Feuer im Busch (2. Mose 3, 1-15; Letzter So. n. Epiphanias III)

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Transkript:

Feuer im Busch (2. Mose 3, 1-15; Letzter So. n. Epiphanias III) Eine Predigt von Bernhard Kaiser 1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, daß der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, daß er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, daß ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, daß ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge. 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen:»ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. 15 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht. Zur Einführung An diesem letzten Sonntag der Epiphaniaszeit beschäftigen wir uns noch einmal mit der Offenbarung Gottes, und zwar mit einer sehr besonderen Erscheinung Gottes im Alten Testament. Der Hebräerbrief sagt uns ja, daß Gott sich im Alten Testament vielfach und auf vielfältige Weise offenbart hat (Hebr 1,1). Die Erscheinung bei Mose am brennenden Dornbusch war eine solche im Unterschied zu vielen anderen. Wir erinnern uns, daß Mose zunächst vierzig Jahre am Hof des Pharao zugebracht hatte, dann flüchtete er vor der ägyptischen Polizei, weil er einen Ägypter, der einen Israeliten mißhandelte, umgebracht hatte. Er zog ins Land Midian, heiratete dort die Tochter des Priesters Jithro und wurde Schafhirte. Jahraus, jahrein zog er mit den Herden seines Schwiegervaters durch die karge Landschaft. Er hatte sein Leben gerettet und seine Aufgabe gefunden, seine kleine Familie, seine Arbeit und sein Auskommen. Vierzig Jahre lang gingen so ins Land und es geschah nichts Besonderes. Als er aber um die achtzig Jahre alt war,

Kaiser: Feuer im Busch, Seite 2 passierte doch etwas. Er kam mit seiner Schafherde in die Nähe des Berges Sinai, und dort erschien ihm Gott in der Weise, die uns unser heutiger Predigttext berichtet. Ich spreche gleich im ersten Teil meiner Predigt über diese Erscheinung Gottes am brennenden Busch. Im zweiten Teil spreche ich über den Namen, unter dem Gott sich dort offenbarte, und im dritten Teil spreche ich über das Werk Gottes, das ja auch zu seiner Offenbarung gehörte und von dem Gott zu Mose redete. 1. Der brennende Busch Der brennende Dornbusch ist ein Signal, um die Aufmerksamkeit des Mose zu erregen. Das Signal kam an, denn es führte Mose zu dem Entschluß: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. Mose war trotz seines Alters neugierig genug, um der seltsamen Erscheinung auf den Grund zu gehen. Doch was ihm dort begegnete, war für ihn ganz neu. Noch nie hatte Gott mit ihm geredet. Gott hatte wohl seine Hand über seinem Leben gehalten, ihn wunderbar errettet, sein Leben gelenkt, ohne daß Gott auch nur ein einziges Wort zu Mose geredet hätte. Es wird uns nicht berichtet, daß Mose aufgrund einer inneren Stimme den Ägypter getötet hätte. Es war wohl eher sein fleischlicher Zorn. Es wird uns auch nicht berichtet, daß Gott ihm den Auftrag gegeben hätte, Ägypten zu verlassen. Nein, es war die Furcht vor der ägyptischen Justiz. Es wird uns auch nicht berichtet, daß Mose sich vor dieser wundersamen Erscheinung am Dornbusch bekehrt hätte. Aber nun änderte sich das grundlegend. Gott redete ihn unmittelbar und mit hörbarer Stimme an. Wir lesen: Als aber der HERR sah, daß er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Mose stand still und signalisierte: Hier bin ich! Gott verbat sich zunächst das neugierige Gaffen nach dem brennenden Dornbusch, der nicht verbrennen wollte, denn wenn der heilige Gott sich offenbarte, dann mußte der sündige Mensch den gebührenden Abstand wahren. Das Feuer, das den Busch nicht verbrannte, war immerhin ein deutliches Zeichen der besonderen Anwesenheit Gottes. Auch daß Mose die Schuhe ausziehen sollte, ist ein Zeichen für den Respekt vor der Heiligkeit Gottes. Das waren die Umstände, unter denen Gott erstmals mit Mose redete. Gott stellte sich dabei erst einmal vor: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Damit war klar: Hier redete derselbe Gott, von dem Mose als Kind von seinen Eltern gehört hatte. Mehr als vier Jahrhunderte waren seit der Zeit der Erzväter vergangen, doch der Glaube an den Gott der Väter war unter den Israeliten hie und da noch lebendig. Nun wollte Gott sich den Nachkommen der Erzväter neu offenbaren. Mose mußte über dieser unmittelbaren Begegnung mit Gott erschrecken, weshalb er sein Angesicht verhüllte wohl mit seinem Tuch, das ihm als Sonnenschutz diente, denn, so lesen wir, er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Gott eröffnete Mose, was er zu tun beabsichtigte: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, daß ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. Soweit so gut. Doch dann kam die entscheidende und für Mose so bedeutungsvolle Ansage: So geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. Das bedeutete für Mose, daß sein beschauliches Leben bei den Schafherden ein abruptes Ende haben würde und daß ihm in seinem Alter ganz neue Aufgaben zufallen würden. Das war ihm zuviel. Er entgegnete: Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? Doch Gott nahm ihm die Sorge durch die Zusage: Ich will mit dir sein. Noch viele andere

Kaiser: Feuer im Busch, Seite 3 Dinge teilte Gott Mose mit, so daß der Psalmist später sagen konnte: Er hat seine Wege Mose wissen lassen (Ps 103,7). Doch Mose war keineswegs begeistert von dieser hohen Berufung. Gegen Ende argumentierte er: Ach, mein Herr, ich bin von jeher nicht beredt gewesen, auch jetzt nicht, seitdem du mit deinem Knecht redest; denn ich hab eine schwere Sprache und eine schwere Zunge. Doch Gott nahm auch diesem Argument die Kraft, indem er sagte: Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Oder wer hat den Stummen oder Tauben oder Sehenden oder Blinden gemacht? Habe ich s nicht getan, der HERR? So geh nun hin: Ich will mit deinem Munde sein und dich lehren, was du sagen sollst. Doch Mose hatte einfach keine Lust auf diese Aufgabe und sprach: Mein Herr, sende, wen du senden willst. Darauf antwortete Gott, indem er dem eigenwilligen Schäfer im Zorn gegenübertrat. Wir lesen: Da wurde der HERR sehr zornig über Mose und sprach: Weiß ich denn nicht, daß dein Bruder Aaron aus dem Stamm Levi beredt ist? Und er soll für dich zum Volk reden; er soll dein Mund sein und du sollst für ihn Gott sein (2Mose 4, 10-14.16). Es war wohl Moses Gottesfurcht, die in nun dazu brachte, seinen Stab zu nehmen und den neuen Weg, den Gott ihm gewiesen hatte, einzuschlagen. 2. Der Name Gottes Im Zuge der Diskussion, die Gott mit Mose hatte, stellte Mose die Frage: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? Damit thematisiert Mose einen ganz wichtigen Aspekt der Erkenntnis Gottes: die Frage nach Gottes Namen. In der Tat: Wer ist dieser Gott, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs? Mit welchem Namen soll man ihn anrufen? Der Name ist ja so viel wie die Adresse, an die man sich richtet. Man sollte nicht meinen, der Name sei nur ein Etikett. Nein, er ist, weil er sich auf eine Person bezieht, immer zugleich Anrede an diese Person. Wenn ich in eine Versammlung hineinrufe: Wo ist Hans Müller? Dann wir derjenige, der Hans Müller heißt, erkennen: Jetzt bin ich gemeint. Ich muß mich melden. So ist es auch bei Gott. Wer seinen Namen kennt und anruft, der wird auch in welcher Form auch immer eine Antwort bekommen. Gott ist Mose so gnädig, ihm seinen Namen zu sagen. Er lautet auf Hebräisch wohl Jahwe. Die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die sogenannte Septuaginte, gibt diesen Namen mit dem Begriff Herr, auf Griechisch: Kyrios wieder, und auch in unseren Bibeln wird der Name Gottes im Alten Testament mit HERR wiedergegeben. Die besondere Schreibweise in Kapitälchen soll anzeigen, daß dort im Grundtext der besagte hebräische Gottesname Jahwe steht. Es ist im übrigen nicht sicher auzumachen, ob diese Aussprache richtig ist, denn die Juden haben ja aus Angst, das dritte (zweite) Gebot zu übertreten und den Namen Gottes zu mißbrauchen, ihn überhaupt nicht ausgesprochen. Deshalb lesen sie, wenn sie den hebräischen Text lesen, ebenfalls das hebräische Wort für Herr, nämlich Adonai. Später im zweiten Mosebuch sagt Gott zu Mose: Ich bin der HERR und bin erschienen Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott, aber mit meinem Namen»HERR«habe ich mich ihnen nicht offenbart (2Mose 6, 2-3). Nun finden wir aber schon sehr früh im ersten Mosebuch, bei Adams Sohn Seth und dessen Sohn Enosch die Aussage: Zu der Zeit fing man an, den Namen des HERRN anzurufen (1Mose 4,26). Das steht nicht im Widerspruch zu dem gerade gelesenen Wort Gottes an Mose. Der Name des Herrn war offenbar von Adam her schon bekannt, aber Gott hatte sich unter diesem Namen noch nicht offenbart. Erst bei Mose machte er deutlich: Ich bin der ich bin; ich bin immer noch derselbe Gott, der von Anfang an war.

Kaiser: Feuer im Busch, Seite 4 Man hat viel darüber philosophiert, was der Name, mit dem Gott sich Mose vorstellte, bedeute. Wörtlich übersetzt kann man ihn wiedergeben mit Ich bin, der ich bin oder mit Ich werde sein, der ich sein werde, wie es die Lutherbibel tut. Die Septuaginta sagt hier einfach: ich bin der Seiende. Mit diesem Namen sind zwei Dinge gesagt: Erstens: Gott ist wirklich da. Auch wenn man ihn nicht sieht, ist er nicht weniger wirklich. Er ist keine Illusion, keine bloße menschliche religiöse Vorstellung, so wie Jupiter und Allah, sondern er ist wirklich da. Das Zweite, was mit der Formulierung ich bin, der ich bin gesagt ist, ist, daß Gott sich nicht wandelt (Mal 3,6). Er ist gestern, heute und Ewigkeit derselbe. Jesus sagt von sich: Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige (Ofb 1,8). Die unterschiedlichen Weisen der Offenbarung und so auch das Feuer im Busch zeigen, daß Gott sich wohl unterschiedlicher Mittel bedient hat, um sich zu offenbaren, aber sie betrafen nicht sein Wesen. Er ist über allem Wechsel der Zeiten und verschiedenen Formen der Offenbarung derselbe Gott, reich für alle, die ihn anrufen. Er ist wirklich da, unabhängig davon, ob die Menschen an ihn glauben oder nicht. Die Theologie des Abendlandes ist an dieser Stelle immer wieder in die Falle der Philosophie getappt. Sie hat von einem Gott gesprochen, der als höchstes Wesen so hoch stand, daß man überhaupt nicht mehr von ihm reden konnte. Gott schien vielen Theologen so erhaben, daß man vergaß, daß Gott sich wirklich hier auf Erden gezeigt hat, daß er auch in einem Dornbusch oder einer Feuersäule oder einer Wolke oder im Allerheiligsten der Stiftshütte gegenwärtig sein konnte. Vor allem aber, daß er auch in Jesus Christus Fleisch werden konnte und wirklich Fleisch geworden ist. Also: Gott ist nicht ein erhabenes Wesen in der Höhe oder ein unendliches Wesen in der Tiefe, sondern er hat einen Namen und in Jesus ein Gesicht, in das man schauen kann. In ihm hat er seinen Namen präzisiert, denn Jesus bedeutet: Der Herr rettet. Auch dieser Name ist nicht nur ein Etikett. Er bezeichnet die Wirklichkeit, daß Gott in ihm die Welt mit sich selber versöhnt hat und damit ein vollkommenes und ewiges Heil geschaffen hat. 3. Das Werk Gottes Damit komme ich zu einem weiteren wichtigen Punkt im Zusammenhang der Offenbarung Gottes: Gott wird auch durch sein Handeln erkannt. Er ist kein Gott, der bloß im Bewußtsein der Leute lebt, die an ihn glauben. Nein, Gott hat Geschichte gemacht, und zwar die Geschichte, die uns in der Bibel berichtet wird. Wir lesen im ersten Mosebuch: An dem Tage schloß der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom Euphrat (1Mose 15, 18). Das stand nun als Zusage Gottes gegenüber Abraham und seinen Nachkommen im Raum. Gott hatte diese Zusage mehrfach erneuert. Abrahams Nachkommen zogen wegen einer Hungersnot nach Ägypten und gerieten dort im Laufe von mehreren Jahrhunderten in die Sklaverei. Ihre Klage zu Gott blieb nicht unerhört. In dem Kapitel vor unserem Predigttext sagt Mose: Gott erhörte ihr Wehklagen und gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Und Gott sah auf die Israeliten und nahm sich ihrer an (2Mose 2, 24-25). Von dieser Geschichte redete Gott zu Mose dort am Dornbusch: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, daß ich sie errette aus der Ägypter Hand. Daran wird deutlich, daß Gott an seinen Taten zu erkennen ist. Er ist ein Gott, der zu seinem Wort steht. Er sagt durch den Propheten Jesaja: Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn

Kaiser: Feuer im Busch, Seite 5 es aufgeht, lasse ich s euch hören (Jes 42,8-9). Indem Gott dann seine Zusage erfüllt, zeigt er, daß er sein Wort, das er durch Menschen geredet hat, ernstmeint. Er gibt uns damit Anlaß, sein Wort in gleicher Weise ernstzunehmen, vor allen Dingen aber Anlaß, ihm zu vertrauen, sich auf sein Wort einzustellen und damit zu rechnen, daß er wahrmacht, was er uns zusagt. Er ist ja ein Gott, der durch sein ewiges Sein seinem Wort auch eine zeitlose Gültigkeit gibt, die nicht nur hier in dieser Welt, sondern auch in der künftigen Welt Bestand hat. Zum anderen zeigt Gott, daß er auch die Macht hat, sein Wort zu erfüllen und seine Absichten auszuführen. Er ist ein handelnder Gott. Das hat er in der in der Bibel berichteten Geschichte unter Beweis gestellt. Gott ist nicht müßig wie Buddha. Er ist nicht so eine unveränderliche Geistesgröße wie das in sich ruhende Sein. Er hat geredet, er nimmt an den Geschehnissen in der Schöpfung Anteil. Das heißt, daß Gott auch jetzt handelt, auch wenn er sich jetzt nicht mehr offenbart. Er erhält die Schöpfung durch sein Wort, er lenkt die Weltgeschichte, er baut seine Kirche, er sorgt für seine Kinder, er hört ihr Gebet und antwortet darauf nach seinem Rat. Das heißt nicht, daß Gott in seinem Handeln mit dieser Welt und den Menschen hier und jetzt eine problemfreie Welt schüfe. Er hat es in dieser Welt mit Sündern zu tun, die er um seiner Geduld und Barmherzigkeit willen bis zu einem gewissen Grade gewähren läßt. So kann man sagen, daß Gott durch böse Menschen Böses geschehen läßt. Würde er das nicht zulassen, dann müßte er die Schöpfung und die Menschen einfach abschaffen. Aber weil er die Menschen, die er erwählt hat, retten will, trägt er die übrige Welt in Geduld, um auch vor ihr offenbar zu machen, daß er gnädig ist und daß jeder, der seine Gnade in Christus mißachtet, mit Recht der Verdammnis anheimfällt. Daß die ungläubige Welt den Christen um ihres Glaubens willen häufig mit Diskriminierung, strafrechtlicher Verfolgung oder Ausrottung begegnet, zeigen sowohl die Bibel als auch die Kirchengeschichte nur zu häufig. Doch so wie Gott einst sein Wort an die Erzväter wahrgemacht hat, so wird er auch sein Wort, das er durch Christus verkündigt hat, wahrmachen. Er wird seine Kinder im Glauben bewahren und ihnen im endlichen Gericht die Gerechtigkeit schaffen, nach der die jetzige Welt schreit, und er wird eine neue Welt schaffen. Zum Schluß Gott hat sich im Alten Testament vielfach und auf vielfältige Weise offenbart, bevor er im Neuen Testament in seinem Sohn Jesus Christus höchstpersönlich und sichtbar erschienen ist. Gott hat seinen Namen offenbart: Jahwe, der HERR, der sich im Neuen Testament konkretisiert zu Jesus, der Herr rettet. Er hat uns seinen Namen genannt, damit wir ihn anrufen können. Er hat uns damit seine Adresse gegeben, an die wir uns richten sollen, so ähnlich wie wir jemandem unsere Adresse mitteilen, damit er sich an uns wenden kann. Gott hat im Alten wie im Neuen Testament versprochen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der wird gerettet werden (Joel 3,5; Apg 2,21). Dieser Gott hat von sich offenbart, daß er gestern, heute und in Ewigkeit derselbe Gott ist. Hier ist nicht ein Gott aus der Welt der Religionen, ein Gott, wie ihn die Menschen sich vorstellen, sondern ein Gott, der an seinem Handeln erkennbar ist, dessen Wort sich in seinen Taten als zuverlässiges und gewisses Wort erweist, ein Gott, der über dem kurzen Leben der Menschen und der vergänglichen Welt steht und der sein Wort vom Heil in der neuen Welt, von der Auferstehung und vom ewigen Leben gewiß wahrmachen wird. Amen. Sie brauchen das IRT das IRT braucht Ihre Unterstützung! Deutschland: Volksbank Mittelhessen, BLZ 513 900 00; Konto Nr. 45632601; IBAN: DE84 5139 0000 0045 6326 01; BIC: VBMHDE5F. - Schweiz: Raiffeisenbank Schaffhausen, BC 81344; IBAN: CH29 8134 4000 0092 1077 1 (EUR) oder CH34 8134 4000 0092 1077 8 (CHF).