Verletzlichkeit von Kommunen und Unternehmen Empirische Erkenntnisse zum Anpassungsbedarf in Deutschland Esther Chrischilles und Dr. Mahammad Mahammadzadeh Referat Klimaschutz und Klimaanpassung 11. Juni 2012, Hamburg
Agenda THEORETISCHE BEZÜGE UND METHODIK VERLETZLICHKEIT DEUTSCHER KOMMUNEN ANPASSUNG IN KOMMUNEN SWOT-ANALYSE DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE VERLETZLICHKEIT DEUTSCHER UNTERNEHMEN ANPASSUNG IN UNTERNEHMEN
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Private und öffentliche Anpassung Private Anpassung Öffentliche Anpassung Anpassungsträger Nicht-staatlich Staatlich Anpassungswirkung individuell Unabhängige Anpassung Begünstigende Anpassung kollektiv Gemeinschaftliche Anpassung Gewährleistende Anpassung Quelle: Eigene Darstellung
Vulnerabilitätskonzept Negative Betroffenheit Anpassungskapazität Verletzlichkeit
Wie verletzlich sind Akteure? Empirie: Online-Befragung von 1040 Geschäftsführern verschiedener Branchen, postalische Befragung von 317 Umweltdezernenten und Bürgermeistern Negative Betroffenheiten: Ermittlung der erwarteten direkten und indirekten Folgewirkungen für Unternehmen und Gemeinden Anpassungskapazitäten: Ermittlung der unternehmerischen und kommunalen Fähigkeiten und Ressourcen, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen Verletzlichkeit: Gegenüberstellung der negativen Betroffenheiten und Anpassungskapazitäten auf verschiedenen Aggregationsebenen.
Verletzlichkeits-Portofolio 10,0 Negative Betroffenheit schwach eher schwach eher stark stark 7,5 5,0 2,5 stark verletzlich verletzlich nicht verletzlich aber kritisch nicht verletzlich und unbedenklich 0,0 0,0 gering 2,5 eher gering 5,0 eher hoch 7,5 hoch 10,0 Anpassungskapazität Eigene Darstellung
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Verletzlichkeit nach Bundesländern um 2030 Negative Betroffenheit 10 eher stark stark 7,5 5 schwach eher schwach 2,5 stark verletzlich Brandenburg Sachsen-Anhalt Thüringen Nordrhein-Westfalen Bayern Sachsen Rheinland-Pfalz Eigene Darstellung auf Basis der IW-Kommunalbefragung 2011 Baden-Württemberg Schleswig-Holstein Gesamt Hessen Niedersachsen Saarland Mecklenburg-Vorpommern verletzlich nicht verletzlich aber kritisch nicht verletzlich und unbedenklich 0 0,0 gering 2,5 eher gering 5,0 eher hoch 7,5 hoch 10,0 Anpassungskapazität
Verletzlichkeit nach Städtetypen heute und zukünftig 10 Betroffenheit schwach eher schwach eher stark stark 7,5 5 2,5 stark verletzlich verletzlich 2030 Ländliche Gemeinden Mittelstädte Großstädte Kleinstädte Landstädte 2011 Kleinstädte Landstädte Ländliche Gemeinden Mittelstädte Großstädte nicht verletzlich aber kritisch nicht verletzlich und unbedenklich 0 0,0 gering 2,5 eher gering 5,0 eher hoch 7,5 hoch 10,0 Anpassungskapazität Eigene Darstellung auf Basis der IW-Kommunalbefragung 2011
Verletzlichkeit nach Handlungsfeldern bis 2030 10,0 stark verletzlich verletzlich Negative Betroffenheit schwach eher schwach eher stark stark 7,5 5,0 2,5 Land- und Forstwirtschaft Gesundheit Transport und Verkehr Industrie und Gewerbe Öffentliche und private Gebäude Wasserversorgung und -entsorgung Energieversorgung Tourismus und Kultur nicht verletzlich aber kritisch nicht verletzlich und unbedenklich 5 0,0 0,0 gering 2,5 eher gering 5,0 eher hoch 7,5 hoch 10,0 Anpassungskapazität Eigene Darstellung auf Basis der IW-Kommunalbefragung 2011
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Stand der Anpassung nach Gemeindetyp Anteile der Gemeinden, die sich bereits an Klimawandel anpassen Großstädte 60,0 Mittelstädte 40,5 Alle Kommunen 37,8 Landstädte 37,5 Ländliche Gemeinden 37,0 Kleinstädte 25,9 Eigene Darstellung auf Basis der IW-Kommunalbefragung, Angaben in Prozent
Stand der Anpassung nach Bundesländern Anteile der Gemeinden, die sich bereits an Klimafolgen anpassen Angaben in Prozent Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Hessen Thüringen Rheinland-Pfalz Bayern Baden-Württemberg Sachsen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Brandenburg Sachsen-Anhalt Saarland 0,0 14,3 24,0 Eigene Darstellung auf Basis des IW-Kommunalbefragung 2011 32,4 30,4 42,9 41,2 40,9 40,4 38,5 37,8 66,7 72,7
Kommunale Schritte der Anpassung Angaben in Prozent 100 80 Alle Kommunen Großstädte Mittelstädte Kleinstädte Landstädte Ländliche Gemeinden 60 40 20 0 30,2 40,5 40,5 43,1 75,0 Erfassung Klimaänderungen Erfassung Auswirkungen Eigene Darstellung auf Basis des IW-Kommunalbefragung 2011 Identifikation Handlungsfelder Identifikation Maßnahmen Umsetzung Maßnahmen
Motive kommunaler Anpassung Antworten der Gemeinden, die sich anpassen; Angaben in Prozent Lebensqualität sichern Interne Motive 73,9 Zukünftige Risiken vermeiden Vergangene Extremwetter 67,0 65,2 Kommunale Vermögenswerte sichern 48,7 Engagement einzelner Entscheidungsträger 42,6 Wirtschaftliche Standortattraktivität erhalten 32,2 Chancen des Klmawandels nutzen Problembewusstsein ansässiger Bürger Externe Motive 18,3 36,5 Regionale Zusammenarbeit Förderprogramm zur Anpassung 22,6 26,1 Weisung übergeordneter Verwaltungsebenen Problembewusstsein ansässiger Wirtschaft 13,9 13,0 Städtewettbewerb Zukünftige regulatorische Anforderungen 7,0 6,1 Eigene Darstellung auf Basis des IW-Kommunalbefragung 2011
Hemmnisse kommunaler Anpassung Antworten aller Gemeinden, Angaben in Prozent Fehlende finanzielle Ressourcen Kosten-Nutzen-Bewertung nicht möglich Informationsdefizite Ressourcen 25,9 33,8 69,7 Keine gesetzliche Verbindlichkeit Unklare Zuständigkeiten (Bund, Land und Gemeinde) Unzureichende Planungsrelevanz Unklare Zuständigkeiten (Regierungsbezirk, Landkreis) Mangelnde Weisungsbefugnis Umweltamt Unklare Zuständigkeiten auf Gemeindeebene Gemeindeverwaltung arbeitet nicht ressortübergreifend Verwaltung 12,9 11,7 8,8 7,6 20,8 31,9 29,7 Keine Unterstützung kommunaler Entscheidungsträger Kein Problembewusstsein der Bürger Kein Problembewusstsein der Wirtschaft Wir sehen keine Hemmnisse Sensibilisierung 7,9 19,6 16,4 25,2 Kommunalpolitische Zielkonflikte Interessen- und Nutzungskonflikte kommunaler Akteure Regionale Interessen- und Nutzungskonflikte Zielkonflikte zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung Keine Chancen durch Klimaanpassung Keine Risiken durch Klimaveränderungen Ziel- und Nutzungskonflikte 23,0 21,5 10,1 6,3 Betroffenheit 6,9 6,0 Eigene Darstellung auf Basis des IW-Kommunalbefragung 2011
Zentrale Erkenntnisse Gemeinden erwarten langfristig (um 2030) negativ von Klimaveränderungen betroffen zu sein. Die kommunale negative Betroffenheit übersteigt die der Wirtschaft. Es besteht eine Anpassungslücke angesichts dieser Einschätzung und den bisherigen Anpassungsaktivitäten in Gemeinden. Großstädte bereiten sich häufiger auf Klimafolgen vor als kleinere Gemeinden und sind weniger verletzlich. Es fehlt vor allem an Anpassungskapazitäten, insb. finanziellen Ressourcen, ökonomischen Bewertungsmöglichkeiten und institutionellen Arrangements. Bedarf an regional- und handlungsfeldspezifischen Anpassungslösungen sowie an Basiswissen für systematische Anpassungsstrategien.
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Aussagen zur Bedeutung des Klimawandels Wir haben uns bereits mit dem Thema Klimawandel auseinandergesetzt. 60,7 Der Klimawandel und seine Folgen könnten für uns relevant werden. 58,0 Begegnung des Klimawandels mit einer Strategie des Klimaschutzes 48,0 Der Klimawandel und seine Folgen sind für uns bereits relevant. 35,8 Begegnung des Klimawandels mit einer Strategie der Anpassung 24,2 Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zukunftspanels 2011
SWOT-Analyse der Wertschöpfungskette mit Blick auf Klimaschutz und Klimaanpassung, Differenz Chancen/Risiken sowie Stärken/Schwächen, Angaben in Prozentpunkten Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zukunftspanels 2011
Branchenspezifische SWOT-Analyse Durchschnittliche Differenz der Anzahl der Nennungen von Chancen/ Risiken sowie Stärken/Schwächen über alle 7 Funktionsbereiche Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zukunftspanels 2011
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Verletzlichkeitsportfolio 2011 Unternehmen, für die der Klimawandel ein Thema ist und die direkt oder indirekt betroffen sind (ohne klimaschutzinduzierte Betroffenheiten) Negative Betroffenheit 10,00 schwach eher schwach eher stark stark 7,50 5,00 2,50 stark verletzlich Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zukunftspanels 2011 sonstige Industrie verletzlich nicht verletzlich aber kritisch nicht verletzlich und unbedenklich Logistik Metallerzeugung und - Gesamt bearbeitung unternehmensnahe Bauwirtschaft Chemie Dienstleistungen Elektroindustrie, Maschinenbau Fahrzeugbau 0,00 0 0,00 gering 2,50 eher gering 5,00 eher hoch 7,50 hoch 10,00 Anpassungskapazität
Verletzlichkeitsportfolio um 2030 Unternehmen, für die der Klimawandel ein Thema ist und die direkt oder indirekt betroffen sind (ohne klimaschutzinduzierte Betroffenheiten) 10,00 Negative Betroffenheit schwach eher schwach eher stark stark 7,50 5,00 2,50 stark verletzlich verletzlich sonstige Industrie Logistik Metallerzeugung und - bearbeitung Gesamt Bauwirtschaft unternehmensnahe Chemie Dienstleistungen Elektroindustrie, Maschinenbau Fahrzeugbau nicht verletzlich aber kritisch nicht verletzlich und unbedenklich 0,00 0 0,00 gering 2,50 eher gering 5,00 eher hoch 7,50 hoch 10,00 Anpassungskapazität Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zukunftspanels 2011
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Maßnahmenanalyse Quelle: Eigene Darstellung
Identifikation der Klimafolgen und Anpassungsmaßnahmen, Unternehmen, für die der Klimawandel ein Thema ist, Angaben in Prozent Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zukunftspanels 2011
Anpassungsmaßnahmen Unternehmen, für die der Klimawandel ein Thema ist und die Anpassungsmaßnahmen durchgeführt oder geplant haben, Angaben in Prozent Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zunkunftspanels 2011
Gründe, die der Anpassung entgegen stehen Unternehmen, für die der Klimawandel ein Thema ist, Angaben in Prozent Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zukunftspanels 2011
Bedarf an Klimainformationen und -wissen Unternehmen, für die der Klimawandel ein Thema ist, Angaben in Prozent im Ausland in Deutschland 42,5 Es besteht kein Informationsbedarf Temperaturen (Niveau und Extremwerte) 10,1 gesundheitliche Folgen für Mitarbeiter 7,4 Starkregenereignisse (Häufigkeit und/oder Stärke) 8,2 Hagel (Häufigkeit und/oder Stärke) Wasserverfügbarkeit 3,6 5,3 Hochwassergefahr Blitzschlag (Häufigkeit) Zeitpunkte von Niedrig- und Hochwasser Schiffbarkeit von Gewässern Sonstige, und zwar 32,3 9,4 Stürme (Häufigkeit und/oder Stärke) 7,1 3,3 80,7 29,8 28,5 28,5 17,4 17,1 16,8 13,6 5,3 1,9 4,3 4,4 0,3 0,1 Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zunkunftspanels 2011
Bedarf an Problemlösungen Unternehmen, für die Klimaanpassung ein Thema ist, Angaben in Prozent Ausland Deutschland angepasste betriebliche Infrastruktur 28,4 4,5 Versicherung gegen die Folgen von Extremwetter Sicherstellung der Wasserversorgung 6,0 Frühwarn- und Informationssysteme 6,3 3,1 Klimaberatungen 3,5 Hochwasserschutz Lösungen des Kühlwassermangels Sonstige, und zwar 18,9 15,0 14,9 Kanalisation und Abwassersysteme Klimarisikomanagement 28,0 6,6 13,9 12,8 4,0 8,2 2,7 1,7 0,7 0,2 5,1 Eigene Darstellung auf Basis des IW-Zunkunftspanels 2011
Zentrale Erkenntnisse (I) Der Klimawandel ist schon heute ein wichtiges Thema in Unternehmen. Jedes vierte Unternehmen begegnet dem Klimawandel mit Anpassung und doppelt so viele mit Klimaschutz. Die Verfolgung einer Anpassungsstrategie wird stark durch die eigene Betroffenheit beeinflusst. Eine Unterscheidung zwischen Anpassung und Klimaschutz ist bei Unternehmen geläufig. Existenz einer zuständigen organisatorischen Stelle für Klimaschutz und Klimaanpassung ist in der Praxis nur sehr schwach ausgeprägt. Im Kontext des Klimawandels liefert die SWOT-Analyse insgesamt eine positive Einschätzung; Logistik allerdings ist eine kritische Funktion sowie Investition/Finanzierung. 33
Zentrale Erkenntnisse (II) 15 Prozent geben an, 2011 direkt von Klimafolgen und Extremwetterereignissen im Inland oder Ausland negativ betroffen zu sein. Besonders stark im Inland durch Frost, Stürme, Starkregen und Temperaturanstieg. Um 2030 wird eine direkte negative Betroffenheit durch Klimafolgen und Extremwetterereignisse im Inland oder Ausland von rund 29 Prozent erwartet und zwar im Inland stark durch Temperaturanstiege, Starkregen/Hochwasser und Stürme. 2011 waren 25 Prozent der Unternehmen nach eigenen Angaben im Inland oder Ausland negativ direkt oder indirekt betroffen. Um 2030 erwarten 47 Prozent eine direkte oder indirekte negative Betroffenheit im In- oder im Ausland.
Zentrale Erkenntnisse (III) Die deutsche Wirtschaft schätzt sich derzeit im Schnitt als nicht verletzlich ein. Das heutige Niveau des Verletzlichkeitskomforts kann um 2030 aber nur mit einer Erweiterung von Anpassungskapazitäten oder einer Reduzierung der negativen Betroffenheit erhalten bleiben. Die Bedarfsanalyse zeigt, dass bei 57 Prozent der Unternehmen ein Bedarf an klimabezogenen Informationen und Wissen und bei der Hälfte der Unternehmen ein Bedarf an anpassungsbezogenen Problemlösungen besteht. Sichere/zuverlässige Daten über den Klimawandel und seine Folgen sind erforderlich. 35
Demnächst in der Reihe IW-Analysen: Mahammad Mahammadzadeh / Esther Chrischilles / Hendrik Biebeler Klimaanpassung in Unternehmen und Kommunen Betroffenheiten, Verletzlichkeiten und Anpassungsbedarf 36
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! mahammadzadeh@iwkoeln.de chrischilles@iwkoeln.de