Struktur-Eigenschaftsbeziehungen und Verarbeitung von Polymeren

Ähnliche Dokumente
2te Vorlesung. Topologie Strukturprinzip lange Kette Technologische Einteilung Polymere Exkurs: optische Eigenschaften Thermisches Verhalten

Klausur 1: Werkstoffkunde Kunststoffe

3te Vorlesung MCII. Mechanische Eigenschaften HOOKsches Gesetz Rheologie Einfluß der Polymerstruktur auf Werkstoffeigenschaften

Klausur 1: Werkstoffkunde II / Kunststoffe

Technologie der Kunststoffe

Inhalt. Vorwort...V. Arbeiten mit dem Lern- und Arbeitsbuch...XIII. Einführung Kunststoff ein künstlicher Stoff?... 1

Polymerwerkstoffe Was sollen Sie mitnehmen?

Klausur 1: Werkstoffkunde Kunststoffe

1 Theorie: Polymere. 1.1 Chemischer Aufbau der Polymere. 1.2 Gestalt der Makromoleküle von Polymeren. Seminarübung 14 Polymere

Makromoleküle sind keine Erfindung des Menschen. Die Natur produziert jährlich mehr als Tonnen Polysaccharide und Lignin.

Inhaltsverzeichnis. Inhaltsverzeichnis

Mögliche Punktzahl: 100 Gesamtnote aus Teil 1 und 2: Erreichte Punktzahl: Prozent:

Kunststoffe Lern- und Arbeitsbuch für die Aus- und Weiterbildung

Thermische Eigenschaften von Polymeren. Thermische Eigenschaften von Polymeren

Verzerrungen und Festigkeiten

Polymere II Teil 2: Technologie der Polymere

Upcycling von Polypropylen. Florian Kamleitner

Bernd Tieke. Makromolekulare Chemie. Eine Einführung. Dritte Auflage. 0 0 l-u: U. WlLEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA

2 Strukturelle Eigenschaften von Makromolekülen und Polymeren

Kunststoffe. Martina Gerardi, Maxym Hrytsay. Baustoffe 1. Zfi 2a

Seite: 3/8 Smart ABS Datenblatt (en) Bendlay Datenblatt (en) Carbon Datenblatt (en) HiPS Datenblatt (de) Laybrick Datenblatt (en) Laywood Datenblatt (

VG-Hausnorm. Konstruktionsrelevante Eigenschaftsmerkmale. 0. Zug-E-Modul-Raster Steifigkeit mechanisch

Compounding für hochfeste, hochtemperaturbeständige Anwendungen. Advanced Polymer Compounds

Kunststofffreie / Plastikfreie Konsumgüter Güte- und Begriffsbestimmungen

Auf welche Eigenschaften lassen sich Kunststoffe untersuchen? (5)

Unterrichtsstunde zum Thema Kunststoffe. von Stefan Döge

Lieferprogramm Kunststoff-Halbzeuge

Überstrukturen von Polymeren

Abb.1 Zur Veranschaulichung: Scherung eines Fluids zwischen zwei Platten

1. Vorlesung

Masterbatche. Thermoplaste. Beratung

Kunststoffe. aus dem Raketenmodellbau nicht wegzudenken

GMB >5g/cm 3 <5g/cm 3. Gusseisen mit Lamellengraphit Gusseisen mit Kugelgraphit (Sphäroguss) (Magensiumbeisatz)

PA4.6 (PolyAmid 4.6)

Kunststoffe. Charakterisierung nach Eigenschaften. Wichtige Kunststofftypen

Georg Menges, Edmund Haberstroh, Walter Michaeli, Ernst Schmachtenberg. Menges Werkstoffkunde Kunststoffe. ISBN (Buch):

Vorwort. Georg Abts. Kunststoff-Wissen für Einsteiger ISBN: Weitere Informationen oder Bestellungen unter

Die Alterung von Thermoplasten

Matr.-Nr.:... Name:... Unterschrift:...

Biopolymere - Biowerkstoffe. Biobasierte Polyamide: Bewährte Werkstoffe in einem neuen Licht

Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe Rheologie zementgebundener Werkstoffe

Das Zeit-Temperatur- Verschiebungsprinzip

Polyethylen (PE) 500/1000. Lösungen in Kunststoff

Makromolekulare Chemie

1 ANWENDUNGSBEREICH UND ANWENDUNGSBEDINGUNGEN 1

Elastizitätslehre. Verformung von Körpern

Wärmeleitfähige Polyamide

blank / Nr. große Härte, Steifigkeit und Festigkeit bei guter Zähigkeit

5 Mechanische Eigenschaften

Einführung in die Kunststoffverarbeitung

Vorlesung Kunststofftechnik

Leseprobe. Christian Hopmann, Walter Michaeli, Helmut Greif, Leo Wolters. Technologie der Kunststoffe

Zugfestigkeit von Werkstoffen

Auer Kunststofftechnik

Zugversuch. Zugversuch. Vor dem Zugversuch. Verlängerung ohne Einschnürung. Beginn Einschnürung. Probestab. Ausgangsmesslänge L 0 L L L L

Grundlagen Shore-Härteprüfung

Polyolefine als alternative PV-Modulverkapselung

KUNSTSTOFFE. Chemieaufgabe zur Überprüfung von Kompetenzen

Neue Materialien im Fused Filament Fabrication (FFF) Verfahren

3. Konstruktionselemente in Kunststoff. 3.1.Kunststofftypische Elemente Designelemente, Flächen

Werkstoffkunde Kunststoffe

Lektion 4. Ranking: Verfeinerung der Auswahl

Versuch 4 Messung der dynamischen Viskosität mit dem Rotationsviskosimeter (Grundlagen DIN 53018)

5.6 Richtungsindizes Die Atomanordnung in Die Diclite von Festkörpern Einführung Elastizitätsrrioduln vor1 Kristallen

Verstärken von Kunststoffen

Praktikum. Werkstoffe des Maschinenbaus. Spannung - Verformung - Verhalten von Kunststoffen unter Zugbeanspruchung

1. Unter welchen Bedingungen wird ein MolekÄl als MakromolekÄl bezeichnet?

Plastische Verformung. Belastungsdiagramm. Physikalische Grundlagen der zahnärztlichen Materialkunde 8. Mechanische Eigenschaften 2.

Presse-Information. Neue Kabel braucht das Land. Fachpressekonferenz K 2013 am 25. und 26. Juni in Ludwigshafen

Medizin Portfolio. Unsere Produkte:

Werkstoffkunde II - 2. Übung

geschichte kunststoffe aus naturstoffe: celluloid (um 1870), kunsthorn (1897), cellulose (1910)

PP - Polypropylen Merkmale

Technisches Training. Teil I. Grundlagen der Kunststoffe

HOCHLEISTUNGS- POLYMERE UND TECHNISCHE KUNSTSTOFFE. Lieferprogramm.

Prof. Dr. Andreas Speicher

Kollektorverglasung aus Kunststoff Chancen und Risiken

Bruno Weis. Industriebeleuchtung. Grundlagen, Berechnungen, Werkstoffe, Normen, Vorschriften. Mit 73 Abbildungen und 44 Tabellen.

Einführung in die Kunststoffverarbeitung

SAX Labor Laborprüfungen und Labordienstleistungen.

Vortrag Kleben DVS BV Köln, Möglichkeiten und Grenzen oder Warum hält der Klebehaken nicht an der Wand?

Vom Rohstoff zum zertifizierten Werkstoff

Von der Carbonfaser zum Bauteil

Physik für Biologen und Zahnmediziner

Hochtemperatur - Kunststoffe mechanische Werte

4. Werkstoffeigenschaften. 4.1 Mechanische Eigenschaften

Vom Molekül zum Material

3 Scotch-Grip 7434 Dispersionsklebstoff für niederenergetische Kunststoffe

Viskositätsprüfungen in der Qualitätssicherung Worauf muss man achten?

Physik für Biologen und Zahnmediziner

Vorwort... VI. Inhaltsverzeichnis...VII. Normen zur Thermischen Analyse... XIV. Liste der verwendeten Abkürzungen und Formelzeichen...

Begriff Material Typen Anwendung

Einführung in die Kunststoffverarbeitung

Die thermoplastischen Verbundwerkstoffe

SATTLER SATTLER. Werkstoffe Richtkenngrößen Auswahlhilfen. hain-management. Supply-Chain in der Gummi- und Kunststoffindustrie

PE - Polyethylen Merkmale

Knut Laumen. Wie lang ist die Faser? polymerphys IK GmbH Industriepark Hoechst Gebäude / Building G 830 D Frankfurt am Main

Faserverbund-Kunststoffe

Transkript:

Struktur-Eigenschaftsbeziehungen und Verarbeitung von Polymeren Rainer Jordan Chair of Macromolecular Chemistry School of Science TU Dresden WS 2015/16

Literatur 1. Gottfried W. Ehrenstein: 'Polymer Werkstoffe', Hanser Verlag 1999, 2. Auflage 2. Wolfgang Kaiser: 'Kunststoffchemie für Ingenieure', Hanser Verlag 2006, 1. Auflage 3. Adolf Franck: 'Kunststoff-Kompendium', Vogel Buchverlag 1996, 4. Auflage Internet z.b.: Vorlesungsskript der FH Frankfurt: www.fbv.fh-frankfurt.de/mhwww/kut/indexkut.htm Vorlesungsskript der Uni Kassel: www.uni-kassel.de/fb15/ifw/met/neu/wst2_mechatronik_ss06_teil1.pdf Folien auf Homepage: Professur für Makromolekulare Chemie>Lehre

Polymere als Werkstoffe Übersicht Strukturprinzip der langen Kette allgem. thermisches Verhalten molekularer Aufbau, Eigenschaften und Verarbeitungsverhalten (amorphe und teilkristalline Thermoplaste) Fließverhalten von Polymerschmelzen (Strukturviskosität, Entropieelastizität, viskoelastisches Verhalten) Einfluss der Molmasse bei Verarbeitung von Thermoplastschmelzen (Kristallinität, Verschlaufungen, bimodale Polymermaterialien) Einfluss von Seitenketten Wechselbeziehung: Struktur-Verarbeitung Polare Gruppen i.d. Hauptkette, Beispiel: PA6 und PA66 High-tech Polymer-Werkstoff: LCPs Alterung der Polymere während der Verarbeitung, Recycling

Polymere als Werkstoffe 1) 6.2 Einflüsse auf die Eigenschaften von Kunststoffteilen Synthese

Polymere als Werkstoffe Zugfestigkeit [Pa]=[N/mm 2 ] Material ca. 63.000 Carbon nanotubes (MW), sp 2 -Kohlenstoff * ca. 30.000 Carbon nanotubes (SW), sp 2 -Kohlenstoff * 4.000-3.000 'DYNEEMA' von DSM (UHMW-PE) 3.500 Aramidfaser ca. 1.200 1.000-400 Stähle Spinnenseide (Protein) 800-500 verstreckte Polyamid-Fasern 630-200 glasfaserverstärkte Harze 400-300 Eisen 290-150 Aluminium 250-35 glasfaserverstärkte Thermoplaste Dehnung [% bei 100N/mm 2 ] Material 1.000-10 Elastomere 80-3 Thermoplaste 3-1 glasfaserverstärkte Thermoplaste 3-0.8 Duroplaste 1,5-0,7 Hölzer 0,8-0,2 verstärkte Duroplaste 0,7-0,1 Steine 0,2-0,07 Gußeisen ca. 0,15 Glas 0,05 Stahl 100-50 Hölzer 80-40 Duroplaste 70-2 Thermoplaste * Eigentlich auch ein Polymer aus sp 2 -Kohlenstoff Mit polymeren Werkstoffen kann eine sehr breite Eigenschaftspalette abgedeckt werden und Eigenschaften realisiert werden, die keine andere Materialklasse zeigen kann. Die Zugfestigkeit ist eine Werkstoffeigenschaft: die maximale mechanische Zugspannung, die beim Zugversuch im Werkstoff auftritt. Sie ist die maximal erreichte Zugkraft bezogen auf den ursprünglichen Querschnitt der genormten Zugprobe [N/mm 2 ]. [aus 3]

Aramidfaser Verwendung & Vergleich Handelsname: z.b. Kevlar, Nomex Die spezifische Festigkeit setzt die Festigkeit eines Werkstoffes zur Dichte ins Verhältnis. E-Modul / Young Modul / Zugmodul: Maß für die Materialsteifigkeit

Aramidfaser chem. Struktur & Synthese allgem. Struktur: Polyamid mit Aromaten in der Hauptkette Poly(p-phenylenterephthalamid) (PPTA) Poly(m-phenylenterephthalamid) (PMTA) Polykondensation aus Diamid und Dicarbonsäure

Aramidfaser chem. Struktur & Synthese 1. starrer Aromat & Amidbindung: Einschränkung der Kettenflexibilität 2. H-Brücken 3. π-π Wechselwirkungen

Dyneema (DSM): UHMW PE Struktur & Synthese Auf die Masse bezogen: 40% zugfester als Aramid 60% zugfester als Carbon- und Glasfaser 5x zugfester als Polyamide, Polyester und PP 15x zugfester als Stahl M n 10 6 kg/mol M n <10 6 kg/mol keine Verzeigung geringe Verzeigung

Carbonfaser chem. Struktur & Synthese rad. Polymerisation Graphen

Carbonnanotubes (CNT) chem. Struktur & Synthese Entdeckt 1991 von S. Iijima per Zufall bei der Elektronenmikroskopie Synthese aus - C -Quelle im Lichtbogen und in GGW eines Metallkatalysators - unter red. Bedingungen (H 2 ) auf Cu-Folie bei 1050 C cookies, chocolate, grass, plastics, roaches and dog feces... G. Ruan, Z. Sun, Z. Peng, J. M. Tour, ACS Nano 2011, 5, 7601

Carbonnanotubes (CNT) Anwendungen Material mit der höchsten bekannten Zugfestigkeit: Faser, Hochleistungstextilien Material mit der besten bekannten halbleitenden Charakteristik: Nanoelektronik CNTFET:

Polymere: Strukturprinzip der langen Kette Vinylmonomer n H 2 C CH R Polymerisation H 2 ( C H C ) n R Polymer Molekül: Fadenmodell lineare Kette Substanz im allgemeinen amorphes Polymer ohne Nahund Fernordung (Glas)

Polymere: Strukturprinzip der langen Kette 2 Experimente: - 2 Bälle aus PB mit unterschiedlichem Vernetzungsgrad - "silly-putty" (Bor-Silikonkitt, revesible Venetzung) Bogenlänge: mittlerer Abstand zwischen zwei Vernetzungspunkten

- Entropieelastizität, - Elastomer/Gummi - Erhitzen einer verstreckten Folie - Statistisches Knäuel - Vernetzung - chemisch irreversibel: z.b. Poly(butadien) - chemisch/pysikalisch reversible Vernetzung: z.b. Bor-Silikonkitt

Wichtige Verarbeitungsverfahren von Kunststoffen Polymerschmelze Folie ( doctor blading ) Kalandieren Die wichtigsten Verarbeitungsverfahren erfolgen aus der Polymerschmelze

Verarbeitung von Polymeren: Vergleich Zink-Druckguss und Thermoplast-Spritzguss niedrigerer Durchsatz für Polymerschmelzen niedrigere Temperaturen

Extrudieren Laborextruder www.vhi.de Produktionsextruder Profilextruder Rohrextruder Weber Krauss Maffei Folien-/Plattenextruder Weber

Blasfolienanlage

Thermisches Verhalten: Thermoplast Im Gegensatz zu niedermolekularen Verbindungen zeigen (amorphe) Polymere bei Wärmezufuhr keinen scharfen Phasenübergange (Zustandsänderungen) (s,l,g) sondern Phasenübergangsbereiche. - stete Zunahme der Kettensegmentbeweglichkeit - stete Zunahme der Molekülbeweglichkeit (fließen) T Gebrauch <T g < T Verarbeitung <<T Zerfall amorpher Thermoplast Verarbeitungsbereich aus [3]

Einfluss der Kettenstruktur auf die Glastemperatur T g Polyisobutylen (PIB) ataktisches Polystyrol (aps) Aber: taktisches PS ist ein teilkrist. Thermoplast! ungesättigtes Polyesterharz (Poly(styrol-co-maleinsäureanhydrid)) amorphe Thermoplaste Polymethylmethacrylat (PMMA) Polyvinylchlorid (PVC) Polycarbonat (PC) aus [1]

Thermisches Verhalten: Thermoplastisches Elastomer T g + T m T g < T m oder T g T Verarbeitung << T Zerfall Verarbeitungsbereich teilkristalliner Thermoplast / thermoplastisches Elastomer physikalische Vernetzung aus [3] (Wdh. aus MCI: Synthese von Styrolux PS-PB-PS dort jedoch mit 2x T g )

Teilkristalline Thermoplaste Einfluss der Kettenstruktur auf die Schmelztemperatur T m teilkristalliner Thermoplaste (Folien, Formteile etc.) (Folien, Formteile etc.) Mechanische Bauteile (Zahnräder, Gewinde etc.) ( Plastikflaschen ) (Nylon) (Textilien, Fäden, Schnüre etc.) PA 6 (Perlon) NH C O (CH 2 ) 5 n 220 K 35-45% (Textilien, Fäden, Schnüre etc.) aus [1]

Teilkristalline Thermoplaste Temperatur Verarbeitung (thermo-mechanisch) Shish-Kebab-Struktur (PE) ips aus [1] 50 µm Einfluss zunehmender Kristallinität: Eigenschaften nehmen zu Steifigkeit / E-Modul Dichte Streckspannung Chemikalienbeständigkeit Glas- und Schmelztemperatur Abrasionswiderstand Dimensionsstabilität Eigenschaften nehmen ab Schlagzähigkeit Dehnung Thermische Ausdehnung Permeabilität (Gase) Quellungsverhalten Mechanische Dämpfung Kriechneigung

Definition E-Modul: Der Elastizitätsmodul (auch Zugmodul, Elastizitätskoeffizient, Dehnungsmodul, E-Modul oder Youngscher Modul, benannt nach Thomas Young) ist ein Materialkennwert aus der Werkstofftechnik, der den Zusammenhang zwischen Spannung und Dehnung bei der Verformung eines festen Körpers bei linear elastischem Verhalten beschreibt. Der Elastizitätsmodul wird mit E-Modul oder als Formelzeichen mit E abgekürzt und hat die Einheit einer mechanischen Spannung (SI-Einheit: Pa=N/m 2 ). Der Betrag des Elastizitätsmoduls ist umso größer, je mehr Widerstand ein Material seiner elastischen Verformung entgegensetzt. Ein Bauteil aus einem Material mit hohem Elastizitätsmodul (z. B. Stahl) ist also steifer als ein Bauteil gleicher Konstruktion (gleichen geometrischen Abmessungen), welches aus einem Material mit niedrigem Elastizitätsmodul (z. B. Gummi) besteht. Spannung σ [N/mm 2 ] Hookscher Bereich E = σ/ε Dehnung ε [%] Quelle: Wikipedia

Einfluß der Verarbeitung bei teilkristallinen Thermoplasten Teilkristalline Thermoplaste: Strömungsinduzierte Keimbildung in der Düse bei der Extrusion - Bildung von Keimen zu Shish-Kebab Lamellen z.b. bei HD-PE Verarbeitung E-Modul [N/mm 2 ] Spritzguss 1.100 Spritzguss (Vororientierung) 8.300 Extrusion (Vororientierung) 18.000 Wg. fehlender Seitengruppen und geringen Verzweigungen ist der Orientierungseffekt bei HD-PE besonders ausgeprägt. aus [1]

Thermisches Verhalten: Elastomer vernetzt RT>T g chemische Vernetzung Entropieelastizität: F ΔS

Thermisches Verhalten: Duroplast T<T g Duroplast T>T g stark vernetzt RT<<T g Elastomer chemische Vernetzung Duroplast

Verarbeitung von Duroplasten: Verarbeitung während der Vernetzung Zeit = Reaktionszeit der Vernetzung

Thermisches Verhalten: Zusammenfassung a) amorphe Thermoplaste c) Elastomere b) teilkristalline Thermoplaste d) Duroplast

Rheologie: Fließverhalten von Polymerschmelzen & Lösungen als Funktion der Kettenlänge Gilt für alle linearen Polymere: Polymer in Lösung oder Schmelze liegt als statistisches Knäuel mit dem Gyrationsradius R g vor. log η Regime I Regime II R g m=3.4 Regime I: n<n* Polymerketten liegen als sich nicht durchdringende Knäuel vor m=1 n* log n Regime II: n>n* Polymerketten verschlaufen und durchdringen sich η = Viskosität n = Polymerisationsgrad n*= kritischer Polymerisationsgrad m= Steigung

Rheologie: Fließverhalten von Kunststoffschmelzen als Funktion der Temperatur Starke Temperaturabhängigkeit der Viskosität von Thermoplastschmelzen wichtiger Polymere hilfreich bei der Verarbeitung PMMA: Polymethylmethacrylat HDPE: high-density Polyethylen LDPE: low-density Polyethylen PA: Polyamid aus [2]

Rheologie: Fließverhalten von Kunststoffschmelzen Pressen einer Polymerschmelze durch eine Düse: Bei Duchpressdruck p resultiert Durchsatz m an Polymer Bei Druckerhöhung zu 10 p resultiert ein Durchsatz von >>10 m! D.h. Scherspannung und -geschwindigkeit sind nicht mehr proportional (z.b. Stärkebrei, Beton-Suspension) τ = ηγ! Viskositätskurve: aus [2] (Polymerschmelzen) τ Schub-/Scherspannung[Pa]; η Viskosität [Pa s]; γ Schergeschwindigkeit [1/s] Polymerschmelzen verhalten sich strukturviskos: Bei höheren Verformungsgeschwindigkeiten verhält sich die Spannungszunahme degressiv.

Rheologie: Fließverhalten von Kunststoffschmelzen Strangaufweitung: d 1 > d 0 : viskoelastisches Verhalten Verformung Entropie Fließrichtung statistisches Knäuel Verdopplung der Düsenlänge bei gleichem Durchsatz: d 1 > d 2 > d 0 Strangaufweitung ist von der Düsenlänge (= Zeit der Verformung) abhängig: Viskoelastisches Verhalten von Polymerschmelzen Zeitabhängige Kopplung von viskosem Fließen und elastischer Deformation aus [2]

Verformungsverhalten von Polymeren Orientierung bei Scherung Molekulares Bild des Verformungsverhaltens von Polymeren reversible Moleküldeformation irreversible Moleküldeformation irreversibels fließen, kriechen aus [1] f(t,x) Dauer der Verformung aus [2]

Verformungsverhalten von Polymeren Burgers-Modell: Beschreibung des mechanischen Verformungsverhaltens von Kunststoffen durch ein Modell aus Federn und Dämpfern Spannung: Hookesche Gesetz σ = E ε σ Zugspannung [N/mm 2 ] E Elastizitätsmodul [N/mm 2 ] ε Dehnung [%] 1 2 3 Verformung gilt für Polymere nur bei sehr kleinen kurzzeitigen Belastungen Burgers-Modell 2 1 3 aus [1]

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Einfluss der Molmasse (M w ) (Beispiel PP) Thermoplast Maximum wg. Einfluss der Verschlaufung Fließfähigkeit Fließfähigkeit (MFR): MFR: "mold flow rate" Menge die unter Einwirkung eines def. Gewichtes durch eine def. Düse gepresst werden kann in [Masse/Zeit] mittleres Molekulargewicht M aus [1] w ansteigende Viskosität längere Ketten: - abrupter Abfall der Fließfähigkeit (schlechtere Verarbeitungseigenschaften) - abrupter Anstieg der Schlagzugzähigkeit (bessere Materialeigenschaften) - zunehmende Verschlaufung (Maximum der Bruchdehnung wg. Kettenriß bei >>M w )

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Einfluss der Molmasse (M w ) (Beispiel PE-HD) Thermoplastisches Elastomer aus [1] längere Ketten: - zunehmende Verschlaufung: Erhöhung der Viskosität der Schmelze: Verarbeitungsarten - Kristallitbildung erschwert: Abnahme der Dichte, des E-Modul und Abrieb

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Einfluss der Molmasse (M w ) Konventionelles unimodales und bimodales PE Relevanz für Gebrauch und Verarbeitungseigenschaften aus [1] Kompromiß aus Anforderungen nach Verarbeitungs- und Materialeigenschaften

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Seitengruppen / Verzweigungen low density linear low density high density aus [1] Seitenketten führen zur erhöhten Strukturviskosität der Schmelze: bessere Verarbeitung Kalandieren: Beim Kalandrieren geschieht die Formgebung des Kunststoffs mittels einer Serie von Walzen. Es wird vor allem für die Herstellung von Folien, dünnen Platten, Bodenbelägen verwendet.

Einfluß der Seitenketten auf die Schmelzeviskosität Schergeschwindigkeit vs. Viskosität: Seitenketten führen zur erhöhten Strukturviskosität der Schmelze. Dies führt zu einer besseren Verarbeitung, da bei hohen Scherraten die Viskosität sinkt. mpe (+ niedriger PDI); mpe = Metallocen-PE PE-HD PE-LD aus [1]

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Langkettenverzweigungen bei hohen Scherraten (Spritzguss) wird die Viskosität überproportional erniedrigt (deutliche Strukturviskosität) bei Dehnbeanspruchung tritt eine Fließverfestigung auf: ermöglicht Fertigung dünner Wanddicken sowie stabilen Schäumen Strukturviskosität und Fließverfestigung führen zu einer stärkeren anisotropie des Materials, d.h. Orientierung und Streckung der Polymerketten (schlecht für Spritzgussteile) erhöhte Dehnbarkeit des Materials ermöglicht stärkeres Tiefziehen führt zu stabileren Materialien Unterdrückung gleichmäßiger Kristallisation Erniedrigung der Steifigkeit und Wärmeformbeständigkeit siehe [1]

PA 6: Perlon aus ε-caprolactam Polyamide: Nylon (PA66) vs Perlon (PA6) PA 6.6: Nylon aus Adipinsäure bzw. -säurechlorid & Hexamethylendiamin (AH-Salz)...der Legende nach soll Carothers nach seiner Entdeckung ausgerufen haben Now, you lousy old nipponese! und Nylon war geboren.

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Polare Gruppen in der Polymerhauptkette: H-Brücken und Wasseraufnahme aus [2] Perlon H-Brücken bei PA6 und PA66: Nylon

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Spannung-Dehnungs-Diagramme von trockenen, luftfeuchten und nassen PA6 Zunahme der Zähigkeit mit Wassergehalt Des Weiteren: Problem der Formtreue wegen Volumenänderung bei Wasseraufnahme und Abgabe. aus [2]

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Liquid Crystalline Polymers (LCPs); flüssigkristalline Polymere Liegen in der Schmelze oder Lösung flüssigkristallin vor. lineare steife Strukturelemente aus [2] LCPs: Polyimide (PI), Polyarylsulfone (PSU, PES, PPSU) etc.. (siehe [2]) selbstverstärkend, hohe Eigenschaftsanisotropie Mesogene in Hauptkette: Verarbeitung aus Lösung (lyotrope LCPs) oder: Mesogene in Seitenkette, Einbau von Störstellen: thermoplastische Verarbeitung

Einfluß der Polymerstruktur auf die Verarbeitungseigenschaften Liquid Crystalline Polymers (LCPs); flüssigkristalline Polymere Molekulare Struktur und Verarbeitung von LCPs: Besonderheiten: Wegen starker molekularen Orientierung unter Scherung: niedrige Viskosität und besonders gut für Spritzguss komplexer Formen geeignet. LCPs zeigen keine Strangaufweitung! Viskosität wird durch starke Scherung deutlich gesenkt: sehr niedrige Düsendurchmesser bei hohem Durchsatz möglich aus [2]

Recycling: Einfluß der Verarbeitung auf die Polymereigenschaften Abbauverhalten Thermo-oxidativer Abbau von PP Spannungs-Dehnungs-Diagramm nach mehrmaliger Verarbeitung (Spritzguss von PC) aus [1] Abbau während der Bearbeitung: mechanisch, thermisch, thermo-oxidativ T Verarbeitung <<T Zersetzung Polymerchem. Zersetzungen: Depolymerisation (POM), Kettenspaltung, Vernetzung, Ringbildung, Abspaltung von R Peroxide!

Strukturprinzip der langen Kette allgem. thermisches Verhalten Zusammenfassung molekularer Aufbau, Eigenschaften und Verarbeitungsverhalten (amorphe und teilkristalline Thermoplaste) Fließverhalten von Polymerschmelzen (Strukturviskosität, Entropieelastizität, viskoelastisches Verhalten) Einfluß der Molmasse bei Thermoplastschmelzen (Kristallinität, bimodale Polymermaterialien) Einfluß von Seitenketten Wechselbeziehung: Struktur-Verarbeitung-Struktur Polare Gruppen i.d. Hauptkette, Beispiel: PA6 und PA66 High-tech Polymer-Werkstoff: LCPs Alterung