ADHS Wissenswertes kurz erklärt

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Transkript:

ADHS Wissenswertes kurz erklärt

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS, was ist das? Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. In Deutschland leiden vier bis sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren unter ADHS: circa 500.000 Jungen und Mädchen. Jungen sind drei- bis sechsmal häufiger von ADHS betroffen und eher der hyperaktive Typus. Mädchen sind dagegen öfter unaufmerksam. Unbehandelt kann ADHS für die Betroffenen weitreichende psychische, familiäre, schulische und berufliche Folgen haben. Diese Informationsbroschüre soll Antworten auf häufige Fragen rund um ADHS geben. Was sind typische Symptome?!!!#*!!aaaa Hyperaktivität Zappeln mit Händen und Füßen, Hin- und Herrutschen auf dem Stuhl, Aufstehen während des Unterrichts, Schwierigkeiten, sich still zu beschäftigen. Unaufmerksamkeit Übersehen von Kleinigkeiten, häufige Flüchtigkeitsfehler, Verlieren von Dingen, leichte Ablenkung durch äußere Reize, Vergesslichkeit im Alltag. Impulsivität Herausplatzen mit Antworten, Unterbrechung anderer, übermäßige Ungeduld, extremer Rededrang. Was sind die Ursachen? Man geht davon aus, dass es sich bei ADHS um eine Funktionsstörung in den Teilen des Gehirns handelt, die verantwortlich sind für Aufmerksamkeit, Problemlösung, zielgerichtetes und flexibles Verhalten sowie Steuerung von Antrieb, Motivation, Affekt und Impuls. Ein Ungleichgewicht an Botenstoffen stört die Informationseinteilung der ankommenden Reize nach wichtig bzw. unwichtig und führt zu einer permanenten Reizüberflutung.

Informationsverarbeitung/ Reizweiterleitung: Signalübertragung Normale Signalübertragung zwischen Nervenzellen Bei der Informationsverarbeitung im Gehirn sorgen Botenstoffe wie Dopamin für die Übertragung von Signalen zwischen den Nervenzellen. Die Nervenzelle schickt Botenstoffe zur Empfängerzelle. Diese Botenstoffe docken an speziellen Aufnahmestellen sogenannten Rezeptoren auf der Empfängerzelle an und übertragen dadurch das Signal. Anschließend werden die Botenstoffe von der Senderzelle wieder aufgenommen. Dazu besitzt die Nervenzelle Pumpen. Sie holen das Dopamin nach der Signalübertragung zurück, damit es für den nächsten Einsatz zur Verfügung steht. Gestörte Signalübertragung bei ADHS Bei ADHS gibt es zu viele dieser Pumpen und die Botenstoffe werden wieder aufgenommen, bevor sie das Signal übertragen können. Die Signalübertragung ist gestört und dies führt zu den ADHS-typischen Verhaltensauffälligkeiten.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Vorrangig gilt es vor allem, die Symptome zu behandeln. Wichtigstes Ziel ist dabei, die unaufmerksamen, hyperaktiven und impulsiven Verhaltensauffälligkeiten des Kindes zu normalisieren. Hierfür hat sich die sogenannte Multimodale Therapie bewährt, die aus drei Säulen besteht: Pädagogik Verhaltenstherapie Medikamente Pädagogische Maßnahmen Alle, die mit ADHS-Kindern umgehen, stehen täglich vor neuen Herausforderungen. Es gibt jedoch praxisnahe und einfache Hilfen. So können ein strukturierter Tagesablauf und bestimmte Verhaltensregeln den Kindern und Familien helfen, besser mit der Erkrankung zurechtzukommen. Verhaltenstherapie Eine Verhaltenstherapie soll auffällige Verhaltensweisen abbauen und gezielt durch neu erlernte ersetzen. Einsatz von Medikamenten Der Einsatz von Medikamenten ist nicht immer nötig, kann jedoch in bestimmten Fällen viele weitere Maßnahmen erst möglich machen. Medikamente, etwa aus der Gruppe der Stimulanzien, können Störungen der Signalübertragung im Gehirn verbessern. Dadurch können die Reize besser gefiltert und die ADHS-typischen Symptome für die Dauer der Behandlung reduziert werden. 1. Zuerst wird nach Verhaltensmustern im Alltag gesucht, die zu den Verhaltensauffälligkeiten beitragen, sie provozieren oder verstärken. 2. Dann lernt das Kind, sich und sein Verhalten besser wahrzunehmen, um es anschließend besser kontrollieren zu können. Das setzt eine aktive Mitarbeit des Kindes voraus. Ergänzt werden kann dies ggf. durch eine medikamentöse Therapie.

Informationsverarbeitung/ Reizweiterleitung: Signalübertragung Einsatz von Medikamenten Medikamente, die bei ADHS eingesetzt werden, blockieren die Pumpen, die die Botenstoffe aus dem Spalt zwischen den Nervenzellen wieder aufnehmen. So wird verhindert, dass die Botenstoffe zu schnell in die sendende Zelle zurückgeholt werden. Die Botenstoffe können jetzt in ausreichender Menge an die Empfängerzelle gelangen die Signalübertragung funktioniert besser.

Suchen Sie das Gespräch mit Angehörigen, Freunden, Lehrern und Betreuern. Regelmäßige Gespräche ermöglichen, dass alle Beteiligten die Situation Ihres Kindes besser einzuschätzen lernen.

Was kann ich sonst noch tun? Freiräume können vor allem hyperaktiven Kindern helfen, ihren Bewegungsdrang zu kanalisieren. Klare Regeln und Zeiten geben dem Alltag mehr Struktur. Ein Wochenplan mit festen Terminen und Pflichten kann hierbei helfen. Loben und belohnen Sie Ihr Kind, wenn es etwas gut macht sei es auch noch so unbedeutend. Mit einem Belohnungssystem können Sie weitere positive Impulse setzen. Fördern Sie besondere Talente wie Kreativität. Dadurch gewinnt Ihr Kind an Selbstbewusstsein. Suchen Sie das Gespräch mit den Lehrern. So haben diese mehr Verständnis für die Besonderheiten Ihres Kindes und können besser darauf eingehen. Auch Ihre Familie und Freunde sollten Sie einbeziehen. Motivieren Sie Ihr Kind, Sport zu treiben und sich zwischen konzentrierten Lernphasen kurz zu bewegen, wenn es nötig sein sollte. Durch kleine Tagesziele bekommt Ihr Kind einen festen Rhythmus und kann sich so z. B. bei den Hausaufgaben besser konzentrieren. Überlegen Sie gemeinsam, was Ihrem Kind Spaß macht und sprechen Sie auch mit den Lehrern darüber. So bekommt Ihr Kind mehr Freiraum und erhält Hilfe bei schwierigeren Aufgaben. Kleines ADHS-Lexikon Neurotransmitter: Botenstoffe (z. B. Dopamin oder Noradrenalin) im Gehirn, die eine wichtige Rolle bei der Reizübertragung von einer Nervenzelle zur anderen spielen. Großhirn: Hirnbereich, der für viele Denk- und Handlungsprozesse verantwortlich ist. Kleinhirn: Hirnbereich, der für viele koordinative Fähigkeiten, d. h. die Kontrolle und Feinabstimmung der Motorik, verantwortlich ist. Stimulanzien: Gruppe von Medikamenten, die das zentrale Nervensystem beeinflussen und bei ADHS-Patienten zu einer Verringerung der für ADHS typischen Symptome führen können. Synapse: Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen, die der Informationsübertragung von einer Nervenzelle zur anderen dient. Die Informationsübertragung erfolgt durch chemische Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter. Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um eine Informationsbroschüre handelt, die den Arztbesuch nicht ersetzt. Bei Rückfragen kontaktieren Sie bitte in jedem Fall Ihren behandelnden Arzt.

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