unsterbliche Seele eintauschte. Brian ging hinaus, um die Mysterien zu verstehen, und war der erste Mann, der sie einer neuen Generation kommunizierte. Er war es, der die Türen zu einer neuen Welt öffnete und dabei die Geheimnisse für seine Bandkollegen und für uns erschloss. Während der Arbeit an diesem Buch bin ich weit gereist und habe viele emotionale Tiefpunkte erreicht. Es ist eine traurige Geschichte voller chaotischer Lebensläufe, ungewollter Kinder, Rücksichtslosigkeit, Frauenfeindlichkeit und Fehden, manche belanglos und andere tief greifend. Doch große Kunst entsteht in chaotischen und verwirrenden Lebensumständen. Wie wir sehen werden, erkannte man schon von Anfang an etwas Teuflisches an Brian Jones. Und wie wir wissen, spielt der Teufel die besten Songs.
N eue Welten werden oft in den profansten Umgebungen erträumt. Nur wenige Einwohner von Cheltenham, einem vornehmen und gepflegten Kurort mit Heilquelle, hätten sich jemals ihre Stadt als Wiege für ein radikal neues musikalisches Manifest vorstellen können. Doch wie sich herausstellte, herrschte hier eine undurchsichtige Realität, da sich hinter den täuschend makellosen Fassaden unzählige Geheimnisse verbargen. Brian Jones war ein typischer Cheltonian. Als er sein Umfeld verließ, hatte er mehr musikalische
Geheimnisse aufgedeckt, als irgendjemand hätte erahnen können. Zurück blieben auch die geheim gehaltenen Kinder und der von ihm verursachte Liebeskummer, Ereignisse und Begebenheiten, die damalige Vorstellungen weit übertrafen. Das Wort beschaulich scheint mit beinahe schon monotoner Regelmäßigkeit mit Cheltenham in Verbindung gebracht zu werden. Und ja, möglicherweise ist es ein angemessenes Adjektiv, wenn man folgende Begriffe in die Bedeutung integriert: geheimnisvoll, fremdländisch, futuristisch, moralisch verkommen, elegant, dekadent und künstlerisch fruchtbar. Nahezu all diese Wörter erfassen das frühe Leben von Lewis Brian Hopkins Jones, einem Jungen, dessen Bestimmung mehr als bei allen anderen von seinem Umfeld und der Erziehung diktiert wurde. Er war der Sohn eines ehrgeizigen
Mannes, der an vorderster Front bei der Entwicklung einer weltverändernden Technologie mitarbeitete. Lewis Blount Jones lässt sich genau wie sein Sohn, der denselben ersten Vornamen trug, als Genie beschreiben. Dennoch bestimmten Geheimnisse, Repressionen und die traditionell britische Steifheit sein Leben. Dieses Erbe sollte das Leben von Lewis Jones Jr. sowohl positiv als auch negativ bestimmen. Jeder gerade erst eingetroffene Besucher der Stadt wird augenblicklich von der klaren Schönheit der strahlend weißen Gebäude im Stil der Regency-Architektur überwältigt. Eine lange und ausladende Promenade verläuft südlich von der Hauptstraße aus (wo sich Brians Grammar School befindet) bis hin zu einem Komplex von Gebäuden am Lansdown Crescent und Montpellier Walk. Es
sind fast ausschließlich graziös anmutende Geschäfte und Cafés, eingerahmt von Karyatiden Säulen, ähnlich denen der Akropolis, die betörende Frauen darstellen. Über die Straße hinweg erstrecken sich die penibel manikürten Rasenflächen der Imperial Gardens, vor denen das Queens Hotel steht. Ein wenig die Straße hinab liegt der Pump Room, ein weiteres Juwel georgianischer Architektur, inspiriert vom Pantheon. Die Regency-Terrassen, ein beispielloses Modell für ausgewählten Geschmack und Diskretion, verlaufen in alle Richtungen. Doch das alles ist lediglich eine Fassade, wie Barry Miles, Gründer des Underground-Magazins International Times und der Indica Gallery, erklärt, der Cheltenham 1962 entfloh. Die vermeintlich kunstvollen Steinfassaden vieler Gebäude bestehen tatsächlich aus billig bemaltem