22. März 2010 Galerie Das Fernsehen kommt zu Radio Bremen Eine wahre Bilderbuchgeschichte Am Anfang denken die Kinder, der nette Onkel im Bild würde zurück winken. Jemanden hören und auch noch sehen zu können, der gar nicht da ist, das fasziniert Groß und Klein. Dieser Junge ist einer der Besucher vom "Tag des Bremer Rundfunks"1955.
Lange bevor Radio Bremen am 22. Dezember 1955 sein erstes TV-Studio in Betrieb nimmt, erproben angehende Fernsehjournalisten die technischen Raffinessen des Filmemachens. In winzigen Räumen üben sie den Umgang mit der Kameratechnik. Bereits in den frühen 50er Jahren werden erste Film-Experimente gemacht. Der damalige NWDR sendet bereits und Radio Bremen will sobald wie möglich Filmbeiträge zum Gemeinschaftsprogramm beisteuern.
Nach einigen Regionalsendungen 1957 flimmert am 26. Januar 1958 der erste Bremer Filmbeitrag bundesweit über die Mattscheiben. Die Zuschauer, die das Gemeinschaftsprogramm der ARD eingeschaltet haben sehen: Ein Interview mit Dichter Rudolf Alexander Schröder. Es ist ein langes Gespräch mit dem Bremer Dichter Rudolf Alexander Schröder. Der geradezu ehrfürchtige Radio Bremen Reporter Lutz Besch spricht in einem Studio-Wohnzimmer mit dem 80-Jährigen.
3D-Animationen und Spezialeffekte liegen noch in ferner Zukunft. Der Zuschauer erfährt den Produzenten eines Filmes erst im Abspann; klassisch durch ein sekundenlang eingeblendetes, flimmerndes Schriftbild. Großbaustelle Radio-Bremen-Fernsehen in Bremen-Osterholz, 1965
Fassade des Haupthauses Radio-Bremen-Fernsehen Radio-Bremen-Fernsehen: Frontansicht des Haupthauses
Luftaufnahme des Fernsehgeländes von Radio Bremen (1967-2007) In den Spielpausen von der Serie "Der Hausfreund" mussten die Fernsehzuschauer in ihren Wohnstuben etwas Geduld haben. Wenn die Schauspieler im Studio sich umziehen, hat das Publikum zu Hause Pause. Wie im Theater, alles live und noch ohne Werbung.
Der Blick auf das Set von "Der Hausfreund". Eine scheinbar einfache Kulisse. 1969 gilt die Komödie als äußerst fortschrittliche und aufwendige Produktion. Für die so genannten "Kameratrupps" des Fernsehens und die platzraubende Technik erweitert Radio Bremen seinen Fuhrpark. Zunächst (Ende der 50er) leiht man Fahrzeuge von der Bremer Vorortbahn Gesellschaft (BVG) und baut sie zu Übertragungswagen um. Später werden mehr eigene Fahrzeuge angeschafft.
Das Interesse der Öffentlichkeit am neuen Phänomen Fernsehen war groß. Berichte darüber, wie es hinter den Kulissen des neuen Mediums aussieht sind enorm populär. Im Vergleich zum Hörfunk bedeuten Fernsehproduktionen einen erheblichen Mehraufwand für Radio Bremen. Studiotechnik, Kamera, Schnitt und Regie müssen mit viel neuer "Manpower" besetzt werden.
Ende der 60er: Eine Mitarbeiterin überwacht die Produktion eines Filmes in einem der neuen, modernen Studios von Radio Bremen. Das Geld für die teure Fernsehtechnik stammt aus einer Spende der amerikanischen Besatzungsmacht, die den Rundfunk für eigene Zwecke ausweiten will. 1965 heuert ein holländisches Nachwuchstalent bei Radio Bremen an: Rudi Carrell. Zehn Jahre später moderiert er die Sendung "Am laufenden Band". Mit großem Erfolg: In Spitzenzeiten hat er eine Einschaltquote von gut 60 Prozent.
Anfangs orientiert sich das Fernsehprogramm an dem, was im Hörfunk erfolgreich ist. Im "Beat-Club sorgen ab 1965 neben den Popsongs der Bands die schrägen Outfits der Musiker für Aufsehen. Die Moderation übernimmt Uschi Nerke. Der Beat-Club: laut, schrill und ab 1970 in Farbe. Damals war die Musiksendung eine Revolution, bis heute ist sie Kult.
1974: Vicco von Bülow alias Loriot tritt für Radio Bremen vor die Kamera. Hier eine Szene des berühmten Sketches "Der Kosakenzipfel". Die Pointe: der eskalierende Streit um ein Zitronencremebällchen. Mit 3nach9 revolutioniert Radio Bremen 1974 die Fernsehwelt, denn Talkshows hat es davor in Deutschland noch nicht gegeben. Prominente Schauspieler, Politiker und Musiker sind seither zu Gast. Die Sendung wird 1978 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.
1980 geht das Regionalmagazin "buten un binnen" erstmals auf Sendung. Ulla Hamann und Carola Krause gehören zum Moderatorenteam der ersten Stunde. Sie informieren, was in Bremen und "umzu" aktuell los ist. Auch Hape Kerkeling startet bei Radio Bremen seine Fernsehkarriere. Früh entdeckt er seine komische Ader. In der sechsten Folge der Comedyserie "Total normal" (1989-1991) verkleidet er sich als Königin Beatrix und fährt mit einem Wagen samt Chauffeur vorm Schloss Bellevue vor.
Noch ein bekanntes Gesicht steht zu Beginn seiner Karriere in Bremen vor der Kamera: Harald Schmidt. 1992 und 1993 produziert Radio Bremen die Show "Gala" mit dem Entertainer. "Ein ganz gewöhnlicher Mord" hieß 1973 der erste Tatort aus der Hansestadt. Nach einer längeren Pause werden ab 1990 regelmäßig Folgen für den ARD-Kultkrimi in Bremen produziert. Info: Bremer Rundfunk-Chronik Quelle: http://www.radiobremen.de/unternehmen/chronik/rbchronikinbildern100.html