H 80 2,5 2,0 Ausbildungsunterlage der Landesfeuerwehrschule Tirol Erstellt von: Noichl Madeleine Freigegeben von der: 199. SAS
Ausbildungsunterlage Wasserentnahmestellen (Grundausbildung) Für den Inhalt verantwortlich: Erstellt von: Freigegeben von der: Vervielfältigung: Version: OBR DI (FH) Waldhart Georg Noichl Madeleine 199. SAS Eigenvervielfältigung V01_11
Literatur- und Bildnachweis: Kemper, Hans: Fachwissen Feuerwehr- Löschwasserversorgung, 1. Auflage, ecomed, 2005 Schott, Lothar; Ritter, Manfred: Feuerwehr Grundlehrgang, 16. Auflage, Wenzel Verlag, 2009 E. Hawle Armaturenwerke GmbH Bildarchiv LFV Tirol
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Einleitung 6 Wer ist für die Löschwasserversorgung verantwortlich? 6 Unterscheidung von Wasserentnahmestellen 6 Unabhängige Wasserentnahmestellen 7 Abhängige Wasserentnahmestellen 8 Hydranten: 9 Ausbildungsunterlage- Ein nachschlagewerk für den Ausbilder Diese Ausbildungsunterlage soll dem Ausbilder als Nachschlagewerk dienen, um sein Wissen auffrischen bzw. vertiefen zu können. Mit dieser Unterlage und der Ausbildungsrichtlinie soll eine optimale Unterrichtsvorbereitung ermöglicht werden. Diese Unterlage soll NICHT an die Auszubildenden ausgehändigt werden. Als Unterlage für die Auszubildenden dient der Lernbehelf Grundausbildung der Landesfeuerwehrschule Tirol. Seite 5
Einleitung Trotz moderner Löschtechnik und Löschmittel ist Wasser auch in der heutigen Zeit das Löschmittel Nummer Eins für die Bekämpfung von Bränden der Brandklasse A. Alle übrigen Löschmittel sind eher Sonderlöschmittel für die Verwendung bei speziellen Einsätzen. Löschwasser wird entweder mit Löschfahrzeugen zur Einsatzstelle gebracht oder aus Löschwasserentnahmestellen zur Einsatzstelle gefördert. Das Vorhandensein entsprechender Wasserentnahmestellen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Brandbekämpfung. Feuerwehrmitglieder müssen daher über Vorkommen und Verteilung der Wasserentnahmestellen in ihrem Einsatzgebiet bescheid wissen. Wer ist für die Löschwasserversorgung verantwortlich? Auszug aus der Feuerpolizeiordnung 1998-21 Löschwasser- und Löschmittelversorgung:... Soweit Löschwasser nicht aus natürlichen Gewässern oder Druckwasserleitungen in ausreichender Menge zur Verfügung steht, hat die Gemeinde Wasserspeicher bzw. Stauanlagen in entsprechender Anzahl, Größe und Verteilung zu errichten, zu erhalten und jederzeit zugänglich zu halten. Weiters hat die Gemeinde bei öffentlichen Wasserversorgungsanlagen an geeigneten Stellen genormte Hydranten zu errichten und jederzeit einsatzbereit und zugänglich zu halten... Unterscheidung von Wasserentnahmestellen Wasserentnahmestellen werden folgendermaßen unterteilt: WASSERENTNAHMESTELLEN Unabhängige Wasserentnahmestellen Abhängige Wasserentnahmestellen Seite 6
Unabhängige Wasserentnahmestellen Bei der unabhängigen Löschwasserversorgung wird das Löschwasser aus den Wasservorräten entnommen, die nicht abhängig von einem zentralen Wasserversorgungsnetz sind. Während bei der abhängigen Wasserversorgung das Wasser durch das Rohrleitungsnetz zur Entnahmestelle transportiert wird, ist bei der unabhängigen Löschwasserversorgung das Wasser direkt an der Entnahmestelle vorhanden. Beispiele hierfür sind: Natürliche bzw. künstliche offene Gewässer (Flüsse, Teiche, Kanäle,...) Löschwasserteiche Unterirdische Löschwasserbehälter Der große Vorteil von unabhängigen Wasserentnahmestellen ist einerseits, dass man von einem Leitungsnetz unabhängig ist und dass die Wassermenge meist unerschöpflich ist. Ein großer Nachteil ist, dass die Ansaugstelle erst vorbereitet werden muss (Saugleitung erstellen, evtl. aufstauen des Wassers,...) Natürliche bzw. künstliche offene Gewässer: Die Wasserentnahme aus natürlichen oder künstlichen offenen Gewässern ist die einfachste und günstigste Möglichkeit Wasser für die Brandbekämpfung zu entnehmen. Es werden keine aufwendigen Rohrleitungssysteme oder andere baulichen Maßnahmen benötigt. Damit die Feuerwehr das Wasser schnell und sicher entnehmen kann müssen einige Kriterien erfüllt sein: Es muss eine entsprechende Wassermenge vorhanden sein (ausreichender Zufluss). Der Zugang zur Wasserentnahmestelle soll ganzjährig möglich sein. Löschwasserteiche: Ein Löschwasserteich ist eine künstlich angelegte Einrichtung zur Entnahme von Löschwasser im Brandfall mit einer entsprechenden Entnahmestelle. Sie werden dort angelegt, wo die Löschwasserversorgung durch ein abhängiges System nicht bzw. nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist oder der Bau eines unterirdischen Löschwasserbehälters zu teuer ist. Löschwasserteiche können auch für andere Zwecke genutzt werden, z.b. als Biotop, sofern die Belange des Brandschutzes nicht beeinträchtigt werden. Seite 7
Unterirdische Löschwasserbehälter: Ein unterirdischer Löschwasserbehälter ist ein künstlich angelegter, überdeckter Behälter für Löschwasserbevorratung mit ein oder mehreren Löschwasserentnahmestellen (je nach Größe). Unterirdische Löschwasserbehälter werden meist dort angelegt, wo keine ausreichende Fläche für den Bau eines kostengünstigen Löschwasserteiches ist. Durch die unterirdische Anordnung kann die Fläche über dem Behälter z.b. als Park- oder Verkehrsfläche ungehindert genutzt werden. Abhängige Wasserentnahmestellen Bei der abhängigen Löschwasserversorgung wird das Löschwasser über eigens für diesen Zweck angelegte Entnahmestellen, den Hydranten, aus den fest verlegten Rohrleitungen entnommen. Das Wassernetz dient neben der Versorgung mit Trink- und Brauchwasser somit auch der Brandbekämpfung. Je nach Ausführung des Rohrleitungssystems können die Leitungen als Ring- oder Stichleitungen ausgeführt sein. Stichleitung: Bei der Stichleitung handelt es sich um eine Zubringerleitung, von der die jeweiligen Haupt-, Versorgungs- und Anschlussleitungen in Form von Stichleitungen abzweigen und bei den einzelnen Verbrauchern enden. Die Hauptvorteile dieses Systemes liegen zum einen in der relativ einfachen Errichtung und zum anderen in den geringeren Baukosten. Nachteilig wirken sich bei diesem System allerdings folgende Punkte aus: Ein Hydrant bekommt nur von einer Seite Wasser Leitungsdruck ist sehr unregelmäßig Bei Absperrung einer Leitung nach einem Rohrbruch oder wegen Arbeiten an der Leitung kommt die gesamte Wasserversorgung hinter der Abschieberstelle zum Erliegen. Ringleitung: Bei der Ringleitung handelt es sich ebenfalls um eine Zubringerleitung, von der die jeweiligen Haupt-, Versorgungs- und Anschlussleitungen abzweigen. Diese Leitungen sind aber untereinander so verbunden, dass ein geschlossenes, ringförmiges System entsteht. Seite 8
Ringleitungssysteme sind gegenüber Stichleitungssystemen aufwendiger und kostenintensiver in der Errichtung. Vorteile dieses Systems sind unter anderem: Gleichmäßiger Leitungsdruck Ein Hydrant erhält von beiden Seiten Wasser Beim beidseitigen Absperren nach einem Rohrbruch oder aufgrund von Arbeiten an der Leitung bleibt die gesamte Wasserversorgung hinter Bruch- bzw. Absperrstelle bestehen. Hydranten: Hydranten dienen zur Wasserentnahme aus der Rohrleitung. Durch sie ist ein schneller Löschangriff möglich, da das Errichten einer Saugstelle entfällt. Es wird unterschieden zwischen: Überflurhydrant Unterflurhydrant Damit die Feuerwehr im Einsatzfall möglichst schnell einen Überblick über die vorhanden Hydranten erhält, ist es empfehlenswert im Vorfeld Hydrantenpläne und -verzeichnisse zu erstellen. Örtliche Einsatzinformationen TIRIS Überflurhydrant: Er ragt mit seiner Säule ca. 1 m über die Geländeoberkante hinaus. Aus ihm kann ohne Zuhilfenahme einer weiteren Armatur Wasser entnommen werden. Zur Inbetriebnahme ist nur ein Hydrantenschlüssel erforderlich. Vorteile: schnelle Inbetriebnahme leicht aufzufinden, kein Hinweisschild erforderlich leicht zugänglich Seite 9
Nachteile: nicht im Verlauf von Straßen einbaubar Gefährdung durch den Verkehr (kann umgefahren werden) Der Überflurhydrant besteht aus folgenden Teilen (über der Geländeoberfläche): Haube Druckausgang C bzw. B Betätigungskappe Festkupplung mit Deckkapsel Druckausgang B bzw. A Standrohr Die Weiten und die Anzahl der Druckausgänge (2 C- 1 B, 2 B, 2 B- 1 A) sind abhängig vom Durchmesser der Zuleitung. Will man einen Überflurhydranten in Betrieb nehmen, so ist bzw. sind zuerst die Deckkapseln mit dem am Überflurhydratenschlüssel befindlichen Dreikant zu entfernen. Lässt sich die Blindkupplung über mehrere Umdrehungen schwer öffnen, so kann das ein Zeichen dafür sein, dass am Ausgang Wasser ansteht. Dies kann z.b. durch ein defektes Entwässerungsventil passieren (Wasser kann nicht richtig abfließen bzw. der Hydrant füllt sich durch das defekte Ventil wieder mit Wasser) Anschließend ist der Hydrantenschlüssel an der Betätigungskappe anzusetzen und durch Linksdrehen das Absperrventil zu öffnen. Dadurch wird der Hydrant gespült (entfernen von Verschmutzungen und Ablagerungen). Seite 10
Nach dem Schließen wird der Druckschlauch/ die Druckschläuche angeschlossen und Wasser Marsch gegeben. Der Hydrant ist immer vollständig zu öffnen. Bei geöffnetem Hydrantenventil steht an allen Abgängen Wasser an. Zapfen zeigt nach oben = ÖFFNEN Zapfen zeigt nach unten = SCHLIESSEN Unterflurhydrant: Unterflurhydranten sind Einrichtungen zur Wasserentnahme aus dem Rohrleitungsnetz, die nicht über die Geländeoberfläche hinausragen. Sie sind durch eine Straßenkappe verschlossen und können nur mit Hilfe eines Standrohres und eines Hydrantenschlüssels in Betrieb genommen werden. Vorteile: geringer Platzbedarf keine Beschädigungsgefahr durch den Verkehr Absperrbare Ausgänge Nachteile: erschwertes Auffinden Hinweisschild erforderlich Behinderung durch parkende Fahrzeuge Zeitaufwand für die Inbetriebnahme Der Unterflurhydrant besteht unter anderem aus folgenden Teilen: Straßenkappe mit Deckel Deckelstift Aushebesteg Seite 11
Klauenkupplung Vierkantschoner Klauendeckel Um einen Unterflurhydranten vor Ort auffinden zu können ist er mit entsprechenden Hinweisschildern zu kennzeichnen. H 80 2,5 2,0 Nennweite der Versorgungsleitung Koordinaten (vom Hinweisschild nach links) Koordinaten (vom Hinweisschild nach vorne) Der Buchstabe H steht für (Unterflur-) Hydrant. Neben dem Durchmesser (Nennweite) der Versorgungsleitung (in Millimeter) wird der Abstand und die Richtung (links, vorwärts, rechts) des Unterflurhydranten vom Hinweisschild (in Meter) angegeben. Zur Inbetriebnahme eines Unterflurhydranten muss ein Standrohr gesetzt werden. Dabei sind folgende Schritte zu beachten: Vor dem Öffnen den Schmutz von der Straßenkappe entfernen. Straßenkappendeckel mit dem Unterflurhydrantenschlüssel anheben und zur Seite drehen. Gegebenfalls Schmutz und Verunreinigungen von Klaue und Klauendeckel entfernen und anschließend Klauendeckel öffnen. Vor dem Aufsetzen des Standrohres eventuelle Verschmutzungen vom Klauensitzring entfernen Standrohr vorbereiten. Klauenmutter des Standrohres vollständig herunterdrehen, Standrohrdichtung überprüfen, Druckausgänge schließen. Das Standrohr wird auf den Klauensitz aufgesetzt und durch Rechtsdrehen mit dem Griff in den Klauen festgezogen. Im Bedarfsfall kann das Standrohroberteil durch Rechtsdrehen in eine günstigere Richtung gedreht werden. Seite 12
Mit Hilfe des Unterflurhydrantenschlüssels wird der Hydrant durch Linksdrehen bis zum Anschlag vollständig geöffnet und zur Entlastung der Ventilspindel eine halbe Umdrehung zurückgedreht. Abschließend wird der Hydrant gespült und der Druckschlauch/ die Druckschläuche angeschlossen. Klauensitz 1 2 Straßenkappendeckel anheben und drehen Klauensitz reinigen Klauenmutter vollständig hinunterdrehen Standrohr aufsetzen Seite 13
Standrohr festdrehen Standrohroberteil ausrichten Unterflurhydrant öffnen Spülen Das Abbauen des Standrohres erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Dabei ist darauf zu achten, dass das Standrohr erst dann vom Klauensitz abgenommen wird, wenn das Standrohr entwässert ist Seite 14