Mit modernen Methoden die Sauen von heute managen!

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Transkript:

Mit modernen Methoden die Sauen von heute managen! Die Sauen, mit denen die Ferkelerzeuger in Deutschland heute arbeiten, sind bei einer tiergerechten Haltung, einer leistungsangepassten Fütterung und einem klaren täglichen Management zu hohen Lebensleistungen bereit. Während bis in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts jährliche Leistungssteigerungen von ca. 0,1 abgesetzten Ferkel je Sau und Jahr erreicht wurden, explodierte diese Leistung auf 0,5 bis 1 Ferkel pro Sau und Jahr, mit dem Ergebnis, dass heutige Spitzenbetriebe über 25 abgesetzte Ferkel und teilweise bis zu 30 Ferkel erreichen. Die Übersicht 1 zeigt die Entwicklung der verschiedenen Leistungsparameter. Übersicht 1 Leistungsentwicklung der Sauen: Wie war diese Leistungsentwicklung überhaupt möglich? Fest steht, dass einige Zuchtunternehmen in den vergangenen Jahren schwerpunktmäßig ihr Augenmerk auf die Wurfgröße gesetzt haben. Die dänischen Sauen sind ein gutes Beispiel dafür, was geschieht, wenn alleine die Wurfgröße bei den gestellten Zielen den eindeutigen Vorrang erhält. In den vergangenen Jahrzehnten haben die Landwirte die erheblichen Nachteile, die eine alleinige Betrachtung eines Merkmals in der Zucht mit sich bringt - sei es der Magerfleischanteil, die Futteraufnahme oder das Fundament - ausgiebig und leidvoll erfahren müssen. 1

Es sollte deshalb allen Beteiligten klar sein, dass jede Einseitigkeit in der Zucht große Probleme für die Sauen und für die Landwirte mit sich bringt. Negatives Beispiel hierfür ist in punkto Konzentration auf die Wurfgröße oder lebend geborene Ferkel, dass im Jahre 2010 von den ca. 63,5 Millionen in Deutschland geborenen Ferkel nur ca. 52 Millionen den Schlachthof erreicht haben. Die Übersicht 2 zeigt die Ergebnisse in den Ferkelverlusten einer Untersuchung aus der Schweiz bei 50 000 Sauen. Übersicht 2 Ferkelverluste Superfruchtbarer Sauen (n = 50 000, Suisag, 2008) Ferkelzahl bis 14 Ferkelzahl bis 17 = 11,8 abgesetzte Ferkel = 12,2 abgesetzte Ferkel Die alarmierenden Ergebnisse waren auch bei Sauen mit 16 milchgebenden Zitzen zu beobachten. Unzureichende Geburtsgewichte, zu kleine Abferkelbuchten, mangelhafte Qualität der angebotenen Futtermischungen, fehlende Milch für diese Anzahl Ferkel, unzureichende Zahl milchgebender Zitzen, total erschöpfte oder aggressive Sauen, zu geringe Temperaturen für die kleinen Ferkel, sind klare Kennzeichen für die unzureichenden Bedingungen für die Ferkel und auch für die völlige Überforderung der Sauen. Die negativen Auswirkungen der aus diesen Würfen stammenden Ferkel auf die Eigenschaften und Fähigkeiten als spätere Muttersauen in Jungsauen oder Ferkelerzeugerbetrieben zeigen sich bereits in einem nie für möglich gehaltenen Ausmaß. Und auch die Mastbetriebe, die gleich alte Ferkel als Endprodukt einstallen, haben große Probleme mit den Variationen der Absetzgewichte nach erfolgter Aufzucht. So werden z. B. von diesen Ferkelerzeugerbetrieben im Direktbezug nach 21 Tagen Säugezeit und 42 Tagen Aufzuchtdauer ca. 650 Ferkel gleich alte Ferkel (63 Tage) geliefert, die ein Gewicht von 14 bis 38 kg aufweisen. Alles Geschwister, alle gleich versorgt, alle lebend, aber mit katastrophalen Auswirkungen auf die nun folgende Mast. Laut LKV - Bericht hatte dieser hier als Beispiel gewählte Ferkelerzeugerbetrieb im Jahre 2010 die imaginäre Marke von über 30 abgesetzten Ferkeln je Sau und Jahr erreicht. Aufgrund dieser angebotenen Qualität ist die Zeit deshalb nicht mehr sehr fern, in der intelligente Mäster nur noch gleich alte Ferkel aus Ferkelerzeugerbetrieben einstallen und diese mit Höchstpreisen bezahlen, die nachweislich aus Betrieben kommen, in denen nicht mehr als 22 24 abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr realisiert werden. 2

Welche Genetik der Sau soll es denn sein? Alle Genetiken, die in Deutschland gekauft werden können, sind sehr leistungsfähig. Die wesentliche Priorität bei der Entscheidung muss die absolute Sicherheit des Landwirts sein, dass die gewählte Sau zum Betrieb passt. Die Entscheidung sollte dabei niemals aufgrund der Stärken oder den in Glanzbroschüren dargestellten Vorteile der Sauen fallen, sondern ausschließlich nach den bisher bekannten Schwächen oder Nachteilen der jeweiligen Genetik. Die von dem Landwirt gewählte Genetik sollte in dem Betrieb, mit der im Stall vorhandenen Haltung, mit der vorhandenen leistungsgerechten Fütterung und mit der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit eine Leistung von bis zu 22-24 Ferkel erbringen. Es ist wichtig sich die 3 5 Nachteile die jede Genetik naturgemäß hat, genau zu betrachten, um dann vor der Entscheidung zum Kauf der Tiere sich die Frage zu beantworten, ob man immer bereit ist, diese Nachteile auf Dauer ertragen zu können und zu wollen. Wenn das nicht der Fall ist, muss dringend vom Kauf abgeraten werden, weil sonst diese Nachteile die Gründe für einen erneuten Wechsel in der Genetik darstellen. Die Auswahl der passenden Genetik nach dieser hier beschriebenen Vorgehensweise ist der wohl entscheidende Faktor für einen umfassenden Betriebserfolg. Dabei ist klar, dass es teilweise Probleme bei den Vermehrerbetrieben und in den aufnehmenden Ferkelerzeugerbetrieben geben kann. Ein schnell entschlossener Wechsel in der Genetik bringt große Hoffnung für eine Verbesserung der aktuellen Situation. In der Realität steht spätestens ein Jahr später ein neuer Wechsel in der Genetik an. Nach dem dritten Wechsel in der Genetik kehren viele Betriebe geheilt und ein paar Tausend uro ärmer zu der ursprünglichen Genetik zurück. Wenn Probleme auftreten, ist es immer besser, diese gemeinsam mit dem Tierarzt und den beteiligten Betrieben zu lösen. Wie sollen die Sauen zur Abferkelung vorbereitet werden? Wenn heute alle Genetiken sehr leistungsfähig sind, dann können 50 bis 70 abgesetzte Ferkel in einem Sauenleben in 5 bis 7 Würfen erreicht werden. Diese leistungssicheren Sauen erzeugen heute 30 % mehr Placentamasse und 30 % mehr Foetenmasse. Sie müssen um das zu erreichen, dafür 30 % mehr Nährstoffe in der gleichen Zeit verarbeiten und bringen zusätzlich gegenüber den Sauen vor gut 20 Jahren ein Wurfgewicht, welches 8 10 kg höher ist. Das Wurfgewicht der heutigen Sauen sollte deshalb bei ca. 17 kg liegen, wobei das kleinste Ferkel dabei mindestens 1 kg wiegen sollte. Die Übersicht 2 zeigt aktuelle Ergebnisse zu den mittleren Wurfgewichten von über 40 000 ausgewerteten Würfen. 3

Übersicht 3 Wurfgewichte fruchtbarer Sauen! (n= 41130 Würfe, Steyn, 2010) 1. Wurf = 15,9 kg 2. Wurf = 18,4 kg 3. Wurf = 19,2 kg 4. Wurf = 19,6 kg 5. Wurf = 19,6 kg 6. Wurf = 19,0 kg Diese Leistung kann nur durch das Zusammenwirken einer tiergerechten Haltung, superoptimierten Fütterung und einer konsequenten und ziel- führenden Betreuung realisiert werden. Die Kondition der Sauen zu diesem Zeitpunkt bestimmt die reibungslose Geburt und die spätere Futteraufnahme. Jungsauen und Sauen bis zum 2. Wurf sollten ein Body Condition Score von nahezu 4 aufweisen, während die Altsauen mit BCS 3 ausreichend Reserven angelegt haben. Die Übersicht 4 zeigt den Einfluss der Rückenspeckdicke auf die Zahl der geborenen Ferkel und das Wurfgewicht. Übersicht 4 Einfluss der Rückenspeckdicke auf die Zahl der geborenen Ferkel und das Wurfgewicht in kg nach der ersten Trächtigkeit! 4

Eine ausreichende BCS oder wie hier dargestellt Rückenspeckdicke bringt gute Leistungen der Sauen. Verfettete Sauen, die von der Kondition in Richtung BCS 5 gehen, zeigen dagegen alle bekannten Probleme, wie Verstopfungen, lange Geburtsdauer, MMA Probleme und eine unzureichende Menge an Kolostralmilch. Nach einer in allen Belangen erfolgreich verlaufenden Tragezeit im Wartestall werden die gesunden Sauen rechtzeitig (freitags bis montags vor der Abferkelung) nach einer intensiven Dusche - inklusiv Parasitenbehandlung -, in die gereinigten und desinfizierten Abferkelabteile umgestallt. Der Stall sollte 22 24 Grad Celsius am Einstalltag aufweisen. Der Stallwechsel führt bei den Sauen, die in Zukunft alle aus der Gruppenhaltung kommen, zu erheblich hormonellen Veränderungen. Während die Sauen im Wartestall die einzelnen Lebensbereiche entsprechend ihres Ranges in der Gruppe weitgehend zufrieden leben konnten, ist dieses im Abferkelbereich nicht mehr möglich. Die Besonnenheit und Ruhe des Landwirtes bei der Betreuung kann den Sauen in dieser für sie untypischen und daher schwierigen Situation sehr behilflich sein und ist letztlich ausschlaggebend für eine zügige Abferkelung. Wie steht es mit dem Abkoten der Sauen? Am schwierigsten fällt den Sauen in vielen Fällen das Koten am Abferkelplatz, da die Sauen niemals dort koten wollen, wo sie liegen oder fressen. Deshalb kommt es 2-3 Tage nach der Umstallung in die Abferkelbucht zu Verstopfungen oder zu einem sehr harten Kot. Dieser harte Kot führt zu inneren Verletzungen und ist damit die erste Eingangspforte für Keime. Daneben sterben viele Darmbakterien ab. Dabei kommt es zur Freisetzung von Endotoxinen, die einerseits die Ferkel im Mutterleib schädigen und andererseits die Prolaktinbildung und damit zu diesem Zeitpunkt dringende Milchbildung hemmen. Gut bewährt hat sich in der Praxis der Einsatz einer Vitalfaser in der Mischung für die Sauen. Bei Problembetrieben wird die tragende Mischung über den Abferkelzeitpunkt bis zum Montag nach der erfolgten Abferkelung gefüttert. Diese Vitalfaser besteht aus Trockenschnitzel, Apfeltrester und Sojaschalen plus Sojaöl zur Staubbindung und einem Anteil Digestan (Gemisch aus standardisierten ätherischen Ölen) zur Immunstabilität. Diese Mischung aus leicht -, mittel -, und langkettigen Kohlenhydraten sorgt für eine optimale bakterielle Verdauung im Dickdarm und dadurch gleichzeitig zu einem leichteren Abkoten der Sauen. Wie sieht das Gesäuge aus? Während in den Milchviehbetrieben das Thema Eutergesundheit und Euterpflege oberste Priorität besitzt, wird dieses in vielen Ferkelerzeugerbetrieben kaum beachtet, obwohl eine 5

umfassende Gesäuge - und Zitzenpflege bei den zu erwartenden Leistungen ein weiterer Parameter für dauerhaft hohe Leistungen ist. Natürlich ist eine intensive Kontrolle des Gesäuges nach dem jeweiligen Absetzen der Ferkel notwendig. Nur wenn die Gesäugeleisten eine ausreichende Zahl milchgebender Zitzen aufweisen, sollte die Sau erneut besamt werden. Im Abferkelbereich wird das Gesäuge täglich mit einer warmen Jod Glycerin - Lösung besprüht. Dieses Gemisch wird dann intensiv einmassiert, wobei jede Zitze dabei auf ihre Funktionsfähigkeit untersucht wird. Entsprechende Ergebnisse werden auf dem Sauenblatt registriert und bei den Entscheidungen zur gesamt möglichen Ferkelzahl gewissenhaft berücksichtigt. Bei der Beurteilung des Gesäuges ist häufig festzustellen, dass der hintere Teil oftmals benachteiligt ist. Die Ursache hierfür sind einerseits die Ausflüsse aus der Scheide bei auftretenden Entzündungen und andererseits hängt dieser Teil nur an einem Bindegewebsband fest. Zudem ist der hintere Teil der Zitzenleisten bei der Geburt am stärksten angeschwollen, was die Milchaufnahme durch die kleinen Ferkel leider ist dieser Platz der einzige Platz für die kleinen Ferkel zusätzlich erschwert. Unruhige und bissige Sauen bei der Geburt! Unruhige Sauen im Abferkelbereich sind ein sicherer Parameter für große Fehler in der Vorbereitung durch den betreuenden Landwirt. Erste Maßnahme sollte in diesen Fällen das Angebot einer warmen Elektrolytgabe zur Erhöhung des Blutzuckerspiegels sein. Des weiteren sollte geprüft werden, wann die letzte Wurmkur durchgeführt wurde. Diese muss dann bei Bedarf umgehend nachgeholt werden. Die Verabreichung einer Gabe von Magnesiumoxid kann ebenfalls direkt Verbesserung schaffen. Unruhe bei den Sauen im Abferkelbereich geht einher mit einer Wehenschwäche der Tiere. Diese führt dann automatisch zur Konzentrationsschwäche der Sauen bei der bevorstehenden Geburt, besonders bei großen Würfen. Eine Sau würde grundsätzlich niemals beißen. Bissigkeit ist ein Ausdruck von Schmerzen und Unwohlsein. Gerade die Jungsauen wissen oft nicht, was da auf einmal in ihrer Abferkelbucht herumläuft und beißen sich deshalb den Schmerz an den Ferkeln weg. In diesen Fällen ist es ratsam, die Sau kurz im Stallgang laufen zu lassen. Nach diesem Auslauf geht dann die Abferkelung zielgerichtet und ohne Komplikationen in der zurückgekehrten Abferkelbucht zügig weiter. 6

Ein weiterer Grund kann eine Übersäuerung des Magens sein, da der Sau nichts oder zu wenig Futter vorgelegt wurde. Die Magensalzsäure verursacht diese stechenden Schmerzen. Hier trägt eine Verabreichung von 500 g Vitalfaser oder 500 g aufgeschlossener Leinsaat (Druckhydrothermisch behandelt) zweimal täglich zur erheblichen Zufriedenheit und Ausgeglichenheit der Sauen bei. Die Leinsaat enthält eine Vielzahl von langkettigen Zuckern, die beim Kontakt mit Wasser aufquellen und den bekannten Leinsamenschleim bilden. Die Wirkung dieser Fütterung erkennt man an der geschmeidigen Kotstruktur und am typischen und angenehmen Fermentgeruch im Stall. Wie die Sauen auf die Abferkelung vorbereiten? Ab dem 112. Trächtigkeitstag ist die Futtermenge auf 2,2 kg Laktationsfutter oder 3 kg Trächtigkeitsfutter zu begrenzen. Die Steigerung der Futtermenge nach der Abferkelung erfolgt dann nach dem Wasserstand im Trog. Sauen mögen kein Wasser Futter Gemisch, welches länger als eine Stunde im Trog steht. Deshalb ist das Futtermanagement vor während und in den ersten 10 Tagen nach der Abferkelung von großer Bedeutung. Kleine Mengen an Futter - mindestens viermal vorgelegt - verbessern die enzymatische Verwertung der angebotenen Nährstoffe und führen zu einer höheren Futteraufnahme und damit zu mehr Milch und damit auch zu höheren Zunahmen der Ferkel. Bis zum 5. Tag nach der Abferkelung ist die Futtermenge des Laktationsfutters auf 2,5 kg zu begrenzen; die Sau sollte immer etwas Hunger haben und das vorgelegte Futter umgehend fressen. Werden zu schnell höhere Futtermengen verabreicht, verändert sich der ph Wert der Milch. Die Milchleistung aus der hohen Futtermenge wird durch die Ferkel nicht abgerufen und es kommt zum Milchstau (immer in den ersten 36 Stunden nach der Geburt). Als Folge davon geht die Milchleistung zurück. Die Sau frisst das angebotene Futter nicht mehr auf und es dauert 2 bis 4 Tage, um die Sau wenn dieses überhaupt möglich ist - wieder in die richtige Spur zu bringen. Hohe Verluste von 4 6 Ferkeln in einer solchen Situation sind häufig die bittere Realität. Bei den Ferkeln kommt es durch die Erhöhung des ph Wertes in der Milch und wahrscheinlich auch durch den höheren Endotoxingehalt in der Muttermilch zum Durchfall. Diese Veränderungen sind auch im ph Wert des Urins der Sau feststellbar, der in den ersten 12 Stunden nach der Geburt unter 7 liegen sollte und danach häufig weit darüber liegt. 7

Wasserversorgung in Menge und Qualität sicherstellen! Eine leichte Wasseraufnahme ermöglicht die Realisierung der Leistung der Tiere. Das Wasser regelt als wichtigste Funktion die Körpertemperatur. Bei erhöhten Temperaturen also nicht zur Spritze greifen, sondern Wasser anbieten. Eine Geburt ist anstrengend. Erhöhte Temperaturen sind dabei normal. Direkt nach der Geburt 40 l Wasser mit Elektrolyte anbieten und die Sau unbedingt aufstehen lassen (Ferkel wegsperren). Eine Sau die 2,5 kg Futter nach der Geburt verteilt auf drei Gaben bekommt säuft 33 % mehr Wasser gegenüber einer Sau, die 3,5 kg Futter bekommt. Untersuchungen zeigen, dass viele Sauen die Nippeltränke nicht bedienen können (Tränke ist falsch angebracht) und stellen deshalb das Fressen komplett ein. Die Fütterung der säugenden Sauen! Die Übersicht 5 zeigt den Bedarf der säugenden Sauen je kg Futter. Übersicht 5 Bedarf für säugende Sauen je kg Futter (88 % TS) MJME = 13,0 13,4 Rohprotein in g = 160-190 Lysin in g = 10,0 10,5 Rohfaser in % = 5,0 ME : Lysin = 1 : 0,77 Die Variationsmöglichkeiten beim Bedarf berücksichtigen die angeboten Futterqualitäten, die Haltungsbedingungen und das zu realisierende Leistungspotential. Aufgrund eines optimalen Rohfaserangebotes sollte der Rohproteingehalt lieber in Richtung 180 g je kg Futter eingestellt werde. Günstige Sojaschrotpreise gehen einher mit günstigen Preisen für synthetische Aminosäuren. In diesem Fall kann der Lysingehalt auf 11 oder 11,5 g je kg Futter angehoben werden um festzustellen, dass die Sau dadurch mit einer höheren Milchmenge reagiert. Einige Spitzenbetriebe drehen immer behutsam an der Lysinschraube. Daneben versteht es sich von selbst, dass alle Futtermittel, die in der Trächtigkeit gefüttert wurden, auch in der Säugezeit nur in unterschiedlichen Anteilen - zum Einsatz kommen. Während in der Trächtigkeit über 70 % der angebotenen Nährstoffe für die Erhaltung verwendet wurden, vollzieht sich in der Säugezeit ein kompletter Wechsel dieser Verhältnisse. 8

Die Übersicht 6 zeigt den Erhaltungs und Leistungsbedarf der Sauen während der Laktation. Übersicht 6 Erhaltungs- und Leistungsbedarf der Sauen während der Laktation Über 70 % der angebotenen Nährstoffe muss die Sau jetzt für die Milchleistung bereitstellen. Das behutsame mehrmalige Füttern in der ersten Woche der Säugezeit bringt reichlich Milch für alle Ferkel. Die Sau ruft die Ferkel in der ersten Woche bis zu 36 mal am Tag. Entscheidend für einen guten Lebensstart ist neben einer zügigen Geburt die Aufnahme einer großen Menge Kolostralmilch durch jedes einzelne Ferkel. Erst wenn das am 1. Lebenstag gelungen ist, können die Ferkel durch den passiven Immunschutz der Milch aktiv am weiteren Geschehen in der Abferkelbucht teilnehmen. Die Übersicht 7 zeigt beispielhaft eine Mischung für säugende Sauen, die allerhöchste Ansprüche der Sauen umfassend erfüllt. 9

Übersicht 7 Mischung für säugende Sauen Anteil in % je kg Futter Gerste 30,00 MJME 13,45 Weizen 40,00 Rohprotein % 16,60 Apfeltrester Trockenschnitzel Arbocel 1,50 1,50 1,00 Rohfaser % Lysin in % 4,50 1,00 Sojaschrot HP 16,90 ME : Lysin = 1:0,77 Mineralfutter 3,00 Energie Power 2,00 Porkivit BT- Hefe Sojaöl Mycofix Digestan 1,00 2,00 0,95 0,10 0,05 100,00 Bei den einzelnen Komponenten wird sichtbar, dass die gesamten Bereiche des Verdauungstraktes optimal bedacht worden sind und dass aufgrund der Witterungsverhältnisse bei der Ernte notwendige Sicherungen eingebaut sind. Die Spitzenergebnisse der Betriebe unterstreichen die Richtigkeit dieser Denkweise. Das gesamte Fütterungskonzept muss so gestaltet werden, dass 90 % der gesamten Sauenherde ideale Voraussetzungen für die realisierbare Leistung erhält. Die restlichen 10 % der Sauen brauchen in bestimmten Phasen zusätzliche Hilfen, um ebenfalls bei den Leistungen mit dabei zu sein. Das Erkennen jeder einzelnen dieser 10 % Sauen und die dann unmittelbar danach durchgeführte Unterstützung, unterscheidet den sehenden vom nichtsehenden Betreuer im Stall der Tiere. Diese Sauen sind häufig Umrauscher, zeigen häufig Schwächen im Fundament, sitzen häufig zur Entlastung im Abferkelstall auf den Hinterteil und sind zudem sehr ängstlich und schreckhaft. Solange aus diesen 10 % nicht durch unsachgemäße Betreuung schnell 50% oder 70 % werden, ist die zusätzliche Arbeit noch mit Freude leistbar. Wenn dann 70 % der Sauen auf einmal Probleme haben, dann beginnt ein großes Desaster im Sauenstall und damit das Ende der Freude an der Arbeit. 10

Deshalb: Je mehr Sauen den Pfad des Managements und der Fütterung ohne Hilfen gehen, desto sicherer sind die Leistungen erreichbar. In Spitzenbetrieben laufen fast 100 % der Sauen auf diesem Erfolgspfad! Zusammenfassung Alle in Deutschland eingesetzten Genetiken sind leistungsstark! Für den Landwirt ist die Frage zu klären, welche Genetik in seinen Betrieb passt und wie er mit den 3 5 Nachteilen in seiner täglichen Arbeit fertig wird! Die einseitige Hinwendung zur Wurfgröße muss dringend revidiert werden. Die Qualität des Wurfes und die Lebensleistung der Sauen wird in Zukunft von weitaus größerer Bedeutung sein! Eine Leistung von 22 24 aufzucht und mastfähigen Ferkel sollte das vorrangige Ziel für die nächsten Jahre sein. Mit diesen Leistungen lässt sich eine bessere Nachhaltigkeit erzielen! Die überfruchtbaren Sauen werden durch die bis zu 20 % Tierverluste den Verbrauchern in naher Zukunft nicht mehr zu vermitteln sein und einen Aufschrei unter den Tierschützern hervorrufen! Daneben muss klar sein, dass wir von den weiblichen Zuchtferkeln dieser überfruchtbaren Sauen zukünftig Sauenmütter erhalten, die in keiner Weise den heutigen Ansprüchen an Vitalität und Lebensleistung gerecht werden können. Die vorhandenen Gene von Eber und Sau sind sicher eine wichtige Sache. Was aber geschieht mit den vielen Tieren, die ständig - und hier beginnend bei der Einnistung im Uterus bis zur Geburt und dann in der Säugezeit nur puren Stress erleben. Wie steht es mit der Nutzung der viel wichtigeren Epigenetik oder der Frage, wie wir bestimmte Genorte des im Tier vorhandenen Erbgutes zum Wohle der Tiere und der Landwirte verstärken können, damit die Tiere dann auch die gewünschten Fähigkeiten besitzen. Die Gestaltung einer umfassenden tiergerechten Umwelt werden in Zukunft die Sauen entstehen lassen, die fernab jeglicher Heritabilität, die Ferkel in ausreichender Zahl gebären, mit denen eine leistungssichere und ökonomische Aufzucht und Mast möglich sein wird. 11