Predigt zur Konfirmation 2015 Ev. Kirche Großeicholzheim, 3. Mai 2015 Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde, es waren viele Themen, die wir in den vergangenen Monaten in der Konfi-Zeit miteinander besprochen und bearbeitet haben. Viele und unterschiedliche Themen, weil unser Leben bunt und vielfältig ist. Konfi-Themen sind Lebensthemen: Fragen, die das Leben uns stellt. Und weil wir bei diesen Themen immer auch versucht haben zu fragen, wie Gott darüber denkt, welche Anstöße wir aus der Bibel dazu bekommen, sind es nicht nur Lebens- Themen, sondern auch Glaubens-Themen. Glaube ist so wie unser Leben bunt und vielfältig. Christlicher Glaube heißt, dass ich mein ganzes Leben im Vertrauen auf den dreieinigen Gott lebe, dass alles, was ich denke, plane, entscheide, tue in Bezug steht zu diesem Gott, der mich geschaffen hat. Er hat gewollt, dass ich lebe. Er hat mich und jeden von uns! einzigartig geschaffen. Deshalb interessiert er sich auch für mein ganzes Leben. Gegen Ende der Konfi-Zeit habe ich euch die Aufgabe gegeben, dass jeder sich einen Konfirmandenspruch aussucht. Ihr seid diese Aufgabe unterschiedlich angegangen: Manche von euch haben sich in unseren Konfi-Unterlagen auf die Su- 1
che gemacht, manche in ihrer Konfi-Bibel, manche auf der Seite www.konfi-spruch.de. Manche haben geschaut: Was ist eigentlich mein Taufspruch? So hat jeder von euch auf seine Weise seinen eigenen Konfi-Spruch gefunden. So bunt wie unser Leben, so vielfältig wie unser Glaube, so unterschiedlich sind auch die Verse, die ihr ausgesucht habt. Jeder Vers beleuchtet einen Teil von dem, woran wir als Christen glauben. Jeder ist für sich eine eigene kleine Glaubenswahrheit. Wenn man sie sich zusammen anschaut, dann entsteht daraus ein großes Ganzes sozusagen ein Gesamtblick auf unseren Glauben. So wie ein Bild, das sich aus mehreren Puzzleteilen zusammensetzt. Also wollen wir uns diese Puzzleteile einmal anschauen und das Bild, das sie zusammen ergeben. Das erste Puzzleteil, der erste Vers ist der Konfispruch von Valeria. Er steht in Psalm 43, Vers 3, und lautet: Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung. Dieser Vers geht gleich mal in die Vollen: Da bittet einer um Erleuchtung und um Wahrheit. Er wünscht sich, dass er auf seinem Lebensweg ans Ziel kommt, und er weiß: Dafür brauche ich die richtige Orientierung. Nur: Wo gibt es die? 2
Wer nachts unterwegs ist, braucht eine Lichtquelle: Den Auto-Scheinwerfer, das Fahrradlicht, die Straßenlaterne oder wenigstens den Mond, um zu sehen, in welche Richtung es geht und wo die Straßenmarkierung verläuft. Und natürlich kann auch ein Navi helfen, den Weg zu finden. Auf unserem Lebensweg gibt es aber manchmal keine Markierung, die uns zeigt, wo es lang geht. Auch kein Navi, das uns die Richtung ins Ohr flüstert. Manchmal ist nichts zu sehen. Ein anderes Mal sind es viele Schilder oder viele Navis, die in unterschiedliche Richtungen zeigen. Und dann? Dein Vers, Valeria, ist eine Bitte: Gott, gib du mir Orientierung. Leite mich und bringe mich ans Ziel. Ist diese Bitte berechtigt? Der Vers von Lukas macht Mut: Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Johannes 8,12) Das sind große Worte und ein hoher Anspruch. Keiner von uns würde sich trauen, das so von sich zu sagen. Wir sagen lieber: Also, ich würde dir raten, in diese oder in jene Richtung zu gehen. Aber du musst es selbst ausprobieren. Klar, keiner von uns hat den Gesamt-Überblick. Keiner weiß, was morgen kommt. Zwar haben die Älteren mehr Erfahrung und es ist bestimmt kein Zeichen von Schwäche, wenn man mit 14 ab und zu mal noch Eltern oder Großeltern 3
um Rat fragt. Aber menschlicher Rat ist immer vorläufig. Menschen können irren. Derjenige, der von sich sagt: Ich bin das Licht der Welt ist mehr als ein Mensch. Es ist Jesus, der Sohn Gottes. Er hat den Überblick. Von ihm geht Orientierung aus, Lebenshalt und Lebensgewissheit. Er hat die Möglichkeit, uns von den dunklen Wegen ins Licht zu führen. Nicht wandeln in der Finsternis: Damit sind Situationen und Momente gemeint, die uns das Leben und das Zusammenleben mit anderen schwer machen. Situationen, die uns zustoßen, oder die wir selbst hervorrufen. Der Konfi-Spruch von Jack bringt das auf den Punkt. In 1. Johannes 5,17 steht: Jedes Unrecht ist Sünde. Aber nicht jede Sünde führt zum Tod. Das wäre schlimm, wenn jedes Unrecht, jede Sünde das Aus bedeuten würde. Gott hätte schon oft Grund genug gehabt zu sagen: Das war s. Ich will mit dieser Welt nichts mehr zu tun haben. Aber das tut er nicht. In der Bibel stellt er sich uns vor als derjenige, der so voller Liebe und Barmherzigkeit ist, dass er uns immer wieder hinterher geht, uns anspricht, uns sein Licht und seine Leitung anbietet. Und mehr noch: Jesus hat den Tod besiegt, in dem er von den Toten auferstanden ist. Deshalb kann er tatsächlich sagen: Ich bin das Licht. Es lohnt sich, wenn ihr mir nachfolgt 4
auf eurem Lebensweg. Es lohnt sich, wenn ihr euer Vertrauen auf mich setzt. Dass es sich lohnt, macht der Vers deutlich, den sich Lillian und Vanessa ausgesucht haben, Psalm 91,11: Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Vorgestern haben wir hier in der Kirche den kleinen Moritz getauft. Der Taufspruch von Moritz ist euer Konfi-Spruch. Und das passt, weil Gott uns in der Taufe das Versprechen macht: Ich bin bei dir auf deinem Lebensweg. Und dieses Versprechen gilt. Es verliert seine Gültigkeit nicht. Heute, bei eurer Konfirmation sagt ihr selbst Ja zu eurer Taufe. Und ihr dürft sicher sein: Gottes Zusage gilt: Ich bin bei euch. Bei mir seid ihr geborgen, egal was passiert. Der Vers von Jennifer unterstreicht das. In 1. Mose 28,15 steht: Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst. Das ist die Zusage, die Gott euch gibt, eine wunderbare Zusage, auf die ihr antworten könnt. Heute werdet ihr konfirmiert und gebt Antwort auf Gottes Zusage: Euer Ja auf Gottes großes Ja hin. Wir wissen heute noch nicht, wo eure Lebenswege einmal hinführen werden. Aber das macht nichts, denn wir wissen: Jesus geht voran, er kennt den Weg schon. 5
Der Konfi-Spruch von Luca formuliert eine Antwort auf diese wunderbare Zusage, eine fröhliche, dankbare Antwort voller Lebensmut und Energie. In Psalm 13, Vers 6 steht: Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut. (Psalm 13,6) Das Vertrauen auf Gott geschieht nicht zufällig. Es ist begründet: Du bist gnädig, du hilfst gerne. Das sind Aussagen aus Erfahrung und voller Überzeugung. Wir haben uns im Konfi-Unterricht darüber unterhalten, was es bedeutet, dass Gott gnädig ist. Zum Beispiel als wir über die Taufe gesprochen haben: Wir müssen nichts leisten, damit Gott sich für uns interessiert. Wir müssen ihm nicht beweisen, wie toll wir sind: Er wendet sich uns aus Gnade zu. Und diese Gnade ist erfahrbar: Bei ihm kann ich meine Schuld loswerden, ihm kann ich meine Not sagen. Das was mich runterzieht, was mir den Mut und die Freude am Leben nimmt. Und dann kann ich erfahren, dass er mir hilft, dass er neue Freude schenkt, dass sich neue Wege auftun und ungeahnte Möglichkeiten. Der Konfispruch von Leon betont genau das. Da sagt Jesus in Markus 9,23: Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Was für ein Versprechen! Jesus sagt das einem Mann, der mit seinem kranken Kind zu ihm kommt und hofft, dass Jesus 6
es gesund macht: Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt weil Glaube die Einladung ist, dass Jesus in mein Leben kommt und es prägt: Mit seinem Segen, mit seiner Kraft, mit seiner Hoffnung, mit seiner Liebe. Und dann kann vieles passieren, dann ist alles möglich, sogar dass wir mit Menschen auskommen, die anders ticken als wir, sogar dass wir jemandem vergeben, der an uns schuldig geworden ist, sogar dass wir uns noch einem Streit wieder versöhnen. Dazu passt der Vers von Björn: Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Matthäus 5,9) Als ich vor 20 Jahren konfirmiert wurde, hat man gehofft, dass die Zukunft friedlich aussehen wird: Abbau von Atomwaffen, Aufhebung des Konflikts zwischen Ost und West. Der Weltfrieden schien zum Greifen nahe. Heute ist die Situation eine andere. Viele sind ernüchtert, weil es nicht nur nach wie vor an vielen Orten Krieg herrscht, sondern weil neue Konflikte entstehen, neue Formen von Gewalt und Terrorismus. Als Christen stehen wir in der Pflicht, zum Frieden beizutragen. Auf euch Konfis kommt es dabei genauso an wie auf uns Erwachsene. Friede beginnt immer im Kleinen. Und die Forderung zu einem friedlichen Miteinander weltweit kann nur der erheben, der selbst dazu bereit in den kleinen Begegnungen des Alltags. Fest steht mit Björns Konfi-Spruch: 7
gen des Alltags. Fest steht mit Björns Konfi-Spruch: Friedfertigkeit ist ein Kennzeichen der Kinder Gottes! Nicht, dass wir immer wüssten, wie Konflikte gelöst werden können. Aber wir wissen, an wen wir uns wenden können, wenn wir nicht weiterwissen. Wir wissen, an wen wir uns wenden können, wenn wir im Dunkeln tappen. Wir wissen, an wen wir uns wenden können, wenn uns die Hoffnung, die Liebe, das Vertrauen fehlt. Wie hieß nochmal der Vers von Valeria? Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung. Wir sind unterwegs, jeder auf seinem Lebensweg. Es ist etwas Besonderes, dass wir diesen Weg mit anderen teilen können, und mir hat es viel Spaß gemacht, ein Jahr lang mit euch gemeinsam unterwegs gewesen zu sein, und ich bin zuversichtlich, dass sich unsere Wege weiterhin immer mal wieder kreuzen werden. V.a. aber bin ich zuversichtlich, dass unsere Wege am Ende nicht im Nichts enden, sondern dass wir gemeinsam unterwegs sind zu dem Ziel, zu dem Gott uns bringen wird, zur Wohnung, die er uns bereitet. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 8