Die Niere - Reinigungszentrale des Organismus

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Transkript:

1 Manuskript radiowissen Die Niere - Reinigungszentrale des Organismus AUTORIN: Renate Kiesewetter REDAKTION: Gerda Kuhn Das Geräusch kennt jeder. Zumindest in den Regionen, wo die Menschen die Möglichkeit haben, eine Toilette zu benutzen. Und danach den Spülungsmechanismus der Sanitäranlage in Gang setzen. Und ja doch! Im Durchschnitt wählt der Mensch, je nachdem wie viel er trinkt, 3-6 Mal am Tag diesen Weg zum Örtchen und entleert seine Blase. Das hat die Natur so vorgesehen, und dafür, dass auch alles störungsfrei abläuft, zeichnen die Nieren verantwortlich. Jedenfalls beim Menschen und bei den Wirbeltieren, sie besitzen das Organ des Harnsystems mit seiner besonderen Form. Professor Dr. Michael Fischereder ist Nephrologe - also Arzt für Nierenkrankheiten - am Klinikum der Universität München. Die Niere ist nierenförmig, oder bohnenförmig, ich denke, das kennt jeder, der schon mal entweder in der Metzgerei Nieren gesehen hat, oder Bohnen kennt, also so ein bisschen abgerundet ovalär, nicht eckig, nicht rund, sondern so ein bisschen lang gezogen, zur Seite hin rund und zur Innenseite, schlagadernah, so ein bisschen eingedellt. Die Nieren, lateinisch ren, griechisch nephros, liegt nicht in der Mitte des Körpers. Und normalerweise gibt es sie nur paarweise, auch wenn wir oft im Singular nur von "der" Niere sprechen. Die Niere liegt im Bauchraum, als Besonderheit liegt sie aber nicht in der Bauchhöhle, sondern hinter der Bauchhöhle, also zwischen Bauchhöhle und dann Rückenmuskulatur, und liegt da links und rechts neben der Körperhauptschlagader und Wirbelsäule, ja so zwischen Rippenboden und oberer Beckenschaufel. Beim Menschen sind die Nieren zwischen dem zwölften Brustwirbel und dem dritten Lendenwirbel platziert, die rechte Niere, von der Leber bedrängt, etwas tiefer. Sie haben eine braunrote Farbe und sind rund zwölf Zentimeter lang, sechs Zentimeter breit und drei Zentimeter dick. Die Nieren als "Wunderwerk der Natur". In der Traditionellen Chinesischen Heilkunst werden die Nieren sogar als "Wurzel des Lebens" betrachtet, in der die Urenergie, die "Essenz", ruht und aus der alles Leben entsteht. Liest man dazu einschlägige Literatur, dann erfährt man dort: Diese als sehr wertvoll angesehene "Essenz" wird von den Eltern weitervererbt; ihre Qualität soll bereits zum Zeitpunkt der Zeugung festgelegt sein. Aufgrund dieser Vorstellung sollen manche wohlhabende Chinesen nichts dem Zufall überlassen und sich gezielt auf den Zeitpunkt der Empfängnis vorbereiten. Ihre Überzeugung: Wenn der Mensch ausgeruht ist und die "Essenz" sorgfältig gepflegt

2 hat, bekommt das Kind bei der Zeugung diese hochwertige Nierenessenz geschenkt. Ist die Essenz schwach, so ist laut chinesischer Heilkunst auch die entstehende Niere geschwächt. Eine reichlich vorhandene und "erblühte" Essenz aber führt zu einer starken Niere. Und in Folge, so heißt es in manchen Quellen, zu "großer Vitalität, sexueller Kraft und Fruchtbarkeit". Nun liegen die Nieren nicht in einem luftleeren Raum. Noch ein bisschen Anatomie: Die Nieren schließen an den Beckenkamm an, bei der Frau etwa 2,5 bis drei Zentimeter von ihm entfernt. Im männlichen Körper sind es bis zu vier Zentimeter zum Becken. Beim Neugeborenen sind die Nieren größer als andere Organe und können den Beckenkamm sogar überragen. Atmen wir ein, werden die Nieren mit dem Zwerchfell nach unten gezogen. Atmen wir aus, wandern sie zurück. Magen, Milz, Milzgefäße, Bauchspeicheldrüsenschwanz und Grimmdarm überlagern die linke Niere. Leber, Grimmdarm und Zwölffingerdarm überlagern die rechte Niere. Da die Leber Platz braucht, liegt die rechte Niere tiefer als die linke. Und oben auf jeder Niere sitzt die halbmondförmige Nebenniere. Die Nieren standen von alters her für die Ganzheit des Inneren, die Gesamtheit aller Gemütsbewegungen, für die Lebenskraft schlechthin, das Wesentliche, das Tiefste vielleicht auch. Der Sitz der "Urenergie", wie es im asiatischen Weltbild heißt. Und daher liegt auch die Überzeugung nahe: Wenn die Nieren leiden, stimmt etwas mit dem ganzen Menschen nicht. Schon in der Bibel liest man bei den Sprüchen Salomons: Zitator: "Meine Nieren sind froh, wenn deine Lippen reden, was recht ist." Denn sonst könnte es einem ja "an die Nieren" gehen. Diese umgangssprachliche Redensart verwenden wir, wenn wir grundlegend von etwas betroffen sind. Und auch, wenn wir etwas ganz genau prüfen. Wie heißt es doch im Psalm 7? Zitator: "Lass der Gottlosen Bosheit ein Ende nehmen, aber die Gerechten lass bestehen; denn du, gerechter Gott, prüfest Herzen und Nieren".

3 Was uns nicht zuträglich ist, wird ausgesondert. Die beiden Nieren sind in unserem Körper zuständig für die Ausscheidung. Nierenspezialist Michael Fischereder: Die Hauptaufgabe der Niere ist die Produktion von Urin, und damit entfernt der Körper alles Überflüssige, was im Stoffwechsel anfällt und wasserlöslich ist, und auch Wasser natürlich. Urin ist ja in erster Linie mal flüssig, auf die Weise schaffen wir es, unsere Trinkmenge, wenn es mal sehr viel ist, wunderbar zu entfernen, andererseits, wenn man sehr wenig trinkt, ist die Niere der Ort, an dem der Körper Wasser einsparen kann. Zusätzliche Salze, auch normales Speisesalz natürlich, und andere Blutsalze werden über den Urin ausgeschieden, jede Menge harnpflichtiger Substanzen, auch so Sachen wie Harnsäure, Harnstoff, die sind ja so identifiziert worden, weil sie eben dort vorkommen, aber auch ne ganze Reihe von Medikamenten, werden über die Niere ausgeschieden. Die Niere regelt, wie viel Wasser abtransportiert wird, und sorgt damit langfristig für den richtigen Blutdruck. Ausgeschieden werden also Wasser, harnpflichtige Substanzen - also Stoffe, die ausgeschieden werden müssen, - und zudem alles, was giftig ist, beispielsweise Reste von Medikamenten. Mit der Ausscheidung über den Urin entgiften wir unseren Körper. Außerdem ist die Niere noch ganz wichtig, sie kann Säure ausscheiden oder Basen, also sie regelt auch mit der Lunge den Säure-/Basen-Haushalt im Blut. ach ja, und diese Regulierung ist gar nicht so unwichtig, denn wenn sie nicht funktioniert, kann der Mensch nicht überleben. Jetzt wird es ein bisschen chemisch: Der ph-wert des Blutes als Maßeinheit dafür, wie sauer oder basisch, also wie verträglich damit das Blut ist, darf nur in einem Bereich mit ziemlich dichten Grenzwerten pendeln, normalerweise zwischen den Werten 7,35 und 7,45 im arteriellen Blut. Bei niedrigem ph-wert, kann das Hämoglobin, das Sauerstoff im Körper verteilt, nicht so viel Sauerstoff binden. Umgekehrt: Wird in der Lunge Kohlendioxid abgeatmet, so steigt der ph-wert, und Hämoglobin kann mehr Sauerstoff aufnehmen. Schwankt der ph-wert zu stark in die eine oder andere Richtung, wird es für den Menschen gefährlich. Damit wird schon mal klar, wie gut die Nieren im Zusammenspiel mit anderen, nicht weniger wichtigen Organen des Körpers ihre Aufgabe wahrnehmen. Ausscheiden, entgiften, regulieren. Das ist aber noch nicht alles. Die Niere, so Michael Fischereder, ist außerdem noch ein Organ, das Hormone produziert. Renin, ist sogar danach benannt, regelt den Blutdruck, aber auch Erythropoetin, ist durch die Sportler leider jetzt in Misskredit geraten, wird in der Niere produziert und regt die Blutbildung an, und auch Vitamin D, das wir alle zu uns nehmen und das in Haut und Leber gebildet wird, wird in der Niere erst so richtig zur aktiven Form umgebaut. Zurück zur Ausscheidung. der Nieren.

4 Das ist ein ganz komplizierter Prozess eigentlich, man spricht immer von der Niere als Filter, das ist aber nur die halbe Wahrheit, man hat pro Niere in etwa 1.000.000 Nierenkörperchen, das ist ein so ganz, ganz kleines fein aufgeknäueltes Schlagäderchen, in dem wird über den Blutdruck dann ein Filtrat erzeugt. Das ist der Filtrationsteil der Niere, daran schließt sich dann aber ein Harnkanälchen an, das heißt, dieses Filtrat wird gesammelt und durch eine hauchfeine Röhre geleitet, und da wird dann punktgenau das alles zurückgeholt, oder in den Urin ausgeschieden, was eben zu viel oder zu wenig im Körper ist. Erst die Kombination von Filtration und Harnkanälchen führt letztlich dazu, dass genau das ausgeschieden werden muss, was an dem Tag ausgeschieden wird. Wenn man mehr Salz isst, muss die Niere ein bisschen mehr Salz ausscheiden, wenn man weniger Salz isst, muss sie das grad zurückhalten als eines der Beispiele, und das passiert alles im Harnkanälchen. Also wird in den Nieren aus dem Blut in eben dieser Million Nierenkörperchen, herausgefiltert, was auf jeden Fall den Gang alles Irdischen gehen soll. Blutkörperchen und größere Moleküle oberhalb einer bestimmten Größe werden noch zurückgehalten. Was kleiner ist, wird als sogenannter Primärharn zur Ausscheidung in den Harnkanal geleitet. Pro Tag scheidet der Mensch etwa eineinhalb bis zwei Liter Urin aus. Im Harnkanälchen wird dann entschieden: Was dem Körper nicht verloren gehen soll, wird in den Blutkreislauf zurückgeschleust wie etwa Elektrolyte, Aminosäuren und Zucker. Und auch Wasser. Die anderen Bestandteile müssen unweigerlich hinaus. Zum sogenannten Endharn konzentriert, leitet das System sie im Nierenbecken über den Harnleiter zur Harnblase. Nierenkörperchen und Harnkanälchen, zusammen Nephronen genannt, filtern also Schadstoffe aus dem Körper. Die Niere ist zwar einerseits mit allen anderen Organsystemen im menschlichen Körper verbunden, anderseits aber hat sie auch ihre eigenen Aufgaben. Die sie erfüllen kann, wenn sie gesund ist. Unsere westliche Medizin behandelt vor allem Funktionsausfälle. Leidet der Mensch psychosomatisch oder unter widrigen Lebensumständen, gehört das hierzulande eher in den Bereich der Psychologischen Medizin. In anderen Kulturkreisen pflegt man dagegen das Bild von einzelnen Organen, die mit bestimmten Emotionen verbunden sind. Sogenannte "Nierenemotionen" wären beispielsweise Angst, Stress und Schock. Die Anhänger der "Traditionellen Chinesischen Medizin", TCM, halten es für selbstverständlich, dass die Nieren mit solchen Gefühlen verbunden sind. Wenn das Ausscheidungsorgan nicht richtig funktioniert, ist das dieser Lehre zufolge oft mit Angstgefühlen verbunden, die sich beispielsweise dadurch zeigen können, dass ein Kind wiederholt nicht die Straßenseite wechseln will oder ein Erwachsener sich etwa vor bestimmten Orten oder Krankheiten fürchtet. Auch Ängste gegenüber dem jeweils anderen Geschlecht werden hier zugeordnet. Die westliche Schulmedizin weist derartige Emotionen eher einer kranken Psyche zu. TCM-Mediziner dagegen betrachten solche Symptome nicht isoliert. Bestehen sie fort, kann es zu regelrechten Angstanfällen, Angstschwitzen, Kreislaufstörungen, Gänsehaut, Herz-Tachykardie und sogar zum plötzlichen Zusammenbruch kommen. Die häufigsten Nierenerkrankungen - und damit sind wir wieder bei der Schulmedizin - sind gut behandelbar.

5 Für eine Bevölkerung wie ganz Deutschland, ist sicherlich die Nierenbeckenentzündung mit das Führendste von der Zahl. Das kann sehr bedrohlich sein, das ist auch meistens schmerzhaft, geht mit hohem Fieber einher, betrifft eben dann eine Niere, die, wenn's nicht behandelt wird, zum Beispiel mit Antibiotika, zum Verlust der Niere führen kann, und darin liegt der Vorteil, wenn man zwei Nieren hat, denn in der Zeit, als es noch keine Antibiotika gab, da hätte mit der Infektion der einzigen Niere unweigerlich zum Verlust der Nierenfunktion geführt. Da kann Michael Fischereder Entwarnung geben. Die Nierenbeckenentzündung führt heutzutage angesichts einer günstigen flächendeckenden medizinischen Versorgung in der Regel nicht zum Verlust der Nierenfunktion, auch nicht zum bleibenden Nierenschaden. Kritischer sind da schon angeborene Nierenkrankheiten, beispielsweise die Zystenniere. Wenn im frühen Lebensalter, schon beide Nieren wie ein Schwamm mit Zysten durchsetzt sind, das ist die häufigste angeborene Nierenerkrankung, das kann zu Nierenversagen führen, das ist in etwa für der Grund jeden zehnten Menschen, der an die Dialyse kommt. Und das bedeutet, dreimal in der Woche zur Blutreinigung ins Krankenhaus und dort für mehrere Stunden an ein Dialyse-Gerät angeschlossen zu werden. Zysten sind kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Gewebehohlräume. Sie beeinträchtigen die Filterfunktion der Niere erheblich und blähen die Niere zudem immer stärker auf, bis hin zum Nierenversagen. Bisher konnte man nur mit Dialyse oder Transplantation diese angeborene Krankheit behandeln. Inzwischen hat eine große Studie gezeigt, dass sie auch medikamentös behandelt werden kann. Michael Fischereder: Es war auf alle Fälle bei Zystennieren jetzt eine Studie, die ganz klar den Vorteil einer medikamentösen Therapie gezeigt hat, es ist das erste Mal überhaupt für diese Erkrankung, dass man zeigen konnte, dass irgend eine Therapie den Fortschritt der Nierenschädigung bremsen kann. Auch bei einer anderen Nierenerkrankung, der sogenannten tuberösen Sklerose, einer seltenen Erberkrankung, hat man in den vergangenen Jahren den molekularen Mechanismus besser verstehen können. Wir selbst hier waren an einer großen Studie beteiligt, das betrifft aber eine sehr, sehr seltene Erkrankung, die sogenannte Worthen desease, auch eine angeborene Erkrankung, da kommt es zur Bildung von gutartigen Tumoren in der Niere, kommt aber auch zur Beteiligung an Haut, Hirn, Lunge, das ist die tuberöse Sklerose, wir haben hier sogar ein Schwerpunktzentrum mit weit überregionaler Aktivität, und da konnte jetzt in einer Phase-Drei-Studie, zulassungsrelevant und die Zulassung ist auch schon erfolgt, gezeigt werden, dass das Medikament Everolimus, das Wachstum dieser gutartigen Nierentumoren nicht nur bremst, sondern sogar zurückdreht. Hier kann man wirklich die Zeit sogar zurückdrehen, und da waren wir eins von zwei Studienzentrum im deutschsprachigen Raum.

6 Die Erforschung der Nierenkrankheiten ist in den vergangenen Jahren gut vorangekommen. So kann man die Therapie frühzeitiger beginnen, vor allem bei Menschen mit Diabetes, und kann ihre Zuckerkrankheit besser einstellen. Denn Zucker ist Gift für die optimale Zellfunktion in der Niere. Dieses Gift, genauer die Sauerstoffradikale, schädigen das Nierengewebe. Das passiert sehr häufig. Spitzenreiter sind leider solche Erkrankungen wie Zuckerkrankheit oder Bluthochdruck. Fast jeder zweite Mensch, der an die Dialyse kommt heutzutage in Deutschland, kommt zur Dialyse, weil Zucker und/oder Bluthochdruck die Niere zerstört haben. Möchte man die "Essenz" seiner Nieren verbessern, werden Anhänger der Traditionellen Chinesischen Medizin vielleicht Qi Gong praktizieren. Oder eine andere geistig-energetische Methode wählen. Oft wird in diesem Weltbild der Lebenslauf anhand einer Kerze dargestellt. Brennt die Kerze langsam herunter, so ist der verblassende Kerzenschein die Metapher für das endliche Leben. Dann geht es darum, seine "Lebensenergie", also die körperlichen Ressourcen, oder die "Essenzen", in eine gute Verfassung bringen, sie zu erhalten und auch sparsam mit ihnen umzugehen. Schließlich wollen die meisten Menschen ein langes Leben in körperlich und geistig guter Verfassung verbringen. In der westlichen Medizin geht es ebenfalls um Prävention. Sie ist allerdings umso schwieriger, als die Patienten meist nicht selbst bemerken, dass sich die Funktion ihrer Niere verschlechtert: Man muss deshalb gerade bei Risikopatienten, also Leuten, die zuckerkrank sind, Leuten, die hochdruckkrank sind, sich genau die Nierenfunktion anschauen, und da gehört eben die Nierenfunktion im Sinne einer Urinuntersuchung und einer Blutuntersuchung dazu. Diese Untersuchungen macht der Hausarzt bei den üblichen Vorsorgecheckups. Ebenso wie die Überprüfung des Blutdrucks. Bluthochdruck ist definitiv schlecht für die Nieren, ein normaler oder idealer Blutdruck liegt, beim Arzt gemessen, unter 120 zu 80, über 140 90 sollten behandelt werden. Und was kann der einzelne zur Gesunderhaltung seiner Nieren beitragen? Da hat Michael Fischereder einige Empfehlungen. Sein Rat: zum einen nicht so viel Schmerzmittel schlucken, viele gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Die Einzelmenge ist nicht das Problem, so der Mediziner, entscheidend sei die Lebenszeitdosis: Man führt nicht Buch, das ist klar, aber was ich meine Patienten immer frage, ist einfach eine regelmäßige Schmerzmitteleinnahme, und wer sagt, naja, ein bis zweimal in der Woche brauche ich ein Schmerzmittel, dann kann man relativ leicht hochrechnen, zweimal die Woche, das sind schon 100 Einnahmen aufs Jahr, das heißt, wenn der Mensch dann das 40, 50 Jahre lang das so macht, dann kommt man an den Bereich, der wirklich nierenschädigend ist.

7 Erwiesen ist auch, dass Rauchen den Nieren schadet: Wenn man es vergleicht, je nach Nierenerkrankung und Stadium, erhöht Rauchen immer die Wahrscheinlichkeit, dialysepflichtig zu werden, um 50 Prozent. Ja in der Gruppe der Raucher werden immer die Hälfte mehr dialysepflichtig bei gleicher Schwere der Nierenerkrankung. Dann lieber gut essen, aber auch da kann man mit Blick auf seine Nierengesundheit vorsorgen. Was man empfehlen sollte, ist eine salzarme Ernährung, eine phosphatreduzierte Ernährung und eine eiweißnormale Ernährung, und wenn man da mal in die Bücher geht und nachschaut, was eine salzreduzierte Ernährung ist, das schafft bei uns keiner, ja das sind sechs Gramm Salz pro Tag, das isst man ein Vielfaches, ganz einfach weil wir sehr viel zubereitete Nahrungsmittel haben, ob Brot, Wurst, Konserven; auch in manchen Fertiglimonaden ist Salz als Natriumphosphat, genauso eben Phosphat, das ist ein Konservierungsstoff, auch da ernähren wir uns zu üppig. Sechs Gramm Salz pro Tag - das würde bedeuten: am besten kein Salz beim Kochen verwenden, sondern nur gegebenenfalls am Tisch nachsalzen. Überraschend ist vielleicht auch die Erkenntnis, dass die oft empfohlene Trinkmenge von zwei bis drei Litern pro Tag vom Körper nicht unbedingt benötigt wird: Ja, ist eine große Kontroverse, für Menschen mit Nierensteinen ist es sicherlich sinnvoll, denn das verhindert das Ausfallen von Kristallen, genauso für Leute, die zu Infekten neigen, aber zumindest momentan gilt noch in der Nephrologie das Dogma, dass man eigentlich nur einen halben Liter Urin pro Tag braucht, beim Erwachsenen, um all das auszuschalten, was man über den Stoffwechsel entfernen muss, und das heißt, die Trinkmengen, die man eigentlich bräuchte, sind ganz gering, aber wer gern mehr trinkt, darf auch gern mehr trinken. Schließlich sorgen wenigstens die gesunden Nieren dafür, dass das Mehr an Flüssigkeit wieder ausgeschieden wird. Aber wie ganz generell im Leben gilt auch hier: Sich maßvoll zu verhalten, wird nicht schaden. ENDE