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Transkript:

ZEITREISE INS GETEILTE BERLIN Der Künstler Yadegar Asisi hat ein Kunstwerk erschaffen, das an das Leben der Menschen nahe der Berliner Mauer erinnert. Dafür wurde ein runder Turm gebaut, in dem rundherum riesige Bilder zu sehen sind. Sie zeigen den Alltag der Menschen an der Berliner Mauer im Westen und Osten. Viele Touristen kommen und sind beeindruckt. MANUSKRIPT Nur wenige Mauerreste gibt es noch in Berlin etwa die von Künstlern bemalten Teile an der Eastside Gallery. An Schrecken der Grenze erinnert die Gedenkstätte Berliner Mauer. Vielerorts markieren nur noch Pflastersteine den Verlauf der innerstädtischen Grenze. Dabei interessiert gerade dieses Kapitel viele Berlin-Touristen. FRAU: Man müsste mehr davon sehen, gerade weil das so ein historischer Ort ist. Die Mauerteile finde ich gut, aber man hätte hier die geschichtliche Bedeutung mehr wertschätzen sollen. Genau darum geht es in dem 2012 eröffneten Mauerpanorama. Hier sollen Besucher das Leben in der ehemals geteilten Stadt nachempfinden. Sie tauchen ein in das Berlin der 1980er Jahre. An einem grauen Novembertag werfen sie einen Blick von Westberlin aus hinüber in den Osten. Musik, vermischt mit Tonaufnahmen aus der damaligen Zeit, soll das Erlebnis verstärken. FRAU: Ich hab noch ne Gänsehaut. Also es ist so konnte man sich das gar nicht vorstellen. Was ich jetzt gesehen habe ich meine, man kennt die Bilder durchs Fernsehen, aber das hier, man ist so mitten drin, man ist dabei. Also ich muss sagen: Ganz faszinierend. MANN: Es war sehr beeindruckend. Auch den geschichtlichen Hintergrund, man spürt ihn doch im Raum. Dreieinhalb Jahre hat der persischstämmige Künstler Yadegar Asisi an dem Panoramabild gearbeitet. YADEGAR ASISI (Künstler und Architekt, 2012): Wir stehen fünf Meter von der Berliner Mauer entfernt und gucken über die Berliner Mauer von Westen in Richtung Osten und sehen, dass Menschen neben dieser Mauer leben wie sie überall leben, also ohne zu begreifen, dass sie neben der Berliner Mauer, oder ohne zu registrieren, dass sie neben der Berliner Mauer leben. Seite 1/6

Yadegar Asisi bildet den Alltag im Schatten der Mauer ab. Atmosphärische Dichte ist ihm wichtiger als dokumentarische Treue. Sein Blick ist der eines Zeitzeugen, denn er hat selbst jahrelang in dem Teil von Berlin gelebt, den er in seinem Panorama inszeniert. YADEGAR ASISI (lebt seit 1978 in Westberlin): Fast alles, was Sie hier sehen, habe ich erlebt, und deswegen musste ich nicht recherchieren. Meine Recherche war mein Gehirn. Yadegar Asisi kam in Wien zur Welt und wuchs in der DDR auf. 1978 wurde er nach Westberlin abgeschoben und wohnte nahe der Grenze. Für ihn war die Betonmauer ein Teil seines Alltags. Am Computer setzt er seine Welt von damals neu zusammen aus Zeichnungen und unzähligen Fotos, die er mit Statisten aufgenommen hat. YADEGAR ASISI (2012): Diese Patina dieser Zeit auch zu kreieren, das ist gar nicht so einfach. Dann wirklich Accessoires auch zu finden aus der Zeit, dass diese Zeit wieder auflebt. Das geht eben von der verfallenen Fassade bis zum Kaugummiautomaten der damaligen Zeit. Man muss dann schon sehr konsequent sein. Für das 15 Meter hohe und 60 Meter breite Rundbild wurde eigens eine Rotunde mit einem Besucherturm gebaut. Zwanzig Stoffbahnen wurden bedruckt und zusammengetackert. Der logistische und finanzielle Aufwand ist erheblich. YADEGAR ASISI: Die Problematik beim Panorama ist, dass einfach alles riesig ist und sofort ins Geld geht und man eigentlich nicht daran glaubt, dass so was für einen einzelnen Künstler überhaupt machbar ist. Mit dem Panorama Die Mauer widmet er sich erstmals einem Thema der Zeitgeschichte. Das Riesenrundbild zeigt, wie banal alltäglich und subtil grausam zugleich die Normalität der geteilten Stadt war. YADEGAR ASISI: Die Leute werden hier rausgehen und werden sagen: Ich habe an der Berliner Mauer gestanden. Es wird viel realer als die Erinnerung, so real wie es jetzt hier ist. Vielleicht werden sie auch ein paar Gedanken mehr haben und würden sagen: Wie würde ich mich eigentlich arrangieren, wenn so was mit mir passieren würde? Oder sie gehen nach Seite 2 /6

Hause und sagen: Ich arrangiere mich doch auch in meinem Leben, in meinem Beruf, in meinem Privatleben und so weiter. Ich glaube, das lässt viele Fragen zu, aber vielleicht auch ein paar Antworten. Bei denen, die das geteilte Berlin erlebt haben, weckt das Panorama Erinnerungen. Und Touristen vermittelt es einen Eindruck vom Leben an der Mauer. Autorinnen: Bettina Busch/Diana-Isabel Scheffen Redaktion: Raphaela Häuser Seite 3 /6

GLOSSAR Schrecken, - (m.) hier: die negativen Folgen von etwas; etwas, das Angst macht Gedenkstätte, -n (f.) ein Ort, der an historische Ereignisse (z. B. an den Holocaust) erinnern soll vielerorts an vielen Orten Pflasterstein, -e (m.) ein Stein, der z. B. zum Bau eines Gehwegs gebraucht wird Verlauf, Verläufe (m.) hier: der Weg, den etwas geht Kapitel, - (n.) hier: ein Teil der Geschichte historisch mit Bezug zu der Geschichte eines Landes etwas/jemanden wert schätzen etwas/jemanden sehr achten/respektieren ehemals früher etwas nach empfinden verstehen, wie sich etwas anfühlt in etwas ein tauchen hier: sich intensiv mit etwas beschäftigen; sich ganz auf etwas konzentrieren einen Blick auf etwas werfen etwas anschauen; etwas angucken vermischen zwei Dinge zusammenbringen und mischen Tonaufnahme, -n (f.) die Aufzeichnung von Gesprächen oder Geräuschen damalig früher Erlebnis, -se (n.) eine besondere Erfahrung verstärken steigern Gänsehaut (f., nur im Singular) die Tatsache, dass sich die Haare am Körper vor Aufregung aufstellen faszinierend spannend; sehr interessant; beeindruckend (Substantiv: die Faszination) beeindruckend sehr interessant; so, dass etwas einen starken Eindruck macht Hintergrund, -gründe (m.) hier: die Informationen darüber, weshalb etwas geschah Seite 4 /6

etwas spüren etwas fühlen persischstämmig aus einer persischen Familie kommend Panoramabild, -er (n.) ein Rundbild, das einen Blickwinkel von 360 Grad zeigt begreifen verstehen; einsehen registrieren hier: verstehen im Schatten von etwas hier: ganz in der Nähe von etwas atmosphärisch hier: stimmungsvoll; eine besondere Stimmung erzeugend Dichte (f., nur Singular) hier: sehr viele Eindrücke auf einmal dokumentarisch so, dass es Tatsachen berichtet oder belegt Zeitzeuge, -n / Zeitzeugin, -nen jemand, der/die die damaligen Ereignisse erlebt hat inszenieren künstlerisch präsentieren; künstlerisch darstellen recherchieren (gezielt) nach Informationen über etwas suchen Gehirn, -e (n.) das Denkorgan im Kopf eines Menschen auf wachsen groß werden; seine Kindheit verbringen ab schieben hier: von einem Staat in ein anderes Land geschickt werden, um dort zu leben zusammen setzen hier: mehrere Teile miteinander verbinden unzählige sehr viele; so viele, dass man sie nicht zählen kann Statist, -en / Statistin, -nen hier: Menschen, die auf Fotos andere Personen darstellen Patina (f.) Überzug, der durch Alterung entsteht kreieren etwas neu schaffen; etwas herstellen Accessoire, -s (n., aus dem Französischen) hier: ein bestimmter Gegenstand, der zu etwas dazugehört etwas lebt auf hier: etwas aus der Vergangenheit wird wieder lebendig verfallen in einem schlechten Zustand Seite 5/6

Fassade, -n (f.) hier: die Außen- und Vorderseite eines Gebäudes Kaugummiautomat, -en (m.) Automat, an dem man Kaugummi kaufen kann eigens extra dafür Rotunde, -n (f.) ein runder Turm Stoffbahn, -en (f.) längliches, rechteckiges Stück aus einem gewebten Material bedrucken mit dem Drucker auf bringen zusammen tackern zusammen heften logistisch hier: organisatorisch Aufwand, Aufwände (m., Plural selten) die Mühe; die Anstrengung; die benötigte Energie, um etwas zu tun erheblich sehr groß; stark Problematik, -en (f.) das Problem; die Schwierigkeit ins Geld gehen viel Geld kosten machbar möglich sich etwas widmen sich mit etwas beschäftigen; sich auf etwas konzentrieren Zeitgeschichte (f., nur Singular) die Geschichte der jüngsten Vergangenheit banal unwichtig; unbedeutend subtil hier: so, dass es nicht so leicht bemerkt wird grausam brutal; schrecklich zugleich gleichzeitig Normalität (f.) hier: der Alltag real wirklich sich mit etwas arrangieren sich an etwas gewöhnen und sich daran anpassen Privatleben (n., nur Singular) das Leben außerhalb des Berufes Seite 6 /6