Robert Wand Mein Duderstadt am Brehmestrand... Die Brehme von der Quelle bis zur Mündung
Robert Wand Mein Duderstadt am Brehmestrand...
Ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung bei der Recherche zum Inhalt dieses kleinen Heimatdokumentes gilt den Herren: Johannes Böning, Tiefbauamt Stadt Duderstadt; Hans-Reinhard Fricke, Historiker; Helmut Bömeke, Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e.v.; Helmut Mecke, Verleger; Dieter Wagner, Stadtarchiv Duderstadt; Dr. Günter Wiegand, Historiker; Prof. Dr. Josef Reinhold, Historiker; Alfred Kirsten, Thüringer Landesverein für Mühlenerhaltung und Mühlenkunde, TMV e.v. Erfurt.
Robert Wand Mein Duderstadt am Brehmestrand... Die Brehme von der Quelle bis zur Mündung Herausgegeben vom Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e. V. Mecke Druck und Verlag Duderstadt 2012
2012 Robert Wand Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer halb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien, Ver viel fältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Bei Fremdbildern sind die Autoren bzw. Quellen angeführt. Das Titelbild zeigt: Die Brehme am Grenzpfahlbrunnen auf der Marktstraße. Foto: Christian Zöpfgen Die Herausgabe dieses Buches wurde mit freundlicher Unterstützung gefördert durch EEW Eichsfelder Energie- und Wasserversorgungsgesellschaft, Duderstadt Harz Energie GmbH & Co. KG, Osterode Förderkreis für Denkmal- und Stadtbildpflege in der Stadt Duderstadt e.v. Gemeinde Brehme Stadt Duderstadt Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e.v. Herstellung: Mecke Druck und Verlag, Duderstadt Verlag Mecke Druck Postfach 1420 37107 Duderstadt (Eichsfeld), Tel. 05527/981922 Fax 05527/981939 verlag@meckedruck.de www.meckedruck.de/verlag
Inhaltsverzeichnis Vorwort der Stadt Duderstadt... 7 Am Brehmequell... 9 Brehmeverlauf... 11 Die Brehmequellen... 11 Freilegung der Teichholzquelle... 11 Die Wildunger Brehme (Willingsche Brähme)... 16 Der Oberlauf der Brehme...28 Bachverrohrung der Brehme im Ort Brehme...28 Der Wasserweg gen Westen... 33 Das Duderstädter Wasserwerk an der Brehmer Gemarkungsgrenze...34 Weitere Brehmezuflüsse... 36 Der Unterlauf der Brehme... 38 Die Brehme in der Frühzeit auf dem Weg nach Duderstadt... 38 Der Brehmeverlauf in der Neuzeit...40 Die Brehme - ein prägendes Element im Duderstädter Stadtbild... 45 Die Marktstraße, eine pulsierende Stadtachse...48 Der Brehmeverlauf in Duderstadt in historischen Ansichten... 49 Ein mittelalterlicher Fund... 58 Die Brehme - auch heute ein zentrales Element im Erscheinungsbild von Duderstadt...60 Die Brehme wird im Volksmund zum Sandwasser... 65 Der Westertorteich... 69 Hochwasser und Hochwasserschutz... 74 Hochwasserereignisse in Brehme... 74 Unwetter im Sommer 1938... 76 Hochwasserschutz in Brehme... 79 Hochwasserereignisse in Duderstadt...80 Hochwasserschutzanlage im Sandwasser... 86 Der Hartmannkanal als Garant für die Sicherheit der Duderstädter Bürger... 87 Überflutungen des westlichen Gewerbegebietes...90 5
Mühlen an der Brehme... 91 Preußische (Thüringer) Wasserbücher-Wasserrechte... 91 Mühlen am Oberlauf er Brehme...94 Buttermühle (dä Bottermehln) Brehme...94 Glahn/Bonifazmühle (dä Bonefoaz-Mehln) Brehme...99 Schmidt(s)mühle/Ölmühle (dä Schmitts Mehln) Brehme... 102 Haase(n)mühle (dä Hoasen Mehln) Brehme... 104 Bruchmühle (Braukmehln bzw. Braakmehln nach Ecklingeröder Mundart) Ecklingerode... 105 Gebhardt/Dorfmühle (Chepartsmehln nach Ecklingeröder Mundart) Ecklingerode... 109 Mühlen an der Brehme in Duderstadt...111 Obermühle Duderstadt...111 Vordermühle Duderstadt...114 Stieg(e)mühle Duderstadt...116 Welsmühle Duderstadt...119 Duderstadt - Brehmestadt... 122 Die Brehme als Duderstädter Namenspate... 122 Ohne Brehmewasser - keine Lebensqualität... 123 6
Vorwort der Stadt Duderstadt Liebe Leserinnen und liebe Leser, liebe Eichsfelderinnen und Eichsfelder, seit Gründung der Stadt Duderstadt ist die Brehme eine der herausragend wichtigen Lebensadern für die Stadt und ihre Bewohner. Sie spendete das lebensnotwendige Trinkwasser für Mensch und Tier, versorgte die Stadt bei Feuer mit dem erforderlichen Löschwasser und lieferte über lange Zeit den Rohstoff für das weit geschätzte Duderstädter Bier, das in der frühen Neuzeit eine der Quellen des Reichtums und bis in das 19. Jahrhundert eine der wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt Duderstadt war. Unsere Duderstädter Hymne Mein Duderstadt am Brehmestrand spiegelt prägnant und liebevoll diese Bedeutung des Wasserlaufs wider. Seit der 3. Nieders. Landesausstellung Natur im Städtebau 1994, bei der wir in ganz besonderer Weise die elementare Bedeutung von Wasser als Ursprung allen Lebens herausgearbeitet haben, führt der Lauf der Brehme wieder freigelegt durch die Duderstädter Innenstadt und bereichert das ohnehin einmalige Erscheinungsbild unseres mittelalterlichen Stadtkerns. Dem Heimatforscher Robert Wand aus Brehme, dem Ort, der dem kleinen Fluss den Namen gab, war es seit der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung 1989/90 ein besonderes Anliegen die Brehme mit ihrem Einzugsgebiet von den Quellen bei Wildungen und Brehme bis zur Mündung in die Hahle bei Duderstadt zu erforschen. Auf seinem etwa 13 Kilometer langen Weg trieb das Flüsschen mit der Kraft seines Wassers insgesamt zehn Mühlen an, davon allein vier in der Stadt Duderstadt. Mit großem Engagement und großer Detailkenntnis ist es dem Autor gelungen, den Ursprung des Flusses und seinen Lauf durch die Gemarkungen Brehme, Ecklingerode und Duderstadt zu beschreiben. Die Brehme, deren Lauf während der Zeit der Teilung unseres Vaterlandes kein Zaun und Stacheldraht hindern konnte, stellt insofern ein immerwährendes freundschaftliches Band nicht nur zwischen unseren Untereichsfelder Nachbargemeinden, sondern auch zwischen unserer Eichsfelder Heimat in Niedersachsen und Thüringen dar. Die Stadt Duderstadt bedankt sich bei Robert Wand für sein Werk, aber auch beim Heimatverein Goldene Mark mit seinem langjährigen Vorsitzenden Helmut Bömeke sowie bei allen Förderern und Unterstützern, die die Herausgabe dieses Buches noch zum 32. Tag der Niedersachsen in Duderstadt möglich gemacht haben. Duderstadt, im Juli 2012 In herzlicher Verbundenheit Ihr Wolfgang Nolte, Bürgermeister 7
Blumenschmuck in der Brehme am Grenzpfahlbrunnen. Foto: Iris Blank. 8
Am Brehmequell von Georg Lippold Nach dem Geographen liegt Duderstadt an der Hahle; aber die munteren Wässerlein, die durch seine Gassen und Straßen eilen entstammen alle der Brehme, die selbst ihren Lauf mitten durch die Stadt nimmt. Jahrein, jahraus geht mancher Wanderer in ihrem Tal hinauf zum Sonnenstein oder nach der Waldidylle Wildungen im Ohmgebirge. Auf diesem Wege drängt sich die Brehme fast immer nahe an die Landstraße um dem Wanderer den Anblick ihrer blumengeschmückten Ufer zu gönnen. Im Dorfe Brehme nimmt sie das Wildunger Wasser auf, dass ihr Kunde bringt aus heimischen Gebirgswinkeln. Wer zur Brehmequelle vordringen will, muß den Weg wählen, der im Dorf entlang geht. Gleich hinter dem freundlichen Orte kommt man in abwechselungsreiches auf- und abwellendes Hügelgelände, das von einem frischgrünen Wiesenteppich überkleidet ist und von Buschwerk, Baumgruppen und Hainen belebt wird. Das altersgraue Felsenhaupt des Sonnensteins, der weithinschauende Riesenhügel Bruner Bühl, der Verf., und der hochaufgerichtete Schwarzenberg bewachen dieses stille Bergland, das immer höher vor uns aufwächst bis zu der Landstraße, die beide Eckpfeiler der Porta Eichsfeldica miteinander verbindet und die Wasserscheide zwischen Elbe und Weser bildet. Neben uns hüpft das kristallklare Bächlein und lässt uns schauen bis auf seinen kieselbesäten Grund. Zuweilen rasten die flinken Wellen kurze Zeit in seitlichen Ausbuchtungen, wo die hellen Sommersonnenstrahlen glitzernd im Wasser spielen. Bald kommen wir an ein waldumsäumtes Seitental, das zum Sonnenstein hinaufführt Beckmannsgraben, der Verf., der einen Teil seiner Wasserschätze auf unterirdischem Wege bis in dieses Tal geschickt hat. Aber nicht auf der Sohle, sondern oben am Hange quellen sie unter schattigen Buchen hervor, springen und stürzen den steilen Abhang hinunter, um so schnell wie möglich sich mit der Brehme zu vereinigen. Sie kommt eben aus einem umbuschten Wiesenkessel heraus, wo von rechts und links die Wasserläufe nur so heranschießen. Weißflockiges Wollgras gesellt sich zum Erlengebüsch, auf feuchte Stellen und Sümpfe deutend. Vor uns springt ein Waldwinkel in die Wiese vor, den der Bach umsäumt. Nach wenigen Schritten gelangen wir von hier zum Brehmequell. Im düsteren Waldschatten erblicken wir einen Felsbrocken, der auf einer starken Buchenwurzel ruht. Unter ihr öffnet sich ein dunkler Stollen, aus dem die Brehme klar und kalt hervorströmt, um das Licht das Tages nach langer Finsternis zu begrüßen, wozu sie aller Grund hat; denn beim ersten Blick in die Welt schaut sie in ein so reizendes Stückchen Erde, wie sie es zum zweiten Male nicht wieder findet auf ihrem Lauf. Es zwingt zum Rasten. Rundum windet sich ein Hügelzug in Hufeisenform, dessen offenes Ende 9
der junge Bach benutzt, um ins Weite zu gelangen. Am entgegengesetzten Ende beginnt der Wald, der hinaufsteigt bis zum den Fuße des Riesenhügels. Abgeschlossen von der Welt öffnen sich hier die Sinne von selbst für die Natur der Umgebung. Flockenblume, Händelwurz und Weideröschen werfen einen roten Schimmer über die Hügellehnen. Labkräuter weben zarte, weiße Schleier übers Wiesengrün. Am Bache duftet das Mädesüß, und die Kohldistel reift ihre gelbgrünen Köpfe für die bunten Stieglitze. Nahe der Quelle reihen sich die Goldpunkte des Münzkrautes ins Gras. Große Käfer umsummen uns. Wespen saugen duftenden Honig aus offenen Bechern der weißen Sumpfwurz (Epipactis palustris). Im Gebüsch flüstern leise die Blätter von längstvergangenen Zeiten, als noch Elfen hierher kamen zur Brehmequelle und Wasser in hohe Kristallbecher schöpften, um in aller Frühe Tropfen um Tropfen an Grashalm und Blatt zu heften. Hoch oben unter dem weit gespannten, blauen Himmelszelt zieht ein Bussard in weitem Bogen über die Landschaft. Er erinnert uns wieder an die Welt da draußen, der wir nach einer Stunde wunschlosen Glückes innerlich bereichert wieder zueilen, gleich der Brehme, die die Kraft ihrer Wellen alsbald in den Dienst der Menschen stellt. (Aus: Unser Eichsfeld XIX (1924), S. 214-216) Es ist eine sehr poetische aber auch eine informative Wegebeschreibung von einem Autor, der mit Herz und Gefühl die Brehmer Landschaft beschreibt. Der aufmerksame Leser wird erkennen, dass die wichtigsten Details der Beschreibung auch noch in der heutigen Zeit zutreffen. Es wandeln sich die landschaftlichen Gegebenheiten, auch durch menschliche Eingriffe. Außerdem verändert sich das Verhältnis des Menschen zur Natur. 10
Brehmeverlauf Die Brehmequellen In der Brehmer Umgebung bilden zwei Quellgebiete den Ursprung der Brehme. Das erste Quellgebiet befindet sich im Teichholz, welches ortsüblich auch als Diekholt bzw. Dat Diekholt benannt wird. Das Einzugsgebiet der Teichholzquelle zieht sich vom Sonnenstein am westlichen Fuße des Brunen Bühls, vom Sperlingsberg, der Graseforst, der Schwedenschanze bis zum Schwarzenberg. Ein zweites Quellgebiet befindet sich in Wildungen am Waldrand hinter der Ruine sowie mit kleineren Quellen zwischen dem Wildunger Teich (Willingsche Diek) und dem Bauernberg. Freilegung der Teichholzquelle In dem am 12. August 1996 gegründeten Heimatverein Am Teichholz entstand im Jahr 1998 die Idee zur Freilegung der Haupt-Brehmequelle. Das Ziel bestand darin, das Brehmewasser von seinen Quellen bis zur Einmündung in die Hahle für alle Anlieger frei zu halten. Ein Impuls für dieses Anliegen kam vom damaligen Stadtdirektor der Stadt Duderstadt, Wolfgang Nolte, und über die Jahre von vielen Bürgern der Brehmestadt. Man wollte wissen, wo die Brehme entspringt, die ihrer Stadt diesen Beinamen gab. Dazu musste zunächst das während der LPG-Zeit verwilderte Terrain im mutmaßlichen Quellgebiet gesäubert werden. Berthold Isecke fing zunächst ganz allein damit an. Der Quelltopf des Brehmebaches im Teichholz. 11
1999 begannen die umfangreichen aber oft enttäuschenden Suchschachtungen. Große Einsatzbereitschaft zeigten besonders: Berthold Isecke, Werner Gatzemeier und Lothar Jesse. Die lokalisierenden Schachtungen mussten zunächst überwiegend in Handarbeit ausgeführt werden. Eine große Unterstützung bekam die Suchtruppe mit zeitweisen Baggereinsätzen, durch freundliche Hilfestellung der Stadt Duderstadt organisiert. Sie bat ortsansässige und vertraglich liierte Firmen um Großgeräteeinsätze bei der Suchaktion im Teichholz-Brehme Quellbereich. Bis in die Tiefe von 2,80 m musste gegraben werden, dann kam ein Betonrohr von 30 cm Durchmesser ans Tageslicht. Die Freude war kaum fassbar, denn nach dem Aufschlagen der Rohrwandung sahen alle den fließenden Brehmestrom, welcher bisher unsichtbar zum Stauteich führte. Nach Verstopfen der Rohrleitung kam das Wasser an einer anderen Stelle aus der Tiefe geschossen. Es bildete sich schnell ein Quelltopf mit einem Durchmesser von ca. 6 Metern, in dessen smaragdgrüner Tiefe von ca. 1,50 Meter ein ganzjährig 8 C aufweisender Strom von 13 cbm/h klarem Wasser quillt, welcher sich oberirdisch hinab in das Brehmetal ergießt. Dieses Quellwasser kommt aus einer Felsspalte aus grauem Muschelkalkgestein, durchsetzt mit rosa farbenem Anhydritgestein. Nach den unzähligen Einsatzstunden war die Helfermannschaft mit diesem Erfolg sehr zufrieden und mit Recht stolz auf das Ergebnis ihrer umfangreichen und erschwerlichen Bemühungen. Mit kleineren Zuf lüssen aus dem Beckmannsgraben und weiteren kleinen Quellen aus dem umliegenden Feuchtgebiet aufgefüllt, erfreut es die vielen Naturfreunde aus nah und fern, endlich die Brehme wieder an ihrem Ursprung zu erleben. Gesteinsproben aus dem neuen Quellbereich der Brehme. Grau: Sehr fester, scharfkantiger und poröser Muschelkalk. Rosa: Festes marmoriertes Anhydritgestein mit teilweise kristallener Kruste. Das Quellfest am 31. Mai 2003 lockte viele Einheimische und 12