Der Gabriele- Münter-Preis

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Transkript:

Der Gabriele- Münter-Preis A n g e l a I c k e n 29 Reflexionen

30 Gabriele Heider: Das Herdbuch 1992/93 Im vergangenen Jahr ist zum zweiten Mal der Gabriele- Münter-Preis vergeben worden, den die Bundesfrauenministerin in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler und dem Frauen Museum in Bonn in dreijährigem Rhythmus auslobt. Seine Adressatinnen sind Künstlerinnen über 40 Jahre; er ist mit DM 40.000 dotiert und zählt zu Europas höchstdotierten Kunstpreisen. Sechs Jahre Mitarbeit in der Arbeitsgruppe des Gabriele-Münter-Preises und ebenso lange Jurytätigkeit haben zu vielen Erkenntnissen und Entdeckungen geführt. Deren Folgen sind unter frauenpolitischen und kulturhistorischen Aspekten zumeist nachhaltiger, als es die unmittelbar mit der Preisverleihung verbundene Öffentlichkeit sein kann. Durch Kataloge die Arbeit von Künstlerinnen überliefern Die mangelhafte Beteiligung von Künstlerinnen an Ausstellungen, auf deren Ursachen an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll, führt zu einer über Generationen hinweg andauernden Benachteiligung von Frauen und einer Diskreditierung ihres künstlerischen Schaffens. Die feministisch orientierte kunsthistorische Forschung hat in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich gemacht, daß diese mangelnde Vertretung in Ausstellungen zwangsläufig dazu führt, daß Künstlerinnen nicht in den entsprechenden Katalogen vertreten sind. Je bedeutender eine Ausstellung ist oder je wissenschaftlicher aufbereitet ihre Dokumen-

tation, desto geringer ist der Anteil der beteiligten Frauen. Nach Ende einer Ausstellung sind die Kunstwerke wieder zerstreut Kataloge aber überdauern in Museen und Bibliotheken und dokumentieren auch für die Nachwelt das künstlerische Schaffen. Bestandskataloge in Museen werden oft auf Grund fehlender Finanzmittel häufig nur sporadisch oder selektiv geführt. So lag in den Bestandskatalogen von 14 großen und 15 privaten Sammlungen der alten Bundesländer der Anteil von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts bei nur sieben Prozent. Dies führt wiederum dazu, daß Künstlerinnen selbst dann leicht in Vergessenheit geraten, wenn von ihnen überhaupt einmal Arbeiten angekauft wurden. Durch das ungleich geringere Ankaufen und Sammeln sind die Namen nur weniger künstlerisch aktiver Frauen der Vergangenheit überliefert, die den Künstlerinnen ihre eigene Geschichte geben und die für sie Vorbilder sein könnten. Vor diesem Hintergrund der kunstgeschichtlichen Forschung, aber auch im Sinne des Bewahrens der künstlerischen Arbeit von Frauen, ist es ein wichtiges Verdienst des Gabriele-Münter- Preises, nicht nur das Werk von Künstlerinnen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu setzen, sondern durch eine Begleitausstellung von jeweils 40 Künstlerinnen und einen umfassenden Katalog (Auflage 3000 Exemplare) die Arbeit der Frauen auch dauerhaft in ihrer Vielfältigkeit zu sichern und zu überliefern. Aufbau eines Künstlerinnenarchivs Insgesamt gab es 3701 Bewerbungen um den Gabriele-Münter- Preis 1994 und 1997; eine Zahl, die verblüfft, die erfreut und die auch das vorhandene Potential deutlich macht. Die ausführlichen Bewerbungsunterlagen werden, wenn die Künstlerinnen hiermit einverstanden sind, dem Künstlerinnenarchiv des Frauen Museums übergeben, das sich auf diese Weise zu einer umfassenden Dokumentationsstelle des künstlerischen Schaffens von Frauen im 20. Jahrhundert in der Bundesrepublik Deutschland entwickelt. Es zeigt sich, daß bei den Künstlerinnen in dieser Hinsicht mittlerweile der Prozess der Bewußtseinsbildung weit vorangeschritten ist. Viele fügten ihren Bewerbungsunterlagen Kataloge anderer Ausstellungen bei, an denen sie beteiligt waren, und stellten sie dem Frauen Museum explizit für sein Archiv zur Verfügung. Künstlerinnen unseres Jahrhunderts werden von daher nicht mehr so leicht der Vergessenheit anheimfallen! Ein Forum des Austausches und der Vernetzung Um den Gabriele-Münter-Preis bewerben sich seit seiner ersten Auslobung Künstlerinnen aus den neuen und den alten Bundesländern. Um die getrennte Vergangenheit mit ihren spezifischen Problemen für Künstlerinnen aufzuarbeiten und gemeinsame Strategien für die Zukunft zu entwickeln, Netzwerke zu initiieren und die Möglichkeit zur berufspolitischen Organisation zu schaffen, wird anläßlich jeder Preisverleihung und an jedem Ort, an dem die Ausstellung gezeigt wird, ein mehrtägiges Symposium veranstaltet. Die Erfahrungen aus den ersten vier Symposien zeigen, daß durch sie zum einen Künstlerinnen einer Region angesprochen werden. Zum anderen sind die Symposien aber auch für viele Künstlerinnen ein Anreiz, an die Veranstaltungsorte nach Erfurt oder Osnabrück zu reisen, um dort die Arbeit anderer Künstlerinnen kennenzulernen. Ohne Zweifel ist dies ein sehr wichtiger, erfolgreicher Weg, die Frauen zu erreichen und zur verstärkten Bündelung und Wahrnehmung ihrer Interessen zu motivieren. Entdeckungen Mit der Juryarbeit zum Gabriele-Münter-Preis 1997 waren 55 Atelierbesuche bei den Künstlerinnen verbunden, die sich um den Preis bewarben und in der ersten Juryrunde als mögliche Preisträgerin oder als Teilnehmerin an der begleitenden Ausstellung ausgewählt wurden. Dieses Verfahren ist sehr arbeitsintensiv und ungewöhnlich, es wird den Künstlerinnen aber gerecht, denn normalerweise orientiert sich Juryarbeit häufig an eingesandten Abbildungen oder angeforderten Arbeiten. Durch die vielen 31

Karin Sakrowski, VG Bild-Kunst, Bonn 1998. 32 Atelierbesuche wurde sehr deutlich, daß Frauen ihre eigene künstlerische Ausdrucksweise haben, die sich weiblichen Jurymitgliedern vielleicht leichter erschließt als ihren männlichen Kollegen. Natürlich ist das Wahrnehmen von Kunst sehr stark subjektiv geprägt, dies gilt dementsprechend auch für Entdeckungen. Drei dieser ganz persönlichen Entdeckungen aus dem Kreis der Bewerberinnen um den Gabriele- Münter-Preis 1997 sollen im folgenden kurz vorgestellt werden und einen Anreiz zum Nachsehen geben. Gabriele Heider wurde auf Gut Friedrichstein geboren. Sie studierte freie Kunst bei Daniel Spoerri und Bühnenbild bei Rolf Glittenberg in Köln, arbeitete bei den Bühnen der Stadt Köln und konnte dort auch eigene Bühnenbilder realisieren. Gut Friedrichstein entdeckte sie 1986 für sich wieder und eröffnete dort ein Atelier. 1987 erhielt Gabriele Heider ein Stipendium der Stadt Bonn, 1990 eines des Kultusministeriums in Düsseldorf für Civitella D Agliano, Italien. 1995 erhielt sie den ersten Preis in der Ausschreibung des Künstlerwettbewerbs zur Gestaltung der Bibliothek in der Hauptverwaltung der Deutschen Telekom. Das Herdbuch-Projekt (seit ca. 1992) spielt in Gabriele Heiders Werk eine wichtige Rolle. Kopien des Herdbuches aus dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern, in dem der Stammbaum einer Viehherde wie auch die Milchleistung und die individuelle Fellzeichnung jedes Tieres festgehalten werden, pointiert sie mit farbigen Punkten. Wenn dann in einer Ausstellung ca. 100 dieser Blätter mit dem sich wiederholenden Grundmotiv des Herdbuchblattes in einer Reihung installiert werden, variiert nur durch die unterschiedlichen farbigen Punkte, drängen sich die Gedanken nach dem Zusammenspiel von Individuum und dem sozialen Gefüge der Herde auf. Karin Sakrowski studierte Malerei und Grafik in Berlin-Weißensee, anschließend war sie als freie Malerin in Berlin tätig. 1977-78 erhielt sie ein Stipendium des Magistrats von Berlin, 1979-86 folgte eine Lehrtätigkeit in der Begabtenförderung in Berlin-Pankow und Weißensee, ab 1986 Selbstbezeichnung als Berliner Malerin. Ab 1989 fanden Aktionen und Ausstellungsinstallationen statt. 1993 gewinnt Karin Sakrowski den Wettbewerb Bildhauersymposium, Ochsenhausen, Baden-Württemberg; 1991 und 1994 folgen U-Bahnbilder der Wettbewerbe Welt statt Berlin und Warum gerade ich?. Die Arbeiten am Gedenkprojekt setzte sie 1996/97 mit Narben und Relikte fort. Es ist schwierig zu beschreiben, was einen an Karin Sakrowskis Arbeit so berührt. Sie hält fest an

einer traditionellen Bildauffassung, fühlt sich ganz dem Gegenstand und der handgemachten Malerei verpflichtet. Auf vielfältige Weise versucht sie der Deportation der bis zum Beginn des Nationalsozialismus im Bayerischen Viertel lebenden jüdischen Mitbürger zu gedenken und ein Erinnerungszeichen zu setzen. Als Beispiel gelten die Heilbronner Figuren, in Erinnerung an die Bewohner der Heilbronner Straße des Bayerischen Viertels. Erinnerung ist überall unter diesem Gedanken hat Karin Sakrowski ihre Arbeiten im Internet plaziert. Hyun-Sook Song wurde in einem Bergdorf Südkoreas geboren und wuchs dort auf. Nach ihrem High-school-Abschluß und ihrer Ausbildung als Krankenschwester arbeitete sie drei Jahre in Deutschland in ihrem Beruf. Von 1976-81 studierte sie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, erhielt 1982 das Hamburger Stipendium für Bildende Kunst sowie 1983 den Förderpreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. 1984 studierte Hyun-Sook Song an der Universität von Kwangjy Kunstgeschichte. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland setzte sie sich längere Zeit mit der Malerei auseinander. 1991 erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Kunstfonds e. V., 1995 den Hessischen Filmpreis für Mein Herz ist eine Flasche sowie den Edwin- Scharff-Preis, Hamburg. Angela Icken, ist seit 1988 mit dem Thema Frauen in Kunst und Kultur im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend befaßt. Neben Marianne Pitzen (Frauen Museum Bonn) und Ulla Schenkel (Berufsbundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler) Mitinitiatorin des Gabriele-Münter- Preises. Hyun-Sook Song zählt die Pinselstriche beim Malen 9 Pinselstriche mit Hase und Hahn. Fragil und kräftig wirken ihre Arbeiten, minimalistisch und konzentriert, europäisch und asiatisch. In seiner Wirkung lädt das den Betrachter oder die Betrachterin zum genaueren Hinsehen ein. Ebenso eindrucksvoll sind ihre Filme, z. B. Mein Herz ist eine Flasche, der in ihrem Heimatdorf erarbeitet wurde und in dem sie sich mit dem Tod ihres Bruders und dem dazugehörenden Trauerritual auseinandersetzt. 33 Hyun-Sook Song: 9 Pinselstriche mit Hase und Hahn