Das Pflanzenschutzamt informiert Empfehlungen zur Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner 14.02.2017 Zur Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner Seit 2004 wird das verstärkte Auftreten der Eichenprozessionsspinner in Berlin festgestellt. Die Ausbreitung erfolgte von West nach Ost (Abb. 1). Zunächst wurden einzelne Gebiete im Bereich Steglitz-Zehlendorf (ehemaliger Kontrollpunkt Dreilinden, Kronprinzessinnenweg / Königsweg), Charlottenburg-Wilmersdorf (Havelchaussee u. Tiefwerder, Schanzenwald, Jungfernheide), Spandau (Hakenfelde), Reinickendorf (Bernauer Str., Tegeler Forst) besiedelt, mittlerweile ist der Eichenprozessionsspinner im gesamten Stadtgebiet zu finden. und Treptow-Köpenick (Wuhlheide) besonders betroffen. Ausbreitungsrichtung von West nach Ost Abb. 1: Falterfänge des Eichenprozessionsspinners mit Pheromonfallen 2011 bis 2016 an ausgewählten Standorten Befallen werden nicht nur Eichen an Waldrändern, in Parks und Gärten, sondern auch auf Schulhöfen und Kita- Gärten, Stellplätzen, Sport- und Freizeitanlagen. Damit stellt er ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar und wurde als Gesundheitsschädling in Berlin bekämpft. Seite 1
Die zielgerichteten Bekämpfungsmaßnahmen an Einzelstandorten mit stark befallenen Eichen und hochfrequentierten Publikumsverkehr in Berlin und in Brandenburg in den Jahren 2013 und 2014 (Abb. 2) waren erfolgreich und haben zu einer Reduktion der Population der Eichenprozessionsspinner im Vergleich zu den Jahren 2011/2012 geführt. Es konnte aber bisher nicht festgestellt werden, dass die Population zusammenbricht. Derzeit ist in Berlin eine Population auf geringem Niveau vorhanden. Abb. 2: Vergleich der Falterfänge des Eichenprozessionsspinners auf ausgewählten behandelten und unbehandelten Standorten in Berlin Die Daten des Jahres 2014 (Falterzahlen, erfasste Nester) sagten aus, dass höhere Populationsdichten in einigen Stadtteilen vorlagen. Dort wurden dann punktuelle Anwendungen von Bioziden an Einzelbäumen oder Baumgruppen empfohlen. Auch in 2015 u. 2016 wurden im Stadtgebiet in besonders auffälligen Gebieten chemische Bekämpfungsmaßnahmen (Einsatz von Bioziden) zum vorbeugenden Gesundheitsschutz gegen den Eichenprozessionsspinner durchgeführt. Seite 2
Die aktuellen Fangzahlen in den Pheromonfallen (Abb. 3 ), die Anzahl der sporadisch erfassten Nester in den Bezirken als auch die Witterungsbedingungen zum Zeitpunkt der Eiablage belegen, dass sich die Population der Eichenprozessionsspinner im Stadtgebiet auf einem unteren bis mittleren Niveau befindet, jedoch mit einer Tendenz zur festen Etablierung. Auch 2017 kann es lokal zu einem stärkeren Auftreten der Eichenprozessionsspinner kommen. Abb. 3: Mittelwert pro Falle gefangener Falter des Eichenprozessionsspinners (2011 bis 2016); Standorte im Stadtgebiet Berlin verteilt Deshalb sollten vorsorglich alle Voraussetzungen für eine mögliche mechanische Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner in sensiblen Bereichen (Aufenthaltsdauer und Anzahl von Menschen) vorhanden sein, sofern auf die Anwendung von Bioziden verzichtet wird. Kommt es nach Einschätzung der Befallsdichte zu einer Bekämpfungsentscheidung mit Bioziden im Sinne des Gesundheitsschutzes, so sind alle rechtlichen Rahmenbedingungen (Natur-, Arten-, Landschafts-, Wasserschutzverordnungen) zu beachten. An der grundsätzlichen Seite 3
Vorgehensweise zur Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner zum vorbeugenden Gesundheitsschutz im Stadtgebiet Berlin hat sich nichts verändert Vorgehensweise bei der Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner: Grundlage der Bekämpfung zum vorbeugenden Gesundheitsschutz ist das gemeinsam mit der Senatsgesundheitsverwaltung entwickelte Strategiepapier vom 04.03 2013. http: //www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz/eps/download/strategiepapier_sengs_2013.pdf Befallsstärke ermitteln o o Leichter Befall, einzelne Bäume betroffen, wenige, kleine Nester Starker Befall, mehr als ein Baum betroffen, mehrere Nester pro Baum, große Nester o Fangzahlen der Pheromonfallen berücksichtigen (Anlage 1) Bekämpfungsentscheidung planen. o Leichter Befall: mechanische Maßnahmen o Starker Befall bzw. starker mehrjähriger wiederholter Befall und Bekämpfungsmaßnahmen: Entscheidung für eine Spritzbehandlung im Frühjahr (Mitte April bis Mitte Mai) = vorbeugender Gesundheitsschutz durch Vermeidung der Nestbildung planen und vorbereiten Zusätzlich mechanische Entfernung der Raupen / Nester (ab Juni) kalkulieren Dabei ist unbedingt der optimale Zeitpunkt der einzelnen Bekämpfungsmaßnahmen zu berücksichtigen. Zeitschiene der Bekämpfungsmaßnahmen: Sollte die Anwendung von Bioziden in Betracht kommen, so sind Regelungen des Natur-, Arten- und Wasserschutzes zu beachten bzw. entsprechende Genehmigungen einzuholen. Vorschriften und Regelungen auf bestimmen Flächen einhalten bzw. Genehmigungen einholen: Antrag auf Ausnahmegenehmigung: Wasserschutzgebiete: Naturschutzgebiete: Wasserbehörde (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Abteilung VIII D Oberste Naturschutzbehörde (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Abteilung I E) Landschaftsschutzgebiete: Umwelt- Naturschutzämter der Bezirke bzw. Oberste Naturschutzbehörde Regelungen zum Bundesnaturschutzgesetz sind zu beachten http://www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/naturschutz/artenschutz/de/freiland/bekaempfung_eps.shtml#downloads Seite 4
Begleitende Versuche bei der Applikation von Bioziden haben gezeigt, dass die Abdrift der Spritzflüssigkeit entscheidend von der Handhabung der Sprühkanonen abhängig ist. Zusätzlich zu den bekannten Einsatzbedingungen wie optimale Witterung (Niederschläge und Wind) muss alles getan werden, um die Abdrift möglichst gering zu halten. Ausreichend ist es, die Baumkrone bei guter Belaubung von innen bis zu 2/3 der Kronenhöhe zu behandeln. Eine Spritzung bis in die Kronenspitze ist nicht erforderlich, da sich die Raupen zum Fraß in der gesamten Krone bewegen. Die optimale Tropfengröße verhindert ein Abtropfen vom Baum, schließt jedoch auch einen zu feinen Sprühnebel (große Abdrift) aus. Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner bei Gesundheitsgefährdung im Stadtgebiet Berlin: Bekämpfung der Raupen mechanisch im Sprühverfahren Absaugen, Verkleben etc. Nützlinge Biozide Nematoden Neem Pro tect Dipel ES Wirkstoff / Hilfsmittel Sauger Steinernema feltiae + Zusatzstoff Margosa-Extrakt Bacillus thuringiensis spp. Zeitraum der Bekämpfung ab L5, wenn die Raupen träge werden nach dem Austrieb der Eichen und dem Schlupf der Raupen ca. Mitte April bis Mitte Mai Einsatzbedingungen nach 17.00 Uhr Einsatz bis L4 Einsatz bis L3 Häufigkeit der Anwendung je nach Befall 2 1 1 Technische Anforderungen spezielle Filter am Sauger große Düsen verwenden möglichst abdriftmindernde Technik einsetzen Bemerkungen persönlichen Arbeitsschutz beachten Hohe Kosten Absperrung während der Applikation bis zum Abtrocknen des Spritzbelages Absperrung bis 8 Stunden nach der Behandlung Betriebe mit Erfahrung in der Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz/eps/download/eps_betriebe_bekaempfung.pdf Auf Nachfrage in den Fachverbänden ( Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Berlin Brandenburg e.v., Deutschen Schädlingsbekämpferverband e.v. Landesverband Berlin/Brandenburg des Fachverbandes Baumpflege ISA Arbor Deutschland e.v.) sind uns Firmen als Ansprechpartner für die Beseitigung und Bekämpfung der Eichprozessionsspinnerraupen benannt worden. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Seite 5
Anlage: Tab. 1: Ergebnis der Pheromonfallen, gefangene Falter der Eichenprozessionsspinner, 2016 lfd. Nr. Bezirk / Forstamtsbereich Standort Anzahl 1 Charlottenburg-Wilmersdorf Am Postfenn 19 2 Charlottenburg-Wilmersdorf Eichkamp 4 3 Charlottenburg-Wilmersdorf Jungfernheide, Heidewinkel 1 4 Charlottenburg-Wilmersdorf Schloß Charlottenburg 33 5 Lichtenberg Karlsgärten 39 6 Lichtenberg Tierpark 3 7 Marzahn Erholungspark Marzahn 4 8 Marzahn Park am Weidengrund 36 9 Mitte Englischer Garten 15 10 Neukölln Hasenheide 14 11 Neukölln Pflanzenschutzamt 3 12 Pankow Botanische Anlage 37,3 13 Spandau Potsdamer Chaussee 23 14 Spandau Potsdamer Chaussee 12 15 Steglitz-Zehlendorf Botanischer Garten 54 16 Steglitz-Zehlendorf VP Glienicke 8 17 Tempelhof-Schöneberg Freizeitpark Marienfelde 15 18 Tempelhof-Schöneberg Südgelände Falle (Mittelwert 37,2 19 Treptow-Köpenick Friedhof Oberschönweide 5 20 Treptow-Köpenick Pflanzgartenstraße 7 21 Treptow-Köpenick Plänterwald 6 22 Treptow-Köpenick Wasserwerk 22 23 Treptow-Köpenick Wuhlheide 8 24 Treptow-Köpenick Wuhlheide FEZ Badesee 15 1 FoA Grunewald Eichkamp Jagen 60 3 2 FoA Grunewald Eichkamp Jagen 130 0 3 FoA Grunewald Wannsee Jagen 74 6 4 FoA Grunewald Wannsee Jagen 76 0 5 FoA Grunewald Wannsee Jagen 74 0 6 FoA Grunewald Dachsberg Jagen 9 0 7 FoA Grunewald Dachsberg Jagen 47 0 8 FoA Tegel Tegelsee Jagen 78 0 9 FoA Tegel Gatow Jagen 101 0 10 FoA Tegel Hermsdorf Jagen 113 2 11 FoA Tegel Spandau Jagen 63 0 12 FoA Köpenick Teufelssee Jagen 445 b0 0 13 FoA Köpenick Teufelssee Jagen 450 a3 0 14 FoA Köpenick Wuhlheide Jagen 128, Plänterwald 4 15 FoA Köpenick Wuhlheide Jagen 330, Treskowallee 4 16 FoA Köpenick Wuhlheide Jagen 349, FEZ 6 17 FoA Pankow Blankenfelde Jagen 701 5 18 FoA Pankow Buch, Waldschule Wildbergstr. 0 19 FoA Pankow Buch, Dr. Heim Krankenhaus 0 Seite 6