Predigt Trinitatis. San Mateo Römer 11, 33-36

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Transkript:

Predigt Trinitatis San Mateo 22.05.2016 Römer 11, 33-36 Liebe Gemeinde, Viele von Ihnen kommen sehr oft in den Gottesdienst. Manche sogar jeden Sonntag. Wer ist aber dieser Gott, mit dem wir Gottesdienste feiern, dieser Gott, dem unsere Gebete gelten und dieser Gott, zu dem wir gehören? Können wir das immer so genau erklären? Ich glaube kaum. Wir sehen die Blumen, die Bäume, die Vögel in der Luft, die Menschen, denen wir begegnen und die vielen anderen, die auf der Erde leben, wir sehen die Sterne am Nachthimmel, die Millionen Jahre alten Berge und Steine, den Sand, das Meer, alle die Tiere und alle Arten von Pflanzen, aber auch das Gute und das Böse, das Gesundsein und das Kranksein, das Geborenwerden und das Sterben, Krieg und Frieden, die Unendlichkeit des Universums, all das Wissen, was die Menschheit erlangen konnte und all das Unendliche, wovon wir keine Ahnung haben, dass es überhaupt existiert. Alles Hat einen Grund, eine Ursache, alles ist miteinander verflochten. Aber wie? Viele Fragen, auf die wir nicht immer eine Antwort wissen. Christen, Juden, Muslime und auch viele andere Religionen glauben an einen Schöpfer. Wir glauben, dass all das seinen Ursprung in Gott, unserem Schöpfer, hat.

Paulus hat in seinem Brief an die Gemeinde in Rom versucht Gottes Größe zu beschreiben. Wie unerschöpflich ist Gottes Reichtum! Wie tief ist seine Weisheit, wie unermesslich sein Wissen! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!»Hat jemals ein Mensch die Gedanken des Herrn ergründet? Ist je einer sein Berater gewesen? Wer hat Gott jemals etwas gegeben, sodass Gott es ihm zurückerstatten müsste? «Gott ist es, von dem alles kommt, durch den alles besteht und in dem alles sein Ziel hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen. Neue Genfer Übersetzung Römer 11, 33-36 Das ist allerdings keine Antwort auf die Fragen, die ich am Anfang gestellt habe. Es ist einfach ein Ausruf des Staunens und der Bewunderung, keine Erklärung. Paulus stimmt ein Loblied an auf die Weisheit, die Sophia Gottes, auf die Erkenntnis Gottes, auf die Entscheidungen und die Wege, die von Gott ausgehen. Und alles geschieht aus ihm, durch ihn und auf ihn hin. Das ist Begeisterung, Euphorie. Paulus ist überwältigt, ist voller Enthusiasmus. Er ist des Göttlichen voll, denn das bedeutet Enthusiasmus. Er schreibt dieses Loblied, nachdem er darüber nachgedacht hatte, wie Juden und Christen miteinander verbunden sind, wie Jesus aus den Wurzeln des jüdischen Glaubens seine Kraft zog und wie nun die Christen an diesem Baum ein neuer Zweig sind.

An Paulus selbst ist ein Wunder geschehen: er wurde vom Saulus zum Paulus, vom Verfolger zum Missionar des christlichen Glaubens, etwas was eigentlich unbegreiflich scheint. Alles ist also miteinander verbunden, eng miteinander verflochten. Es geschieht nichts ohne Auswirkung. Schon die kleinste Bewegung eines kleinen Steinchens auf einem Berge kann ein Anstoß für eine Lawine sein. Ein Gebet kann Menschen verändern, ein Funken ein großes Feuer auslösen. Der Heilige Geist hat aus den ängstlichen Jüngern mutige Missionare gemacht, die das Wort Gottes in alle Welt getragen haben und es auch heute noch tun. Aus einem kleine Häufchen von Menschen wurden Millionen. Sie hatten die Kraft trotz Verfolgungen, Folter, Angst und Not Gott zu loben. Wie unerschöpflich ist Gottes Reichtum! Wie tief ist seine Weisheit, wie unermesslich sein Wissen! Wir feiern heute den Sonntag Trinitatis. Ein Fest, mit dem viele von uns eigentlich nicht viel anfangen können. Es wurde im 14 Jahrhundert von Papst Johannes dem XXII in den Kirchenkalender eingeführt. Das Fest der Einigkeit des Vaters mit dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wer ist aber dieser Gott, dieser dreieinige Gott, mit dem wir Gottesdienste feiern, dieser Gott, dem unsere Gebete gelten und dieser Gott, zu dem wir gehören? Können wir das immer so genau erklären? Ich glaube wir dürfen nicht unsere Vorstellungen einfach so auf Gott übertragen, als wäre er auch ein Mensch. Es steht zwar geschrieben, dass wir Menschen Ebenbild Gottes sind, aber eben nicht umgekehrt. Wir Menschen mit all unserer Beschränktheit versuchen, Gott zu beschreiben; haben uns Bilder von Gott gemacht, die aber eben weiter nichts als ein paar sehr beschränkte Vorstellungen sind.

Gott kann uns auf vielfältige Art und Weise begegnen. Aber das macht es eben manchmal auch schwierig von diesem Gott zu erzählen, zu beschreiben, wer er ist. Und da ist es dann hilfreich, wenn wir uns Bilder von Gott vorstellen, wie er zu den Menschen kommt in Gestalt des Vaters und Schöpfers, in Gestalt des Sohnes, der Menschen in sein Reich ruft und in Gestalt des Heiligen Geistes, der die Gemeinde begleitet, dort lebendig ist, wo Menschen auf das Wort Gottes hören, Gemeinschaft halten und beten. Paulus kann Gott nicht begreifen, genau so wenig wie wir. Er kann nur staunen und loben. Gott loben? werden da einige fragen. Bei den vielen Ungerechtigkeiten, Kriegen, Krankheiten, Hunger und was es sonst noch so alles gibt? Wozu? Gott braucht eigentlich unser Lob gar nicht. Er ist nicht darauf angewiesen. Genauso wenig, wie er unser Gebet braucht. Nein, Gott braucht unser Lob nicht wir brauchen es! Wir brauchen Gottes Nähe, seine Liebe. Wenn wir Gott loben dann glauben wir, dass er da ist, dann reden wir mit Ihm. Wir freuen uns darüber, dass er uns in so vielen Formen begegnet. Paul Gerhardt hat das in seinem schönen Lied zum Ausdruck gebracht: Geh aus mein Herz und suche Freud. Paul Gerhard hat den 30-jährigen Krieg erlebt. Hat Leid und Tod in der eigenen Familie erfahren, vieles ertragen. Schon früh hat er seine Eltern verloren. 3 seiner 4 Kinder sind sehr jung gestorben. Er hat Bedrohungen erlebt. Sein Einkommen war nicht immer abgesichert. Trotzdem hätte er wahrscheinlich gesagt: Mir geht es gut. Ich glaube, er ging mit offenen Augen durch die Welt, die grausam und verwüstet war. Er sah, wie die Natur im Frühling erwacht. Er nahm Blumen und Tiere wahr, sah wie sich ein neuer grün-bunter Teppich über

verwüstete Landschaften legte und konnte nur noch staunen. Wenn Gott die Natur schon so üppig ausgestattet hat, ihr so großzügig immer aufs Neue Leben einhaucht, um wie viel mehr sollte er nicht immer wieder aufs Neue für uns Menschen da sein, uns neuen Grund zur Hoffnung schenken, unserem Leben immer wieder neu Grund unter die Füße geben. Und aus diesem Gottvertrauen heraus konnte er nur noch singen von dieser Welt, die Gott so großartig geschaffen hat. Konnte staunen wie Paulus staunte über diesen Gott, der trotz allem bei den Menschen bleibt. Und er konnte Dank sagen, weil Gott seine Welt nicht im Stich lässt, auch dann nicht, wenn Menschen versuchen, sie kaputt zu machen. Mit diesem Vertrauen und dieser Hoffnung konnte er für sich die Depression des 30-jährigen Kriegs überwinden. Vielleicht hilft es uns auch, etwas fröhlicher angesichts unserer Probleme zu werden und achtsamer durchs Leben zu gehen. Gottes Ziel ist das Erbarmen und die Gnade. Uns kann nichts von Gottes Liebe trennen. Gottes Wege sind unbegreiflich und unerforschlich aber alle Wege führen am Ende zu Gott und seiner Gnade. Darüber sollten wir wie die Kinder staunen. Amen Heidi Cortés