Der Burgwall Tutow "Alte Stadt" in Mecklenburg-Vorpommern

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Transkript:

Der Burgwall Tutow "Alte Stadt" in Mecklenburg-Vorpommern Ehemalige Lagesituation zur Slawenzeit, nach Ronny Krüger 2015 Am östlichen Ortsausgang von Tutow in Richtung Jarmen liegen direkt an der B110 die bewaldeten Überreste einer großen frühslawischen Niederungsburg. Das Bodendenkmal trägt seit langer Zeit die Flurnamen "Hexenberg" und "Alte Stadt".

Am bis zu 3 m hohen Burgwall "Alte Stadt" im Februar 2015 Der leicht herzförmige Burgwall ist insgesamt gut erhalten geblieben und erreicht eine Ausdehnung von etwa 2 ha. Ein Erdentnahmegraben umgab die gesamte Burgsiedlung und ist noch besonders im Osten und Westen erkennbar. Keramikfunde der Feldberger- und Menkendorfer Art datieren den Fundplatz in das 8. bis frühe 10. Jahrhundert. Demnach handelt es sich eindeutig um eine frühslawische Niederungsburg der Wilzenzeit.

Am bis zu 3 m hohen Burgwall "Alte Stadt" im Februar 2015 Die slawischen Erbauer errichteten die Großraumburg vermutlich in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Man suchte sich damals einen strategisch gut geschützten Ort in einem alten Moor aus, das im Süden an ein Niederungstal grenzte. Der Platz wurde nun mit einer hölzernen Kastenkonstruktion befestigt, in der die Erde des Burggrabens verfüllt wurde. Dieser Graben war besonders im Osten bis zu 10 m breit! Diese Grabenanlage dürfte einst Wasser geführt haben. Heute sind die Burggräben allesamt trocken und im Norden durch den Wallversturz zugeschüttet.

Die Burg lag einst in einem feuchten Moor, Februar 2015 Da die Burgfläche erheblich höher als das Umland liegt ist davon auszugehen, dass hier eine Art natürliche Erhebung lag, die zu einer Burganlage ausgebaut wurde. Ob hier zuvor bereits eine unbefestigte slawische Vorgängersiedlung bestand, entzieht sich meiner Kenntnis. Interessant ist, dass sich im Westen vor der Burg ein weiterer leicht bogenförmiger Querwall befindet.

Auf dem Querwall im Westen vor der Burg, Februar 2015 Dieser kurze Wall wurde sicher zur damaligen Zugangsseite angelegt und sollte den Zugang zur Burg schützen. Deutliche Wallsenken sind im westlichen Querwall und des Burgwalls noch heute erkennbar und deuten die Zugangstore an. Im Osten des Burgwalls ist eine weitere Wallsenke erkennbar. Ob sie ein slawenzeitliches zweites Zugangstor anzeigt, oder es sich um einen neuzeitlichen Zugangsweg zum Burgareal handelt, kann ich nicht sagen. Das alte Burgareal dürfte früher landwirtschaftlich genutzt worden sein, denn der Wall überragt das Burggelände nur noch um max. 1 m.

Der Burgwall überragt die Burgfläche (links) nur noch schwach, Februar 2015 Es ist aber auch denkbar, dass das alte Burggelände nach Aufgabe der Burg schnell verwaldete und das Laub der Bäume über die Jahrhunderte die Burgfläche natürlich erhöht bzw. verfüllt hat. Zur Geschichte der Burg ist nichts bekannt. Man kann aber soviel sagen, dass die Burg als Rückzugsort der slawischen Bauernbevölkerung diente, die hier in Notzeiten vor einem Feind Schutz suchte. Es wird hier also einige dutzend Wohnhäuser in Flechtwerk- oder Blockbautechnik gegeben haben, die sich vermutlich am Innenwall konzentrierten. Weiter wird es Vorratsgruben, Brunnen und handwerkliche Werkstätten gegeben haben. Die normale Bevölkerung lebte aber ausserhalb der Burg in offenen nahen Siedlungen, um der Land- und Viehwirtschaft besser nachgehen zu können.

Der Burgwall im Westen mit heutigem Zugangsdamm, Februar 2015 Im Jahr 789 eroberte der Frankenkönig "Karl der Große" weite Gebiete der slawischen Wilzen östlich der Elbe. Er zog mit einem großen Heer bis zur Hauptburg des Wilzenkönigs "Dragowit". Diese Burg wird heute mit dem Burgwall Demmin-Vorwerk identifiziert. Die in der Burg verschanzten slawischen Kleinkönige und Dragowit selbst mussten sich nach einer kurzen Belagerung schließlich der fränkischen Übermacht beugen. Sie stellten Geiseln und versprachen Treue zum Frankenreich. Ob bei diesem Feldzug auch der Burgwall Tutow "Alte Stadt" direkt angegriffen wurde ist unbekannt. Die Burg bestand aber nachweislich noch bis um/kurz nach 900. Im Verlauf des 10. Jahrhunderts entstand in nur 400 m südwestlicher Richtung eine neue slawische Burganlage, die heute den Flurnamen "Alte Schanze" trägt. Sie stellt vermutlich die Nachfolgeburg der "Alten Stadt" dar. Die bis zu 20 m hohe "Alte Schanze" ist noch heute ein gewaltiger Burgwall, der in das 10. bis 12. Jahrhundert datiert wird. Wer die beiden Burganlagen von Tutow heute besuchen möchte, sollte sich wie immer nur die kälteren Jahreszeiten aussuchen. Im Sommer sind beide Burgareale durch die üppige Vegetation kaum erkundbar. Von Ronny Krüger 2015