachhaltig die Zucht in ganz Europa und sogar in Übersee. Von Gudrun Waiditschka

Groß und gut ist, was Folge F hat Im Jahr 1817 gründete König Wilhelm I. von Württemberg sein Privatgestüt Weil. Die Zucht erlangte bald international höchste Anerkennung und die dort gezüchteten Vollblutaraber beeinflußten nachhaltig die Zucht in ganz Europa und sogar in Übersee. 2I

Bereits als Kronprinz hatte Friedrich Wilhelm, wie der spätere König Wilhelm I. damals noch hieß, eine bescheidene kleine Pferdezucht auf seinem Landgut in Scharnhausen vor den Toren Stuttgarts. Dort hielt er sich fünf Stuten diverser Warmblutrassen, die zur Zucht verwendeten Hengste waren unbekannter Herkunft. Als im Jahr 1816 sein Vater König Friedrich I. starb, trat Friedrich Wilhelm als König Wilhelm I. von Württemberg die Thronfolge an. Mit Dekret vom 30. September 1817 bestimmte er die Domänen Weil, Klein-Hohenheim und Scharnhausen zu seinem Königlichen Privatgestüt, was bedeutete daß er die Gelder für das Gestüt aus seiner Privatschatulle bereitstellte. König Wilhelms Liebe zum Exotischen Araberstuten vor dem Schlößchen Weil - hier verbrachte König Wilhelm I. gerne seine Wochenenden. Der württembergische König war als ein großer Förderer der Landwirtschaft bekannt und verdiente den Beinamen "rex agricolorum" zu Recht. Sein Interesse galt in besonderem Maße der Rinder- und Kleintierzucht und so waren auf seinen Besitzungen verschiedene Rinderrassen aus Holland und der Schweiz zu finden, sogar Zeburinder aus Indien, Schafe verschiedener ausländischer Rassen, Ziegen aus Kaschmir - sie alle wurden in Kreuzungen auf ihren Wert für die württembergische Tierzucht getestet. Ob es die Fisch-, Geflügel- oder Bienenzucht war, allen Bereichen der Landwirtschaft schenkte er sein Interesse. Sogar Vicunjas, Alpakas und Axishirsche tummelten sich auf seinen Ländereien und die von ihm in Auftrag gegebene "Wilhelma", ein Sommerhaus mit Wohnräumen und dekorativen Gewächshäusern im maurischen Stil, zeugte von seiner Liebe zur orientalischen Architektur. Es war jedoch die Pferdezucht, der er seine ganze Aufmerksamkeit widmete, dabei wollte er das orientalische Pferd nicht nur zur Veredlung der bodenständigen Rasse verwenden, sondern hatte das Ziel, ein edles orientalisches Pferd mit mehr Knochenstärke und Größe zu züchten, das trotz seiner europäischen Heimat nichts an Adel und Ausdruck verlieren sollte. Obwohl er also sicher auch einen Hang zum Exotischen hatte, war es nicht nur diese Eigenschaft, die ihn am orientalischen Pferd so faszinierte. Vielleicht war es Napoleon, mit dem er als Kronprinz in den Freiheitskriegen 1812 gegen Moskau zog, der ihn von dieser Rasse überzeugte, da Napoleon ja auch immer arabische, oder doch zumindest orientalische Pferde ritt. Oder es waren die eigenen Erfahrungen, die er im Kriegszug 1814 mit arabischen Pferden sammelte. Der Kronprinz war jedenfalls von der Überlegenheit der orientalischen Pferde bei einem derartigen "Ausdauertest" überzeugt, und so ist es nur zu verständlich, daß in Scharnhausen mehr und mehr orientalische oder "morgenländische" Pferde einzogen. I3

Orientalische und aecht arabische Pferde Der Aufbau des Gestüts mit "aecht arabischen Pferden" war jedoch weniger geradlinig, als oft angenommen wird. Einerseits lag dies sicher an der schwierigen Beschaffung geeigneter Pferde aus dem Orient. Andererseits wollte König Wilhelm I. ein orientalisches Pferd mit mehr Größe und Kaliber züchten. So waren bei der Gestütsgründung 1817 neben 17 orientalischen und 10 persischen Stuten, letztere vom kaiserlich-russischen Generalkonsul Achwertoff in Tiflis erkauft, nur eine "aecht arabische" Stute vorhanden. Dies war MURANA I, von der später noch die Rede sein wird. Auch im folgenden Jahr wurden wieder 15 persische Stuten von Achwertoff gekauft, die gewöhnlich einen größeren Rahmen als die arabischen Pferde aufwiesen. Unter ih-nen waren auch SCHEISEWAN I und PERSI- SCHE; die Linie der letzteren hielt sich noch bis in die 1860er Jahre in Weil. In den folgenden Jahren wurden nach wie vor neben arabischen auch orientalische und ägyptische Pferde gekauft. Vermutlich durch den bekannten Hippologen Graf von Veltheim angeregt, wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, und sogar zwei Stuten und zwei Hengste der Dongola-Rasse gekauft, die aus Nubien in Afrika kamen. Im Jahr 1822 bildeten 18 arabische und immerhin 45 orientalische Pferde den Grundstock von Weil, neben den Stuten des Wagenschlages und einer Trakehner Rappenzucht. In den kommenden Jahren jedoch erkannte König Wilhelm I., daß die Kreuzung arabischer mit orientalischen, persischen oder nubischen Pferden nicht zu dem gewünschten Ziel führte, vielmehr verloren die Pferde an Adel. Hingegen zeigte die Reinzucht, daß Größe und Kaliber sich bei entsprechender Zuchtwahl und Aufzucht der Jungtiere einstellten, ohne daß Abstriche an Adel, Trockenheit und Ausdruck der Pferde gemacht werden mußten. Dies wurde wiederholt von namhaften Hippologen dieser Zeit, wie beispielsweise von Baron von Biel bestätigt, obwohl dieser kein Araberfreund war. König Wilhelm I. zu Pferd (rechts) - Reiterstandbild von Ludwig von Hofer vor der Staatsgalerie in Stuttgart. Möglicherweise handelt es sich dabei um Bairactar. Stuten vor dem Schweizerhof in Kleinhohenheim (unten). 4I

I5

Die Importe des Baron von Fechtig Die Beschaffung orientalischer oder gar arabischer Pferde war wie erwähnt ungemein schwierig, denn es gab nur wenige wahre Kenner des Vorderen Orients und der Arabischen Halbinsel, die zudem noch gute Hippologen waren und die Pferdezucht dieser Gegend aus eigener Anschauung kannten. Diese Gegenden zu bereisen war anstrengend und gefährlich und so führten die meisten Reisen nur in die größeren Städte Aleppo, Damaskus und Kairo. Diese Städte waren die Handelszentren des Vorderen Orients und daher auch Umschlagplatz für arabische Pferde. Einer der wenigen wahren Kenner des arabischen Pferdes zu dieser Zeit war der ungarische Baron von Fechtig. Zusammen mit seinem Schwiegervater unterhielt er einen Groß-handel in Triest. Durch ihre Geschäftsverbindungen mit dem Orient kamen die beiden auf die Idee, arabische Pferde in größerem Maßstab nach Europa zu importieren, da diese hier rar und teuer waren. Die Hengste EMIR und MAMELUCK kamen 1814 durch Baron von Fechtig nach Weil. Der braune EMIR, der dem König als Reitpferd in den Schlachten der Freiheitskriege diente, wurde vom Beduinen- Stamm der Aenäze (Anazeh) erkauft, der sich in der Die Hengste EMIR und MAMELUCK wurden von Baron von Fechtig 1814 nach Weil importiert. EMIR wurde von den Anazeh-Beduinen erkauft, und später vor allem in der Zucht von Wagenpferden eingesetzt. Gegend des Libanons aufhielt. Er wurde noch im Jahr seiner Ankunft in Weil als Beschäler eingesetzt, doch die Stutengrundlage bestand zur damaligen Zeit (1814) überwiegend aus Stuten der englischen, ungarischen, polnischen und russischen Rasse. An arabische Reinzucht wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Murana I, die älteste europäische Araberstutenlinie Zwei Jahre nach EMIR traf 1816 die "aecht arabische" Stute MURANA I Or.Ar., geb. 1808, in Weil ein. In den historischen Quellen heißt es, die Apfelschimmelstute wurde von Baron von Fechtig in Triest erkauft. Wie wir aber eingangs gesehen haben, stammte sie aus einem seiner Transporte, die er über einer seiner Vertrauensleute im Orient aufkauften und über Triest nach Europa brachten. Daher darf man wohl annehmen, daß es sich tatsächlich um eine Original-Araber-Stute handelte, obwohl nichts über ihren Ankaufsort, Züchter, Vorbesitzer oder ihre Familienzugehörigkeit bekannt ist. Prof. Adolph von Rueff, der die Stute jedoch nicht aus persönlicher Anschauung kannte, überlieferte 1864 folgende Beschreibung: "Sie war edel, stark und regelmäßig gebaut, besaß ein starkes Fundament, ausgezeichnetes Hintertheil mit vortrefflichen Sprung-Gelenken." Von ihren Nachkommen ist nur die Stute MURANA II, geb. 1822, von GOUMOUSCH BOURNU Or.Ar., bekannt. Dennoch gründete sie über diese Tochter die älteste Araberstutenlinie in Europa. MURANA I starb 1825 im Alter von 17 Jahren. 6I

Die Linie der MURANA I lieferte nur wenige Hengste für das Gestüt und auch von den Stuten ist außer der direkten Linie (Murana I Or.Ar. 1808 - Murana II 1822 - Musa II 1830 - Daria V 1837 - Lama I 1850 - Hamma I 1855 - Hamma II 1866 - Sabal 1872), die sich bis heute erhalten konnte nur wenig überliefert. Besonders die in der 7. Generation geborene Stute SABAL 1872 nahm eine Schlüsselrolle ein, denn alle heutigen Vertreter dieser Stutenlinie gehen auf ihre beiden Töchter SAIDA 1884 und SAOUD 1885 zurück, Vollgeschwister, die den Original-Araber DJERID Or.Ar. zum Vater hatten. Zwar gelangten einige weiblichen Vertreter der Murana-Linie durch Verkäufe ins Ausland, so beispielsweise über (Sabal - Selma) - Sylphide II, über (Sabal - Saoud) - Sakuntala und über die (Saoud - Savona) - Sardine-Enkelin DORINDA und SARDINE-Tochter SERE- NATA, doch alle Zweige konnten sich nur über wenige Generationen erhalten, sei es in Jugoslavien, Polen oder der UdSSR. Auch in Deutschland ist es neben den später nach Marbach übernommen Pferden nur die Stute SAROLTA (Sven Hedin/Sarazena), die ihren eigenen Zweig bis SABAL 1872 vertrat die Murana I-Linie in 7. Generation. Sie nimmt eine Schlüsselrolle ein, denn alle heutigen Vertreter dieser Stutenlinie gehen auf ihre beiden Töchter SAIDA 1884 und SAOUD 1885 zurück, Vollgeschwister, die den Original-Araber DJERID Or.Ar. zum Vater hatten. heute erhalten konnte. Zurück zu Baron von Fechtig, der 1816 in Triest einen weiteren Transport von Original-Arabern zusammenstellte. Es waren insgesamt 12 Pferde. Der überwiegende Teil davon, nämlich 2 Hengste und 7 Stuten, waren für König Wilhelm I. bestimmt, der Rest wurde vom österreichischen Staat aufgekauft und kam ins k.u.k. Militärgestüt Bábolna. Erst im Jahr 1817 trafen diese Pferde im neu gegründeten Kgl. Privatgestüt Weil ein. Bereits dieser erste größere Ankauf war von Erfolg gekrönt, denn einer der beiden Hengste war BAIRACTAR Or.Ar., welcher der Stammvater der Weiler Vollblutaraberzucht werden sollte. I7

Bairactar Or.Ar. - Stammvater der Weiler Araberzucht Stallmeister Freiherr von Hügel bezeichnete Bairactar Or.Ar. als einen der besten Hengste, welche je aus dem Orient gekommen sind. Der Hengst zeichnete sich besonders durch "höchsten Adel, regelmäßigen Bau, starkes Fundament und vorzüglichen Gang" aus. Der Schimmel wurde 1813 geboren und gehörte der Rasse Saklawi Djedran an, einem in Arabien und von König Wilhelm hoch geschätzten Pferdestamm. Zweifellos hatte Bairactar Or.Ar. große Ausstrahlung und inspirierte damit zahlreiche Künstler seiner Zeit. Darstellungen von Albrecht Adam und Friedrich Voltz zeigen einen Hengst mit guter Oberlinie, waagerechter Kruppe und einem ausgesprochen trockenen Fundament. Sowohl auf den Gemälden und Lithografien als auch anhand des Original-Skelettes, das sich derzeit leihweise im 8I Gestütsmuseum Offenhausen bei Gomadingen befindet, fällt das relativ gerade Profil und der schmale Kopf des Hengstes auf. BAIRACTAR war wohl einer der besten Hengste, die je aus dem Orient nach Europa kamen. Er soll wohl kaum ein schlechtes Pferd gezeugt haben und gilt als Stammvater der Weiler Araberzucht. Bairactar Or.Ar. diente König Wilhelm I. einige Jahre als Leibreitpferd. Später wurde er ausschließlich zur Zucht verwendet und deckte bis zum Jahr 1838. Er mußte 1839 im Alter von 26 Jahren wegen Altersschwäche getötet werden. Betrachtet man sein Skelett näher, erkennt man ein ausgeprägtes Treppengebiß. Er war wohl in seinen letzten Tagen ein schlechter Fresser und Futterverwerter was letztendlich zu seinem Tod geführt haben mag. Nach Stallmeister von Hügel hat Bairactar Or.Ar. "wohl kaum e i n schlechtes Pferd gezeugt" und kann als Stammvater der Weiler Araberzucht bezeichnet werden. In den 21 Jahren, in denen er als Hauptbeschäler verwendet wurde, hat er 37 Mutterstuten und sieben Beschäler für das Gestüt geliefert. "Außerdem waren seine Abkömmlinge Zierden der königlichen Stallungen: alle zeichnen sich durch große Ausdauer, Sicherheit, Gehlust, besonders gutes Temperament und Schönheit aus."

AMURATH I 1829 (a.d. Sady III) war der beste Sohn Bairactars und war nach Rueff wohl einer der vollkommensten Araber, nie habe ich eine besser gebautes und elderes Originalthier gesehen. Noch heute kann Amurath I als das Modell eines arabischen Pferdes gelten. Sein bedeutendster Sohn war der Schimmel AMURATH I, geb. 1829, a.d. Sady III. Er stand seinem Vater an Schönheit, Bau und Adel kaum nach, hatte eher noch eine bessere Halslinie und einen ausgeprägteren Widerrist als sein Vater. Professor Rueff schrieb über ihn: "Dieses Pferd ist wohl einer der vollkommensten Araber, nie habe ich ein besser gebautes und edleres Originalthier gesehen." Noch heute stellt der Hengst, wie ihn Sperling und Volkers in ihren Gemälden und Lithografien überlieferten, das Ideal eines arabischen Pferdes dar, das alle Points eines Reitpferdes aufwies. Daher verwundert es nicht, daß AMURATH I das Leibreitpferd seines königlichen Besitzers in den Jahren 1834-36 war, bevor er die Beschälerbox in Weil bezog. Ein weiterer Sohn BAIRACTARs Or.Ar. war der Schimmel SELIM II, geb. 1828 und ein Vollbruder zu AMURATH I. Professor Rueff beschreibt ihn als "im Rücken und Kruppe noch solider als AMURATH I, aber nicht so distinguiert wie dieser". Beide Hengste, in besonderem Maße jedoch Amurath I hinterließen hervorragende Nachkommen für die Weiler Zucht. Auch MAZUD (Bairactar Or.Ar./Hazam) deckte viele Jahre im Gestüt, wurde aber wegen Augenfehlern ausrangiert. "Er war hochedel, untersetzt, aber im Rücken etwas weich und lang, doch hat er manche schöne SELIM II 1828 war ein Vollbruder zu Amurath I, und im Rücken und Kruppe noch solder als Amurath I, aber nicht so distinguert wie dieser. Er wurde als Hauptbeschäler aufgestellt und hinterließ insbesondere einige wertvolle Mutterstuten für das Gestüt. I9

Zuchtstute geliefert." Letzteres kann auch von den BAIRACTAR-Söhnen ALEPPO (a.d. Issa) und BAIRACTAR II (a.d. Delda) gesagt werden. Zusammen mit BAIRACTAR Or.Ar. kam auch TAJAR Or.Ar. (geb. 1814) ins Gestüt. Er war ein brauner Hengst mit Stern und weißer Hinterfessel und gehörte wie Bairactar der Rasse Saklawi Djedran an. Seine Nachzucht war jedoch zu fein und im Temperament zu schwierig, weshalb er 1827 an den Herzog von Sachsen-Meiningen verkauft wurde. Vermutlich gehörten zu den Stuten aus dem Fechtig'schen Transport auch die Namen GABRA Or.Ar., ZUBIAL Or.Ar., SELENE Or.Ar., und SARA Or.Ar., sie konnten offensichtlich jedoch keine eigene Stutenfamilien gründen, die über längere Zeit im Gestüt vertreten waren. TAJAR Or.Ar. wurde zusammen mit BAIRAC- TAR von Baron von Fechtig importiert; seine Nachzucht aber überzeugtenicht, und so wurde er wieder verkauft. Die Importe von Graf Rzewuski 1819 Als König Wilhelm I. mit seiner Gemahlin Katharina zum Wiener Kongreß in der österreichischen Hauptstadt weilte, lernte Königin Katharina den russischen Grafen Waclaw Rzewuski kennen. Einige Jahre später, es war im Jahr 1817, brach Rzewuski in Richtung Orient auf, um arabische Pferde aufzukaufen und nach Europa zu bringen. Königin Katharina erfuhr von dieser Expedition und erinnerte sich an seine edlen Pferde. Sie schrieb dem Grafen einen Brief nach Konstantinopel, worin sie ihn bat, auch für das Königliche Privatgestüt Weil "drei Hengste und drei Stuten von der allerbesten Rasse und ohne jeglichen Fehler" zu beschaffen. Aus den gewünschten sechs Pferden wurden 25, 12 Hengste und 13 Stuten. Eine Stute und vier Hengste starben auf dem beschwerlichen Transport, darunter DJEZAR, den Rzewuski als einen der fünf besten Hengste betrachte- 10I

te, die er während seiner vielen Reisen gesehen hatte. Die restlichen Pferde trafen 1819 in Weil ein. Von den Hengsten wurde hauptsächlich GOUMOUSCH BOURNU Or.Ar. zur Zucht verwendet, ein Saklawi Djedran von stattlicher Größe. In Weil war man mit der Nachzucht GOUMOUSCH BOURNUs sehr zufrieden, zumal man sich ja mehr Knochenstärke wünschte, leider starb er sehr früh. Sein Sohn BOURNU II, ein Forellenschimmel aus der Rappstute KABRON I Or.Ar. aus demselben Transport wie GOUMOUSCH BOURNU Or.Ar., führte neben einer Reihe von Mutterstuten sein Blut in Weil weiter. Die Stuten aus dem Rzewuski'schen Transport wurden als die Zierde des Gestüts beschrieben. HASSFOURA Or.Ar. konnte über ihre Tochter ELKANDA I, die auf dem Transport zur Welt kam, eine Linie begründen, ebenso die Stuten SCHAKRA I Or.Ar., GEYRAN I Or.Ar., ABULULU Or.Ar. und KABRON I Or.Ar. Erika Schiele nennt noch die Stuten MURANA (nicht zu verwechseln mit MURANA I Or.Ar. 1808), GILFY, SUDFECH, BAGDADY, MOBAREFF und BATRAK, die keine Linie etablieren konnten. Baron von Fechtig brachte 1821 noch einmal 3 Stuten nach Weil, von denen HAMDANY I Or.Ar. durch ihre Tochter SADY III Bedeutung erlangte, die auf dem Transport in Ulm zur Welt kam. Der Vater von SADY III wird in den Weiler Stutbüchern als "Schwarzenberg in Bábolna" angegeben. Dies führte später zu Spekulationen, ob es sich tatsächlich um einen Araber gehandelt haben konnte. Erika Schiele aber zeigte auf, daß mit "Schwarzenberg" aller Wahrscheinlichkeit nach der Original-Araber SIGLAVY Or.Ar. gemeint war, der im Besitz des Fürsten Schwarzenberg war und der nach Bábolna zum Deckeinsatz ausgeliehen wurde. SADY III war eine ungemein fruchtbare Stute und hatte 18 lebende Fohlen bevor sie 1848 im Alter von 27 Jahren starb. Die bedeutendsten sind zweifellos die bereits erwähnten BAIRACTAR-Söhne AMURATH I 1829 und sein Vollbruder SELIM II 1828. Mit den Transporten von Fechtig und Rzewuski war der Grundstock für die arabische Reinzucht gelegt. Die folgenden Importe, die in weit geringeren Stückzahlen abliefen, dienten hauptsächlich dazu, Inzucht zu vermeiden, beziehungsweise aufzulockern. Hengstmangel und Inzucht Das königliche Privat-Gestüt Weil GOUMOUSCH BOURNU Or.Ar. war ein großer, starker Hengst, der diese Knochenstärke auch an seine Nachzucht weitergab. Er wurde viel in Weil genutzt, starb aber bereits im Alter von 10 Jahren. HASFOURA Or.Ar. (oben) und SCHAKRA Or.Ar. (unten) galten als Zierde des Gestüts und konnten jeweils eine eigene Stutenlinie gründen, die sich über mehrere Generationen erhalten hat. Nach einigen Fehlschlägen, wie beispielsweise dem Versuch, nubische Pferde zu züchten, wurde das Weiler Zuchtprogramm schließlich auf die Zuchtrichtungen "Rein-Arabisch" und "Arabisch- Persisch" beschränkt, nebenbei wurde natürlich auch die Halbblutzucht weitergeführt. In den Aufbaujahren des Gestüts, in denen 12 Hengste und 23 Stuten der "Rein-Arabischen" Rasse aus dem Orient importiert wurden, wurde besonders bei den Hengsten streng selektiert. In der Reinzucht fanden daher in den ersten Jahren bevorzugt BAIRACTAR Or.Ar., I11

TAJAR Or.Ar. und GOUMOUSCH BOURNU Or.Ar. Verwendung. In der ersten Generation paarte man naturgemäß die Original-Araberhengste mit den importierten Stuten. Mit der Nachzucht Tajars, von dem nur wenige Nachkommen bekannt sind, war man jedoch nicht sehr zufrieden, sie fanden daher kaum Eingang in die Zucht. So blieben nur noch Bairactar Or.Ar. und Goumousch-Bournu Or.Ar.-Nachkommen, mit denen weitergezüchtet werden konnte. Durch die geringe Anzahl geeigneter Hengste wurde die Blutführung bald sehr eng. Man war daher mehr oder weniger gezwungen, auf Inzucht zurückzugreifen, wobei man auch Halbgeschwisterpaarungen nicht scheute, denn auch von den in den kommenden Jahren importierten Original-Arabern genügten nur wenige den gestellten Anforderungen. Probleme durch Inzucht Wenn auch einige Inzuchtpaarungen sehr erfolgreich waren, so waren andere Fohlen bei Inzucht auf BAI- RACTAR Or.Ar. von einer ungewöhnlichen, geheimnisvollen Krankheit befallen, wie Prof. Adolph Rueff in seinem Zeitschriftenartikel "Eigenthümliche Krankheit neugeborener Fohlen" berichtet. Rueff war Professor für "Thierheilkunde" an der Akademie zu Hohenheim, das nur wenige Kilometer von Weil und Scharnhausen entfernt liegt. Er kannte die Weiler Pferde somit aus eigener Anschauung und verfolgte die Zucht mit großem Interesse. In der Mehrheit waren die betroffenen Fohlen Nachkommen des berühmten Amurath I 1829 (Bairactar/ Sady III). Rueff beschrieb das Krankheitsbild wie folgt: "Nachdem etwa 6 Jahre der in jeder Beziehung ganz ausgezeichnete arabische Vollbluthengst Amurath zu großem Vortheile jener Gestüte (Weil und Scharnhausen) verwendet worden war, zeigte sich zuerst im Jahre 1844 bei den von Amurath belegten Stuten eine besondere Disposition zum Verwerfen, und die verworfenen Fohlen zeigten, obgleich sie schon eine Entwicklungsperiode erreicht hatten, in welcher die Horngebilde, namentlich auch die Haare, bei ungestörtem Entwicklungsgange gewöhnlich schon vorhanden sind, einen mehr oder weniger auffallenden Mangel an diesen Gebilden. Einzelne waren ganz haarlos, anderen fehlten mit einem Theile der Haardecke auch die Hufe, oder es waren dieselben dem Abfallen nahe nach der Geburt. Zuweilen kamen auch die Fohlen erst am Ende der regelmäßigen Tragzeit zur Welt, allein dieselben zeigten doch jene kranke Entartung der Haut und den Mangel an den Horngebilden." Sofern die Fohlen lebend zur Welt kamen, starben sie innerhalb weniger Stunden. Man erkannte in Weil, daß es sich um eine "Familienanlage" handelte, "denn immer waren es die Nachkommen des Hengstes Amurath, sei es nun in erster oder zweiter oder dritter Generation, an welcher diese Erscheinungen vorkamen." In Anbetracht der Qualität des Hengstes Amurath I 1829 war man also offenbar bereit das Risiko einzugehen, obwohl man, wie aus den Aufzeichnungen Rueffs 12I Bei allen Qualitäten, die der Hauptbeschäler BAIRACTAR Or.Ar. zweiffellos hatte, brachte er leider auch eine Erbkrankheit in die Zucht.

Auf AMURATH I 1829 wurde in Weil häufig Inzucht, sogar Inzest, betrieben, was leider zur Manifestation einer Erbkrankheit führte. Im Laufe der Jahre hat man durch weitere Importe dieser Inzucht Einhalt geboten. hervorgeht, in den Jahren 1841-45 wenigstens neun Fohlen und zwischen 1851-53 nochmals drei Fohlen durch diese Krankheit verlor. Rueff gibt noch eine ausführlichere Beschreibung des Krankheitsbildes, nach der es heute möglich ist, diese als Epitheliogenesis imperfecta neonatorum equinum (Unvollständige Hautbildung des neugeborenen Pferdes) zu identifizieren. Das Vererbungsschema war Rueff nicht bekannt, wie sollte es auch, wurden doch die Mendel'schen Regeln der Vererbungslehre erst viel später entdeckt. Zwischenzeitlich fand man jedoch heraus, daß es sich bei dieser ausgesprochen seltenen Erbkrankheit um einen autosomal rezessiven Erbgang handelt. Das bedeutet, daß der ursprüngliche Erbträger sowohl auf der Mutter-, wie auch auf der Vaterseite vorkommen muß. Rueff gibt die Abstammung der betroffen Fohlen an, und so läßt sich heute BAIRACTAR Or.Ar. als das Pferd identifizieren, das dieses krankhafte Gen in die Zucht einbrachte, denn nur sein Name taucht im Pedigree auf der Mutter- und der Vaterseite auf. Es kann daher angenommen werden, daß durch die häufige Verwendung der Hengste Bairactar Or.Ar. und Amurath I 1829 die Zahl der Erbträger in Weil relativ hoch war. Anhand des Erbganges läßt sich errechnen, daß bei Paarung zweier Träger 25 % der Fohlen sterben, weil sie das Gen von Vater und Mutter erhalten haben, 50 % sind Träger des Gens, aber äußerlich gesund, da sie zumindest ein "gesundes" Gen haben, die restlichen 25 % sind sowohl äußerlich, als auch in ihren Erbanlagen gesund. Inzucht, obwohl man sich ihrer bediente, barg also auch große Gefahren. Dies traf natürlich in besonderem Maße auf den Inzest zu, also die Anpaarung von Eltern mit ihren direkten Nachkommen oder Vollgeschwisterpaarung. Rueff berichtet an anderer Stelle, daß von neun Mißgeburten die in Weil bis zum Jahre 1864 auftraten, acht durch Inzest gezeugt waren. Die Hengstlinie BAIRACTAR Wenn sich auch im nachhinein herausgetellt hat, daß BAIRACTAR und viele seiner Nachkommen Träger einer tödlichen Erbkrankheit waren, so kann dies sicher nicht den Ruhm und die züchterische Bedeutung dieses Hengstes schmälern. BAI- RACTAR und sein Sohn AMURATH I 1829 bleiben die einflußreichsten Beschäler in der Aufbauphase und Blüte Weils, und es wurden wenigstens 7 Söhne AMURATH's in die Zucht genommen. Unter diesen hat sich BOURNU III 1849 durch eine Reihe von Mutterstuten, die er stellte, einen Namen gemacht. Erwähnenswert ist auch, daß er ein gelungenes Inzestprodukt einer Vater-Tochter- Anpaarung war. Hügel schrieb 1861 "Der Versuch wurde gemacht, den AMURATH mit einer seiner Töchter der PEKOU (Beko III), zu paaren. Daraus ist ein ausgezeichnet edler, aber etwas feiner Hengst entstanden, der zur Zucht verwendet, einige ausgezeichnete Fohlen lieferte." Er deckte von 1853-68 in Weil und bereits im Jahr 1864 stellte er mit seinen Töchtern fast ein Fünftel der Mutterstutenherde, die zu diesem Zeitpunkt 43 Vollblutaraberstuten eigener Zucht neben 6 Original-Araberstuten zählte. Ebenfalls von herausra- I13

gender Bedeutung war der braune TAJAR 1851 (Amurath I/Geyran III), "der Typus des edelsten Arabers in Gang, Haltung und der ganzen Erscheinung,... (der) gewiß im Orient selbst als ein schöner und gelungener arabischer Hengst bewundert werden (würde)." Ein Vollbruder zu TAJAR war AMU- RATH II 1855, von dem - soweit überliefert - sich in Weil außer einer Mutterstute nichts halten konnte. Über TAJAR 1851 wurde die Hengstlinie BAIRACTARS in Weil erhalten bis ins Jahr 1881, als AMURATH "Weil" geboren wurde. Auf ihn wird zu einem späteren Zeitpunkt noch näher eingegangen. Mit dem Verkauf seines Sohnes SELIM 1896 im Jahr 1906, bzw. des AMU- RATH-Enkels NANA SAHIB I 1907 (der jedoch nie in Weil Verwendung fand) im Jahr 1918 nach Polen, starb die Hengstlinie BARIACTARS in Weil aus. Der Einfluß dieser Hengstlinie auf die Zuchten besonders in Osteuropa wird aus der Tatsache ersichtlich, daß weit über die Hälfte der in Weil geborenen Vertreter dieser Linie - soweit sich dies rekonstruieren ließ - als Zuchtpferde verkauft wurden. So wirkten beispielsweise DSCHINGHIS KHAN und HÜGEL in Trakehnen, AGA im Friedrich Wilhelm- Gestüt zu Neustadt a.d. Dosse, SCHABAN I im bayerischen Rohrenfeld, AMURATH BAIRACTAR in Bábolna, mehrer Hengste wurden an Gestüte in Russland verkauft. Graf Schimmelmann und Harald von Nitzschwitz bauten sich ihre Zuchten in Ahrensburg und Königsfeld mit Pferden aus Weil auf und sogar bis nach Mexiko gelangte Ende des letzten Jahrhunderts das BAIRACTR- Blut. Weitere Importe von Original-Arabern Obwohl sich die Inzuchtprobleme erst in den 40er und 50er Jahren manifestierten, war man schon vorher immer auf der Suche nach geeigneten Original-Arabern zur Blutauffrischung (outcross). In den Jahren 1821-1864 wurden nochmals 22 Hengste und 16 Stuten, teils aus dem Orient, teils von Händlern aufgekauft. Inwieweit nun all diese Pferde, besonders wenn sie von Händlern in Europa erworben wurden, wirklich von edelstem Blut waren, läßt sich heute nur schwer beurteilen. Geht man aber davon aus, daß sich nur das Beste auf die Dauer erhält, so kann man sicher auch CZEBESSIE II und ihre Tochter SAFRA I 1823 zu dieser Gruppe zählen, obwohl weder ihre Herkunft noch ihre Familienzugehörigkeit bekannt sind. Man weiß lediglich, daß sie von Herrn Massaik in Marseille erkauft wurden, wo natürlich auch Handelsschiffe aus Alexandrien und dem Vorderen Orient anlegten. Wann und wie auch immer die beiden Pferde nach Marseille gelangten, in Weil kamen sie in den Jahren 1827 und 1828 an. Die Rappstute CZEBESSIE II scheint in Weil keine Nachkommen hinterlassen zu haben, SAFRA I dagegen konnte über ihre Töchter WANDA I 1830 und CZEBESSIE IV 1835 eine umfangreiche Stutenfamilie gründen. Als bekannteste Vertreter dieser Linie gingen der erwähnte BOURNU III 1849 und natürlich AMURATH "Weil" 1881 14I TAJAR 1851 war eine wichtige Säule der Bairactar-Linie in Weil, die allerdings mit dem Verkauf von AMURATH 1881 in Weil ausgestorben ist.

hervor. Über die Stute BAHRA 1921 hielt sich die Linie, nachdem sie in Weil erloschen war, noch für einige weitere Generationen in Polen, starb aber auch dort in den 1940er Jahren aus. Von den oben genannten 16 importierten Stuten war nur noch KOHEIL-AGUSE, die 1852 aus Ägypten ins Gestüt kam, in der Lage, eine Stutenlinie zu gründen. Ihre Nachkommen gehörten zu den besten Mutterstuten des Gestüts und von Hügel wies darauf hin, daß man sich mit ihnen "mehr und mehr von der zu nahen Verwandschaftszucht entfernen" konnte. Dennoch hielt sich ihre Linie in Weil nur über 5 Generationen. Neben zahlreichen anderen Hengsten, die jedoch vielfach nur in der Gebrauchspferdezucht Verwendung fanden, kam im Jahr 1837 ein Rapphengst namens SULTAN aus England nach Weil. Die Urteile über ihn spiegelten die unterschiedliche Wertschätzung und den im 19. Jahrhundert aufs heftigste ausgetragenen Expertenstreit wider, welchem Vollblut der Vorzug zu geben sei, dem Englischen oder dem Arabischen. Einer der Anlässe für einen solchen Schlagabtausch war also das Geschenk des Sultan Su'ud, Imam von Muscat, der 1836 zwei Hengste und zwei Stuten "edelsten Geblütes", nebst einem ausnehmend schönen Kriegsschiff von 74 Kanonen dem König William IV. von England schenkte. Die englische Presse äußerte sich euphorisch und schrieb, man wisse nicht "wie ein so wertvolles, dem König von England würdiges Geschenk an Pferden genügend zu erwidern sei." Es gab aber auch andere Stimmen, beispielsweise die von Charles Apperley, einem Liebhaber des Englischen Vollblutes, der meinte "...ich würde das Gegengeschenk mit einem Wink für den Imaum von Muscat begleiten, meine Staaten künftig mit Übersendung von dergleichem lebendem Ballast zu verschonen. Das heißt wahrlich 'Kohlen nach Newcastle' (oder Eulen nach Athen) zu schicken, denn wir haben zweimal so gute Pferde in unseren eigenen Gestüten." Diese Einschätzung scheint abgefärbt zu haben, denn die Pferde erhielten in England nicht einmal einen Namen, man liest nur von dem schwarzen, beziehungsweise dem braunen Hengst oder von den beiden Schimmelstuten. Es darf angenommen werden, daß die Hengste in Hamptoncourt, dem Gestüt König William IV., kaum zum Zuchteinsatz gekommen sind. Im Juni 1837 starb William IV. und kurz darauf wurde sein Gestüt aufgelöst, die Pferde versteigert. Der Rapphengst ging für 580 Guinees an einen Agenten von König Wilhelm I. und im kommenden Jahr traf SULTAN, wie man ihn in Weil nannte, in Stuttgart ein. Jäger schrieb über ihn mit einem Seitenhieb auf Apperley: "Der SULTAN entzückt in der That auch alle Pferdekenner und Liebhaber, wenn diesselben nicht starre und nicht zu überzeugte Anglomanen waren, die eben nur ein Pferd anerkennen und schätzen, das englische Vollblut... Eine kurze Beschreibung dieses merkwürdigen Thieres (SULTAN), wie sie ein (anderer) Engländer gibt, scheint mir Platze... 'Der Kopf diese Das königliche Privat-Gestüt Weil CZEBESSIE II Or.Ar. (oben) gründete über ihre Tochter Safra II eine Stutenlinie. Die aus Ägypten stammende KOHEIL AGUSE Or.Ar. (unten) kam 1852 nach Weil und war eine bedeutende Zuchtstute. Der Rapphengst SULTAN Or.Ar. war ursprünglich ein Geschenk des Sultans von Muscat an den englischen König. Als dessen Gestüt Hamptoncourt aufgelöst wurde, kam der Hengst nach Weil. I15

Pferdes kann mit nichts Anderem, als mit aufs feinste ausgemeisselten Marmor, verglichen werden; es ist, buchstäblich genommen, kein Fleisch darauf; auch beim Befühlen ist es wie Marmor. Der Hals ist leicht und ähnlich wie beim Hirsche angesetzt; die Schultern sind mehr fleischig, und gerade... aber seine Schenkel sind vollkommen,... und die Sehnen sind wie Eisen anzufühlen". SULTAN deckte in Weil nur 4 Jahre, denn er starb bereits 1841, nachdem er schon einige Zeit gekränkelt hatte. Er hatte in dieser Zeit eine Anzahl edler Stuten belegt und seine Nachkommen besaßen "den Geist und das Feuer des Vaters", jedoch waren sie nicht so hochedel wie SUL- TAN es war. Über seine Enkelin KEWA war das SULTAN-Blut noch bis in die 1860er Jahre im Gestüt vertreten. Eine weitere SULTAN-Enkelin, ELKANDA ALEP- PO, wurde nach Ungarn verkauft. Ansonsten scheint sich sein Blut nicht erhalten zu haben. CHAM Or.Ar. wurde von Stallmeister Baron von Taubenheim von einem Beduinenstamm bei Damaskus erkauft und erfolgreich in Weil als Deckhengst eingesetzt. Taubenheims Orientreise 1840/41 Von den Schwierigkeiten, im Orient geeignete Pferde zu finden, berichtet unter anderen der Dichter Hackländer, der 1840/41 zusammen mit Stallmeister Baron von Taubenheim, dem Maler August Frisch und einem Arzt zu einer Pilgerfahrt nach Jerusalem aufbrach. Gleichzeitig wollte der Baron geeignete Pferde für Weil mit nach Hause bringen. Doch die Suche gestaltete sich als äußerst schwierig und Hackländer schrieb: "Wir hatten in Stambul, Beirut, Smyrna schon viele Hunderte von Pferden gesehen und noch keins gefunden, das nach Württemberg gebracht, die schon dort befindlichen an Güte und Schönheit übertroffen hätte... Es ist sonderbar, daß man im Orient so wenige ganz ausgezeichnete Pferde sieht. Den Ideen nach, mit welchen wir das Land betraten, müßten wir die edlen Pferde überall finden; aber dem war nicht so." Taubenheim versuchte also sein Glück in Damaskus, denn die Beduinenstämme wagten sich, verursacht durch die Kriege mit den Europäern, mit ihren guten Pferden offensichtlich nicht mehr in die Küstenstädte. 16I

Baron von Taubenheim kehrt auf CHAM Or.Ar. ins Lager zurückkehrt, wo die Stute BALBEK Or.Ar. mit ihrem Fohlen und seine Kameraden auf ihn warteten. Bald wußte ganz Damaskus, daß ein "Imrachor Agassi" (Oberster Stallmeister) des deutschen Sultans Pferde kaufen wollte. Bereits am nächsten Morgen hatten sie zahlreiche Offerten vorliegen, und so blieb ihnen nichts anderes zu tun, als "von früh bis spät in den schmutzigen Gassen umherzulaufen, in schlechte Ställe zu kriechen, um meistens noch schlechtere Pferde anzusehen". Durch einen glücklichen Umstand öffnete sich ihnen auch der Stall eines reichen persischen Kaufmanns, der einen herrlichen Fuchshengst haben sollte. Der Hengst wurde ihnen vorgeritten und alle in Taubenheims Gefolge waren von seiner Schnelligkeit, seinen eleganten Bewegungen und seiner edlen Form begeistert. E i n schönes Pferd war demnach gefunden aber für ein Pferd allein waren die Transportkosten zu hoch. Da auch an den folgenden Tagen kein weiteres, geeignetes Pferd aufzutreiben war, mußte Taubenheim vom Kauf absehen. Die Pilgergruppe zog weiter Richtung Libanon. Kurz vor Balbeck überholte sie ein alter Araber auf einer braunen Stute in rasendem Galopp. Welch prächtiges Pferd! - darin waren sich alle einig. Taubenheim wollte nun "das Pferd oder keins" und so folgten sie der Spur Das königliche Privat-Gestüt Weil des Beduinen. Als sie ihn schließlich fanden, machte sich der Baron sogleich an die Verhandlungen und untersuchte die Stute aufs genaueste. Er konnte keinerlei Mangel feststellen, sie war ein außerordentlich schönes und edles Tier, von auffallender Größe und Stärke. Das einzigste, was man an ihr aussetzen konnte, war, daß sie in höchstens drei bis vier Wochen fohlen würde. Dies war angesichts der Strapazen - der Marsch nach Alexandrien und die Schiffahrt nach Genua -, die noch vor ihnen lagen eher ein Mangel als ein glücklicher Umstand. Nach einigen Schwierigkeiten wurden sich die beiden handelseinig, doch wieder hatte man nur e i n Pferd! Hackländer erbot sich, nach Damaskus zurückzureiten und zu versuchen den Fuchshengst zu kaufen. Taubenheim war sehr glücklich über den Vorschlag und gab ihm neben seinem Pferd alle nötigen Unterlagen und das verbliebene Geld. In Damaskus angekommen ließ der Perser ihm die Hiobsbotschaft zukommen, daß er gar nicht mehr daran denke, den Hengst zu verkaufen, selbst wenn ihm die doppelte Summe geboten würde. In seiner Verzweiflung wandte sich Hackländer an einen Herrn Baudin, den sie bei ihrem ersten Besuch bereits kennengelernt hatten. Dieser besann sich auf eine List, indem er nämlich an die den Orientalen im allgemeinen eigene Großmut appelierte. Baudin erzählte dem Perser, daß der mächtige deutsche Sultan seinem Imrachor Agassi aufgetragen hatte, einen Hengst und eine Stute, der Hengst fuchsfarben, die Stute braun mit schwarzer Mähne, beide von edelster Rasse, mitzubringen. Die Stute hatte er nun nach langem Suchen gefunden, nun benötige er noch den Hengst, denn sonst dürfte er die Seinen in der Heimat nicht wiedersehen, und sollte er es dennoch wagen zurückzukehren, werde er getötet. Baudins Rechnung ging auf, der Perser wollte nicht den Tod des Deutschen verantworten und er überließ Hackländer den Hengst schweren Herzens, denn eigentlich war er froh gewesen, daß der Kauf beim ersten Mal nicht zustande gekommen war, weil er doch sehr an dem Tier hing. Hackländer brachte den Hengst nach Balbeck zurück. Doch auch die weitere Reise über Land nach Alexandrien, von dort mit dem Schiff nach Genua, dann wieder auf dem Landweg nach Mailand, über den Splügen-Pass, durch die Schweiz nach Konstanz und schließlich nach Stuttgart waren noch mit allerlei Abenteuer gespickt. Die Pferde gingen als CHAM und BALBECK in die Annalen Weils ein. CHAM deckte 7 Jahre als Hauptbeschäler und seine Nachkommen überzeugten durch "Geist, Größe und Fundament". BALBECK hinterlies neben dem Fohlen, das auf dem Transport geboren wurde, noch wenigstens zwei weitere Nachkommen, von denen der Hengst DAMASCUS als Beschäler aufgestellt wurde, jedoch sind keine Fohlen von ihm überliefert. Der Einfluß dieser mit so vielen Mühen und Abenteuer erkauften Pferde war also äußerst gering - doch war dies kein Einzelfall, eher die Regel. I17

Weitere Importe zum "outcross" Die enge Inzucht auf BAIRACTAR versuchte man bereits zu Lebzeiten von Wilhelm I. "mit den Ankäufen von Orginalthieren zu vermeiden oder in den Folgen zu neutralisieren", wie Rueff es ausdrückte. Diesem Zweck diente auch der Ankauf des Hengstes ZARIF. Dieser Original-Araber wurde als Jährling von Fürst Pückler in der Wüste für Trakehnen gekauft, wo er lange Jahre erfolgreich als Beschäler eingesetzt wurde. Er war bereits 15jährig, als er im Jahr 1852 nach Weil kam. Hier wirkte er noch 8 Jahre lang als Hauptbeschäler und hinterlies insbesondere eine Reihe bedeutender Zuchtstuten. Im Jahr 1864 standen sieben seiner Töchter und 2 Enkelinnen in der Mutterstutenherde. Leider sind nur 2 seiner Söhne bekannt, die beide nicht im Gestüt blieben. ZARIF I (a.d. Hassa II) wurde nach Schweden verkauft, wo er der Veredelung der Frederiksborger Warmblutrasse diente. Sein Halbbruder YOUNG ZARIF (a.d. Elkanda V) wurde nach Marbach abgegeben und wurde dort als Beschäler in den Jahren 1860-68 eingesetzt. Man erhoffte sich in Anpaarung mit kleinen, untersetzten Stuten einen kleineren, aber edlen Reitschlag zu züchten. Die Produkte YOUNG ZARIF's erfüllten die in sie gesetzten Hoffnungen, denn sie befriedigten in Form, Größe und Stärke. Jedoch änderte sich der Geschmack der Pferdebesitzer, das edle Blut fiel in Ungnade und der Hengst wurde bald ausrangiert. Später aber wurde die Qualität seiner Nachkommen doch wieder geschätzt, hatten doch immerhin 161 Haupt- und Landbeschäler, die in den Jahren 1890-1951 in Marbach aufgestellt waren, und 2626 ihrer Töchter, ZARIF im Pedigree. Dr. Wenzler vermerkte, daß sich dieser Tropfen arabischen Blutes in der württembergischen Landespferdezucht bei der Umstellung vom Wirtschaftspferd zum Reitpferd in den 1950er und 60er Jahren sehr vorteilhaft auswirkte. Im Jahr 1861 kam aus Ägypten der Schimmelhengst GADIR nach Weil. GADIR stammte aus dem Nachlaß von Abbas Pascha in Kairo und Rueff beschrieb ihn wie folgt: "Ein gedrungener, untersetzter Hengst, mit sehr gutem Rücken, mächtiger Kruppe, etwas kurzem Halse, aber mit vortrefflicher Winkelbidlung in allen Gelenken; er liefert, wenn auch weniger edle Formen, so doch gutgehende, gewiß einst (in Zukunft) sehr leistungsfähige Produkte." In erster Linie hinterlies er Mutterstuten für das Gestüt, unter anderen die Mutter des langjährigen Beschälers TAJAR 1873, Vater des berühmten AMURATH 1881. Dieser mächtige Schimmelhengst sollte später nach seinem Verkauf nach Radautz internationalen Einfluß, vor allem in der Shagya- und Warmblutzucht haben. GADIR's Enkel SHERAKY (a.d. Zaira II) trat schon vor AMURATH 1881 die Reise nach Radautz an, sein Einfluß war aber eher gering. Der Tod König Wilhelm I. im Jahr 1864 setzte der Blüte Weils ein Ende. 18I ZARIF Or.Ar. (links) wurde von Fürst Pückler aus dem Orient importiert und gelangte im reifen Alter von 15 Jahren nach Weil, wo er noch lange erfolgreich als Beschäler eingesetzt wurde. GADIR Or.Ar. (oben) stammt aus dem Gestüt Abbas Pascha s und kam 1861 nach Weil.

Rückschritte unter König Karl DJERID Or.Ar. (links) und SCHEIK Or.Ar. (rechts) wurden nach dem Tod von Wilhelm I. eingestzt, um die Weiler Zucht zu erhalten. Das königliche Privat-Gestüt Weil Der Weiler Stutenstamm, wie ihn König Karl übernahm, setzte sich aus 43 Vollblutaraberstuten und 6 Original-Araberstuten zusammen. Dabei überwog bei den selbstgezogenen Stuten erwartungsgemäß das Bairactarblut, insgesamt waren nur zwei der in Weil geborenen Mutterstuten frei davon. Als Deckhengste standen die AMURATH-Söhne TAJAR 1851, AMURATH II 1855 und BOURNU III 1849, sowie die beiden Original- Araber GADIR und SAID zur Verfügung. Über SAID, der wie einst SULTAN aus Muscat stammte und über England nach Weil kam, berichtet Rueff: "Sein etwas weicher Rücken und einige Unregelmäßigkeit in der Bewegung der Vorderfüße scheinen seine ausgedehnte Verwendung unrathsam zu machen, obgleich er mit passenden Stuten recht gute Produkte lieferte." Offensichtlich waren seine Produkte aber doch nicht gut genug, um Eingang in die Zucht zu finden. Unter Leitung von König Karl (1864-1891) wurden nur noch drei Hengste aus Ägypten importiert, zwei, der Schimmel DJERID und der Rappe SCHEIK, kamen zur Verwendung. Die Qualität der in Weil gezogenen Pferde war, wie man in den Blättern für Pferde-Zucht von 1870 nachlesen kann, bereits wenige Jahre nach dem Tod von König Wilhelm I. merklich gesunken. Obwohl es in diesem Artikel schon von den Pferden der württembergischen Landgestütszucht heißt, daß "ihre Qualität im Ganzen genommen, die Mittelmäßigkeit nicht überschritt", so heißt es von den Arabern gar: "Weniger gut bestellt waren die Araberproducte aus dem Königl. Hofgestüte, deren Versteigerung am 27. April stattfand. Man sah der jungen Aufzucht an, daß ihr Königl. Schutz- und Schirmherr nicht mehr am Leben und daß die Fürsorge für Fortbildung des arabischen Pferdes und Blutes in Stuttgart bedeutenden Abbruch erlitten hat. Sämmtliche jungen Pferde - die alten Ausrangierten gehören nicht in unsere Kritik - waren kleiner, als früher, die Meisten von ihnen in schlechtem Futterzustande, schiefe Schweifträger, sehr fein von Beinen und unterm Knie ausgeschnitten. Nur zwei von den jungen Pferden hatten - was früher Regel, jetzt Ausnahme - acuraten und eleganten Gang. Von diesen hatte das Eine indeß Spatanzsatz, das Andere einen Staarpunkt auf dem Auge. Nur ein einziger junger Schimmelhengst hätte bei seiner Stärke und Beinen einen Deckhengst abgeben können, doch fehlte auch ihm - wie gesagt - Gang. Zwischen den Producten des Stuttgarter Hofgestüts vor 25 Jahren und jetzt, ist kein Vergleich mehr anzustellen... Was für Motive vorhanden sind, dies kostbare Gestüt so sehr zu vernachlässigen, wissen wir nicht; daß aber dasselbe im starken Rückschritte begriffen ist, davon haben wir uns überzeugt und beklagen diese Deterioration von ganzem Herzen." Auch die Preise brachten diesen Qualitätsverlust letztlich zur Geltung. Wurden durch Verkäufe überzähliger Gestütspferde, dies geschah meist anläßlich des Stuttgarter Pferdemarkts im April und bei einem kleineren Verkauf Ende September in Weil, in den Jahren 1850-1860 noch durchschnittlich 843 Gulden erlöst, so war 1870 der Durchschnittspreis für Arabische Vollblüter auf unter 600 Gulden gesunken. I19

Der Jahrhunderthengst AMURATH 1881 Inwieweit vor diesem Hintergrund der Jahrhunderthengst AMURATH 1881 das Produkt züchterischen Könnens oder vielmehr ein Zufallsprodukt, getragen von der überlegenen Qualität vergangener Generationen, war, sei dahingestellt. Tatsache ist, daß dieser Hengst, wie kaum ein anderer, die europäische Zucht beeinflußte. AMURATH 1881 deckte 10 Jahre in Weil und vererbte sich besonders erfolgreich in seinen weiblichen Nachkommen. Er lieferte für das Gestüt so manche Zuchtstute, AMURATH 1881 Weil war ein hervorragender Botschafter der Weiler Zucht, beeinflußte er doch die Zuchten in Osteuropa und auch die Warmblutzucht in Deutschland maßgeblich. In Weil war er nur durch Töchter vertreten. beispielsweise AMOURETTE, MURANA, SAKUNTALA, SARAH, SAVONA und SYLPHIDE. Unter seinen in Weil geborenen Söhnen, kam nur SELIM (a.d. Selma) in die Zucht, dieser deckte jedoch nur 3 Jahre und wurde anschließend an das Gestüt Taurow verkauft. Ein weiterer Sohn, DUKATEN (später AMU- RATH 1892 genannt), wurde an Baron Pfeiffer in Visnjevci abgegeben, der mit umfangreichen Ankäufen in Weil sich ein Gestüt in Syrmien aufbaute. Im Jahr 1895 wurde AMURATH 1881 an das Gestüt Radautz, damals in Österreich-Ungarn gelegen, verkauft. Der bekannte Hippologe Gustav Rau schrieb dazu 1909: "Unser geliebtes deutsches Vaterland hat sich - wir wissen nicht warum - diesen Hengst entgehen lassen. Dafür suchen wir nun seit Jahren überall nach einem guten Araber. Die Österreicher besaßen Blick genug, AMU- RATH zu erwerben, und er ist ein Segen für die Zucht geworden." Weiter unten schildert Rau AMURATH als einen Araber für europäische Bedürfnisse, "ein Pferd, das bei der Trockenheit, der Schönheit, der Anmut und dem Adel des Arabers längere Linien, eine günstigere Mechanik als dieser besitzt. Die Beine sind 20I

Zwei Amurath 1881-Töchter: SARAH 1891 (a.d. Sady, oben) und SAVONA 1895 (a.d. Saoud, unten). AMURATH 1898 wirkte im Landgestüt Celle und brachte einige Landbeschäler. Das königliche Privat-Gestüt Weil hervorragend trocken und klar, die Vorderfesseln ein wenig steil, was AMURATH auch hin und wieder mitgegeben hat. Der Rücken war immer etwas tief und lang, aber breit und durch eine gute Nierenpartie untertützt. Die Kruppe liegt etwas hoch und ist länger, als wir sie je bei einem Araber sahen. Im Ganzen ein Araber, dessen große Linien und Formen, dessen reiner, klarer, arabischer Typ mit der im ganzen Pferde ausgedrückten hohen Qualität ihn zu einem Eiligehengst stempelten." Dieses Urteil, noch zu Lebzeiten des Hengstes ausgesprochen, wurde durch den Einfluß seiner Söhne und Enkel auf die unterschiedlichsten europäischen Zuchten noch unterstrichen. Bleiben wir noch kurz bei der Vollblutaraberzucht, die in Radautz nur in geringem Maße betrieben wurde. Es erscheint heute als glücklicher Umstand, daß AMURATH 1881 mit der Original-Araberstute FATME in Radautz angepaart wurde, wonach ein Hengstfohlen namens 35 AMURATH II 1907 fiel. Dieser Hengst wurde 1918 nach Galizien verkauft und dort mit der NANA SAHIB I- Tochter SAHIBA angepaart. NANA SAHIB I war ein AMU- RATH 1881-Enkel. Aus dieser Paarung entstand der Hengst AMURATH SAHIB, der gewissermaßen das Nadelöhr darstellte, durch das die Hengstlinie des BAIRACTAR's gehen mußte, um von dort wieder weitere Verbreitung zu finden. Denn AMURATH SAHIB war zu dieser Zeit der einzige Vertreter dieser Hengstlinie in der Vollblutaraberzucht. Heute ist die BAIRACTAR-Linie über AMURATH SAHIB und seine Söhne in Polen und Russland wieder weit verbreitet und fand sogar mit PENTHAGON ihren Weg zurück zum alten Weiler Stutenstamm der MURANA I 1808 in Marbach. Wie auch in Weil, vererbte sich AMURATH 1881 in seinen Töchtern besser als in seinen Söhnen, obwohl die Stutengrundlage in Radautz eine andere war, denn hier wurden Araberrasse - oder Shagya-Araber, wie sie heute heißen - gezüchtet. Insgesamt hinterließ AMU- RATH 315 Nachkommen in Radautz, 3 Söhne wurden Hauptbeschäler, 61 fanden Verwendung als Landbeschäler und 71 seiner Töchter wurden als Gestütsstuten aufgestellt. Drei Söhne AMRUATH's aus der Shagya-Zucht fanden wieder nach Deutschland zurück und hatten maßgeblichen Einfluß auf die Warmblutzucht. Es waren dies in erster Linie AMURATH I 1898, der in Celle die Landbeschäler AMUR, AMOROSO, AMANDUS, AMOR, ARMIN und AMARAL lieferte. Desweiteren wirkte der 1896 in Raudautz geborene AMURATH 1981 in Holstein, wo er jedes Jahr durchschnittlich 45 bis 50 Stuten deckte und 16 Jahre zur Verfügung stand. Mit der Stute Thekla stellte er die Beschäler RÜBEZAHL, TELL und WALLENSTEIN. Noch in der 4. Generation war das Amurath-Blut mit 17 Zuchttieren vertreten. Anschließend wurde er nach Trakehnen verkauft, wo sich sein Blut in der Mutterstutenherde hielt. Auch der AMURATH 1881-Sohn AMURATH II 1896 lieferte zwei Söhne, die in Celle Verwendung fanden, einer davon lieferte den Beschäler AKZENT für Zweibrücken. I21

Der Niedergang der Weiler Zucht Nach dem Tod von König Karl übernahm sein Thronfolger König Wilhelm II. auch automatisch die Leitung von Weil. Aber sein Interesse galt, wie es vielfach in dieser Zeit der Fall war, mehr dem Englischen als dem Arabischen Vollblut. Wäre da nicht das Testament des Gründers König Wilhelm I. gewesen, der verfügte, daß das Arabische Gestüt nicht aufgelöst werden darf und ein Mindestbestand an arabischen Mutterstuten in Weil bleiben muß, wäre möglicherweise um die Jahrhundertwende das Ende Weils als SOUAKIM Or.Ar. kam aus dem Landgestüt Redefin nach Weil; ursprünglich jedoch wurde er zusammen mit seiner Mutter SMYRNA Or.Ar. 1894 bei Damaskus erkauft. Gestüt für Arabisches Vollblut gekommen. Unter der Leitung von König Wilhelm II. (1891-1921) kamen PADISCHAH, SMYRNA, SOUAKIM und DJEILAN ins Gestüt. PADISCHAH war ein Geschenk des türkischen Sultans Abdul Hamid II. und lieferte einige Mutterstuten und den Beschäler ANVIL (a.d. Anusa), der an den Fürsten Czartoryski für sein Gestüt Pelkinie/Galizien verkauft wurde. SMYRNA und ihr Sohn SOUAKIM wurden 1894 in Damaskus gekauft und kamen 3 Jahre später über das Landgestüt Redefin nach Weil. SOUAKIM lieferte eine Reihe wichtiger Zuchttiere dieser Periode, so beispielsweise die Stuten SOLDATESKA und SARDINE und die Hengste SVEN HEDIN und DYNAMIT. Es wurden Inzuchtversuche auf SOUAKIM versucht, doch lieferten diese nur grobe, derbe Pferde ohne jeglichen arabischen Typ. Anfang dieses Jahrhunderts mangelte es in Weil vor allem an geeigneten Beschälern. Dies wurde deutlich, indem innerhalb von nur 10 Jahren nicht weniger als 8 Hengste ausprobiert wurden; kaum einer deckte länger als 2-3 Jahre. Die Zucht überlebte nur dank des konsolidierten Stutenstammes. 22I

Rettungsversuch Das königliche Privat-Gestüt Weil Fürstin Pauline zu Wied, eine Tochter Wilhelms II. übernahm das Gestüt nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1921. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch 11 arabische Zuchtstuten aufgestellt, die bedeutendsten waren CARMEN, DORIS, SOLDATESKA, SARDINE und SAROLTA, die der Stutenlinie MURANA I 1808 angehörten. Durch den Einsatz der Hengste DEMIR KAJA (Dzeilan/Sakuntala), der der Weiler Zuchtrichtung entstammte, aber von Baron Pfeiffer in Syrmien gezüchtet wurde, und DYNAMIT (Souakim/Dueba v. Djerid) konnte die Zucht erhalten werden. Aber erst der in Ungarn geborene KOHEILAN IV konnte der Zucht neue Impulse geben. Er lieferte manche Zuchtstute wie KASSANDRA, SEERÖSLE und CAESAREA. Das größte Verdienst der Fürstin aber lag zweifellos im Erwerb des Hengstes JASIR (Mabrouk Manial/Nigma) aus Ägypten. JASIR war ein typischer Vertreter des Kuhaylan-Typs: Breite Stirn, kurzer Kopf, der Körper kräftig, muskulös und tief mit starkem Rücken - leider auch mit starkem, kurzem Hals. Er war es aber letztlich, der die Zucht wieder zu einer neuen Blüte führte. Durch die Vermittlung des Araberkenners Carl Raswan gelang der Ankauf dieses 5jährigen Hengstes, der als einer der drei edelsten Araber außerhalb des Orients galt. Raswan schrieb: "Die Verhandlungen wegen dieses Pferdes (das ich zuerst für ein Gestüt in den Vereinigten Staaten für 15 000 Dollar zu erstehen beauftragt war), hatte ich fast zweieinhalb Jahr mit Prinz Muhammed Ali und der ägpytischen Regierung geführt, weil eine Ausfuhrerlaubnis dieses jungen arabischen Hengstes, der als der beste seines Alters in Ägypten angesehen wurde, nur unter meinem Versprechen erteilt wurde, daß ich einen gleichwertigen Zuchthengst aus Zentralarabien im Laufe der nächsten zwei Jahre für die 'Kgl. Landwirtschaftliche Gesellschaft' in Kairo beschaffen würde." Für 20 000 RM konnte JASIR für Weil erworben werden. Aus dem Plan Raswans, ihn nach seinem Einsatz in Weil nach Kalifornien zu exportieren wurde jedoch nichts. JASIR Or.Ar. (Mabrouk Manial/Nigma) wurde von Carl Raswan aus Ägypten importiert. Jatta, Doris (unten) und Caesarea (oben) waren Stuten, die die Zucht in Marbach fortführten. I23

Übernahme der Zucht nach Marbach Die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre und die damit verbundenen hohe Futterpreise und geringen Absatzchancen, zwangen die Fürstin Pauline zu Wied schließlich, die Zucht an das Land Württemberg abzugeben. Da das Testament König Wilhelms I. eine Auflösung der Zucht untersagte, fand die gesamte Zuchtgruppe 1932 im württembergischen Haupt- und Landgestüt Marbach auf der "Rauhen Alb" eine neue Heimat. Insgesamt waren es 17 Pferde, die vom Neckartal in das rauhe Klima der Schwäbischen Alb umzogen. Unter ihnen befand sich natürlich JASIR, desweiteren der Junghengst SCHAHSEMAN (Koheilan IV/ Sardoina), ein drahtiger und tiefrumpfiger Brauner, sowie die Junghengste KURDE (v. Dynamit) und CASANOVA (v. Jasir). Alle drei wurden im Lauf der Zeit verkauft, da sie nicht zur Zucht taugten. Unter den 13 Stuten befanden sich 4 Fohlen, KHASA, GLAUKOPIS, CZESKA und DONGOLA, die alle 1935 nach Trakehnen verkauft wurden. Die verbliebenen Stuten gehörten ausnahmslos der Stutenlinie MURANA I OA 1808 an. Die bedeutendste Stute für die weitere Zucht sollte die bereits 21jährige SOLDATESKA (Souakim/Sylphide) sein, obwohl ihre aus Weil übernommene Tochter SUBEIDA für die Marbacher Zucht nichts von Bedeutung lieferte. Jedoch ist über ihre Tochter JATTA (v. Jasir) und dann weiter über SAHMET - SANDARA - SADANA - SOUHA dieser vielleicht wertvollste Zweig der MURANA-Linie heute noch in der 16. Generation im Gestüt vertreten. Ein Seitenzweig verläuft über die JATTA-Tochter HAJAR - SETHNACHT - SENITZA zu den Geschwistern SAMIA und SAHFIA (16. Generation). Unter den anderen Stuten, die von Marbach übernommen wurden ist CARMEN, ihre Tochter CAESAREA (v. Koheilan IV) und die Carmen-Enkelin KASSANDRA (v. Koheilan) zu nennen. Das Blut der ersten beiden hielt sich über JENA - HAIFA - SESENEB bis in die 70er Jahre. DORIS und ihre Tochter DINARSAD (v. Dynamit) gründeten einen weiteren, heute noch in Marbach vertretenen Zweig der Murana-Linie. Über die DINARSAD- Tochter JADINE (v. Jasir) besteht diese Linie über HAMDI und ihre Töchter und Enkelinnen heute in der 17. Generation. Der Vollständigkeit halber sei noch SEERÖSLE genannt, deren Linie jedoch in Marbach bereits mit dem Verkauf ihrer Tochter JEMEN ein Ende hatte. Von Goethe stammt das Zitat "Groß und gut ist, was Folge hat" - in diesem Sinne kann man die Weil-Marbacher Araber getrost zu den bedeutendsten und besten Zuchten des europäischen Kontinents zählen, denn ihre ununterbrochene Folge währt schon seit über 190 Jahren. Sie stellt somit die älteste kontinuierliche Araberzucht des Kontinents dar - ein kulturhistorisches Kleinod, das es für die Zukunft zu erhalten gilt. 24I SAHMET galt lange Zeit als die Verkörperung der Weil-Marbacher Araberzucht. Über sie erhielt sich der bedeutendste Zweig der MUR- ANA I Or.Ar.-Linie.