Prima Klima? Jugendforum zum Thema Energie- und Klimaschutzpolitik Der CO2-Ausstoß im Straßenverkehr? Der Straßenverkehr ist einer der Sektoren, in dem CO2-Emissionen trotz effizienterer Motoren nach wie vor zunehmen. Einer der Gründe ist das Anwachsen der Fahrzeugflotte. 1995 einigten sich die Staats- und Regierungschefs der EU neben anderen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel den CO2-Ausstoß neuer Pkws bis 2012 auf 120 Gramm pro Kilometer (g/ km) zu reduzieren. Das entspricht einem Kraftstoffverbrauch von 4,5 Litern auf 100 Kilometern bei Dieselmotoren und fünf Liter auf 100 Kilometern bei Benzinmotoren. Die Europäische Kommission richtete ihre Strategie darauf aus, dieses Ziel durch eine freiwillige Vereinbarung mit der europäischen Automobilindustrie zu erreichen. Diese Vereinbarung von 1998 zwischen dem Verband Europäischer Automobilhersteller (ACEA) und der Europäischen Kommission enthielt eine Selbstverpflichtung auf Seiten der Automobilhersteller, die CO2-Emissionen neuer Kraftfahrzeuge bis 2008 auf 140g CO2/km zu senken. Obwohl bedeutende technische Fortschritte verzeichnet werden konnten, sind die durchschnittlichen Emissionen nur von 186g CO2/km im Jahr 1995 auf 163g CO2/km im Jahr 2004 gesunken. Die Tatsache, dass die Automobilhersteller die freiwilligen Zielvorgaben für die Senkung der CO2-Emissionen voraussichtlich nicht einhalten werden, veranlasste die Kommission im Dezember 2007 eine neue Verordnungsvorlage einzubringen und so eine verbindliche Gesetzgebung einzuleiten. Die Automobilindustrie lehnte die Pläne mit der Begründung ab, dass sie aufgrund technologischer Neuerungen bereits enorme Reduzierungen erreicht hätte und die Ursache für den langsamen Fortschritt an anderen Faktoren läge. Umweltorganisationen mahnten ihrerseits, dass die Vorschläge nicht umfassend genug seien. Quelle: Deutsche Umwelthilfe http://www.duh.de/uploads/media/uebersicht-modelle_2006-co2_ausstoss.pdf Seite 1 von 3
Prima Klima? Jugendforum zum Thema Energie- und Klimaschutzpolitik Verordnung zu CO2-Emissionen von Neuwagen Die Umsatzeinbrüche der Autoindustrie um etwa 17% Ende 2008 und die damit einhergehende Bedrohung vieler Arbeitsplätze haben dazu geführt, dass die Anfang Dezember 2008 im Rahmen des Klimapakets beschlossenen CO2-Obergrenzen weit weniger streng ausfielen, als im Kommissionsvorschlag vorgesehen. Das Europäische Parlament einigte sich mit Vertretern von Kommission und Mitgliedsstaaten darauf, den ursprünglich für 2012 vorgesehenen Grenzwert von 120 g/km erst ab 2015 verbindlich für die gesamte Fahrzeugflotte eines Herstellers festzuschreiben. Nach dem nun gewählten phasing-in -Ansatz müssen 2012 lediglich 65% aller Neuwagen diesen Wert erreichen, (was im Flottendurchschnitt ca. 134 g/km entspricht); in den beiden Folgejahren soll diese Quote auf 75% bzw. 80% ansteigen. 1 Die EU einigte sich darüber hinaus auf gestaffelte Strafzahlungen für Hersteller, die die geforderten Werte nicht erreichen. Dies gilt pro zugelassenen Neuwagen pro Jahr. Bei Überschreiten der Grenzwerte werden von 2012 bis 2018 folgende Geldbußen fällig: 5 Euro für ein Gramm CO2 zuviel 15 Euro für zwei Gramm CO2 zuviel 25 Euro für drei Gramm CO2 zuviel 95 Euro für jedes weitere Gramm zuviel Ab 2019 ist eine Strafe von 95 Euro bereits ab dem ersten Gramm fällig. Um den jeweiligen Schwellenwert zu erreichen, können sich die Hersteller im Rahmen des integrierten Ansatzes 10 g/km anrechnen lassen, wenn sie neue Technologien wie Biokraftstoffe und Leichtlaufreifen einsetzen. Für weitere sog. Ökoinnovationen wie Solardächer und LED-Leuchten können nochmals 7 Gramm vom gemessenen CO2-Ausstoß abgezogen werden, so dass sich für 2012 ein erlaubter Gesamtwert von bis zu 151 g/km errechnen lässt. Quelle: ACE Auto Club Europa e.v. http://www.ace-online.de/cps/rde/xchg/sid-53eefefa-9bd3cf15/ace_internet_new/hs.xsl/23_11330_deu_xhtml.htm. Wie von der Kommission vorgeschlagen, haben kleine Hersteller, die weniger als 10.000 Fahrzeuge produzieren, die Möglichkeit, eine Ausnahme von den Grenzwerten zu beantragen. Auch Anbieter, die zwischen 10.000 und 300.000 Fahrzeuge im Jahr produzieren, können als Sonderregelung einen Grenzwert beantragen, der eine durchschnittliche Verringerung des CO2-Ausstoßes um 25 Prozent im Vergleich zu 2007 vorsieht. Umweltfreundliche Neuentwicklungen werden belohnt: Autos, die weniger als 50 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren, sollen bei der Berechnung des Flottendurchschnitts für den Hersteller in den Jahren 2012 und 2013 dreieinhalbfach, 2014 zweieinhalbfach und 2015 anderthalbfach angerechnet werden. 1 Vgl. http://www.co2-handel.de/article341_10410.html. Seite 2 von 3
Prima Klima? Jugendforum zum Thema Energie- und Klimaschutzpolitik Verteilung der Last auf die Autohersteller Die Debatte hat die Automobilindustrie in zwei Lager gespalten: französische und italienische Hersteller, die in der Regel kleinere, kraftstoffeffizientere Modelle herstellen auf der einen Seite, und Hersteller großer, leistungsstarker Fahrzeuge wie Mercedes, Audi, Porsche, BMW, Jaguar und Land Rover auf der anderen Seite. Letztere, hauptsächlich in Deutschland und Großbritannien ansässige Unternehmen, behaupten, die neue Gesetzgebung würde sie benachteiligen, da sie lediglich auf die Nachfrage der Verbraucher nach größeren, sichereren und leistungsstärkeren Fahrzeugen reagieren würde. Sie weisen darauf hin, dass es für sie auf Grund der momentanen Technologien unmöglich sei, diese Zielvorgaben innerhalb der kommenden fünf Jahre zu erreichen. Die 15 sparsamsten Neuwagen Quelle: http://www.co2-steuer.info/emissionen/co2-ranking-die-top-30-der-co2- ausstoss-aermsten-pkw-modelle.php Folgen für die Verbraucher? Vertreter der Automobilbranche weisen darauf hin, dass niedrigere CO2-Werte mit höheren Preisen für die Verbraucher erkauft werden müssten. Eine Studie des Umweltbundesamts kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis 2 : Die Senkung des CO2-Ausstoßes auf 130 g/km bedeutet für die meisten Hersteller eine nötige Effizienzsteigerung um 20%. Mit Hilfe kurzfristig verfügbarer Technologien wie Leichtbau und Optimierung der Motortechnik kann dieses Ziel für einen Mitteklasse-Benziner mit Mehrkosten von etwa 310 Euro in der Herstellung erreicht werden. Berechnet man Steuern und Gewinnmargen von Hersteller und Zulieferern mit ein, so bedeutet dies für den Käufer eine Preissteigerung von ca. 450 Euro. Legt man nun den Benzinpreis von März 2008 zugrunde, so amortisieren sich diese Kosten bereits nach 2 Jahren bzw. 21.000 km, da ein Fahrzeug dieser Klasse rund 1,5 Liter Benzin weniger benötigt, um 100 km zurückzulegen. Über die gesamte veranschlagte Lebensdauer von 12 Jahren werden so 2.850 Euro Spritkosten eingespart. 2 http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-k/k3505.pdf. Seite 3 von 3
VDA - VDA zur CO2-Entscheidung des Umweltausschusses im Europäi... http://www.vda.de/de/meldungen/news/20080925-1.html 1 von 1 08.10.2008 09:25 Sie befinden sich hier: Startseite > Meldungen & Presse > Meldungen VDA zur CO2-Entscheidung des Umweltausschusses im Europäischen Parlament Umweltausschuss gefährdet Arbeitsplätze in Deutschland - Industrieausschuss gibt besseren Weg vor Frankfurt am Main, 25. September 2008. "Die heutige Entscheidung des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments ist ein kontraproduktives Signal: Die Welt erlebt eine Finanz- und Immobilienkrise ersten Ranges. Europas Wirtschaft und Beschäftigung stützt sich derzeit auf die innovativen und erfolgreichen Realindustrien - vor allem auch auf die deutsche Automobilindustrie. Diese Basis soll nun durch eine bürokratische und unintelligente Regulierung gefährdet werden. Ohne dem Klimaschutz wirklich zu nützen, würden durch eine solche falsche Regulierung nicht wenige Arbeitsplätze bedroht", so kommentierte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, die heutige Abstimmung im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments. "Wir stehen als deutsche Automobilindustrie für klare und ambitionierte Klimaschutz-ziele, wir machen enorme Fortschritte bei der Verbrauchsminderung und haben die CO2-Emmissionen 2007 und 2008 schneller reduziert als andere. Im Gegensatz zum Umweltausschuss hat der Industrieausschuss des EP eine bessere Balance zwischen ökologischen und ökonomischen Zielen in seinem Beschlussvorschlag vorgesehen. "Eine Einführung einer Regulierung ohne Einführungsphase, wie sie überall anders üblich ist, ist ungerecht und wird der Industrie in Verbindung mit überhöhten Strafzahlungen finanzielle Mittel entziehen, die Forschung und Entwicklung massiv fehlen werden", so Wissmann. Übergangsfristen müssten in angemessener Form die zeitlichen Verläufe in den Entwicklungszyklen von neuen Fahrzeuggenerationen berücksichtigen, erläuterte der VDA-Präsident. Der Beschluss des Umweltausschusses unterstützt den Vorschlag der Kommission zur Höhe der Strafzahlungen. Demnach sollen sie bei 95 Euro pro Gramm CO2 liegen. "Das ist mehr als das Zehnfache dessen, was für andere Industriezweige als angemessen und ökonomisch begründbar angesehen wird", so Wissmann. "Diese Ungleichbehandlung einer Schlüsselindustrie, die wie kaum eine andere für technologische Innovationen und Beschäftigung am Standort Europa steht, ist für niemanden nachvollziehbar." Gleichzeitig drängt der Umwelt-ausschuss auf ein Langfristziel von 95 g CO2/km ab 2020. Wissmann fordert hier, das Langfristziel im Rahmen einer Bandbreite zu definieren. "Es ist schlicht nicht absehbar, wie sich die Technologie binnen des kommenden Jahrzehnts entwickeln wird", so Wissmann. "Hier vom grünen Tisch aus Sollzahlen festzulegen, ist schlichtweg Überregulierung." "Die teilweise Anerkennung von Öko-Innovationen jenseits von Motor und Antriebsstrang auch durch den Umweltausschuss stellt immerhin einen ersten Schritt in die richtige Richtung dar", sagte Wissmann. "Jetzt ist es wichtig, dass die Gesamtheit des Europäischen Parlaments zu einer realistischen Sicht der Dinge zurückkehrt und eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Lösung findet", sagte Wissmann. Die Grundlagen dafür seien im Industrieausschuss des Parlaments erarbeitet worden. 2008 VDA Verband der Automobilindustrie