Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz KLIMA IM WANDEL. Impulse der Umweltbildung

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Transkript:

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

GLIEDERUNG Einführung TEIL I: Temperaturanstieg der Erdatmosphäre Temperatur in der Erdgeschichte Beeinflussung der Temperatur Treibhauseffekt Temperatur und CO 2 CO 2 -Anstieg Kohlenstoff-Zyklus Brandrodung CO 2 -Emissionen pro Kopf TEIL II: Emissionen im Jahr 2100 Temperatur im Jahr 2100 Auswirkungen im Überblick Meeresspiegel Niederschläge Landwirtschaft Gesundheit Extrem-Wetter Schadensentwicklung Nationaleinkommen Verbreitungsgebiete Meeresströmungen TEIL III: HANDLUNGS Begrenzung der Emissionen Wieviel? Kyoto-Protokoll Sektoren mit Einsparpotenzialen Privathaushalte Andere Randbedingungen Zusammenfassende Merkmale Hier steht der Titel 2

KREUZFAHRT ZUM NORDPOL? Im August 2000 erreicht der russische Eisbrecher»Yamal«über eine Wasserrinne den Nordpol. Heute ein Eisbrecher, morgen Kreuzfahrten? Einführung 3

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Seit mehr als 100 Jahren steigt die mittlere globale Temperatur nahe der Erdoberfläche an. Temperaturanstieg der Erdatmosphäre 5

Bereits mehrfach in erdgeschichtlicher Vergangenheit gab es rasche und starke Temperaturanstiege. Temperaturänderungen bis heute Temperatur in der Erdgeschichte Jahre vor heute (heute = 1950) Allerdings lag die mittlere Temperatur deutlich unterhalb des heutigen Niveaus. Erst seit ca. 10.000 Jahren ist die durchschnittliche Temperatur auf hohem Niveau und vergleichsweise konstant. 6

Die Temperatur der Erdatmosphäre hängt von mehreren Faktoren ab: Intensität der Sonnenstrahlung. Reflektionsvermögen (Albedo) der Erde. Gehalt der Atmosphäre an Aerosolen. Gehalt der Atmosphäre an bestimmten Spurengasen, die durch ihre besonderen Eigenschaften zu einem starken Temperaturanstieg führen können. Diese Spurengase heißen deshalb auch»treibhausgase«. Dazu zählen: - Kohlendioxid (CO 2 ) - Methan (CH 4 ) - Distickstoffoxid (N 2 O) - Anthropogene Spurengase, wie z. B. FCKWs SF 6 Ozon (O 3 ) Beeinflussung der Temperatur 7

Physikalische Wirkung der Spurengase Treibhauseffekt SONNE Der Treibhauseffekt A T M O S P H Ä R E Ein Teil der Sonnenstrahlung wird durch die Atmosphäre und die Erdoberfläche reflektiert Ein Teil der Infrarotstrahlung gelangt durch die Atmosphäre zurück in den Weltraum T R E I B Sonnenstrahlung durchdringt die Atmosphäre H A U S G A Der direkte Effekt ist eine Erwärmung des unteren Teils der Atmosphäre und der Erdoberfläche. S E wird von der Erdoberfläche absorbiert, erwärmt diese und wird als Wärmestrahlung (IR-Strahlung) an die Atmosphäre abgegeben. E R D E Die Spurengase wirken wie eine wärmende Decke rund um die Erde. Genau die gleiche Wirkung erreicht man durch die Glasscheiben eines Treibhauses. Deshalb spricht man auch vom Treibhauseffekt. 8

Temperatur und CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre während der letzten 400.000 Jahre Temperatur und CO 2 CO 2 -Konzentration und Temperatur verlaufen über mehrere 100.000 Jahre hinweg nahezu deckungsgleich! 9

Seit dem Jahr 1870 steigt bis heute die CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre an. Globale Konzentration von CO 2 in der Atmosphäre Teile pro Million (ppm) CO 2 -Anstieg 10

Eine Analyse des globalen Kohlenstoff-Kreislaufs zeigt die Ursachen des gegenwärtigen CO 2 -Konzentrationsanstiegs: Kohlenstoff- Zyklus Pflanzenwachstum und -zerstörung Böden und organische Substanz 1 600 Kohlelager 3 000 60 61 Änderung der Landnutzung 1.5 terrestische Vegetation 540-610 Sedimentgesteine 66 000 000-100 000 000 Der Kohlenstoffzyklus Volumina und Austauschraten in Milliarden t bzw. t/a 0.5 Atmosphäre 750 Nutzung fossiler Energieträger 5.5 gelöster organischer Kohlenstoff 700 Öl- und Gaslager 300 90 92 Oberflächenwasser 1 020 100 92 Meeresorganismen 3 50 40 Tiefenwasser 38 000-40 000 Oberflächensedimente 150 Der natürliche Austausch von CO 2 zwischen Meer und Land ist nahezu ausgeglichen. Allerdings erfolgt durch 1. der Nutzung fossiler Brennstoffe und 2. der»änderung der Landnutzung«eine Nettofreisetzung von CO 2 in die Atmosphäre. 11

»Änderung der Landnutzung«bedeutet die Umwandlung von natürlichen Waldflächen in landwirtschaftliche Nutzflächen durch Brandrodung. Brände in Mittelamerika. Brandrodung Ca. 20% der globalen CO 2 -Emissionen sind durch Änderung der Landnutzung verursacht. 12

Die Industrienationen sind führend in der Emission von CO 2. CO 2 -Emissionen pro Kopf Die Atmosphäre wird als globale Deponie des Verbrennungsendproduktes CO 2 benutzt. 13

14

Aufgrund der komplizierten Zusammenhänge sind die Prognosen für die zukünftige CO 2 -Konzentration und Temperatur aus Analysen möglicher Szenarien mit Unsicherheiten behaftet: Man erhält eine bestimmte Spannbreite mit einer Unter- und Obergrenze. Zukünftige Freisetzung von Kohlenstoff und sich dadurch ergebende CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre nach drei Szenarien des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderung (IPPC) Emissionsmenge (Milliarden t Kohlenstoff pro Jahr) CO 2-Konzentration (ppmv) IS92a: Im Szenario wird angenommen, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2100 auf 11,3 Milliarden anwächst, die Weltwirtschaftswachstum weiterhin 2,3 2,9% pro Jahr beträgt und keine aktiven Schritte zur Begrenzung der CO 2-Emissionen unternommen werden. IS92b: Wie IS92a, jedoch werden in den OECD-Ländern Maßnahmen zur Begrenzung oder Reduktion der CO 2- Emissionen durchgeführt. Emissionen im Jahr 2100 S550: Szenario nach dem sich die CO 2- Konzentration kurz nach dem Jahr 2100 etwa auf dem doppelten Niveau der präindustriellen Zeit stabilisieren würde. 15

Für die zu erwartende Temperatur bedeutet dies: Zukünftige Änderung der globalen Temperatur: mittlere globale Temperatur von 1856 bis 1999 und Schätzungen bis 2100 -C IPPC-Schätzung hohe Temperatur im Jahr 2100 beste (konstante Aerosole) beste (steigende Aerosole) niedrige Bis 2100 ist nach diesen Angaben keine Verlangsamung oder gar eine Nivellierung des Temperaturanstiegs in Sicht. 16

Abschmelzen vieler Gletscher und Volumenausdehnung der Meere durch die erhöhte Temperatur; als Folge davon: Anstieg des Meeresspiegels; Änderung der Niederschlagsmenge und Niederschlagsverteilung; als Folge davon: Änderung der Versorgungslage mit Trinkwasser und Wasser für die Landwirtschaft; als Folge davon: Änderung der landwirtschaftlichen Erträge sowie Verschiebung der Produktivität und der geografischen Verbreitung landwirtschaftlicher Anbaugebiete; als Folge davon: Auswirkungen im Überblick Bevölkerungswanderungsbewegungen; Verschiebung der geografischen Verbreitung natürlicher Ökosysteme; Änderung der geografischen Verbreitung von Infektionskrankheiten; Zunahme der Extremwetterlagen mit evtl. hohen volkswirtschaftlichen Schäden; Eine mögliche Änderung der Meeresströmungen mit z. T. dramatischen Rückkoppelungen auf das Klima; 17

Abschmelzen vieler Gletscher und Volumenausdehnung der Meere durch die erhöhte Temperatur. Als Folge davon: - Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 1 m oder mehr bis 2100 mit der Überschwemmung z. T. dichtbesiedelter und fruchtbarer Küstenregionen. Beispiel Bangladesh: Betroffene Bevölkerung: 17 Millionen; Beispiel Ägypten: Betroffene Bevölkerung: mehr als 6 Millionen. Alexandria verschwindet vollständig im Meer. Potenzielle Auswirkungen eines Anstiegs des Meeresspiegels auf Bangladesh Meeresspiegel heute Bevölkerung: 112 Millionen Landfläche: 134.000 km 2 Anstieg Betroffene Bevölkerung: 17 Millionen (15%) Betroffene Landfläche: 22.000 km 2 (17%) 18

Regionale Temperaturänderungen und regionale Änderungen der Sonneneinstrahlung führen zu einer veränderten Niederschlagsverteilung. - Europa wird wahrscheinlich im Mittel wärmer und trockener. - Ingesamt kann man hier mit einem verstärkten Pflanzenwachstum rechnen. Global allerdings ist davon auszugehen, dass der Anteil der von Wasserknappheit betroffenen Bevölkerung von heute 500 Millionen bis auf 3 Milliarden Menschen im Jahr 2025 steigen wird. Niederschläge 19

Klimatische Veränderungen lassen weltweit einen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion um 10 20% erwarten. Andererseits hat die erhöhte CO 2 -Konzentration einen positiven Effekt auf die pflanzliche Photosynthese (CO 2 -Düngung). Industrieländer nur klimatische Effekte plus Anpassungsgrad 1 grad 2 plus Anpassungs- plus CO 2-Düngung nur klimatische Effekte Änderungen der Nutzpflanzenproduktion im Jahr 2060 nach drei Szenarien in Prozent gegenüber heute Welt gesamt plus CO 2- Düngung plus Anpassungsgrad 2 Szenario A plus Anpassungsgrad 2 Szenario B Szenario C Landwirtschaft Anpassungsgrad 1: Anpassung der Pflanzensorten unter Beibehaltung der Art, des Pflanzdatums um weniger als 1 Monat, der Bewässerungsmenge in bereits bewässerten Anbaugebieten. Anpassungsgrad 2: Anpassung auch der Art der Nutzpflanze, der Nutzung von Dünger, des Pflanzdatums um mehr als 1 Monat, der Ausdehnung von Bewässerung auf zur Zeit nicht bewässerter Gebiete. nur klimatische Effekte plus CO 2- Düngung Entwicklungsländer plus Anpassungsgrad 2 plus Anpassungsgrad 2 Regional sind die Folgen sehr unterschiedlich: Besonders stark werden die Entwicklungsländer betroffen sein, während in den Industrieländern mit einer erhöhten landwirtschaftlichen Produktion gerechnet wird. 20

Durch die veränderten klimatischen Bedingungen verändern sich die Lebensbedingungen aller Lebewesen, auch die der Krankheitserreger bzw. -überträger. Besonders betroffen sind auch hier tropische Regionen. Beispiel: Malaria. 2,4 Milliarden Menschen gehören zur Risikogruppe dieser Krankheit. Bereits im Jahr 2003 fallen täglich etwa 3000 Kinder allein in Afrika der Malaria zum Opfer. Dies entspricht einem Todesfall alle 30 Sekunden. Das Ansteckungsrisiko wird sich in vielen Gebieten Afrikas verdoppeln. Gesundheit Als Konsequenz der veränderten Lebensbedingungen wird dies eine globale Völkerwanderung nicht gekannten Ausmaßes mit allen sozialen und politischen Konsequenzen nach sich ziehen. 21

Mit der Temperaturerhöhung wird gleichzeitig eine Zunahme der Extrem-Wetterereignisse beobachtet. Extrem-Wetter 22

Schadensentwicklung Verlauf der volkswirtschaftlichen und der versicherten Schäden zwischen 1950 und 2002 weltweit. 36 Mrd. US$ volkswirtschaftliche Schäden 11,5 Mrd. US$ versicherte Schäden 10 % 4 % 8 % 24 % 11 % grün: Sturm rot: Erdbeben, Vulkanausbruch blau: Überschwemmung gelb: Sonstige» prozentuale Verteilung weltweit Quelle: Münchener Rück 55 % 88 % Anteile der unterschiedlichen Naturschäden an der Gesamtbilanz für das Jahr 2001. 23

Insgesamt geht man von einem durch die Klimaänderung verringerten Nationaleinkommen von - 0,5% für die USA, - 2,8% für die EU, - 3,9% für Afrika und - 4,9% für Indien aus. Demgegenüber entsteht eine Minderung der Nationaleinkommen durch Kosten für emissionsmindernde Maßnahmen von Nationaleinkommen - 0,1 bis 1,1% für Industrienationen - Deutlich weniger für sich entwickelnde Länder. 24

Die natürlichen Verbreitungsgebiete vieler Organismen werden sich aufgrund der Klimaänderung verschieben. Beispiel: Die Birke in Nord-Amerika Heutige und zukünftige Verbreitungsgebiete der Birke in Nordamerika nach zwei Szenarien Verbreitungsgebiete Kanada Kanada Kanada Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Heutiges Verbreitungsgebiet Szenario B Szenario A 25

Es besteht eine Rückkopplung zwischen der Klimaänderung und den Meeresströmungen: Atlantischer Ozean Golf-Strom Pazifischer Ozean Es existiert eine erdumspannende in sich geschlossene Meeresströmung. Indischer Ozean warme Oberflächenströmung Meeresströmungen kalte und salzhaltige Tiefenströmung Wird dieses Förderband durch einen erhöhten Eintrag von Süßwasser in den Nordatlantik unterbrochen, würde der Transport einer gigantischen Wärmemenge nach Europa unterbrochen. Die Folge wäre hier eine drastische Temperaturabnahme. 26

HANDLUNGS 27

Eine Verlangsamung des gegenwärtig beobachteten Temperaturanstiegs ist nur durch eine Begrenzung bzw. Verringerung der Emission von Treibhausgasen möglich. Begrenzung der Emissionen Für die Handlungsmöglichkeiten ist es belanglos, ob der beobachtete Temperaturanstieg wirklich anthropogen verursacht ist, oder durch astronomische Einflüsse ausgelöst wird. 28

Um eine Stabilisierung der CO 2 -Konzentration zwischen 450 und 550 ppm zu erreichen, ist innerhalb weniger Jahrzehnte mindestens eine Reduktion der Treibhausgasemissionen auf ein Niveau von vor 1990 notwendig. Längerfristig bis zum Jahr 2100 muss eine Reduktion auf 50 % erfolgen, um das Klima zu stabilisieren. Im gleichen Zeitraum wird sich der Weltenergiebedarf etwa verdreifachen, der dann größtenteils durch regenerative Energieträger zu decken wäre. Wieviel? 29

Das Kyoto-Protokoll wurde im Rahmen der Weltklimakonferenzen ausgearbeitet. Danach sollen bis zum Zeitraum zwischen 2008 bis 2012 die Treibhausgasemissionen weltweit um 5,2% gegenüber 1990 reduziert werden. Kyoto-Protokoll Der Reduktionspfad für Deutschland nach dem Kyoto-Protokoll. 30

Es bestehen in allen gesellschaftlichen Sektoren Einsparpotenziale der Treibhausgasemissionen. industrieller Sektor landwirtschaftlicher Sektor Dienstleistungssektor Sektoren mit Einsparpotenzialen Bei allen Sektoren können politische Anreize zum Sparen geschaffen werden. 31

Ein großer Einzelbeitrag kann durch die Privathaushalte und Endnutzer beigesteuert werden. Privathaushalte Energie-Plus-Haus: Ein großer Teil des Wärmebedarfes dieses Hauses wird durch die Solararchitektur abgedeckt, der Rest durch ein Pflanzenöl-BHKW. Dieses liefert zusammen in den Photovoltaik-Modulen auf dem Dach mehr Strom, als für den Eigenbedarf benötigt wird. Außerdem wird Wärme zur Warmwasserbereitung zusammen mit den Sonnenkollektoren auf dem Nebengebäude erzeugt. 32

Es sind auch soziale Faktoren, persönliche Gewohnheiten, Vorlieben und Lebensumstände und -praktiken jedes Einzelnen für die Emissionen maßgebend: - Wohnen wir allein oder in einer Lebensgemeinschaft bzw. Familie? - Wieviel Licht brennt abends in der Wohnung, wieviel elektrische Geräte laufen tagsüber im»stand-by«-betrieb? - Welches Auto mit welchem Motor fahren wir und wie ist die persönliche Fahrweise? - Wieweit ist es zur Arbeitsstätte oder zum Einkaufen? - Wo verbringen wir den Urlaub und mit welchem Verkehrsmittel erreichen wir den Urlaubsort? - Aus welchen Erdteilen stammt der Wein, den wir trinken und die Äpfel, die wir essen? Andere Randbedingungen Der CO 2 -Rucksack, den ein australischer Wein in Europa im Vergleich zu einem europäischen Wein durch den Transport trägt. 33

Zusammenfassende Merkmale des Problemkreises sind: Der Nutzen von Vorsorgemaßnahmen liegt in der Zukunft: Heute lebende Menschen haben nicht den Nutzen ihrer heute getätigten Investitionen oder den Schaden unterlassener Maßnahmen. Es sind die zukünftigen Generationen betroffen. Die Folgen sind regional sehr unterschiedlich: Länder in den gemäßigten Breiten sind weit weniger von den negativen Folgen betroffen als die ärmeren sich entwickelnden Länder. Diese haben oft nur begrenzte Einflußmöglichkeiten, Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen der Industrienationen zu erwirken. Durch den Treibhauseffekt werden keine Emotionen wach gerufen und der Verstand muß genügen, um die Vorsorge für kommende Generationen konsequent umzusetzen: Treibhausgase sind unsichtbar, man kann sie nicht riechen und niemand stirbt nach kurzer Zeit nachweisbar an den direkten Folgen. Zusammenfassende Merkmale 34