Kulturwissenschaften = Kultur + Wissenschaft(en)



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Transkript:

Kulturwissenschaften = Kultur + Wissenschaft(en) Kultur sektoral: Wirtschaft/Gesellschaft/Politik/Kultur Kultur = Kunst/Musik/Literatur + Bildung/Wissenschaft normativ: Kanon der herausragenden Werke Sphäre des Schönen/Wahren/Guten Hort der ewigen Werte Selektivität, Klassizität (= Zeitlosigkeit) traditionell elitär: feine, dünne Glasur auf dem sozialen Kuchen Kultur Luxus (teuer!) Abgrenzung gegen Volkskultur = Sitten + Gebräuche im niederen Volk (= Pöbel ) heute tendenziell unbegrenzt: offene Grenze zwischen Hochkultur und populärer Kultur (Mozart ~ Beatles) Massenmedien; technische Reproduzierbarkeit ( ) Deutungsrahmen; spezifische Perspektive/Sichtweise: Mensch als symbolisches Wesen (Cassirer) Gesellschaft als Bedeutungsgewebe (Weber; Geertz) Hagener Modell: fehlen: KW = PHIL + LIT + HIST + SOZ = Geistes- und Sozialwissenschaften Kunstgeschichte, Musik, Theater etc. (schade!) (aber: im Lehrangebot integriert)

Wissenschaft Kenntnisse/Wissen; Fertigkeiten/Fähigkeiten (Arbeitsmarkt) Beruf (Weber)/Lebenshaltung: systematische Wahrheitssuche Neugierde, Leidenschaft/Besessenheit (Bauch) Rationalität, Distanz, Zweifel, Kritik (Kopf) Wahrhaftigkeit, Kompromisslosigkeit (Herz) schwierig Verantwortung/Werturteile (Kopf + Herz) Kollektive Lebensform: Universität (seit 12.Jh.) Einheit von Forschung und Lehre; forschendes Lernen Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden FernUniversität/Fernstudium Nachteile: Vereinzelung; mangelnde Erfahrung von Wissenschaft als sozialer Praxis (beiläufiges Lernen, Abgucken) Vorteile: Transparenz aller Lehrinhalte Mediale Betreuung: Telefon, Internet (Email, Portal BA KW, Newsgroups, LVU) Besondere Möglichkeiten: PV als Konzentrationsschmiede Wissenschaft als soziale Praxis (Verkehrsformen) Trost: Pein: Einsamkeit und Freiheit als Aufgabe/Schicksal des Wissenschaftlers, unentrinnbar (Humboldt) bei Humboldt nur der Wissenschaftler [männl.] ordentl. Frauenstudium: Baden 1900, Bayern 1903, Preußen 1908, Mecklenburg-Schwerin 1909

BA KW Modul2 Magische Vierfeldtafel der Kulturwissenschaftliche Methoden Gegenwart Realität [Daten / Texte] Fiktion (außen) (innen) Erfahrung Vorstellung (Empirische) Sozialforschung Textinterpretation (Hermeneutik) quantitativ qualitativ 3609 3702 34203 Burzan Brüsemeister Meyer-Zwiffelhoffer Daten (Zahlen) / Texte (Wörter) Erhebung hart Auswertung weich Darstellung Geschichte Dokumentation/ Archivierung

Textinterpretation (hermeneutische Methode/Modelle) Hermeneutik = Kunst der Auslegung von Texten [oder Bildern] Lehre/Theorie des Verstehens Der Sinn des Textes steht nicht von vorneherein ein für allemal fest, sondern der Text ruft ständig neue Auslegungen/Lesarten hervor, die er dann annimmt/aufnimmt/weiterträgt (Blumenberg) Probleme: 1. unendlicher Prozess ( Auslegware [Seiffert]) 2. Verfahren als solches nur bedingt formalisierbar (dagegen: objekt. Hermeneutik [Oevermann]) 3. Abschottung (esoterisch/aristokratisch): Hermeneutik = Kunst der Auslegung (man kann es - oder eben nicht) Lösung: metaphorische/bildliche Bestimmungen - hermeneutischer Zirkel (Heidegger: nicht raus, sondern rein!) - Bedeutungsschichten alter Hut Bibelexegese (MA): mehrfacher Schriftsinn buchstäblich, allegorisch, moralisch/tropol., anagogisch/eschat. (Jerusalem = Stadt, Kirche, Seele, Himml. Stadt/Reich Gottes) - Textschichten / Texte über Texte - Verschlüsselung/Entschlüsselung; Codierung/Decodierung neues Kleid Semiotischer Kulturbegriff: Handlung als Text (Geertz) Leitbegriffe/Schlüsselwörter - Einfühlung/Identifikation/Dialog/Erlebnis (Dilthey) (imaginäre Bruderschaft: Golo Mann und Wallenstein) - Verstehen statt Erklären (GW gegen NW) (Dilthey) - Vorverständnis/Vor-Urteil; Standortgebundenheit (Gadamer) - Horizont des Verstehens; Verschmelzung der Horizonte (Gadamer) - Interaktion Text/Leser: Text als Partitur (Iser) - fremde Kultur: Perspektive des Eingeborenen (Malinowski)

Text/Quelleninterpretation: einzelne Schritte (Elemente) Textgestalt und Textstruktur Sprache und Stil Bestandteile und Aufbau Textgattung/Textsorte; spezifische Formvorschriften Beispiele Tragödie, Epos, Fabel, Traktat/Abhandlung Tagebuch, Brief, Memoiren Urkunde, Akten, Gesetz Normativität / Kanonisierung / Wirkungsgeschichte Text und Kontext: Einordnung in den historischen Zusammenhang Person und unmittelbares Umfeld des Autors zeitgenössische Umstände (politisch, sozial, ökonomisch etc.) Traditionslinien/Einflüsse (positiv und negativ: Abgrenzung) Text (geschrieben) Sprache (gesprochen); Spannung zwischen Schriftkultur und Mündlichkeit (Performanz/Performativität) Epos, Tragödie, Rede, Gedicht, platon. Dialog Vergleich Musik: Notentext Aufführung/Interpretation Textüberlieferung: häufig (oder sogar: immer?) fragmentarisch Sophokles: 7 Stücke von 123 (= 6 %) Aristoteles, Poetik: bloß Tragödie (Komödie verschollen) Kabinettsprotokolle (Ausschnitte; Aktenvernichtung) Überlieferungsträger/-medien mündliche Überlieferung (aber wie/ab wann greifbar?) Handschrift Druck Edition