Brassen die Trendmacher Schadstoffmonitoring mit Fischen in der Umweltprobenbank

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Transkript:

Brassen die Trendmacher Schadstoffmonitoring mit Fischen in der Umweltprobenbank

Zeitreisen für den Umweltschutz In den 1970er Jahren rief die Bundesregierung eine Gruppe hochrangiger Wissenschaftler zusammen. In Deutschland entstanden damals erstmals rechtliche Regelungen, um Menschen und Umwelt vor Chemikalien zu schützen. Politik und Wissenschaft suchten nach einem Weg, um den Erfolg der neuen Gesetze zu überprüfen. So entstand die Umweltprobenbank, in der regelmäßig Proben von Menschen, Pflanzen und Tieren archiviert werden. Heute können Umweltfachleute die historischen Proben der Umweltprobenbank als Beweismaterial nutzen, wenn kritische Chemikalien auf dem Prüfstand stehen. Wie auf einer Reise in die Vergangenheit können sie die Belastung von Proben längst zurückliegender Jahre auswerten. Die Ergebnisse zeigen ihnen, ob die Chemikalienbelastung in den Proben mit der Zeit zu- oder abnimmt. Die Ergebnisse können dann die Verwendung einer Chemikalie in Frage stellen und die Politik zum Handeln auffordern oder Entwarnung geben. Brassen im Gewässerschutz Schon lange prüfen Fachleute die Wasserqualität mit Hilfe von Zuchtfischen: Eine Verhaltensänderung oder Schädigung der Tiere kann Verschmutzungen der Gewässer aufdecken. Heute untersuchen Umweltforscher auch wildlebende Fische und messen deren Schadstoffgehalte. Das ist wichtig, um Menschen und tierische Räuber vor Umweltgiften zu schützen, die sie mit ihrer Nahrung aufnehmen. Die Umweltprobenbank hat Brassen als Bioindikator für Binnengewässer ausgewählt. Die Fische werden seit Anfang der 1990er Jahre in größeren Flüssen gefangen, eingelagert und untersucht. Ausführliche Informationen unter: www.umweltbundesamt.de / umweltprobenbank www.umweltprobenbank.de Wie sieht das in der Praxis aus? Unter der Leitung des Umweltbundesamtes sammeln Fachleute systematisch Jahr für Jahr Proben von Mensch und Umwelt. Alle Proben lagern anschließend bei extrem tiefen Temperaturen, damit sie sich nicht verändern. Sie können dann jederzeit als historische Belege für chemische Belastungen herangezogen werden. Für viele Problemchemikalien gibt es bereits einzigartige Trends aus der Umweltprobenbank. Auch für die Zukunft ist sie gut gerüstet: In den Archiven lagern eine halbe Million Proben für kommende Untersuchungen

Arbeitsteilung in der Umweltprobenbank Inhalt Administrative und wissenschaftliche Steuerung Sammeln Archivieren Charakterisieren 500.000 Proben Umweltbundesamt Auftragnehmer lagern in den Archiven Bundesumweltministerium Leitung Bundesamt für Gewässerschutz, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universität Trier, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie, Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, Eurofins GfA GmbH 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 Umweltprobenbank, was ist das? Die Biologie der Brassen Woran erkenne ich Brassen? Das Liebesleben der Brassen Flink wie ein Fisch im Wasser Fischprobennahme und wie die Schadstoffe in ihre Lebensräume gelangen Von der Probenahme zu Archivproben und neuen Ergebnissen Wie funktioniert ein Probenarchiv mit ultratiefen Temperaturen? Nachweis von Schadstoffen Gesamtbelstung im Fischfilet der Brassen

01 Umweltprobenbank, was ist das? Welche Proben gibt es? Archiv Einzigartige Probensammlung von Mensch und Umwelt Werkzeug für den Umwelt- und Gesundheitsschutz Indikator Proben zeigen, ob Belastung durch Chemikalien zuoder abnimmt Aus der Umwelt Umweltexperten sammeln regelmäßig Proben von Vögeln, Pflanzen, Fischen, Muscheln, Rehen, Würmern, Schwebstoffen und Boden Typische Ökosysteme in bestimmten geografischen Gebieten, u. a.: Meeresgebiete, Flüsse, landwirtschaftliche Flächen, bewirtschaftete Wälder, Naturschutzgebiete sowie urbane Siedlungsgebiete Vom Menschen jeweils 120 gesunde Studierende aus Münster, Greifswald, Halle / Saale und Ulm, dabei wird Geschlechterverhältnis von 50:50 angestrebt Spende von 24-Stunden- Urinproben und ca. 150 Milliliter Blut

Wie läuft es ab? Welchem Zweck dient die Umweltprobenbank? -150 C Probenstand 2016 500.000 Proben Lagern Proben von Mensch und Umwelt sammeln und bei extrem tiefen Temperaturen für Untersuchungen bereithalten Analysieren Problemstoffe in Proben von heute und gestern untersuchen Trend Gedächtnis Archiviert den Zustand der Umwelt und der Bevölkerung Detektiv Ermittelt, welche Stoffe sich im Menschen und der Umwelt anreichern Alarmglocke Kann jederzeit Trends für verdächtige Chemikalien ermitteln Informieren Politik beraten und Wissenschaft unterstützen Problemstoff Kooperieren Austausch mit namhaften Forschungs- und Universitätsinstituten Zeit Ratgeber Berät über die Notwendigkeit politischer Maßnahmen und prüft deren Wirksamkeit

02 Die Biologie der Brassen Bras sen, der Substantiv, maskulin der Brassen; Genitiv: des Brassen, Plural: die Brassen wissenschaftlicher name: Abramis brama (Linnaeus, 1758), andere namen: Brasse, Blei, Brachsme, Brachsen, Breitling, Bresen, Platteisel Nahrung Kugelmuscheln Tellerschnecken Röhrenwürmer Zuckmückenlarven Wasserasseln Wasserflöhe Ruderfußkrebse Insektenlarven Schlundmaul stülpt der Brassen zum Fressen aus Feinde Kormoran Angler 8-Jahre alte Brassen vom Niederrhein Größe Gewicht Otter 50 cm 1,5 kg

Woran erkenne ich Brassen? Maul endständig, Schlundmaul Körper stark abgeplattet, sehr hochrückig Rückenflosse beginnt hinter dem Bauchflossenansatz Schwanzflosse asymmetrisch, Unterlappen größer Augen größer als Schnauze Afterflosse lang, 26 31 Weichstrahlen Brustflossen reichen bis zum Bauchflossenansatz Bauchflosse Seitenlinienorgan 51 60 Schuppen

03 Das Liebesleben der Brassen +15 C Temperatur Das Laichen beginnt im 15 C warmen Wasser Territorialverteidigung Laichschleier Eier Das Weibchen legt bis zu 300.000 Eier 300.000 Eier Weibchen Männchen Larven Nach 3 6 Tagen schlüpfen Larven von 1 2 mm Länge 10 cm 20 cm nach 1 Jahr nach 3 4 Jahren (geschlechtsreif)

04 Flink wie ein Fisch im Wasser Rollen an der Wasseroberfläche Langsames Schwimmen Kopf geneigt, Antrieb mit Brustflossen weniger als eine Körperlänge pro Sekunde Schnelles Schwimmen Antrieb mit Schwanzflossen 4 5 Körperlängen pro Sekunde Nahrungssuche stossen fast senkrecht in das Sediment 45 180 60 90 Schwimmen häufig in Gruppen Bei der Nahrungsaufnahme entstehen trichterförmige Frasslöcher im Sediment

05 Fischprobenahme Die Brassen der Umweltprobenbank stammen aus den großen Flussgebieten Rhein (mit Saar), Elbe (mit Saale und Mulde) und Donau sowie aus zwei Seen in Norddeutschland. An ausgewählten Flächen beproben die Umweltfachleute auch Schwebstoffe und Dreikantmuscheln (Dreissena polymorpha). Sie ermöglichen beispielsweise den Nachweis von Stoffen, die sich nicht in Fischen anreichern. Das Muster und die Trends der Chemikalienbelastung unterscheiden sich in den Fischproben der Flussabschnitte je nach Besiedlungsdichte und wirtschaftlicher Nutzung der Einzugsgebiete. Auch an der deutschen Nord- und Ostseeküste werden Fische beprobt: die Aalmutter (Zoarces viviparus). Dazu kommen Proben der Miesmuschel (Mytilus edulis) und Silbermöweneier (Larus argentatus). Wo die Umweltprobenbank ihre Fische fängt und die Fettgehalte der Proben von 2013 Biosphärenreservat/ Wattenmeere Bimmen Rehlingen Güdingen Koblenz Iffezheim Belauer See Fettgehalt in % 1 % 5 % 10 % Ulm Blankenese Cumlosen Barby We t tin / S a ale Kelheim Stechlinsee Desau / Mulde Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft Zehren Prossen Jochenstein Meeresküste Aalmutter (Z. viviparus) Binnengewässer Brassen (A. brama) Weil

06 und wie die Schadstoffe in ihre Lebensräume gelangen Siedlung Verbraucher Industrie Landwirtschaft Biozide aus Fassaden, Reifenabrieb, Pflanzenschutzmittel, Industriechemikalien Körperpflege- und Reinigungmittel, Arzneimittel, Chemikalien aus Produkten Industriechemikalien Pflanzenschutzmittel, Biozide, Tierarzneimittel Verschmutztes Regenwasser Abwasser Wasch- und Badewasser Produktionsabwässer Direkter Eintrag und Abschwemmung von Feldern TRENNKANALISATION KLÄRANLAGE KLÄRANLAGE BINNENGEWÄSSER BINNENGEWÄSSER BINNENGEWÄSSER BINNENGEWÄSSER

07 Von der Probenahme zu Archivproben und neuen Ergebnissen Die Umweltprobenbank nutzt die Brassen als Bioindikatoren, um Änderungen der Schadstoffbelastung der Gewässer erkennen zu können. Wichtig bei der Probenahme von Fischen für die Archivierung ist, dass immer nach dem selben Schema vorgegangen wird. Nur die standardisierte Beprobung und Aufarbeitung stellt sicher, dass unterschiedliche im Fischgewebe gemessene Stoffgehalte tatsächlich Veränderungen der Konzentrationen der Stoffe in der Umwelt widerspiegeln und nicht veränderte Bearbeitungsschritte zu neuen Ergebnissen führen. FAHRT ZUR PROBENAHME 20-150 C Mobiles Labor Brassen Probenahme 1 Die Probenahme findet an 18 Flächen von Flüssen und Seen in Deutschland statt. BEGINN DER KÜHLKETTE IM FELD: EINFRIEREN DER PROBEN BEI 15 30 Gramm 200 Gramm 5 ml PROBENAHME PROBENARCHIV 1 PROBENARCHIV 2 CHEMISCHE ANALYTIK

2 20 Filets Leber PROBE Blut PROBE Kryotank. Es stehen über 300.000 3 Hg Ein Ergebnis: In Fischen der Elbe sank die Belastung mit Quecksilber in den 1990er Jahren deutlich. t

08 Wie funktioniert ein Probenarchiv mit ultratiefen Temperaturen? Die Proben der Umweltprobenbank lagern teilweise mehrere Jahrzehnte bevor sie für Untersuchungen genutzt werden. Deshalb ist eine besonders gute Konservierung erforderlich, die durch Tiefsttemperaturen erreicht wird. Bei Temperaturen von -150 C, die in der Gasphase über Flüssigstickstoff vorliegen, bleiben die Fischproben unbegrenzt erhalten. Dagegen verändern sich auch im Tiefkühlschrank die Proben innerhalb von Monaten fettige Fische werden ranzig und es kann sich Gefrierbrand bilden. Bei Raumtemperatur verderben Fische schon in kurzer Zeit. Wie lange bleibt mein Fischstäbchen frisch? -5 C -20 C -150 C +5 C +20 C Küchentisch 1 Stunde Kühlschrank 1 Tag Eisfach 3 Tage Gefrierschrank 12 Monate Stickstoff (N) für immer

Probenlagerung: Prinzip: Verdampfender Flüssigstickstoff kühlt Proben Material: Proben sind in Glasgefäße gefüllt und lagern in vakuumisolierten Edelstahltanks Kapazität: Ein Tank fasst 10.000 Teilproben Versorgung: Automatische Befüllung mit Flüssigstickstoff aus einem Vorratstank Betriebstemperatur: -150 C Nutzungsdauer: Die Kryotanks können über Jahrzehnte verwendet werden Sicherheit: Automatische 24 Stunden-Überwachung, Bereitschaftspersonal wird bei Problemen informiert

09 Nachweis von Schadstoffen Ergebnisse der Untersuchungen der Umweltprobenbank sind Konzentrationszeitreihen, die Veränderungen der Umweltbelastung aufzeigen Tributylzinn TBT Perfluoroctansulfonat PFOS % % 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1993 1999 2005 2011 1995 2001 2007 2013 Die Punkte stellen die Messergebnisse (in Frischgewicht) dar, während der farbig markierte Bereich in den Grafiken die Unsicherheit der Trends beschreibt. Die Linien zeigen die linearen und nichtlinearen Trendfunktionen. Durchgezogene Trends sind statistisch abgesichert. Messort: Blankenese, Elbe Erklärung zur Chemikalie: Das giftige TBT wurde in Bootsfarben eingesetzt, um Schiffsrümpfe von Algen frei zu halten. TBT ist seit 2003 in ganz Europa verboten, da die hormonähnlichen Wirkungen der Umwelt schaden. Trendbewertung: Das Stoffverbot ist erfolgreich: Unterhalb des Hamburger Hafens sank die TBT-Belastung der Brassen in 20 Jahren um über 90 Prozent. Messort: Bimmen, Rhein Erklärung zur Chemikalie: Seit 2008 ist PFOS in Europa weitgehend verboten. Zuvor machte es z. B. Materialien wie Textilien, Teppiche und Papier fett-, öl- und wasserabweisend. PFOS ist für Säugetiere giftig, langlebig und reichert sich in der Umwelt an. Trendbewertung: Die PFOS-Belastung der Brassen nimmt an fast allen Flussabschnitten ab, am Niederrhein seit dem Jahr 2000 um etwa 50 Prozent.

Hexachlorbenzol HCB Quecksilber Hg % % 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1995 2001 2007 2013 1995 Polybromierte Diphenylether PBDE % 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2001 2007 2013 1995 2001 2007 2013 Messort: Prossen, Elbe Erklärung zur Chemikalie: HCB ist ein Fungizid, das vor allem als Beizmittel für Saatgut und als Holzschutzmittel verwendet wurde. Es gehört zu dem so genannten Dreckigen Dutzend der Stockholm Konvention, das seit 2004 weltweit geächtet ist. Trendbewertung: HCB hat bis in die 1990er Jahren die Elbe vergiftet. Heute ist die Belastung der Elbefische um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Messort: Barby, Elbe Erklärung zur Chemikalie: Quecksilber reichert sich in Nahrungsnetzen an. Das Nervengift ist besonders gefährlich für Mensch und Spitzenprädatoren. Seit 2013 versucht die Minamata-Konvention, weltweit Quecksilber-Emissionen zu reduzieren. Trendbewertung: Bis 2000 gingen die Quecksilberwerte in den Elbebrassen zurück. Seitdem verändern sich die Belastungen an den meisten Flächen kaum noch. Messort: Koblenz, Rhein Erklärung zur Chemikalie: PBDE reichern sich in Nahrungsnetzen an, sie sind giftig und teilweise auch krebserregend. Die kommerziellen Penta- und Octa-Gemische dürfen daher seit 2004 nicht mehr als Flammschutzmittel eingesetzt werden. Trendbewertung: Die PBDE-Gehalte in Brassen sinken kaum. Im Gegenteil: An manchen Flächen nehmen die gemessenen Werte sogar zu.

10 Gesamtbelastung im Fischfilet der Brassen Mengen verschiedener Chemikalien in 100 g Filet der Brassen vom Niederrhein (2013) µg/100 g Filet Selen Perfluoralkylsubstanzen davon 90 % Perfluoroctansulfonat (PFOS) 50 Arsen Polychlorierte Biphenyle PCB 28, 52, 101, 118, 153, 138, 180 Hexabromcyclododecan alpha-, beta-, gamma-hbcd 10 Thallium Polybromierte Diphenylether Penta-, Octa-PBDE 1,0 0,1 Blei Kupfer Dieldrin DDT und Metabolite Butylzinn Quecksilber Lindan und Metabolite Hexachlorbenzol Pentachlorbenzol Octachlorstyrol Elemente Metalle Industriechemikalien Pflanzenschutzmittel und Biozide

Herausgeber: Umweltbundesamt Fachgebiet II 2.4 Binnengewässer Postfach 14 06 06844 Dessau-Roßlau Tel: +49 340-2103-0 info@umweltbundesamt.de Internet: www.umweltbundesamt.de /umweltbundesamt.de /umweltbundesamt Konzeption und Redaktion: Jan Koschorreck Autoren: UBA: Jan Koschorreck Fraunhofer IME: Heinz Rüdel Gestaltung: Studio GOOD, Berlin gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier Broschüren bestellen: Umweltbundesamt c / o GVP Postfach 30 03 61 53183 Bonn Service-Telefon: 0340 2103-6688 Service-Fax: 0340 2104-6688 E-Mail: uba@broschuerenversand.de Internet: www.umweltbundesamt.de Publikation als pdf: www.umweltbundesamt.de/publikationen/brassen-die-trendmacher Stand: März 2016

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